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„Ich habe doch keine Kinder bekommen, damit sie jemand anders aufzieht“

Mutter liest mit ihrem Kind ein Buch
Leserbrief einer genervten Mutter / Bild © Westend61, Gettyimages

Eine Mutter sendete uns einen Leserbrief. Sie hat es satt, sich dafür zu rechtfertigen, wieso sie ihre Kinder nicht in die Kita schickt. Dabei hat sie gute Gründe. Lest selbst:


Mich von meinen beiden Kindern (2 und 4 Jahre) stundenweise zu trennen, nur um arbeiten zu gehen, kommt für mich nicht in Frage. Schließlich habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, Mutter zu sein. Ich habe doch keine Kinder bekommen, damit sie jemand anders aufzieht und betreut!

Für mich ist es vollkommen normal, dass man seine Mutterrolle auch als solche auslebt. Ich weiß, dass das andere Leute total anders sehen. Doch das ist mir egal. Außerdem habe ich bei meinen ehemaligen Kollegen eigentlich überwiegend Negatives beobachtet, als deren Kinder in die Kita gingen. Sie waren morgens schon gestresst und abgehetzt. Und am Nachmittag ging der Stress dann weiter.

So etwas brauche ich nicht!

Ich habe mich ganz bewusst dagegen entschieden, meine beiden kleinen Mäuse in einer Kita anzumelden. Warum auch? So haben wir alle drei keinen morgendlichen Stress. Keiner von uns muss das Frühstück im Eildurchgang einnehmen. Wenn ich mal ein paar Minuten länger im Bett bleibe, ist das kein Beinbruch. Und meine Kids lieben es, in aller Ruhe mit mir in den Tag zu starten.

Außerdem wäre es für mich die blanke Horrorvorstellung, meine Kinder frühmorgens irgendeiner fremden Person zu übergeben, nur um dann ins Büro zu hetzen. Ich stelle es mir grausam vor, wenn die Kleinen dann weinen, weil ich sie als Mama einfach zurücklasse. Wie kann man das seinem Kind nur antun?

Aber gut, ich weiß natürlich, dass andere Familien vielleicht wichtige Gründe haben, warum sie ihren Nachwuchs in die Kita geben. Mir ist auch klar, dass ich in der heutigen Zeit als “nur Mutter” von anderen Lebenskonzepten abweiche. Und ich bin mir auch darüber bewusst, dass ich es wohl sehr gut getroffen habe, dass wir als Familie mit dem guten Gehalt meines Mannes auskommen und ich nicht arbeiten muss.

Was mich aber besonders stark davon abgehalten hat, mich um einen Kita-Platz zu bemühen: Ich finde, gerade kleine Kinder brauchen die intensive Mutterliebe, um zu wachsen und zu starken Persönlichkeiten heranzuwachsen. Das kann ich aber nicht gewährleisten, wenn ich meine Mäuse so früh wie möglich in die Kita gebe.

Andere sind der Ansicht, dass ich meinen Kindern auf lange Sicht keinen Gefallen tue.

Ich frage mich, warum die das so sehen. Meine beiden haben genauso regelmäßig ihre sozialen Kontakte zu Gleichaltrigen. Ich gehe mit ihnen jeden Tag an die frische Luft und auf den Spielplatz. Außerdem habe ich sie bei uns im Turn- und Sportverein angemeldet. Dadurch kann ich sie zu vielen verschiedenen Kursen bringen. Im Moment gehen wir einmal pro Woche zum Schwimmen und einmal zum Turnen. Mit meinem ersten Kind war ich auch einmal in der Woche in der Krabbelgruppe. Überall haben sie soziale Kontakte. Wozu brauche ich dann noch eine Kita? Etwa, weil es alle so machen?

Außerdem haben wir einen recht großen Freundeskreis mit Kindern. Da wir, also mein Mann und ich diese Kontakte sehr pflegen, kommen meine Kinder praktisch immer mit anderen zusammen. Da werden dann mal Bastelnachmittage zusammen gemacht oder wir machen alle zusammen einen schönen Ausflug am Wochenende.

Meine Kinder sind glücklich und lieben es. Und ich bin eine der Mütter, die komplett tiefenentspannt die Zeit mit den Kleinen genießen kann.

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Es geht alles in unserem ganz persönlichen Tempo.

Natürlich ist mir klar, dass Kinder gewisse Fertigkeiten erlernen müssen. Doch ich muss meine beiden deswegen nicht in die Kita bringen, um sie aufs Leben oder die Schule vorzubereiten. Schließlich habe ich keine Kinder bekommen, damit andere diese Aufgabe für mich übernehmen. Ich als Mutter kann das auch.

Wobei mir in diesem Punkt ganz wichtig ist, dass ich mich dabei immer an meinen Kids und ihrem Entwicklungsstand orientiere. Bei uns gibt es zu Hause eben nicht das Schema F, was automatisch für alle gilt. Stattdessen machen wir den ganzen Tag etwas zusammen. Sie lernen von mir, schauen sich bei mir gewisse Dinge ab und keiner von uns ist auch nur einen Augenblick gestresst, genervt oder fühlt sich unverstanden.

Der ‘Ernst des Lebens’ kommt früh genug.

Irgendwann müssen meine beiden auch in die Schule. Darüber bin ich mir bewusst. Aber bis dahin ist noch Zeit. Ich sehe das Ganze entspannt. Denn bis zum Schulanfang werden wir als Familie noch so viele schöne Dinge gemeinsam erlebt haben, von denen andere nur träumen können. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es meinen Kindern erstens an nichts fehlt und zweitens ich ihnen genug ‘mitgeben’ kann, was sie für ihr ganzes weiteres Leben brauchen können.


Wir bedanken uns bei dieser Mama für diese Einsendung mit ihrer besonderen Einstellung zum Thema Kindererziehung. Und wir finden es gut, dass auch bei dieser Thematik Diversität angesagt ist. Für viele Eltern ist das sicher nicht der ideale Weg, aber vielleicht ist es genau der richtige Weg für eben diese Familie. Wir finden Diversität gut und haben uns deshalb dafür entschieden, die Einsendung zu veröffentlichen.

Was denkst du darüber? Wo siehst du Vorteile oder Nachteile bei der Kita-Betreuung?

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Veröffentlicht von Manuela Schneider

Schon als Erzieherin hat Manuela sich der kleinen und großen Dinge angenommen, die Vorschulkinder beschäftigen. Kreativ gestaltete sie für ihre Mäuse den Kindergartenalltag, sodass jeder Tag ein neues Abenteuer bereithielt. Als zweifache Mama hat sie sich diesen kreativen Einfallsreichtum ebenso beibehalten wie ihr besonderes Verständnis für das Gefühlsleben der Kleinen. Manuela sammelte unsagbar viele nützliche und wertvolle Erfahrungen in der Arbeit sowohl mit Kita-Kindern zwischen 3 und 6 Jahren als auch nach der Wende in Freizeiteinrichtungen für 6- bis 18-Jährige wie den Spielstuben, Kinderkreativ-Workshops und Jugendclubs der Stadt Chemnitz. Seit 2013 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als freiberufliche Autorin, die gefühlvoll in Worte fasst, was anderen nur auf der Zunge liegt.

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