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Äußere Wendung bei Beckenendlage und Querlage

Äußere Wendung bei Beckenendlage und Querlage

Die äußere Wendung können geschulte Experten vornehmen, wenn sich das Baby bis zur 37. SSW nicht von selbst in eine günstige Startposition für die Geburt gedreht hat. Sie hat gute Erfolgschancen. Wir beantworten deine Fragen zum richtigen Zeitpunkt, den Voraussetzungen, Risiken und Ablauf der äußeren Wendung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die äußere Wendung ist ein Manöver, um das Kind im Mutterlieb zu drehen.
  • Sie kommt bei Babys in Beckenendlage und Querlage infrage.
  • Die Wendung wird meistens in der 38. SSW (37+0) gemacht.
  • Sie darf ausschließlich von geschulten Experten durchgeführt werden.
  • Ihre Erfolgsaussichten liegen zwischen 40 und 70 Prozent.
  • Zu den Risiken zählen eine vorzeitige Plazentaablösung und ein vorzeitiger Blasensprung.
  • Die Komplikationsrate ist aber äußerst gering.
  • Das Verfahren gilt als sicher und kann eine komplizierte Geburt oder einen Kaiserschnitt verhindern.

Was ist eine „Äußere Wendung“?

Bei der äußeren Wendung versucht man das Baby im Mutterleib durch sanften Druck über die Bauchdecke in eine möglichst günstige Startposition für eine natürliche Geburt zu drehen. Das Manöver wird ausschließlich von erfahrenen Spezialisten und unter medizinischer Überwachung vorgenommen.

Wann kommt sie infrage?

Internationale Gesellschaften empfehlen eine äußere Wendung, wenn sich das Baby gegen Ende der 37. SSW noch in Beckenendlage oder Querlage befindet. Zur Erklärung: Normalerweise liegen Babys kurz vor dem Geburtstermin mit dem Kopf im Becken der Mutter. Diese sogenannte Schädellage ist die beste Ausgangsposition für eine unkomplizierte Geburt. Manche Babys schaffen die Drehung nach unten aber nicht oder nicht rechtzeitig. Ab der 37. SSW ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie sich noch spontan drehen, da es dann zu eng dafür ist. 

In vielen Fällen ist eine Steißgeburt zwar möglich, aber komplizierter. Babys in Querlage können gar nicht auf natürlichem Weg geboren werden. Für sie kommt nur eine Schnittentbindung infrage. Die äußere Wendung soll in beiden Fällen die Wahrscheinlichkeit einer vaginalen Geburt verbessern und einen Kaiserschnitt verhindern.

Ab wann ist eine äußere Wendung möglich?

Der erste Wendeversuch wird meist in der 38. SSW (37+0) angesetzt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Kind noch vergleichsweise leicht und sitzt noch nicht zu tief im Becken. Das erleichtert die Wendung. Sollte ein erster Versuch nicht erfolgreich sein, kann es einige Tage später noch einmal probiert werden.

Normalweise sind die Wendeversuche bis zur vollendeten 38. SSW abgeschlossen. Waren sie nicht erfolgreich, steht für Mütter mit Kind in Beckenendlage jetzt die Entscheidung an: Steißgeburt oder Kaiserschnitt? Mütter mit Kind in Querlage müssen sich nun final auf einen Kaiserschnitt einstellen.

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Unter welchen Umständen ist sie nicht möglich?

Nicht immer ist eine äußere Wendung möglich. Folgende Faktoren schließen das Manöver aus oder machen es schwieriger:

Absolute Kontraindikationen sind:

  • Placenta praevia
  • Plazentainsuffizienz
  • Wachstums-Verzögerungen des Babys
  • Kopf-Becken-Missverhältnis
  • Schwangerschaftsbedingte Erkrankungen (Präeklampsie, HELLP-Syndrom)
  • Rhesus-Unverträglichkeit
  • Fehlbildungen an der Gebärmutter
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Fehlbildungen des Babys
  • auffällige Herzfrequenz
  • Hinweise auf Versorgungsprobleme des Babys

