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Milcheinschuss: Zeitpunkt, Symptome & Soforthilfe bei Schmerzen

Milcheinschuss
Frühes und häufiges Anlegen bringt die Milchbildung in Gang und fördert den Milcheinschuss / Bild © JenkoAtaman, Adobe Stock

Der Milcheinschuss kann vorübergehend Unwohlsein und Schmerzen hervorrufen. Wir erklären dir, was genau der Milcheinschuss ist, wann er stattfindet und woran du ihn erkennst. Obendrein verraten wir dir, wie du den Milcheinschuss fördern und mit ihm einhergehende Schmerzen lindern kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Milcheinschuss beginnt der Übergang vom Kolostrum zur reifen Muttermilch.
  • Meist setzt er zwei bis fünf Tage nach der Geburt ein. Nach einem Kaiserschnitt manchmal etwas später.
  • Klassische Symptome sind: geschwollene, spannende und druckempfindliche Brüste, gerötete Haut, eventuell Verhärtungen und eine erhöhte Temperatur.
  • Jede Frau empfindet den Milcheinschuss anders. Manche merken ihn kaum, andere haben Schmerzen.
  • Meist lassen die Schmerzen nach ein bis drei Tagen nach.
  • Häufiges Anlegen und viel Hautkontakt nach der Geburt können helfen, den Milcheinschuss zu fördern und starken Beschwerden vorzubeugen.

Was ist der Milcheinschuss?

Wenige Tage nach der Entbindung kommt es zum sogenannten Milcheinschuss. Der Milcheinschuss läutet den Übergang von der Vormilch zur reifen Muttermilch ein. Der medizinische Fachbegriff lautet initiale Brustdrüsenschwellung.

Bereits in der Schwangerschaft bildet dein Körper die nahrhafte Vormilch (Kolostrum), die direkt nach Geburt für dein Baby verfügbar ist. Sie nährt dein Baby in den ersten Tagen. Mit dem Milcheinschuss wird die Vormilch durch die Übergangsmilch ersetzt. Die Übergangsmilch ist wiederum die Zwischenstufe zwischen der Vormilch und der reifen Muttermilch. Sie dient dem Säugling etwa bis zum 15. Tag nach der Geburt als Nahrung.

Der Milcheinschuss ist somit ein hormoneller Prozess, durch den sich die Zusammensetzung der Milch verändert.

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Wann kommt es zum Milcheinschuss?

Bei den meisten Frauen setzt der Milcheinschuss zwei bis fünf Tage nach der Geburt ein. Dann beginnt nach und nach die Produktion der reifen Muttermilch.

Nach einem Kaiserschnitt kann der Milcheinschuss etwas länger auf sich warten lassen. Insbesondere dann, wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt ohne vorherige Wehen handelte. Durch möglichst viel direkten Hautkontakt und häufiges Anlegen kannst du den Milcheinschuss fördern (dazu später mehr).

Woran erkennt man den Milcheinschuss?

Du erkennst den Milcheinschuss daran, dass deine Brüste und Brustwarzen spannen und anschwellen. Die Brust erscheint deutlich größer und kann sich fest und schwer anfühlen. Die Haut kann heiß und gerötet sein.

Einige Frauen spüren nur minimale Symptome. Andere empfinden das Hitze- und/oder Spannungsgefühl als unangenehm. Manchmal verursacht der Milcheinschuss auch starke Schmerzen und ein allgemeines Unwohlsein (teils mit leichtem Fieber). Der Milcheinschuss wird somit individuell ganz unterschiedlich erlebt.

Die wesentlichen Symptome auf einen Blick:

  • Geschwollene, schwere Brüste.
  • Spannungsgefühl an den Brüsten bis hin zu Schmerzen.
  • Gerötete Haut, teils auch sichtbare Venen (aufgrund der stärkeren Durchblutung).
  • Die Brüste können sich heiß anfühlen und druckempfindlich sein.
  • Erhöhte Temperatur (maximal 38,4 °C).
  • Eventuell Verhärtungen (durch die größeren und festeren Brustdrüsen).

