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Schwangerschaftsvergiftung: Ursachen, Anzeichen und Folgen für dich und dein Baby

Schwangerschaftsvergiftung

Eine Schwangerschaftsvergiftung kann für Mutter und Baby sehr gefährlich werden, egal ob in Form einer Eklampsie, Präeklampsie oder eines HELLP-Syndroms. Deshalb ist eine schnelle Diagnose und eine engmaschige Betreuung sehr wichtig. Was eine Schwangerschaftsvergiftung genau ist und wie sie behandelt wird, erfährst du jetzt.

Schwangerschaftsvergiftung: Was ist das eigentlich?

Schwangerschaftsvergiftung ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen (Gestosen) der Mutter, die vor, während und nach der Schwangerschaft entstehen können: Präeklampsie, Eklampsie und HELLP. Das häufigste Anzeichen – egal welcher Form – ist der Bluthochdruck (Hypertonie), deshalb sprechen Mediziner auch von hypertensiven Erkrankungen. Das zweite wichtige Warnzeichen ist eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin, begleitet von übermäßigen Wassereinlagerungen an Händen und Füßen.

Von allen Schwangeren erkranken 6 bis 10 Prozent an einer dieser Formen. Regelmäßige Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen können verhindern, dass du unerkannt daran erkrankst. Denn der Verlauf kann von Frau zu Frau verschieden sein: Ab der vollendeten 20. Woche können sich erste Symptome zeigen, bei manchen zeigen sie sich aber auch erst im späteren Verlauf der Schwangerschaft oder sogar erst im Wochenbett.

Schwangerschaftsvergiftung: So viele Begriffe, was ist der Unterschied?

Schwangerschaftsvergiftung, Präeklampsie, Gestose – im Sprachgebrauch werden die Begriffe häufig vermischt. Deshalb haben wir sie für dich geordnet.

Der Oberbegriff Gestose steht für schwangerschaftsbedingte Erkrankungen oder hypertensive Erkrankungen, die veraltet häufig auch noch als „Schwangerschaftsvergiftung“ bezeichnet werden.

Es gibt verschiedene Formen von Gestosen:

  • Frühgestose (schwangerschaftsbedingte Erkrankungen)
  • Spätgestosen (hypertensive Erkrankungen)
    • Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) 
    • Präeklampsie
    • Eklampsie
    • HELLP-Syndrom
  • Propfgestose

Frühgestose:

Diese Gestose beginnt vor der 20. Schwangerschaftswoche. Hierzu zählt beispielsweise starkes Erbrechen bis zur Erkrankung Hyperemesis gravidarum. Diese Auffälligkeit ist nicht so selten. Rund zwei Prozent der Schwangeren kennen das. Meist lässt die starke Übelkeit bis zur 14. SSW nach, manchmal aber nicht. In seltenen Fällen muss die Schwangere für ein paar Tage ins Krankenhaus, wenn sie dadurch auszehrt.

Spätgestosen

Präeklampsie, Eklampsie und HELLP

Präeklampsie, Eklampsie und HELLP sind Spätgestosen. Sie treten ab der 20. SSW auf. Manchmal auch erst kurz vor (> 34. SSW) oder zwischen der ersten und sechsten Woche nach der Geburt. Präeklampsie und Eklampsie heißen in der Fachsprache auch „EPH-Gestosen“.

Eine Präeklampsie ist eine Bluthochdruckerkrankung mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Augenflimmern, Unruhe und gesteigerten Reflexen in Kombination mit Eiweiß im Urin mit oder ohne Wassereinlagerungen. Bei der Eklampsie kommen noch Krampfanfälle hinzu. Das HELLP-Syndrom ist die gefährlichste Form, weil es eine Leberbeeinträchtigung begünstigt und die Blutgerinnung stört.

Wichtig: Unbehandelt können Präeklampsie, Eklampsie oder HELLP zu einer Frühgeburt und/ oder zu einer vorzeitigen Plazentaablösung führen. Im schlimmsten Fall ist das Leben von Mutter und/oder Kind in Gefahr.

Pfropfgestose

Weniger bekannt ist die Pfropfgestose. Hierbei handelt es sich um eine Gestose, die auf Basis einer Vorerkrankung der werdenden Mutter entsteht. Diese Vorerkrankungen gehen immer mit einem Bluthochdruck einher. Sobald ab der 20. SSW bei diesen Schwangeren Eiweiß im Urin oder andere Symptome auftreten, werden Ärzte diese Form der Gestose diagnostizieren. 

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Mögliche Ursachen für eine Gestose

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die einzeln oder in Kombination dazu führen können, dass sich eine Gestose entwickelt:

  • bestehende Nierenkrankheiten
  • bestehende Erkrankungen der Gefäßsysteme
  • Störungen im Bereich der Mikrozirkulation
  • starker Magnesiummangel
  • uteroplazentare Störungen der Durchblutung
  • familiäre Vorbelastungen
  • vorliegende Frühgestose
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Alter der Schwangeren unter 18 Jahre oder mehr als 40 Jahre
  • erste Schwangerschaft
  • Fettleibigkeit
  • Diabetes mellitus
  • bestehende Autoimmunerkrankung

Grundsätzlich können aber auch Frauen daran erkranken, die nicht zur Risikogruppe gehören. 