Relative Kontraindikationen sind unter anderem:

So funktioniert die äußere Wendung

Vorbereitung
In einem Vorgespräch wirst du genau über das Vorgehen aufgeklärt. Am verabredeten Termin werden per Ultraschalluntersuchung unter anderem die Kindslage, die Lage der Plazenta und die Fruchtwassermenge überprüft. Außerdem wird ein CTG geschrieben, um sich sicherzugehen, dass dein Baby fit genug für die Drehung ist. Wenn nichts gegen die Wendung spricht, musst du noch dein Einverständnis für einen Kaiserschnitt geben, sollten Komplikationen auftreten. Dafür steht ein OP-Team bereit. 

Während der Wendung liegst du auf dem Rücken. Liegt dein Baby in Beckenendlage, wird dein Becken hochgelagert. Das erleichtert es, seinen Steiß aus dem Becken zurückzuschieben. Es wird sehr darauf geachtet, dass du dich wohl und sicher fühlst. Je entspannter du bist, desto weicher ist deine Bauchdecke und desto einfacher wird die Wendung. Unter Umständen wird dir ein Wehenhemmer verabreicht, damit auch die Gebärmuttermuskulatur entspannt bleibt.

Ablauf
Es gibt verschiedene Techniken der äußeren Wendung. Meistens beginnt sie damit, das Baby mit schaukelnden Bewegungen aus dem Becken zu schieben. Dann wird es mit schiebenden Handbewegungen sanft dazu angeleitet, sich mit dem Kopf nach unten zu drehen. Im Idealfall kann der Experte oder die Expertin die Eigenbewegung des Kindes nutzen und muss es nur vorsichtig lenken. Sanftes Wiegen und Schaukeln des Bauches kann die Drehung unterstützen. Während der Wendung werden die Herztöne deines Babys im Blick behalten.

Aufgrund des nötigen Drucks und der Bewegungen des Babys kann das Manöver unter Umständen sehr unangenehm für dich sein, mitunter auch schmerzhaft. Wird es dir zu viel, kannst du die Wendung aber jederzeit abbrechen.

Ein viel beachtetes Verfahren zur äußeren Wendung ist das Soft-Touch-Verfahren von Dr. Larry Hinkson, Oberarzt am Universitätsklinikum Charité Berlin. Im Video siehst du, wie sanft er das Baby im Mutterleib mit seiner Methode wenden kann:

Danach
War die Wendung erfolgreich, wird anschließend noch für 30 bis 60 Minuten ein CTG geschrieben, um sicherzugehen, dass es deinem Baby gut geht. Anschließend darfst du in der Regel nach Hause gehen. Am Folgetag werden du und dein Kind nochmals gründlich durchgecheckt. Ist auch dann alles gut, kannst du dem Geburtstermin entspannt entgegensehen.

Zeigt die CTG-Kontrolle nach der Wendung Auffälligkeiten, wirst du zur Beobachtung in der Klinik bleiben. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, nach der erfolgreichen Wendung umgehend die Geburt einzuleiten.

Wie stehen die Erfolgschancen?

Die Erfolgsrate der äußeren Wendung variiert je nach Klinik zwischen 35 und 86 Prozent. Allgemein geht man davon aus, dass sie bei Erstgebärenden bei ca. 40 Prozent liegt. Bei Frauen, die bereits eine oder mehrere Schwangerschaften hatten, ist sie mit ca. 70 Prozent deutlich höher. Einmal gewendet, bleiben die Kinder allermeist so liegen. Nur etwa 3 bis 4 Prozent der Babys drehen sich danach wieder zurück in ihre Ausgangsposition.

Ob eine äußere Wendung erfolgreich sein wird oder nicht, hängt von einer Kombination aus verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Fruchtwassermenge, die Größe des Kindes oder die Lage der Plazenta. Nur erfahrene Geburtshelfer können anhand dessen berechnen, wie erfolgversprechend die äußere Wendung in deinem Fall wäre.