Manchmal wird der Milcheinschuss von Ödemen begleitet. Dann ist von einer verstärkten initialen Brustdrüsenschwellung die Rede.

Warum verursacht der Milcheinschuss Schmerzen?

Nach der Geburt stellt sich dein Körper hormonell um. Der Östrogen- und der Progesteronspiegel sinken. Dafür wird vermehrt Prolaktin produziert. Prolaktin ist für die Milchbildung verantwortlich. Durch den steigenden Prolaktinspiegel schwellen die Brustdrüsen an. Auch die Durchblutung nimmt durch die einsetzende Laktation zu.

Hinzu kommt, dass der Körper nun vermehrt Lymphflüssigkeit bildet. Diese verteilt sich im gesamten Körper und sammelt sich auch in der Brust an. Die vermehrte Lymphflüssigkeit und die verstärkte Durchblutung können ein Spannungsgefühl bis hin zu Schmerzen hervorrufen.

Kommt es zu Lymphstauungen im Zwischendrüsengewebe, kann dies die Schmerzen bei der Brustdrüsenschwellung befeuern. Frauen, die während der Geburt Infusionen erhielten, etwa zur Stabilisierung des Kreislaufs bei einer Periduralanästhesie (PDA), sind besonders häufig von Lymphstauungen betroffen.

Gut zu wissen:

Nur rund ein Drittel der Volumenzunahme der Brust wird durch die einschießende Milch verursacht. In erster Linie beruht das Anschwellen der Brust auf Lymphstauungen im Drüsengewebe. Der korrekte medizinische Fachausdruck lautet daher initiale Brustdrüsenschwellung.

Was hilft gegen die Schmerzen beim Milcheinschuss?

Um etwaige Schmerzen zu lindern, sind folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen hilfreich:

  • Lymphabfluss anregen: Die Schwellung und die Schmerzen entstehen – wenn überhaupt – hauptsächlich durch die Lymphe. Lass dir von deiner Hebamme oder einer Stillberaterin zeigen, wie du durch eine Brustmassage den Lymphabfluss anregen kannst. Sie können dir auch die sogenannte RPS-Methode („Reverse Pressure Softening“) zeigen, die dir bei einer prallen Brust das Anlegen erleichtert.
  • Häufig stillen: Lege dein Baby mindestens alle zwei bis drei Stunden an. Am besten ist das Stillen nach Bedarf. Die Hormone, die beim Stillen produziert werden, tragen dazu bei, dass sich dein Körper hormonell schneller umstellen kann. Zu seltenes Anlegen hingegen lässt die Milchmenge sinken. Dadurch können sich die Beschwerden verschlimmern.
  • Stillpositionen variieren: Wechsle regelmäßig die Position, damit die Brust von allen Seiten entleert wird. Das fördert die Milchbildung.
  • Druck aus der Brust nehmen: Wenn du vor dem Stillen etwas Milch mit der Hand ausstreichst, wird die Brust weicher. Das lindert zum einen den unangenehmen Druck. Zum anderen wird es dadurch für dein Baby leichter, die Brustwarze richtig zu fassen. Denn viele Neugeborene haben Schwierigkeiten damit, eine sehr prall gefüllt Brust mit dem Mund zu umschließen.
  • Feuchte Wärme vor dem Stillen: Durch die Wärme kann die Milch in den Milchkanälen leichter fließen. Gut geeignet sind ein warmer Waschlappen oder eine warme Dusche vor dem Anlegen.
  • Brüste nach dem Stillen kühlen: Das Kühlen hilft gegen das Anschwellen und die Schmerzen. Zum Kühlen eignen sich etwa Quarkwickel, Kohlblätter aus dem Kühlschrank (mit einem Nudelholz gewalzt) oder gekühlte Kirschkernkissen. Wichtig: Die Brustwarzen sollten beim Kühlen frei bleiben.

