Zwei Babys, die gemeinsam wachsen und kuscheln: Zwillinge sind von Anfang an besonders – vor allem in ihrer Beziehung zueinander. Wie früh diese innige Verbindung beginnt, zeigen Ultraschallaufnahmen inzwischen deutlich.
Zwillinge entzücken und faszinieren zugleich. Als unsere Jungs zum ersten Mal nebeneinander lagen, war es sofort spürbar: das magische Band zwischen den beiden. Inzwischen sind sie bald sieben Jahre alt und können mehr als nur liegen. Sie balgen täglich mehrmals miteinander. Das Faszinierende: Sie haben sich dabei noch nie verletzt – abgesehen vielleicht von dem einen oder anderen Kratzer im Gesicht. Denn sie kennen sich und ihre Bewegungen in- und auswendig. Sie sind extrem vertraut miteinander.
Woher kommt diese frühe Verbindung? Und wann beginnt sie eigentlich? Tatsächlich schon im Mutterleib: Forscher um Umberto Castiello von der Universität von Padova in Italien haben fünf embryonale Zwillingspaare im 4D-Ultraschall beobachtet und je 20-minütige Videos ausgewertet. Bereits ab der 14. Schwangerschaftswoche treten die Geschwister miteinander in Kontakt – und das wohl ganz gezielt: Ihre Bewegungen richteten sich immer öfter auf das Gegenüber als auf sich selbst oder die Gebärmutterwand. Für die Studienautoren ist das ein eindeutiger Hinweis, dass der Mensch bereits im Mutterleib zu sozialen Kontakten fähig ist.
Das Besondere: Berührungen auf Augenhöhe etwa waren deutlich vorsichtiger als solche am eigenen Körper. Den Forschern schien es sogar so, dass Bewegungen, die auf das Geschwisterkind gerichtet waren, öfter abgebremst wurden als Berührungen der Gebärmutterwand. Dieses Phänomen verstärkte sich bei den Beobachtungen bis zur 18. Schwangerschaftswoche. Zwillinge scheinen also schon sehr früh vorsichtig miteinander umzugehen – und in keiner Weise grob.
Das lässt vermuten, dass die tiefe innere Beziehung zwischen Zwillingen auf eben jenen frühen sensorischen Erfahrungen beruht. Erinnerungen, die aus der Zeit im Mutterleib gespeichert sind und vielleicht ein Leben lang bleiben. Für unsere Zwillinge wünsche ich mir, dass sie sich diese Vertrautheit bewahren und schätzen lernen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit euren oder befreundeten Zwillingen gemacht? Gibt es diese innige Beziehung oder schlägt sie auch manchmal ins Gegenteil um? Wir freuen uns auf eure Kommentare.
Quellen
Castiello, U., Becchio, C., Zoia, S., Nelini, C., Sartori, L., Blason, L., D’Ottavio, G., Bulgheroni, M. & Gallese, V. (2010). Wired to be social: the ontogeny of human interaction.PLOS ONE, 5(10), e13199. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0013199 (abgerufen am 10.08.2023)
Lewin, V. (2017). Faszinosum Zwillinge: ganz besondere Geschwister.Psyche-Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 71(09). https://doi.org/10.21706/ps-71-9 (abgerufen am 10.08.2023)
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Veröffentlicht von Clara Stark
Mit Mann und drei Kindern lebt Clara im niederbayerischen Landshut. Von dort aus unterstützt sie die babelli-Redaktion als Medizinjournalistin und erklärt Fachbegriffe rund um Schwangerschaft, Baby und Kleinkind - von Amniozentese bis Zytomegalie. Seit mehr als 20 Jahren recherchiert die Diplom-Molekularmedizinerin und gelernte Redakteurin zu Wissenschafts- und Medizinthemen. Komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass sie leicht verständlich und konsumierbar sind, ist für sie selbstverständlich und herausfordernd zugleich.
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