Die allermeisten ungeborenen Babys nehmen früher oder später die perfekte Startposition für die Geburt ein. Hin und wieder hakt es dabei aber auch ein wenig. Ein Hebammentipp, um beim Drehen des Babys etwas nachzuhelfen, ist die Indische Brücke. Wie sie funktioniert, worauf du achten musst und welche zwei anderen Übungen ähnlich wirken, erfährst du hier.
Was ist die „Indische Brücke“?
Die Indische Brücke ist Variante der Schulterbrücke aus dem Yoga. Auch ohne Yoga-Erfahrung kannst du sie machen, egal wie sportlich oder gelenkig du bist. Es geht dabei um Entspannung, nicht um Kräftigung oder Dehnung.
Was bewirkt sie in der Schwangerschaft?
Die Übung soll deinem Kind dabei helfen, sich in eine günstige Ausgangspostion für die Geburt zu bewegen. Zum Hintergrund: Die überwiegende Mehrheit der Babys kommt in der vorderen Hinterhauptslage zur Welt. In dieser Position ist eine komplikationslose Geburt am wahrscheinlichsten. Normalerweise drehen sie sich bis spätestens zur 34. SSW in die Schädellage (SL), also mit dem Kopf nach unten ins Becken der Mutter.
Doch nicht allen Kindern gelingt es bis dahin, sich mit dem Köpfchen ins Becken zu drehen. Manche befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in Beckenendlage (BEL), Schräglage (SchL) oder Querlage (QL). In der Medizin spricht man dann von einer Lageanomalie. Das Kind befindet sich also nicht in der „normalen“ Ausgangsposition für die Geburt. Das kann verschiedene Folgen haben. Im Falle der Beckenendlage ist eine spontane Geburt meistens trotzdem möglich, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. In der Querlage kann das Kind dagegen nur per Kaiserschnitt entbunden werden.
Neben den Lageanomalien gibt es aber auch sogenannte Einstellungsanomalien. Dabei liegt das Kind zwar in Schädellage, aber nicht in der vorderen, sondern zum Beispiel in der hinteren Hinterhauptslage (Sternengucker).
Je näher der Geburtstermin rückt, desto schwieriger wird es für das Baby, sich aus einer solchen Fehllage heraus noch richtig zu positionieren. Schließlich wird es in der Gebärmutter immer enger. Außerdem rutscht das Kind im Verlauf der Zeit immer tiefer ins Becken der Mutter, was eine Drehung nicht gerade vereinfacht.
Die Indische Brücke soll dem Baby mehr Raum und Anreiz für die Korrektur seiner Lage geben. Durch die Hochlagerung des Beckens rutscht es nämlich wieder etwas zurück und kann sich leichter drehen. Obendrein soll die Position für das Ungeborene sehr unbequem sein, sodass es sich im Idealfall eine andere und geburts-günstigere Position sucht.
So machst du die Indische Brücke
Für die Übung benötigst du eine weiche Unterlage, zum Beispiel eine Yoga-Matte oder eine Decke. Außerdem brauchst du ein dickes Polster, wie ein Sofakissen oder eine zusammengerollte Decke. Das Polster sollte mindestens 30 Zentimeter, besser noch etwas höher sein.
Schritt 1: Lege dich auf den Rücken. Stelle die Beine hüftbreit auf.
Schritt 2: Schiebe das Polster unter deinen Po.
Lasse die Füße aufgestellt oder lege die Unterschenkel alternativ auf einem niedrigen Hocker ab. Dein Becken sollte nun höher gelagert sein als dein Oberkörper. Darum geht es in dieser Yoga-Übung. Dein Schultergürtel liegt auf und du befindest dich in einem Hohlkreuz. Die Position soll für dich gerade noch so angenehm sein, dass du sie für 10 bis 15 Minuten aushalten kannst. Atme dabei tief und versuche dich so gut es geht zu entspannen.
Schritt 3: Nun ziehe das Polster weg und setze dich schwungvoll über die Seite auf. Das soll deinem Baby den letzten Anstoß geben, sich zu drehen. Begib dich nun für einige Minuten in den Vierfüßlerstand oder bleib noch einen kurzen Moment sitzen. So kann dein Kreislauf sich stabilisieren, bevor du aufstehst.
Das Ganze solltest du 2 x täglich wiederholen.
Ab wann sollte man die Indische Brücke machen?
Bis zur 34. SSW sind spontane Drehungen des Babys noch normal. Deshalb empfehlen Hebammen, die Wendungsversuche erst ab dieser Schwangerschaftswoche vorzunehmen.
Wie erfolgreich ist die Indische Brücke bei BEL und QL?
