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Diese 6 häufigen Fehler machen Eltern beim Spracherwerb ihrer Kinder

Mutter und Kind sehen sich einen Film am Tablet an
Einige Eltern nutzen technische Unterstützung / Bild © Mediaparts, Adobe Stock

Kinder lernen das Sprechen in den meisten Fällen ganz natürlich durch ihr Umfeld. Außerdem nutzen Eltern intuitiv sprachfördernde Verhaltensweisen. Trotzdem gibt es Dinge, die du im Umgang mit deinem Kind vermeiden solltest, da sie sich eher sprachhemmend auswirken können. Welche Fehler Eltern häufig machen, erfährst du jetzt.

1. Nicht oder wenig mit dem Kind sprechen

Dein Kind lernt von dir und seinem direkten Umfeld das Sprechen. Spricht es also noch nicht, ist es besonders wichtig, dass du dem Kind mit gutem Beispiel vorangehst.

Das heißt nicht, dass du in ewigen Monologen dein Kind unterhalten sollst. Vielmehr solltest du dein Sprechen an die Fähigkeiten deines Kindes anpassen. Benenne zunächst Dinge, die deinem Kind wichtig sind. Sagt es schon einzelne Worte, bilde kurze Zwei- bis Dreiwortäußerungen. Außerdem kannst du das Gesagte mit Mimik und Gestik unterstützen. Dies hilft deinem Kind dabei, aufmerksam zu bleiben und Informationen abzuspeichern.

Handy, Tablet und TV sind dabei nicht vergleichbar mit der elterlichen Sprache. Es kann zwar sein, dass dein Kind zum Beispiel schnell Liedtexte übernimmt, aber das Führen einer Kommunikation kann hierdurch nicht erlernt werden.

2. Zu viel Druck

Ein Fehler, der sehr häufig von Eltern unbewusst gemacht wird, ist das Aufbauen von Druck. Als Eltern möchten wir das Beste für unser Kind und versuchen es daher optimal zu fördern. Außerdem bedeutet das Sprechenlernen oft eine einfachere Kommunikation mit den Kindern. Trotzdem solltest du unbedingt vermeiden, zu hohe Anforderungen an das Kind zu stellen. Dies geschieht durch häufiges Vergleichen („Tim spricht aber gut. Unsere Alicia sagt noch gar nix!“), oder auch ein wohlgemeintes Auffordern zum Sprechen: „Nun sag doch, was das für ein Tier ist!“.

Auch das Verknüpfen von Sprache und Bedürfniserfüllung kann das Kind extrem frustrieren. Ein Beispiel für solch eine „Erpressung“ wäre: „Du möchtest eine Banane?! Dann sag: Bitte Banane!“. Dein Kind kann vielleicht dieses Wort noch nicht sagen oder versteht nicht, warum es dies sagen soll, obwohl du schon weißt, was es möchte. Besser ist es, dein Vorgehen zu verbalisieren, so hat dein Kind die Möglichkeit, Neues zu lernen. Wiederhole das Bedürfnis deines Kindes. Indem du „Du möchtest eine Banane essen“ sagst, lernt dein Kind von ganz allein es irgendwann auch selbst zu sagen.

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3. Ständige Korrekturen

Sprechen soll Spaß machen und das Kind muss sich dabei wohlfühlen. Korrigierst du dein Kind häufig, kann dies schnell zu Frust und Vermeidung führen. Daher verkneif dir lieber ein: „Das heißt Schuh und nicht Suh!“, und ersetze es durch eine korrekte Wiederholung der Äußerung deines Kindes. Dabei kannst du auch die Verbesserung deutlich betonen oder mehrfach in unterschiedlichem Kontext wiederholen. „Der Schuh gefällt dir gut? Der rote Schuh ist wirklich schön.“ Die Sprachentwicklung baut in einer bestimmten Reihenfolge aufeinander auf. Einzelne Laute und grammatikalische Strukturen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten erlernt, gib deinem Kind diese Zeit.

4. Nicht dem Interesse des Kindes folgen

Wir lernen am besten, wenn uns etwas gefällt und interessiert. Daher orientiere dich am Interesse des Kindes. Dein Kind möchte zum zehnten Mal das gleiche Fahrzeugbuch schauen? Anscheinend möchte es hierzu noch mehr erfahren. Du kannst das Thema einfach aufgreifen und mit spannenden neuen Inhalten erweitern.

