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Ist Adipositas in der Schwangerschaft ein Problem?

Adipositas in der Schwangerschaft bedeutet eine Risikoschwangerschaft
Bei Adipositas in der Schwangerschaft muss diese gut überwacht werden. / Bild © andrey, Adobe Stock

Werdende Mamas mit einem Body-Mass-Index (BMI)von 25 bis 29,9 gelten als präadipös, bei einem BMI über 30 gelten sie als adipös. Wenn du von Adipositas in der Schwangerschaft betroffen bist, solltest du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin ganz besonders deine Gewichtszunahme im Auge behalten. Auch weitere vorbeugende Maßnahmen können für dich sinnvoll sein – Abnehmen jedoch nicht!

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei 15,5 Prozent aller Schwangeren wird Adipositas diagnostiziert (Stand 2020). Fast 40 Prozent der Schwangeren sind präadipös.
  • Schwangere mit einem BMI über 30 sollten nur zwischen fünf und neun Kilogramm Gewicht zunehmen.
  • Extremes Übergewicht wird vor allem in Kombination mit bestimmten Vorerkrankungen als Risikoschwangerschaft eingestuft.
  • Adipöse Schwangere werden besonders engmaschig untersucht und erhalten eine ausführliche Beratung zu Ernährung, Lebensstil und Geburtsplanung.

Es gibt immer mehr Schwangere mit Adipositas

Wie das Robert Koch-Institut berichtet, ist die Zahl der adipösen Schwangeren in den letzten Jahren gestiegen: So hatten im Jahr 2005 bereits 11,9 Prozent aller schwangeren Frauen einen BMI von über 30. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2020 wurde bei 15,5 Prozent aller Schwangeren dieses extreme Übergewicht diagnostiziert.

Ein BMI-Rechner kann dir bei der Einordnung helfen, ob dein Übergewicht bereits im Bereich einer Adipositas liegt. Da der BMI aber immer auch ins Verhältnis zu Körpergröße und Körperbau gesetzt werden muss, solltest du dir eine eindeutige Einschätzung immer von deinem Arzt oder deiner Ärztin einholen.

BMI-Formel: Sie setzt Gewicht und Körpergröße ins Verhältnis. Die Rechnung: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in cm) zum Quadrat.

Adipositas bedeutet auf dem Papier „Risikoschwangerschaft“

Ist Adipositas in der Schwangerschaft also ein Problem? Sie kann zu einem werden. Tatsächlich wird Adipositas laut den aktuellen Mutterschaftsrichtlinien als Risikoschwangerschaft eingestuft. Schwangere mit Adipositas haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für bestimmte maternale und fetale Komplikationen – es kann aber genauso gut sein, dass du eine ganz normale Schwangerschaft und Geburt erlebst. Eines solltest du dir unbedingt vor Augen halten: Heute werden etwa 40 bis 50 Prozent der Schwangerschaften als Risikoschwangerschaften eingestuft – dennoch kommen 97 Prozent der Kinder völlig gesund auf die Welt.

Eine Risikoschwangerschaft signalisiert deinen behandelnden Ärzten und Ärztinnen, dass sie dich besonders engmaschig untersuchen und besonders sorgfältig beraten sollen, damit mögliche Probleme früh erkannt und behandelt werden können.

Zu den häufigsten mit Adipostas in Verbindung gebrachten Risiken gehören

  • Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)
  • Hypertonie (erhöhter Blutdruck)
  • Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Erhöhte Fehlgeburtsrate
  • Schwierige Geburten (Übertragung, Einleitung, Kaiserschnitt)
  • Frühgeburtlichkeit
  • Wundheilungsstörung
  • indliche Wachstumsstörung

Dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin wird dir wahrscheinlich auch bestimmte Kliniken oder Perinatalzentren für die Geburt empfehlen, die für alle eventuellen Komplikationen gerüstet sind. Von einer Hausgeburt oder der Geburt in einem Geburtshaus wird stark übergewichtigen Schwangeren in der Regel eher abgeraten.

Dafür gibt es auch eine Reihe von Gründen: Neben den genannten Vorerkrankungen erwarten viele Schwangere mit Adipositas auch Babys mit einem hohem Schätzgewicht. Oft bringen diese ein Gewicht von über 4 Kilogramm – teilweise sogar über 4,5 Kilogramm – auf die Waage. Hierbei ist die Wahrscheinlichkeit etwas größer, dass es zu einem Geburtsstillstand kommt, etwa weil die Entbindung durch die überdurchschnittlich breiten Schultern des Babys erschwert wird (Schulterdystokie) oder weil die Wehen zu schwach ausfallen. Dann ist möglicherweise eine medikamentöse Einleitung oder ein Kaiserschnitt unvermeidlich.

All die genannten Risiken und Ratschläge sollten dich aber nicht verunsichern, denn sie haben nur ein Ziel: Dass du eine reibungslose Schwangerschaft und eine sichere Geburt erleben kannst.

