Close Babelli.deBabelli.de

Pädagogin meint zum Familienbett: „Achtet auch auf euch Eltern!“

Ist das Familienbett wirklich sinnvoll?
Viele Eltern bevorzugen heute das Familienbett / Bild © Justin Paget, Gettyimages

Grundsätzlich und in Kürze ließe sich zum Thema Familienbett oder Kinderbett sagen: Macht es, wie es für euch alle gut ist. Selbst die Experten sind sich nicht einig, ob das Baby besser im elterlichen Bett oder lieber doch alleine schlafen sollte. Hier erfährst du, was dafür und was dagegen spricht. 

Wann sollte das Kind im eigenen Bett schlafen?

Ob und wie lange dein Kind im Elternbett schläft, entscheidet jeder für sich selbst. Es gibt Menschen – auch Babys – die alleine ruhiger schlafen. Es gibt aber auch Menschen, die erst dann gut schlafen können, wenn der Partner und das Kind direkt anwesend ist. Es hängt beispielsweise davon ab, ob dein Baby eher ruhig schläft, oder ob es sich quer legt und dabei viel Platz braucht. Das kann dazu führen, dass es euch als Eltern eher am Schlafen hindert. 

Tipp: Bevor ihr euch festlegt, solltet ihr eure eigenen Bedürfnisse überprüfen: Mögt ihr Nähe beim Schlafen? Oder stören euch selbst kleinste Töne? Dann könnt ihr die Vor- und Nachteile besser abwägen und die für euch richtige Variante aussuchen. Letzten Endes kommt es darauf an, dass der Nachtschlaf für alle so erholsam wie möglich ist.

Schlafen in Hör- und Reichweite 

Ob im Elternbett oder im eigenen Bett: Schläft dein Baby im gleichen Raum wie ihr, ist das gleichzeitig ein Schutz vor plötzlichem Kindstod. Daher empfehlen es die Fachleute. Du kannst die Wiege neben das große Bett stellen oder ein Beistellbettchen ans Elternbett anbauen. Willst du dein Kind in der Nacht stillen, brauchst du dazu nicht aufzustehen, sondern holst es nur etwas näher. Spürt dein Baby deine Hand, oder hört es deine Stimme, reicht es oft zur Beruhigung aus. Stillst du, und ist dein Bett breit genug, kannst du dein Baby auch zu dir ins Bett holen. Es dauert in der Regel nicht lange, bis sich eure Schlafphasen aufeinander abgestimmt haben. Brabbelt dein Baby und bewegt es sich im Schlaf, wirst du davon wach und kannst stillen. Mütter, die direkt neben dem Baby schlafen, können oft morgens nicht sagen, wie oft sie nun tatsächlich gestillt haben. 

Schläft dagegen das Baby im Kinderzimmer, wachst du erst auf, wenn sich dein Kind laut meldet oder weint. Bist du zu dieser Zeit im Tiefschlaf, fällt dir das Aufwachen deutlich schwerer. Du musst aufstehen, ins andere Zimmer gehen und dort dein Baby stillen. Das führt im Laufe der Zeit zu deutlich größerer Erschöpfung. Schließlich wird dein Schlaf im Tiefschlaf unterbrochen. Daher ist es sinnvoll, wenn Babys und Kleinkinder so nahe wie möglich bei Mama und Papa schlafen können.

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Plötzlicher Kindstod im Elternbett? 

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rät aus Sicherheitsgründen vom Familienbett ab. Das Baby könnte erdrückt werden, ersticken oder am plötzlichen Kindstod sterben. Neuere Untersuchungen sagen, das stimmt. Aber nur, wenn in der Wohnung geraucht wird oder die Mutter selbst raucht. Das Gleiche gilt, wenn die Mutter Medikamente, Drogen oder Alkohol konsumiert und durch diesen Konsum ihr Bewusstsein getrübt ist. Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod sind Sauerstoffmangel und zu viel Wärme im Babybett. 

Gut zu wissen: Plötzlicher Kindstod 

Während in den 1980er-Jahren noch mehr als 1.000 Kinder jährlich am plötzlichen Kindstod starben, waren es 2020 nur noch 84 Säuglinge im Alter von unter einem Jahr. 

Risikofaktoren sind: 

  • Passivrauchen des Babys 
  • zu viel Wärme 
  • Schlafen in Bauchlage 
  • Ungenügende Luftzufuhr, beispielsweise durch Zudecken des Gesichts 
  • Zu enge Bettumrandung (Nestchen)

Andere Experten weisen darauf hin, dass es keinen Zusammenhang zwischen plötzlichem Kindstod und Schlafen im Familienbett gebe. Oft werden in Studien sämtliche Fälle gewertet, ganz gleich, ob die Babys dauerhaft oder nur wegen einer Krankheit eine Nacht im Familienbett schliefen. 