Das ist unklar. Schulmediziner belächeln die Übung häufig. Hebammen und Alternativmediziner haben meist mehr Vertrauen in sie. Einige Hebammen sprechen davon, dass sich dank der Indischen Brücke bis zu 70 Prozent der Kinder drehen würden. Wirklich belastbare Zahlen oder eine nachweisbare Erfolgsquote gibt es jedoch nicht. Die bisherigen Studienergebnisse zur Wirksamkeit haben aber zumindest eine positive Tendenz.
Wir denken, die Übung ist einen Versuch wert. Schließlich wird sie nicht umsonst von vielen Hebammen empfohlen. Schaut man sich in den Sozialen Netzwerken und Foren um, berichten immer wieder Mamas davon, dass sich ihr Kind dank der Indischen Brücke gedreht haben soll. Ob das aber wirklich der Grund dafür war oder sich das Kind unabhängig davon neu positioniert hat, kann aber niemand so genau sagen.
Gibt es Risiken?
Solange du auf deinen Körper hörst, ist die Übung für dich und dein Baby nicht gefährlich. Die Rückenlage ist für Schwangere jedoch häufig sehr unangenehm, da die Gebärmutter zunehmend auf die Hohlvene drückt. Wird dir schwindlig oder übel oder bekommst du Herzrasen oder Schmerzen, solltest du die Übung sofort abbrechen. Lege dich dann für einige Minuten auf deine linke Seite. Vielleicht sind die Tönnchen-Stellung oder Knie-Brust-Position (siehe unten) eine Alternative für dich.
Bist du dir im Hinblick auf die Ausführung und die Risiken der Indischen Brücke unsicher, frage deine Hebamme und lasse dich von ihr professionell anleiten.
Alternative Übungen zum Drehen des Babys
Ein Problem bei der Indischen Brücke ist der Druck der schweren Gebärmutter auf die mütterliche Hohlvene. Einige Hebammen raten daher davon ab. Sie empfehlen als sanftere Alternative die Tönnchen-Stellung und Knie-Brust-Position, um das Becken schonender hochzulagern.
Tönnchen-Stellung (mit Polster)
Schritt 1: Gehe in den Vierfüßlerstand, die Beine haben dabei hüftbreit Abstand.
Schritt 2: Schiebe ein Polster unter die Schienbeine.
Schritt 3: Stelle die Ellenbogen auf und platziere die Fäuste übereinander.
Schritt 4: Lege die Stirn auf den Fäusten ab.
Knie-Brust-Position (ohne Polster)
Schritt 1: Gehe in den Vierfüßlerstand, die Beine haben dabei hüftbreit Abstand.
Schritt 2: Stelle die Ellenbogen auf und schlage die Unterarme übereinander.
Schritt 3: Lege den Kopf auf deinen Unterarmen ab.
Beide Positionen sollten ebenfalls 10 bis 15 Minuten gehalten und 2 x am Tag wiederholt werden. Und auch hier gilt: Solltest du dich unwohl fühlen, Schwindel, Schmerzen, Übelkeit oder andere Symptome verspüren, verlasse die Position sofort.
Sollten alle Selbstwendungsversuche fehlschlagen, bleibt ab der 37. SSW noch die Möglichkeit der äußeren Wendung. Die kann jedoch nur im Krankenhaus und von einem erfahrenen Spezialisten ausgeübt werden.
Quellen
- A. Strauss: Geburtshilfe Basics. Erschienen im Springer Verlag, 2006.
- R. Huch, D. Fessel: Glücklich schwanger von A – Z. Gut beraten zu 280 Alltagsfragen: von Autofahren bis Zunehmen. Erschienen im TRIAS Verlag, 2010.
- M. Wentz (onlinehebamme.de): Hilfe, mein Kind dreht sich nicht. https://onlinehebamme.de/mamaratgeber/wissenswertes-fur-die-geburt/hilfe-mein-kind-dreht-sich-nicht (abgerufen am 25.04.2022)
- S. Kotz (hebammesiegen.de): Indische Brücke. https://www.hebammesiegen.de/indische-bruecke/ (abgerufen am 25.04.2022)
- Hebammenzentraum Graz: Beckenendlage – Das Kind zum Drehen anregen. https://www.hebammenzentrum-graz.at/hebammen-tipps/beckenendlage-das-kind-zum-drehen-anregen/ (abgerufen am 25.04.2022)
- J. Friedrich (Hebammenblog): Beckenendlage – Klar zur Wendung?! https://www.hebammenblog.de/beckenendlage-klar-zur-wendung/ (abgerufen am 25.04.2022)
- Hebammehoch2: Beckenendlage. https://hebammehoch2.ch/hebammenblog/1628/ (abgerufen am 25.04.2022)
-
C. Mössinger: Interventionen zur Unterstützung der spontanen Wendung von Beckenendlagen. Erschienen in die hebamme 2012. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0031-1286163 (abgerufen am 26.04.2022)
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