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Stress in der Schwangerschaft: Hat er Auswirkungen auf dein Baby?

Stress in der Schwangerschaft
Stress in der Schwangerschaft

Es gibt verschiedene Arten von Stress. Nicht alle haben direkt Auswirkungen auf dein Baby. Dauerhafter Stress hingegen schon. Wir erklären dir, ab wann Stress in der Schwangerschaft gefährlich werden kann, wann du eine Krankschreibung in Erwägung ziehen solltest und ob aufgrund von Stress ein individuelles Beschäftigungsverbot möglich ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein normales Alltagsmaß an Stress schadet deinem Baby nicht.
  • Wird der Stress zum Dauerzustand, kann dies jedoch Auswirkungen auf dein Ungeborenes haben.
  • Mögliche Folgen von dauerhaftem Stress in der Schwangerschaft sind unter anderem: erhöhtes Fehl- oder Frühgeburtsrisiko, zu geringes Geburtsgewicht, Entwicklungsstörungen.
  • Auch kindliche Spätfolgen wie Depressionen oder Asthma werden mit Stress in der Schwangerschaft in Verbindung gebracht.

Ist Stress in der Schwangerschaft gefährlich für das Ungeborene?

Es gibt verschiedene Arten von Stress. Inwiefern Stress in der Schwangerschaft gefährlich für dein Baby ist, hängt unter anderem davon ab, ob es sich um

  • gelegentlichen und kurzzeitigen,
  • häufigen und langanhaltenden oder sogar
  • permanenten Stress handelt.

Gleichzeitig spielt dein individuelles Stressempfinden eine Rolle. Und auch deine persönliche Situation kann Einfluss auf dein Stresslevel haben.

Generell gilt: Kurzfristiger, normaler Alltagsstress hat in der Regel keine negativen Folgen für das ungeborene Kind. Bist du jedoch dauerhaft gestresst, kann sich das auf den Fötus auswirken.

Welche Arten von Stress gibt es und wann ist Stress in der Schwangerschaft bedenklich?

Man unterscheidet zwischen Eustress und Disstress.

  • Eustress ist nicht gesundheitsschädigend. Er macht uns aufmerksamer und leistungsfähiger und hält nur kurzzeitig an. Auf die Anspannung folgt Entspannung. Eustress ist positiv besetzt.
  • Disstress kann krank machen. Er beschreibt das typische Gefühl der Überforderung und kann zu einem Dauerzustand werden. Die Betroffene wähnt sich vor Aufgaben, die nicht zu bewältigen sind. Oft gehen Symptome wie Erschöpfung und depressive Verstimmungen mit Disstress einher. Disstress ist negativ besetzt.

Eustress und kurzzeitige Disstress-Phasen sind nicht bedenklich, dauerhafter Disstress hingegen schon.

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Was passiert in deinem Körper, wenn du gestresst bist?

Wenn du gestresst bist, schüttet dein Körper vermehrt Stresshormone aus, etwa Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Cortisol. Dein Körper reagiert also auf das erhöhte Stresslevel. Er ist in Alarmbereitschaft. Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung und Blutzucker erhöhen sich, deine Muskulatur spannt sich an. Gleichzeitig drosselt der Organismus die Verdauung, um die dafür aufgewendete Energie anderweitig einzusetzen. Das kann über einen längeren Zeitraum dazu führen, dass Nährstoffe nur unzureichend gelöst und verstoffwechselt werden. Dies wiederum kann sich auf verschiedene Körpervorgänge auswirken und unterschiedliche Symptome hervorrufen.

Klassische körperliche Symptome der Mutter bei Stress in der Schwangerschaft:

Da Cortisol über eine immunsuppressive Wirkung verfügt, kann es auch das Immunsystem beeinträchtigen. Dauerhafter Stress kann dazu führen, dass die Aktivität des Immunsystems heruntergefahren wird. Die Folge sind häufige Infekte.

Hier erfährst du, wie du dein Immunsystem stärken kannst

Mögliche psychische Symptome der Mutter bei Stress in der Schwangerschaft:

  • Gefühl von Überlastung
  • Nervosität, permanent kreisende Gedanken
  • negative Grundhaltung
  • Gereiztheit
  • allgemeine Lust- und Antriebslosigkeit.

Wichtig: Lass Symptome abklären!

Solltest du mehrere der oben genannten Symptome an dir wahrnehmen, sprich mit deiner Hebamme und hole ärztlichen Rat ein. Insbesondere vorzeitige Wehen, Blutungen und anhaltende Niedergeschlagenheit solltest du abklären lassen.

Wie reagiert dein Baby auf den Stress in der Schwangerschaft?