Bücher lesen und das Betrachten von Büchern ist immer eine gute Möglichkeit, die Sprachentwicklung deines Kindes zu unterstützen. Es ist dabei nicht unbedingt wichtig, den Text der Bücher vorzulesen oder das gesamte Buch von vorn nach hinten durchzuschauen. Sprecht über die Dinge, die dem Kind besonders gefallen. Vermeide auch unbedingt ein Abfragen: „Was ist das?“. Hierdurch lernt dein Kind keine neuen Worte, sondern reproduziert nur Dinge, die es bereits beherrscht.

Vielleicht möchte dein Kind auch eine Zeit lang mal keine Bücher schauen. Auch Singen, Fingerspiele oder freies Spielen eignen sich hervorragend, um den Wortschatz und den Satzbau deines Kindes zu erweitern.

Der Blickkontakt zu deinem Kind kann dir übrigens dabei helfen herauszufinden, wofür sich dein Kind gerade interessiert. Andersherum hat das Kind so die Möglichkeit, deinen Mundbewegungen zu verfolgen und kann einfacher das Bilden von Sprachlauten erlernen.

5. Babysprache

In den ersten zwei Lebensjahren sprechen viele Eltern häufig in der Babysprache mit Kindern. Soll dein Kind jedoch das richtige Sprechen erlernen, solltest du dir bewusst machen, dass du das Sprachvorbild deines Kindes bist. Das heißt konkret, dass dein Kind dich imitieren und deine Babysprache nachsprechen wird. Kurze einfache Sätze und eine unbewusst etwas höhere Sprechstimme sind natürlich in Ordnung. Vermeide aber Verniedlichungen der Aussprache und Worte wie: „Oh, ein söner Wauwau!“ statt „Oh, ein schöner Hund“.

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6. Keine Zeit lassen

Wir kennen es alle, der Alltag ist stressig und wir sind oft ungeduldig. Wenn du mit deinem Kind sprichst, gib ihm die Zeit zu antworten oder seinen Satz zu beenden. Es kann extrem frustrierend sein, wenn einem die Möglichkeit genommen wird, seine Bedürfnisse oder Gedanken auszusprechen. Nimm dir bewusst Zeiten zum Austausch mit deinem Kind. Das kann zum Beispiel beim Frühstücken oder auf dem Weg zur Kita sein. Auch am Abend bieten sich sicherlich Zeitfenster an. Bedenke aber, dass das Kind vielleicht schon müde ist und bereits eine Menge an Gehirnleistung vollbracht hat.


Generell gilt, wie bei der gesamten Entwicklung deines Kindes, alles zu seiner Zeit! Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass du in die Fähigkeiten deines Kindes vertrauen und es wohlwollend auf seinem Sprachweg begleiten solltest. Hast du dich vielleicht bei dem ein oder anderen Beispiel selbst wiedererkannt? Suche dir zunächst einen Punkt aus, den du verändern möchtest und sei geduldig mit dir selbst. Eventuell kannst du dein direktes Umfeld darum bitten, dich an dein Veränderungsvorhaben zu erinnern.

Wenn du jedoch beunruhigt bist und dein Kind mit über 2 Jahren weniger als 50 Wörter spricht, dann kontaktiere deinen Kinderarzt oder Kinderärztin und sprich mit ihm oder ihr über deine Bedenken. Eventuell macht der Besuch bei einem Logopäden oder einer Logopädin Sinn.

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Quellen

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Veröffentlicht von Maike Peschka

Maike Peschka ist seit dem Jahr 2016 Logopädin und seit 2023 Kindheitspädagogin. Ihre Behandlungsschwerpunkte im Bereich der Kindertherapie sind kindliche Sprachentwicklungsverzögerungen und -störungen, Artikulationsstörungen, Mehrsprachigkeit und Myofunktionelle Therapien. Sie behandelt in diesen Bereichen Kinder ab 2 Jahren und berät deren Eltern. Außerdem konnte Maike in ihrem Zweitstudium (Pädagogik der Kindheit und Familienbildung) in Köln ihr pädagogisches Wissen vertiefen.

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