Das heißt: Nur weil die äußere Wendung bei einer Fremden aus dem Schwangerschafts-Forum nicht geklappt hat, hat das gar keine Aussagekraft darüber, wie die Chancen bei dir stehen. Gleichzeitig solltest du dich trotz aller positiven Erfahrungsberichte auch darauf einstellen, dass die Wendung bei dir vielleicht nicht klappt. 

Welche Risiken gibt es?

Die äußere Wendung ist ein sehr sicheres Manöver, solange sie von einem erfahrenen Experten ausgeführt wird. Trotzdem gibt es Risiken, die du kennen solltest, bevor du dich dafür entscheidest. Dazu zählen:

  • vorzeitiger Blasensprung
  • vorzeitige Plazentaablösung
  • Plazentarandblutung (Randsinusblutung)
  • anhaltende Wehen 
  • Notkaiserschnitt

Insgesamt gesehen ist die Komplikationsrate sehr gering. Sie liegt unter 1 Prozent.

Fazit: Äußere Wendung – ja oder nein?

Haben alternative Maßnahmen, wie etwa die Indische Brücke, keinen Erfolg gebracht, ist die äußere Wendung einen Versuch wert. Internationale Fachgesellschaften empfehlen sie sogar, da sie ein sehr sicheres Verfahren mit einer beachtlichen Erfolgsquote ist. Vorausgesetzt natürlich, es liegen keine absoluten Gegenanzeichen vor.

Ein ausführliches Beratungsgespräch vor der Wendung sollte dir ein sicheres Gefühl vermittelt. Schließlich ist es das Wichtigste, dass du der Person vertraust, die die Wendung vornimmt. Etwas Nervosität ist ganz normal, nur Angst solltest du keine haben. Sollte dir die Prozedur zu unangenehm werden, kannst du sie jederzeit abbrechen.

Häufige Fragen

Tut eine äußere Wendung weh?

Das Manöver kann mitunter sehr unangenehm sein. Ob es dir aber weh tut, hängt von deinem persönlichen Schmerzempfinden ab. Normalweise sollte die Prozedur auszuhalten sein und zumindest keine starken Schmerzen verursachen. Das wäre ein Zeichen dafür, dass die Wendung unter zu großem Druck ausgeübt wird.

Äußere Wendung bei Vorderwandplazenta – ist das möglich?

Eine Vorderwandplazenta zählt zu den relativen Kontraindikationen. Unter Umständen kann sie eine Wendung verhindern, da sie schlichtweg im Weg liegt. Ob eine Wendung möglich ist, entscheidet jedoch der Arzt oder die Ärztin nach vorheriger Kontrolle der exakten Lage der Plazenta.

Wie lange dauert eine äußere Wendung?

In der Regel dauert das eigentliche Manöver nur wenige Minuten. Allerdings können die Vor- und Nachbereitung der Wendung mit CTG, Ultraschall usw. einige Zeit in Anspruch nehmen.

Wer macht eine äußere Wendung?

Fast alle Geburtskliniken in Deutschland bieten die äußere Wendung an. Durchgeführt wird sie ausschließlich von speziell geschulten Geburtshelfern.

Bedeutet die Wendung Stress oder Gefahr für mein Baby?

Vor, während und nach der Wendung werden die Herztöne und die Versorgung deines Babys überwacht. Es wird so sanft wie möglich zur Drehung angeregt. Trotzdem kann es zu einem kurzzeitigen Absinken seiner Herzfrequenz kommen, was sich aber rasch wieder normalisieren sollte. Bisher wurde in keiner Studie eine erhöhte Sterblichkeit des Ungeborenen durch eine äußere Wendung beobachtet. Auch nach der Geburt unterscheiden sich ihre APGAR-Werte* nicht von denen anderer Neugeborenen.
* Der APGAR-Test ist Teil der ersten U-Untersuchung, die gleich nach der Geburt erfolgt.


Hast du vielleicht sogar schon eine äußere Wendung machen lassen? Wie sind deine Erfahrungen? Teile sie mit unseren Leserinnen und berichte davon in den Kommentaren!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 15.02.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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