Dein Baby spürt und hört deinen erhöhten Herzschlag, deine Unruhe. Und: Es nimmt deine Emotionen wahr. Denn die Stresshormone gelangen über die Plazenta auch in das Fruchtwasser und den Blutkreislauf des Ungeborenen. Das Gehirn eines Babys ist schon früh empfänglich für solche Botenstoffe. Die Folge: Bereits nach wenigen Minuten erhöht sich auch die Herzfrequenz deines Kindes. Es wird unruhig.

Hält dieser Zustand nur kurz an, schadet der Stress deinem Baby nicht. Es gibt sogar Studien, die gelegentlichen und kurzzeitigen Stress als positiv für die Entwicklung des Ungeborenen bewerten. Dadurch lernt das Gehirn eines Babys bereits im Mutterleib, auch weniger schöne Eindrücke zu verarbeiten. Außerdem entwickelt sich im Laufe der Schwangerschaft in der Plazenta ein Enzym, das Cortisol bis zu einem gewissen Grad entschärfen kann. Wird der Stress jedoch zum Dauerzustand, genügen die Schutzmechanismen deines Körpers nicht mehr.

Dauerhafter Stress in der Schwangerschaft kann dem Baby schaden

Dauerhafter pränataler Stress kann das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen sowie schwere kindliche Störungen erhöhen. Forscher konnten anhand von Tierstudien nachweisen, dass es durch die stressbedingten körperlichen Reaktionen auch zu einem veränderten Stoffwechsel in der Plazenta kommt. Der Uterus wird weniger durchblutet, der Fötus schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das kann die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen.

Die größten Risiken bei pränatalem Stress sind:

  • erhöhtes Fehl- und Frühgeburtsrisiko
  • zu geringes Geburtsgewicht, geringere Wachstumsgröße des Kindes
  • neurologische, kognitive und emotionale Entwicklungsstörungen (Niederländische Forscher konnten nachweisen, dass mütterlicher Stress vor allem zwischen der 12. und 22. Schwangerschaftswoche die emotionale und kognitive Entwicklung des Fötus ungünstig beeinflusst. Eine neuere Studie kam zu dem Schluss, dass eine durch den Stress ungünstig beschleunigte Hirnreife dafür verantwortlich zu sein scheint.)
  • ADHS
  • körperliche Beschwerden wie Asthma oder Übergewicht
  • erhöhtes Risiko, im späteren Leben an psychiatrischen Leiden wie einer Angst- und Verhaltensstörung oder einer Depression zu erkranken.

Abgesehen davon „betrachtet“ der Körper den erhöhten Stresshormon-Pegel als normal, wenn Ungeborene langfristig Stress ausgesetzt sind. Die Folge: Die betroffenen Kinder werden ihr Leben lang mehr Stresshormone ausschütten.

Wichtig: Starker Stress in der Schwangerschaft kann, muss aber keine gesundheitlichen Folgen für das Kind haben!

Nicht alle Kinder, die pränatalem Stress ausgesetzt waren, sind von Entwicklungsstörungen betroffen. Dennoch solltest du Stress und Ärger so gut es geht vermeiden.

Tipps gegen Stress in der Schwangerschaft

Um Stress in der Schwangerschaft zu bewältigen, solltest du dir deine ganz persönlichen Stressoren vor Augen führen. Was belastet dich? Was (oder wer) stresst dich? Wenn du weißt, woher dein Stress kommt, kannst du gezielt etwas dagegen unternehmen. Außerdem kann Folgendes hilfreich sein:

  • Entschleunige deinen Tagesablauf! Baue kleine Ruhe-Inseln in deinen Tag ein. Auch auf der Arbeit. Nimm die Pausen, die dir laut Mutterschutzgesetz zustehen – ohne schlechtes Gewissen!
  • Lerne, auch mal „nein“ zu sagen! Sei es im Job oder im Privatleben. In deinem Bauch wächst ein Mensch heran. Dein Körper vollbringt gerade Höchstleistung. Du darfst und solltest ohne schlechtes Gewissen „nein“ sagen, wenn dir etwas zu viel wird.
  • Verabschiede dich von dem Gedanken, dass alles perfekt sein muss! Vor der Geburt gibt es einiges zu erledigen: Kinderwagen aussuchen, Kinderzimmer einrichten, Erstausstattung an Klamotten kaufen et cetera. Natürlich möchtest du, dass alles fertig ist, bis dein Kind auf die Welt kommt. Aber: Setze dich nicht unter Druck. Du stresst dich selbst, wenn du alles perfekt herrichten möchtest. Dein Baby braucht in den ersten Wochen vor allem eins: DICH. Welche Wandfarbe sein Kinderzimmer hat, ist ihm herzlich egal.
  • Nimm Hilfe an! Du darfst und solltest Hilfe annehmen. Dein Partner, deine Familie, deine Freunde unterstützen dich sicher gern im Alltag. Lass dir den Einkauf abnehmen, lass dich bekochen – lass Unterstützung jeglicher Art zu.
  • Probiere Entspannungstechniken aus! Autogenes Training oder Schwangerschaftsyoga können zu mehr Ausgeglichenheit verhelfen.
  • Wechsle den Fokus! Kreisende Gedanken oder Sorgen kannst du unterbrechen, indem du aktiv den Fokus auf deine Sinne legst. Nimm dir zwei bis drei Minuten und nimm gezielt wahr, was du siehst, hörst, fühlst.
  • Versuche, durch Hypnobirthing gelassener zu werden! Beim Hypnobirthing lernst du, dir selbst und deinen Fähigkeiten zu vertrauen. Das kann helfen, Stress abzubauen, der möglicherweise auf Angst vor der Geburt beruht. Durch Hypnobirthing kannst du deine Aufregung in den Griff bekommen.
  • Lass dich massieren! Studien belegen, dass Massagen eine Cortisol-dämpfende Wirkung haben. Sie bremsen die Stresshormone aus.
  • Treibe Sport oder gehe spazieren! Schwimmen oder Yoga sind ideal, um für moderate Bewegung zu sorgen und Körper und Geist etwas Gutes zu tun.