So schlafen Babys sicher 

  • In Rückenlage: Diese ist für dein Kind besser. Der plötzliche Kindstod tritt in dieser Lage wesentlich seltener auf, als in Bauchlage. 
  • Auf einer eher harten Matratze: Schläft dein Baby auf einem Fell oder Kissen, kann es ihm zu heiß werden. 
  • Keine dicken Decken: Auch unter einer dicken Bettdecke kann es deinem Baby zu heiß werden. 
  • Im Schlafsack liegt dein Kind sicher, auch ohne weitere Decke. 
  • Eine dünne Decke sollte höchstens bis zur Brust des Babys reichen: So kann es sich diese nicht über den Kopf ziehen. 
  • Schlafumgebung rauchfrei und bei Raumtemperatur von etwa 18-19 Grad

Schlafen im eigenen Zimmer 

Babys ziehen Nähe vor. Möchtest du, dass dein Baby trotzdem im eigenen Zimmer schläft, ist ein immer gleicher Ablauf hilfreich, ein sogenanntes Ritual. Dein Kind erkennt nach kurzer Zeit, was passiert und weiß: Jetzt findet nichts Spannendes mehr statt. Ziehst du deinem Baby den Schlafanzug an und legst es mit Spieluhr, Wiegenlied und „Gute Nacht“ ins Bett, musst du selbst aus dem Zimmer gehen. Bist du für dein Baby nicht mehr zu sehen, kannst du lauschen: Schläft es ein? Oder erzählt es noch? Wird es immer lauter oder fängt gar an zu weinen, solltest du es schnell wieder beruhigen. Nimmst du es zum Trösten aus dem Bettchen, kannst du das Ritual wiederholen, eventuell auf ein kleines Lied reduziert. Auch dann wirst du selbst aus dem Zimmer gehen müssen. 

Ganz egal, wie oft dein Baby weint: Du solltest jedes Mal gehen und verlässlich wieder zurückkommen. Hat das Kind im Dunkeln Angst, wird es zuverlässig getröstet. Mama oder Papa kommen, sind bei ihm, berühren es oder nehmen es hoch. Für Babys ist es immens wichtig, dass sie sich darauf verlassen können. Das gibt ihnen auch im eigenen Zimmer die Sicherheit, die sie brauchen. Auch ein Nachtlicht mit Timer kann hier hilfreich sein.

Dein Baby braucht Nähe und Trost 

Babys brauchen Nähe, sie wollen nicht alleine sein. Daher will dich dein Baby auch nicht ärgern, wenn es immer wieder weint. Wichtig ist, dass du zuverlässig kommst und es tröstest. Da dein Baby noch nicht zu dir kommen kann, ist Weinen dabei ein sogenanntes Bindungssignal. Du kannst auch für den Trost ein Ritual entwickeln. Vielleicht legst du die Hand auf die Stirn oder massierst ganz leicht die Brust deines Babys. Dann spürt es deine vertraute Nähe und lässt sich von deiner Ruhe anstecken. 

Je früher du das Weinen deines Kindes beachtest, desto leichter lässt es sich beruhigen. Gerät es erst einmal in Erregung oder Panik, braucht es viel länger, um wieder zur Ruhe zu kommen. Babys schlafen besser, wenn ihre Mütter so schnell wie möglich auf das Weinen reagieren, zeigt eine Studie. Sie schlafen auch schneller wieder ein. 

Dunkelheit und Einsamkeit machen Angst 

In der Nacht schläft dein Baby noch lange nicht am Stück, sondern wacht immer wieder auf. Das ist in den ersten Lebensjahren völlig normal. Wird dein Kind wach, sucht es nach Mama oder Papa. Fühlt es sich allein, kann es sich oft noch nicht selbst wieder beruhigen. Kann es dagegen kuscheln, fühlt es sich geborgen. Damit machen sie genau das, was ihnen ihr genetisches Programm zeigt. Seit es Menschen gibt, konnten sie nur gemeinsam überleben. Alleine einzuschlafen hätte früher gerade für hilflose Säuglinge den sicheren Tod bedeutet. Die Angst vor einem Monster unter dem Bett oder dem Schatten an der Wand ist ebenfalls ein Relikt aus dieser frühen Zeit der Menschheitsgeschichte. 

Fazit: Was wird aus einem Baby, das im Familienbett schläft? 

Schläft dein Baby mit im Familienbett, entwickelt es sich ganz normal. Es kommt darauf an, ob diese Art des Schlafens für euch alle gut ist. Bekommt jeder von euch so viel Schlaf wie möglich, ist das eine tolle Sache. Auch wenn dein Kind in seinem eigenen Bett einschläft, wird es viele Phasen geben, in denen es mehr Nähe und damit lange Einschlafbegleitung oder ein Familienbett braucht. 

<iframe style="border-radius:12px" src="https://open.spotify.com/embed/episode/5gaRz1jYSr8OJnKaYiVKfB?utm_source=generator" width="100%" height="152" frameBorder="0" allowfullscreen="" allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy"></iframe>

Quellen

Wir legen dir übrigens auch sehr unseren Babyschlafkurs ans Herz. Darin zeigen dir unsere Schlafexperten alles zum Babyschlaf und wie die Einschlafbegleitung entspannter und eure Nächte ruhiger werden:

Zum Babyschlafkurs

✔ Inhaltlich geprüft am 14.04.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sylvia Hubele

Sylvia hat Sozialpädagogik an der Uni Kassel studiert und war in der Forschungswerkstatt Kinderanalyse unter Prof. Dr. Hilde Kipp. Als zertifizierte PEKIP-Gruppenleiterin begleitet sie in bisher mehr als 20 Jahren viele Mütter mit ihren Babys.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert