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Der autoritative Erziehungsstil: der goldene Mittelweg

Autoritativer Erziehungsstil: Vater erklärt seiner Tochter, was er von ihr will und warum.

Der autoritative Erziehungsstil ist der empfehlenswerteste von vier Stilen, die dein Kind nachhaltig prägen können. Wie er praktisch funktioniert und welche Vorteile er für dein Kind hat, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erziehungsstil: Mischung aus Grundeinstellung, Erziehungsziel und elterlichem Verhalten
  • Der autoritative Erziehungsstil: einer von vier Stilen nach Maccoby und Martin
  • Ursprünglich von Diana Baumrind beschrieben
  • Viel elterliche Kontrolle und gleichzeitig viel emotionale Wärme und Zugänglichkeit
  • Kinder fühlen sich geborgen und verstanden, dennoch gibt es Regeln
  • Gilt im Moment als ideal in der Kindererziehung und schützt dein Kind sogar vor Suizidgedanken!

Hohe Anforderungen bei gleichzeitig viel Nahbarkeit – das kennzeichnet den autoritativen Erziehungsstil, den du nicht mit dem autoritären Stil verwechseln solltest.

Diana Baumrind beschrieb ihn schon in den 1960er-Jahren. Maccoby und Martin übernahmen ihn rund zwanzig Jahre später und entwickelten Baumrinds Modell weiter. Ihr Modell umfasst vier Erziehungsstile. In unserem Übersichts-Artikel über Erziehungsstile bekommst du einen guten Überblick.

Der autoritative Erziehungsstil: Grenzen sind verhandelbar

Wenn du autoritativ erziehst, gibst du deinem Kind vor allem Wurzeln. Denn durch sinnvolle Grenzen, Regeln und klare Erwartungen fühlt es sich sicher. Dennoch hat es, anders als beim autoritären Stil, ein Mitspracherecht. Deine Regeln sind nicht starr, sondern können sich ändern, wenn sich herausstellt, dass sie für euch nicht passen. Das geschieht aber nicht nach Lust und Laune. Auf die Einhaltung achtest du schon so konsequent wie möglich. Aber du bist nah an deinem Kind, ihr tauscht euch viel aus. Und weil du für seine Bedürfnisse offen bist, merkst du, wenn eine Regel überholt werden muss oder ganz weggehört.

Du hilfst ihm dabei, eure Regeln zu befolgen und ermutigst es, Neues zu probieren und Dinge selbst zu erledigen. Strafen gibt es nicht, aber natürliche Konsequenzen, die sich direkt aus der Situation ergeben. Dadurch, dass es sich und seine Ideen einbringen kann, förderst du die Kreativität deines Kindes. Es kann sich entfalten und ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln. Das wird ihm später helfen, sich in Gruppen zurechtzufinden, ohne sich blind unterzuordnen.

Beispiele für autoritative Erziehung findest du im nächsten Abschnitt.

Der autoritative Stil deckt sich in Teilen mit dem demokratischen Erziehungsstil. Dieser wurde schon zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von Gruppenforscher Lewin definiert. Regeln werden von der Gruppe (Familie) zusammen erarbeitet und kontinuierlich angepasst. Die Entscheidungsträger lenken, befehlen aber nicht. Die Kontrolle ist aber insgesamt geringer als beim autoritativen Stil.

Autoritativ erziehen: Beispiele aus dem Leben mit Kindern

„Anna (3) möchte das Käsebrot nicht, dass ihre Mutter nach Absprache vorbereitet hat. Sie will jetzt lieber Nougatcreme. Und zwar sofort. Es gibt aber nur am Wochenende welche, so die Familienregel. Die Mutter zwingt sie nicht, ihr Brot zu essen. Sie gibt aber auch nicht nach. Stattdessen erklärt sie ihr die Regel noch einmal und bietet ihr an, das Käsebrot einfach später zu essen, wenn sie Hunger bekommt. Wenn sie es nicht will, ist das eben so, dann bleibt sie hungrig. Außerdem nimmt sie sich vor, Anna nächstes Mal ihr Brot selbst belegen zu lassen. Nougatcreme steht aber auch dann nicht auf dem Tisch.“

„Julian (5) trödelt morgens gern. Anziehen dauert eine Ewigkeit, lieber spielt er mit seinen Dinos. Sein Vater muss sich arg zusammenreißen, um nicht alle fünf Minuten zu schimpfen oder gar auszurasten. Er erklärt ihm, dass sie keine Zeit mehr haben, ihre schöne Runde mit dem Rad zum Kindergarten zu fahren, wenn er seine Sachen nicht jetzt gleich anzieht. Stattdessen müssten sie das Auto nehmen. Julian fährt aber wirklich gern mit dem Fahrrad zur Kita. Also macht er jetzt mit. Sein Vater erklärt ihm später, dass er ihn morgen eine halbe Stunde früher weckn wird, damit sie mehr Zeit haben und er ihn nicht so antreiben muss.“