Symptome von Präeklampsie, Eklampsie und HELLP

Die Präeklampsie ist die Vorstufe von Eklampsie und HELLP-Syndrom. 3-7 Prozent der Schwangeren leiden darunter. Für die Präeklampsie gibt es drei messbare Anzeichen:

  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • hohe Eiweißausscheidungen über den Urin (Proteinurie)
  • Bluthochdruck (Hypertonie) ≥ 140/ 90 mmHg

Dein Arzt oder deine Hebamme prüfen diese Faktoren bei jeder Untersuchung. Symptome treten manchmal auch zwischen den Terminen auf. Setz dich deshalb direkt mit deiner Hebamme oder deinem Arzt in Verbindung, wenn du Veränderungen beobachtest, die dich beunruhigen. Dann hast du sofort Klarheit.

Zusätzlich zu den genannten Leitsymptomen gibt es noch weitere:

  • Kopfschmerzen und Schwindel
  • gesteigerte Reflexe
  • Störungen des Nervensystems wie Sehstörungen
  • eventuell Übelkeit und Erbrechen
  • starke Oberbauchschmerzen
  • Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen
  • Wassereinlagerungen in der Lunge
  • eingeschränkte Nierenfunktion der Schwangeren

Die schwere Präeklampsie und Eklampsie

Eine schwere Präeklampsie geht mit ausgeprägten Symptomen einher. Die Blutdruckwerte liegen bei über 160/100 mmHg, und die Nieren leiden so sehr, dass die Harnmenge abnimmt. Es treten Sehstörungen und starke Kopfschmerzen auf. Dies sind deutliche Alarmzeichen

Eine schwere Präeklampsie kann zu einer Eklampsie (Krampfanfall) führen. Bei weniger als 1 bis 2 Prozent der Frauen mit Symptomen einer schweren Präeklampsie kommt dies vor. Eine Eklampsie kann aber auch ohne Bluthochdruck und Eiweiß im Urin sowie ohne neurologische Vorerkrankungen auftreten. Bei einem solchen Krampfanfall spannt sich die Muskulatur stark an. Muskelzuckungen treten unwillkürlich, aber rhythmisch auf.

Da eine Eklampsie sogar bis zu 48 Stunden nach der Geburt auftreten kann, ist eine intensivmedizinische Betreuung während der ersten Stunden nach Geburt für dich als Mama mit Präeklampsie wichtig.

Das HELLP-Syndrom, die hoch akute Form

Auch das HELLP-Syndrom ist eine Spätgestose. Es tritt bei etwa fünf von 1000 Schwangeren kurz vor der Geburt auf. 10 bis 20 Prozent der Frauen mit Präeklampsie entwickeln ein solches Syndrom. Der Begriff setzt sich zusammen aus:

  1. H – für die Hämolysis, einen Blutzerfall
  2. EL – für Elevated Liver Enzyms, die Erhöhung von Leberwerten
  3. LP – für Low Platelet Count, das Nachlassen der Blutgerinnung

Typisch sind starke Oberbauchschmerzen – manchmal auch im Bereich der Nieren. Diese können dem Gefühl von starken Wehen ähneln. Deutliche Wassereinlagerungen im Gesicht oder an den Extremitäten sowie Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen und eine gelbliche Haut sind weitere Hinweise. Auch beim HELLP-Syndrom steigt der Blutdruck deutlich an (nicht immer!). In 5 – 15 Prozent der Fälle findet sich kein Eiweiß im Urin.

Schwangerschaftsvergiftung: Therapie einer Spätgestose

Die Therapie einer Spätgestose richtet sich nach Art, Schweregrad und Zeitpunkt der Symptome: Bei ersten, milden Anzeichen wird ambulant behandelt. Die werdende Mutter bekommt gegen die Wassereinlagerungen Kompressionsstrümpfe. Sie muss die Beine hochlegen und braucht Ruhe. Gegen leichten Bluthochdruck gibt es Medikamente. 

Steigt dieser jedoch auf 150/100 mmHg an, ist es besser, stationär weiterzubehandeln: Im Krankenhaus werden Mutter und Kind gut überwacht. Der Blutdruck lässt sich medikamentös senken. Zusätzlich gibt es bei Verdacht auf Eklampsie eine Infusion mit Magnesiumsulfat. Um weitere Komplikationen zu vermeiden, werden die betreuenden Ärzte eine frühzeitige Entbindung anstreben – und dabei immer auch die Risiken für Mutter und Kind im Blick haben bzw. mit euch besprechen:

  • Zwischen der 25. und 34. SSW werden sie versuchen, die Entbindung so lange wie möglich hinauszuzögern. Das Baby bekommt Medikamente, damit die Lunge schneller reift.
  • In der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche und bei ausgeprägter Präeklampsie werdet ihr bereits über eine zeitnahe Geburt sprechen, weil dein Kind schon weit ist. 
  • Nach der 37. Schwangerschaftswoche werden die Ärzte schnell eine Geburt in die Wege leiten. Dein Kind ist reif dafür.