Sollten unsere Tipps nicht wirken, gibt es stillverträgliche Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol, die zur Linderung der Schmerzen beitragen können. Besprich die Einnahme von Medikamenten immer vorab mit deiner Ärztin.

Wie lange dauert der Milcheinschuss und wann sollten die Schmerzen nachlassen?

Das unangenehme Gefühl, das durch die initiale Brustdrüsenschwellung entsteht, legt sich oft bereits nach ein paar Stunden. Spätestens nach zwei bis drei Tagen sollten die Beschwerden abklingen. Falls nicht, solltest du deine Frauenärztin, deine Hebamme oder eine Stillberaterin aufsuchen. Insbesondere dann, wenn die Schmerzen zunehmen und weitere Beschwerden wie steigendes Fieber hinzukommen. Dann könnte sich die Brustdrüsenschwellung zu einer Brustentzündung (Mastitis) entwickelt haben.

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Kann man den Milcheinschuss fördern und Schmerzen vorbeugen?

Es wird empfohlen, das Baby in den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt das erste Mal anzulegen. Durch den Hautkontakt schüttet der Körper Oxytocin aus. Das sogenannte „Kuschelhormon“ kurbelt die Milchbildung an. Durch das Saugen wird zudem die Prolaktinproduktion angeregt.

In den ersten Tagen nach der Entbindung solltest du etwa alle zwei bis drei Stunden stillen – am besten nach Bedarf. Das häufige Anlegen und der enge Kontakt zwischen Mutter und Säugling tragen dazu bei, dass der Körper sich hormonell schneller und gleichmäßiger umstellen kann. Ideal ist das mittlerweile in vielen Krankenhäusern praktizierte 24-Stunden-Rooming-in. Wichtig ist, dass die Brust gut entleert wird. Das fördert die Prolaktinbildung. Sollte dein Baby saugschwach sein, etwa weil es ein Frühchen ist, kannst du die Milch regelmäßig ausstreichen oder vorsichtig abpumpen.

Auch wenn all diese Maßnahmen dazu beitragen können, die Milchbildung zu fördern und Schmerzen beim Milcheinschuss vorzubeugen, lassen sich Beschwerden nie gänzlich ausschließen.

Was tun bei zu viel Milch beim Milcheinschuss?

Manche Frauen produzieren sehr viel Milch und haben zunächst ein Überangebot an Muttermilch. Ein starker Milchspendereflex und ein schneller Milchfluss können dazu führen, dass sich der Säugling verschluckt. Normalerweise passt sich die Milchproduktion nach kurzer Zeit dem Bedarf des Babys an. Bis dahin kannst du dir und deinem Kind das Stillen erleichtern, indem du Stillpositionen nutzt, in denen dein Baby entgegen der Schwerkraft saugen muss. Gut geeignet ist unter anderem das zurückgelehnte Stillen in halbsitzender Position. Dabei „schießt“ die Milch nicht so schnell heraus.

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Wichtig: Versuche besser nicht, dem starken Milchfluss durch Abpumpen entgegenzuwirken. Übermäßiges Abpumpen regt die Milchproduktion erst recht an. Streiche die Brust lieber behutsam mit der Hand aus, bis der Druck nachlässt.

Kein Milcheinschuss, was kann ich tun?

Solltest du feststellen, dass der Milcheinschuss auf sich warten lässt, ist Ursachenforschung wichtig. Folgende Gründe kommen infrage:

  • Entbindung per Kaiserschnitt: Nach einem Kaiserschnitt setzt der Milcheinschuss manchmal später ein.
  • Seltenes Anlegen: Wird das Baby zu selten angelegt, erschwert dies dem Körper die Milchbildung.
  • Trennung von Mutter und Kind: Sind Mutter und Kind nach der Entbindung getrennt, etwa da das Baby ein Frühchen ist und in einem Inkubator liegt, kann sich der Milcheinschuss hinauszögern.
  • Schilddrüsenunterfunktion: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann die Milchbildung und den Milcheinschuss hemmen.