„Gina (2,5) soll abends immer halb acht im Bett liegen, damit morgens alles gut funktioniert. Außerdem brauchen die Eltern ein bis zwei Stunden für sich allein, um sich als Paar nicht zu vergessen. Gina möchte aber nicht ins Bett. Sie ist zwar hundemüde, aber aufbleiben scheint trotzdem viel spannender. Also schlägt ihr Papa vor, dass heute die Froschpuppe die Zahnbürste schwingen darf und dabei eine Geschichte von einer goldenen Kugel erzählt. Dafür dann ohne Vorlesen. Das zieht und Gina geht freiwillig mit ins Bad. Im Bett schläft sie schnell ein. Ihre Eltern machen für morgen aus, mit der Fertigmachprozedur schon etwas früher anzufangen.“

All diese Eltern treffen an bestimmten Punkten immer dieselben Entscheidungen:

  • Sie geben nicht nach, obwohl das erst einmal einfacher wäre.
  • Sie schimpfen nicht, sondern erklären.
  • Statt Strafen gibt es gegebenenfalls natürliche Konsequenzen.
  • Hinterher reflektieren sie ihr Handeln und schlussfolgern daraus, wie es nächstes Mal besser gehen könnte.

Viele Vorteile für autoritativ erzogene Kinder

Aktuelle Studien besagen: Für dein Kind hat der autoritative Erziehungsstil nur Gutes. Denn die Regeln und Grenzen, die du aufstellst, geben ihm Sicherheit. Es sind aber nicht so viele, dass es dadurch stark eingeengt würde.

Du kümmerst dich, du sprichst mit deinem Kind und erklärst viel. Dadurch fühlt es sich wahrgenommen und geliebt. Auch dann, wenn es mit etwas nicht übereinstimmt oder mal rebelliert. Du weißt, dass das normal ist und dass ihr beide da durch müsst. Sein Selbstbewusstsein machst du nicht durch harsche Strafen oder Demütigungen klein. Dein Kind lernt aber, dass die wenigen Regeln zu befolgen Vorteile hat, weil zum Beispiel mehr Zeit für schöne Dinge bleibt. Dadurch verfügt es über eine hohe Eigenmotivation.

Weil dein Kind bis zu einem gewissen Grad mitbestimmen kann, entwickelt es ein gesundes Ego. Jedoch kein so übergroßes, dass alle anderen darunter leiden.

Ganz ohne Nachteile geht es nicht

Es gibt einen Grund, warum die autoritäre Erziehung bis in die Sechzigerjahre (in der ehemaligen DDR teils länger) so populär war. Wenn Kinder früh lernten, sich unterzuordnen, mussten ihre Eltern keine nervenaufreibenden Diskussionen führen. Dafür blieb zwischen Arbeit und Haushalt sowieso kaum Zeit. Tanzte ein Kind aus der Reihe, wurde es bestraft. Meist auf eine Art, die heute zurecht strafrechtlich verfolgt würde. Wie stark die Kinder darunter litten, zeigt sich oft erst viel später.

Der gefühlte Nachteil der autoritativen Erziehung liegt ganz klar bei dir als Mutter, Vater oder Betreuungsperson. Denn diese Art der Kommunikation kann enorm anstrengend sein. Nämlich immer dann, wenn du aus irgendeinem Grund Druck hast und gestresst bist. Dieser Druck lässt sich nicht immer leicht abstellen. Und so rutschen vielen Eltern ganz unbeabsichtigt in die Muster, die sie aus der Kindheit kennen. Manche werden autoritär, um sich durchzusetzen. Andere erlauben doch viel mehr, als sie eigentlich wollten. Nur damit das Kind mitspielt.

Mit diesem Dilemma musst du leben und immer wieder an dir arbeiten. Für dein Kind kann es sehr verwirrend sein, wenn seine Bezugspersonen auf gleiche Situationen unterschiedlich reagieren. Hast du deine Linie gefunden, lohnt es sich aber auf jeden Fall. Dass der autoritative Stil dein Kind später sogar vor Suizidgedanken schützen kann, zeigt eine große deutsche Studie von 2014 ganz deutlich. Das Risiko für Selbsttötungsversuche war um 20 Prozent verringert!

Weitere Erziehungsstile:

Wie siehst du den autoritativen Erziehungsstil? Schreib es uns in die Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 13.12.2021
Dieser Artikel wurde von Janett Scheck geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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