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Beckenbodensenkung: Symptome und Therapie

Beckenbodensenkung
Der Beckenboden schließt das kleine Becken nach unten ab. / Bild © H_Ko, Adobe Stock

Eine Beckenbodensenkung kann sich durch Symptome wie etwa Blasenschwäche bemerkbar machen. Verantwortlich dafür sind häufig Schwangerschaft und Geburt. Doch das wissen die wenigsten Frauen. Wir haben das Wichtigste zusammengestellt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einer Geburt ist dein Beckenboden geschwächt oder sogar verletzt.
  • Je nach Schwere der Beschwerden kannst du unterschiedliche Maßnahmen ergreifen.
  • Auf alle Fälle solltest du die Muskulatur zunächst stärken und so einer fortschreitenden Senkung vorbeugen.

Welche Symptome entstehen durch eine Beckenbodensenkung?

Betroffene Frauen leiden häufig unter einer Harninkontinenz. Aber auch Stuhlinkontinenz oder eine Gebärmuttersenkung können Zeichen für eine Beckenbodensenkung sein. Denn der Beckenboden, der bei einer Senkung geschwächt ist, hält genau diese drei Organe im kleinen Becken: Blase, Enddarm und Gebärmutter. Werden diese nicht mehr so stabil gehalten, rutschen sie nach unten und können so mehr oder weniger starke Beschwerden verursachen. 

Bei 25–33 Prozent der Schwangeren kommt es nach einer Geburt zu einer Harninkontinenz; besteht diese auch noch drei Monate nach der Geburt, müssen 76,4 Prozent damit rechnen, auch noch zwölf Jahre später harninkontinent zu sein. Ursache ist in der Regel ein schwacher Beckenboden.

Wie entsteht eine Beckenbodensenkung?

Im Idealfall ist der Beckenboden so straff gespannt wie ein Trampolinnetz und hält alle Organe im kleinen Becken. Nach der Geburt hängt er jedoch eher schlaff wie eine Hängematte. Ursache dafür sind Hormone, die während der Schwangerschaft etwa die Bänder lockern und das Gewebe weicher machen. 

Der Beckenboden ist eine Schicht aus Muskeln, Bindegewebe und Nervenfasern, die das kleine Becken samt seiner Organe (Harnblase, Gebärmutter, Enddarm) nach unten abschließt. Der Beckenboden formt dabei eine Acht um Scheide und After. 

Dazu kommt, dass der Kopf deines Babys den gesamten Beckenraum einnimmt, die Organe verdrängt und so zusätzlich das Bindegewebe, die Muskeln und Nerven überdehnt. Im Lauf der menschlichen Evolution ist der Kopf im Verhältnis zur Beckenöffnung der Frauen zudem immer größer geworden. Kommt es bei der Geburt vielleicht noch zu einem Dammriss, schwächt das den Beckenboden zusätzlich. Auch Nervenfasern können so zerstört werden.

Bei Erstgebärenden zeigt sich das Risiko für eine Harninkontinenz nach spontaner vaginaler Entbindung in der Literatur zwei- bis dreimal so hoch wie nach Kaiserschnittentbindung.

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Welche Therapieoptionen gibt es?

Nach der Geburt müssen erschlaffte Muskel- und Bindegewebsschichten sich erst wieder regenerieren und anschließend gestärkt und gekräftigt werden. Die Rückbildungsgymnastik zum Beispiel zielt genau darauf ab, ist aber erst der Anfang eines längeren Prozesses. Helfen kann hier Physiotherapie. Such dir gern auch Hilfe in einem Beckenbodenzentrum. Gezielte Beckenbodenübungen – womöglich auch in Kombination mit Biofeedback und Elektrostimulation – können die Regeneration unterstützen.

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Doch bisweilen können auch gut trainierte Muskeln die Bindegewebsschwäche nicht ausgleichen. Dann können Pessare helfen. Diese Hilfsmittel sind biegsame Schalen, Würfel oder Ringe unterschiedlicher Größe aus Silikon oder anderem Kunststoff. Pessare wirken wie ein inneres Taping für den Beckenboden: Entweder die Frauen selbst oder ihre Gynäkologen platzieren das Pessar über die Scheide so, dass der Beckenboden – und damit Harnblase, Gebärmutter und Rektum – in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht und dort gehalten werden. 

Vier von fünf Frauen, die sich das Pessar selbst einführen konnten, wendeten dies in einer Studie mehr als 5 Jahre an und bewerteten ihre Lebensqualität deutlich oder gar sehr deutlich besser.

Pessare, die das Volumen der Scheide nicht ausfüllen, können während des Geschlechtsverkehrs sogar an Ort und Stelle belassen werden. Sie müssen einzig dann entfernt werden, wenn sie den Partner stören.

Gegen Symptome wie eine überaktive Blase gibt es auch Medikamente, die verhindern, dass sich die Muskulatur der Harnblase zusammenzieht. Sie lindern so den Harndrang. Auch eine Creme mit dem weiblichen Hormon Östrogen kann helfen. Bisweilen spritzen Ärzte auch Botulinumtoxin in die Harnblase.

Helfen alle diese Maßnahmen nicht, gibt es auch die Möglichkeit einer Operation: Spezialisten in einem urogynäkologischen Zentrum können das gedehnte Gewebe raffen und überdehnten Haltebänder der Gebärmutter kürzen. Ein Kunststoffnetz kann zusätzlich helfen, die Gewebeschichten zu stabilisieren. Bei einer Belastungsinkontinenz gibt es auch die Option ein Kunststoffband in Form einer Schlinge um die Harnröhre zu legen. Das hilft den betroffenen Frauen in der Regel, ihren Urin wieder komplett kontrollieren zu können.

Kann ich eine Beckenbodensenkung verhindern?

Wirklich verhindern lässt sich eine Beckenbodensenkung wohl nicht, aber du kannst dich informieren. Spreche vor oder zu Beginn einer Schwangerschaft unbedingt das Thema Beckenbodengesundheit in deiner Frauenarztpraxis an und lass dich zu den Risiken aufklären und beraten. Am besten solltest du auch zu diesem Zeitpunkt oder früher schon üben deinen Beckenboden zu spüren und anzuspannen. Im Hinblick auf die Geburt kannst du durch regelmäßige Dammmassage oder Vaginaldilatatoren versuchen Gewebe wie das Perineum, also die Gewebebrücke zwischen After und Scheideneingang, vorzudehnen und schweren Dammrissen so vorzubeugen.

Mehr zum Thema

Hast du noch Fragen zur Beckenbodensenkung oder zum Thema Beckenbodendysfunktion allgemein? Dann schreib uns gern einen Kommentar! 

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.07.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Clara Stark

Mit Mann und drei Kindern lebt Clara im niederbayerischen Landshut. Von dort aus unterstützt sie die babelli-Redaktion als Medizinjournalistin und erklärt Fachbegriffe rund um Schwangerschaft, Baby und Kleinkind - von Amniozentese bis Zytomegalie. Seit mehr als 20 Jahren recherchiert die Diplom-Molekularmedizinerin und gelernte Redakteurin zu Wissenschafts- und Medizinthemen. Komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass sie leicht verständlich und konsumierbar sind, ist für sie selbstverständlich und herausfordernd zugleich.

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