Um den Milcheinschuss zu fördern, solltest du daher dein Baby häufig anlegen und für viel Hautkontakt sorgen. Falls dein Baby ein Frühchen ist, ist Kanguruhen eine hervorragende Möglichkeit, den Milchfluss anzuregen.

Weiterhin kann dir deine Hebamme Massagetechniken für die Brust zeigen, um den Milchfluss zu verbessern. Wichtig ist außerdem, dass du dir im Wochenbett Ruhe gönnst. Stress kann sich negativ auf den Milcheinschuss auswirken.

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Ohne Milcheinschuss keine Milch?

Falls du dir unsicher bist, ob dein Baby ausreichend Milch bekommt, solltest du mit deiner Hebamme darüber sprechen. Sie kann die Gewichtsentwicklung deines Babys beobachten. Grundsätzlich gilt: Solange dein Baby an der Brust zufrieden ist, sich gut entwickelt und Gewicht und Größe im Rahmen liegen, besteht kein Grund zur Sorge. Zur Beruhigung sei außerdem gesagt, dass manche Frauen den Milcheinschuss gar nicht wahrnehmen. Womöglich ist das bei dir auch so und der Milcheinschuss ist bereits unbemerkt erfolgt.

Kann man den Milcheinschuss verhindern?

Nicht jede Mutter kann oder möchte stillen. In diesem Fall kann der Milcheinschuss durch die Einnahme von sogenannten Prolaktinsekretionshemmern verhindert werden. Prolaktinsekretionshemmer sind verschreibungspflichtig. Falls du nicht stillen möchtest, solltest du dich daher frühzeitig an deine Frauenärztin wenden. Sie kann dich ausführlich beraten und über die Nebenwirkungen solcher Medikamente aufklären.

Weiterhin soll es hilfreich sein, die Brust zu kühlen und Salbeitee zu trinken, um den Milchfluss zu hemmen. Inwiefern diese „Hausmittel“ tatsächlich Wirkung zeigen, ist nicht ausreichend belegt.

Vorsicht: Milchstau-Gefahr

Oft wird empfohlen, dass sich Frauen die Brüste hochbinden und enge BHs tragen sollen, um den Milcheinschuss zu verhindern. Sollte der Milcheinschuss dennoch einsetzen, können solche Maßnahmen jedoch einen Milchstau verursachen. Denn durch zu eng anliegende Kleidung können Milchgänge abgedrückt werden.

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Kann der Milcheinschuss vor der Geburt einsetzen?

Deine Brüste bereiten sich während der Schwangerschaft auf das Stillen vor. Es kann sein, dass bereits gegen Ende der Schwangerschaft eine kleine Menge Milch aus der Brust austritt. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um Vormilch. Der hohe Östrogenspiegel und das Progesteron verhindern, dass es während der Schwangerschaft zu einem vorzeitigen Milcheinschuss kommt. Die Vormilch kannst du aber theoretisch schon ab der 37. SSW gewinnen. Hier kannst du nachlesen, wie sich die Brüste in der Schwangerschaft verändern.

Ist ein Milcheinschuss ohne Schwangerschaft möglich?

Der Milcheinschuss tritt ausschließlich zu Beginn der Stillzeit und somit nach einer Schwangerschaft ein. Es kommt jedoch vor, dass auch außerhalb einer Schwangerschaft milchige Flüssigkeit aus der Brust austritt. Mediziner sprechen hierbei von Galaktorrhoe. Eine Galaktorrhoe geht in vielen Fällen mit Zyklusstörungen einher. Sie kann auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten. Falls du einen anhaltenden „Milchfluss“ ohne Schwangerschaft bei dir bemerkst, solltest du deine Frauenärztin aufsuchen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 23.05.2023
Dieser Artikel wurde von Juliane Baier geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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