Wie viel dürfen Schwangere mit Adipositas zunehmen?

Frauen mit Adipositas kennen bereits die normalen körperlichen Belastungen, die mit einem hohen Übergewicht einhergehen. An einer zusätzlichen Gewichtszunahme kommen auch adipöse Schwangere nicht vorbei, denn es ist ganz normal, dass der Körper in dieser Zeit Wasser einlagert und auch die Blutmenge erhöht. Fruchtwasser, Plazenta und natürlich das Baby bringen zusätzliches Gewicht ins Spiel. Die Schwangerschaft ist aber nicht die richtige Zeit zum Abnehmen.

Nach ärztlicher Empfehlung sollten extrem übergewichtige Schwangere mit einem BMI über 30 nur zwischen fünf und neun Kilogramm Gewicht zulegen. Das ist etwa die Hälfte der Gewichtszunahme, die bei normalgewichtigen Schwangeren empfohlen wird. Eine begleitende medizinische Beratung ist außerdem sehr sinnvoll, denn über eine gesunde Ernährung und einen aktiven Lebensstil können auch Schwangere mit Adipositas ihre Gewichtszunahme im Rahmen halten.

Wichtig ist nur, dass du deine Ernährung bei Adipositas nicht zu stark einschränkst, damit du und dein Baby nicht unter einer Mangelernährung leiden. Dies kann auch bei Übergewicht eintreten, wenn bestimmte Nährstoffe fehlen. Um das zu verhindern, sind gerade bei Adipositas in der Schwangerschaft auch geeignete Nahrungsergänzungsmittel angezeigt, die du im Drogeriemarkt oder in der Apotheke erhältst.

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Erhalten adipöse Schwangere ein Beschäftigungsverbot?

Adipositas in der Schwangerschaft führt nicht automatisch dazu, dass ein individuelles Beschäftigungsverbot ausgesprochen wird. Es kommt im Einzelfall darauf an, wie sehr eine werdende Mama mit starkem Übergewicht gesundheitlich belastet ist – und wie körperlich fordernd ihr Beruf ist.

Kommen bei dir eine Reihe von ungünstigen Faktoren zusammen, ist es sehr wahrscheinlich, dass dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin zur Sicherheit ein Beschäftigungsverbot ausspricht. Dies kann direkt erfolgen, nachdem deine Schwangerschaft festgestellt wurde, aber auch zu jedem späteren Zeitpunkt.

Du erhältst dann ein ärztliches Attest, mit dem du für einen gewissen Zeitraum oder bis zur Geburt von deiner Arbeit fernbleiben darfst. Um dein Gehalt musst du dir in dieser Zeit keine Gedanken machen: Es wird dir unbegrenzt weiter ausgezahlt und dem Arbeitgeber von deiner Krankenkasse voll erstattet.

Vorbeugende Maßnahmen für adipöse Schwangere

Bei manchen Schwangeren mit Adipositas reichen die genannten Empfehlungen zu Ernährung, Lebensstil und Vorsorge allein nicht aus. Dein behandelnder Arzt oder deine Ärztin kann auch weitere vorbeugende Maßnahmen anordnen, die den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) entsprechen. Darunter fallen etwa:

  • Die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), um einer Schwangerschaftsvergiftung vorzubeugen. Der Beginn sollte vor der 16. SSW erfolgen.
  • Die Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes sollte wegen des höheren Risikos bereits im ersten Trimester erfolgen.
  • Adipöse Schwangere mit erhöhtem Thrombose-Risiko erhalten zur Sicherheit eine medikamentöse Thromboseprophylaxe, um die Blutgerinnung zu hemmen.
  • Ausdauertraining mit moderater kontinuierlicher Belastung für 20-30 Minuten am Tag.

An wen können sich Schwangere mit Adipositas wenden?

Wenn dich noch weitere Fragen oder Sorgen beschäftigen, kannst du dich neben deinen behandelnden Ärzten oder Ärztinnen und neben deiner Hebamme auch an spezialisierte Patientenorganisationen wenden. Dort findest du reichlich wissenschaftliche Expertise zum Thema Adipositas in der Schwangerschaft und kannst in Selbsthilfegruppen Erfahrungen mit anderen betroffenen Mamas austauschen.

Neben dem Adipositas Verband gibt es auch die Adipositas Gesellschaft und die Adipositas Selbsthilfe, die deutschlandweit Selbsthilfegruppen organisiert.

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 26.05.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Kristin Deeb geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Lena Faxel

Lena ist gelernte Journalistin und liebt es, Informationen zu sammeln und einzuordnen. Gerade bei Themen rund um Gesundheit, Kinder und Erziehung ist es ihr wichtig, umfassend zu informieren und freie Entscheidungen zu begleiten. Die gebürtige Rheinländerin bringt als Mutter von drei Söhnen auch gelegentlich ihren persönlichen Erfahrungsschatz ein.

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