Potenzielle Stressoren: Was kann Stress in der Schwangerschaft auslösen?

Es gibt objektive und subjektive Stressoren. Führe dir vor Auge, woher dein Stress kommt. Dann kannst du weitere, gezielte Maßnahmen ergreifen, um den Stress zu minimieren. Zu den objektiven Stressoren in der Schwangerschaft gehören unter anderem:

  • Schlafmangel oder sonstige Schwangerschaftsbeschwerden (etwa Übelkeit, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme)
  • Krankheiten wie Hyperemesis gravidarum, Schwangerschaftsdiabetes, Gestosen et cetera
  • beruflicher Druck
  • Beziehungsprobleme und/oder Spannungen im familiären Umfeld
  • Zukunfts- und Existenzängste (etwa finanzielle Sorgen oder Sorgen darüber, ob man den Aufgaben als Mutter gewachsen sein wird).

Kommen weitere Stressfaktoren hinzu, etwa der Tod eines Angehörigen oder ein anderes traumatisches Erlebnis, steigt der Druck zusätzlich.

Subjektive Stressoren sind schwieriger zu fassen. Sie beruhen häufig auf negativen Denkmustern oder auf diffusen Ängsten, die Schwangere empfinden. Viele werdende Mütter fühlen sich beispielsweise machtlos, da sie nur bedingt Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und die Geburt haben. Sie haben Angst vor Komplikationen oder gar einer Fehlgeburt. Frauen, die es gewohnt sind, die Kontrolle über alles zu haben, kann diese Unvorhersehbarkeit zu schaffen machen. Das löst unterbewusst Stress aus.

Mehr über konkrete und diffuse Ängste in der Schwangerschaft

Krankschreibung oder individuelles Beschäftigungsverbot: Wann du zu deiner Ärztin gehen solltest

Stress lässt sich nicht objektiv messen. Ab wann eine Krankschreibung notwendig ist, hängt sehr vom subjektiven Stressempfinden ein jeder Schwangeren ab. Was für manche Frauen gut zu bewältigen ist, kann für andere eine enorme Belastung sein.

Grundsätzlich gilt: Wenn du das Gefühl hast, dass dir alles zu viel wird, solltest du mit deiner Ärztin darüber reden. Sie kennt dich und deinen Schwangerschaftsverlauf und kann beurteilen, ob eine Krankschreibung notwendig ist.

Überdies kann deine Ärztin weitere Maßnahmen einleiten, falls sie den Verdacht hegt, dass dir der Stress in der Schwangerschaft psychisch schwer zusetzt. Besonders, wenn der Stress mit Traurigkeit, Abgeschlagenheit und Weinen in der Schwangerschaft einhergeht, kann dies ein Anzeichen von starker psychischer Belastung und einer aufkommenden Schwangerschaftsdepression sein. Deine Ärztin kann dich gegebenenfalls an eine Psychologin überweisen.

Individuelles Beschäftigungsverbot bei Stress in der Schwangerschaft zulässig?

Ein individuelles Beschäftigungsverbot ist nur dann zulässig, wenn du aufgrund des Stresses auf der Arbeit eindeutige Beschwerden hast, die deine Gesundheit oder die deines Kindes gefährden. Sollte deine Ärztin überzeugt sein, dass aufgrund der psychischen Belastung auf der Arbeit Komplikationen drohen, etwa eine Frühgeburt, kann sie ein individuelles Beschäftigungsverbot ausstellen. In der Regel wirst du jedoch eher eine reguläre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) erhalten.

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Welche Tipps habt ihr gegen Stress in der Schwangerschaft? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 11.07.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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