Ein HELLP-Syndrom ist ein medizinischer Notfall. Die Symptome treten meist überraschend und sehr stark auf. Sobald es diagnostiziert ist, musst du intensivmedizinisch betreut werden. Um weitere Komplikationen zu verhindern, werden die Ärzte mit dir und deinem Partner sprechen und dein Baby möglichst schnell per Kaiserschnitt auf die Welt bringen.

Ausnahme ist das sogenannte partielle HELLP-Syndrom mit bisher guten Laborwerten. Hier wird oft mit einer „therapeutischen Plasmapherese“ gearbeitet, damit das Baby noch im Bauch bleiben darf. Dabei wird das Blutplasma der werdenden Mutter durch Frischplasma ersetzt.

Wie kann ich eine Schwangerschaftsvergiftung vorbeugen?

Hattest du bereits eine Präeklampsie? Dann musst du in der nächsten Schwangerschaft besonders aufpassen und dich schonen und dich am besten im Vorfeld bereits gut informieren. Das Wiederholungsrisiko liegt laut Leitlinie (2019) bei 14 bis 18 Prozent. Eine effektive Maßnahme kann die Einnahme von niedrig dosierten Acetylsalicylsäure (ASS) in der Frühschwangerschaft sein. Zudem kann ein Präeklampsie-Screening in der Frühschwangerschaft dein individuelles Risiko bestimmen. Besprich dich dazu mit deinem Arzt oder Ärztin.

Aber selbst wenn du bisher nicht betroffen warst, geh bitte zu den Vorsorgeterminen, lass Blutdruck und Urin regelmäßig kontrollieren. So kann dein Arzt oder deine Ärztin frühzeitig bei Anzeichen reagieren. Du schützt damit dich und dein Baby. Deinen Blutdruck kannst du auch selbst zweimal täglich messen und die Werte aufschreiben. Höre auf dein Bauchgefühl, wenn du dich komisch fühlst und es nicht einordnen kannst und besprich das mit deiner Hebamme oder Ärztin. Stehst du besonders unter Stress, kümmere dich um Unterstützung und Entlastung!

Eine Verringerung des Risikos durch die Zufuhr von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren wurde schon in verschiedenen Reviews bestätigt, ist zum aktuellen Stand aber keine generelle Empfehlung laut Leitlinie (Stand 2019). Dennoch schadet es nicht, auf viele hochwertige Eiweiße aus Gemüse, Hülsenfrüchten, Milchprodukten und magerem Fleisch (keine Eiweiß-Diät!) zu setzen und zu viele Kohlenhydrate wie Zucker oder Weißmehl eher zu vermeiden. Achte generell darauf, dich gesund und ausgewogen zu ernähren.

Worauf sollten Frauen mit Schwangerschaftsvergiftung nach der Geburt achten?

Eine Schwangerschaftsvergiftung gilt als Alarmsignal für Folgeerkrankungen, die Schwangerschaft somit als eine Art Stresstest” für den Körper: Frauen mit Komplikationen wie einer Präeklampsie oder dem HELLP-Syndrom sollten daher auch im Wochenbett gesundheitlich gut überwacht werden. Zudem haben sie ein erhöhtes Risiko, auch später noch an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu leiden oder Funktionsstörungen der Nieren oder Diabetes zu entwickeln. Leider gibt es bisher keine strukturierten Nachsorgeprogramme oder Empfehlungen für eine gezielte Prävention. Sprich deshalb deine Gynäkologin oder deinen Hausarzt gezielt auf deine Erkrankung an und bitte um regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach der Geburt. Ziel sollte dabei immer sein, ernste gesundheitliche Probleme in den Folgejahren einer Schwangerschaftskomplikation zu vermeiden. 

Fazit

So beängstigend eine Erkrankung in der Schwangerschaft wie eine Präeklampsie auch klingt, umso wichtiger ist es, bei Auffälligkeiten zu reagieren und Rat bei deinem Arzt oder deiner Hebamme zu suchen. Geh lieber einmal zu viel zur Ärztin oder zur Hebamme als einmal zu wenig. Lass Unwohlsein abklären und bestehe auf eine Kontrolle von Auffälligkeiten. Zugleich brauchst du dir bei “normalen” schwangerschaftsbedingten Wassereinlagerungen nicht direkt Sorgen zu machen: Du bist sehr gut bei deiner Ärztin und deiner Hebamme aufgehoben, um eventuell kritische Anzeichen rechtzeitig erkennen und behandeln zu lassen. 

Falls du eine der genannten Erkrankungen bereits durchgemacht hast, versuch offen über deine Sorgen zu reden. Nichts ist bestärkender als ein gutes interdisziplinäres Team im Rücken zu haben, damit es dir und deinem Baby am Ende gut geht. Alles Liebe für euch! 

Was ist deine Erfahrung mit einer Schwangerschaftsvergiftung? Schreib es uns in die Kommentare! 

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 24.09.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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