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Vorzeitige Plazentaablösung: Symptome und was du sonst wissen musst

Prävention einer Plazentaablösung: Ruhe ist in jeder Schwangerschaft wichtig
Jede Schwangere sollte auf regelmäßige Ruhezeiten achten. / Bild © Alik Mulikov, Adobe Stock

Eine vorzeitige Plazentaablösung (Abruptio placentae) ist eine seltene, aber schwere Komplikation ab der 20. Schwangerschaftswoche. Sie kann für dein Baby und dich lebensbedrohlich werden. Bei welchen Symptomen du reagieren solltest und was Ärzte dann für euch beide tun können, haben wir hier für dich zusammengefasst. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine vorzeitige Plazentaablösung ist eine seltene Komplikation in der Schwangerschaft: Sie betrifft etwa eine von 100 Schwangerschaften.
  • Sie kann potenziell lebensbedrohlich für dein Kind und dich werden.
  • Du solltest dich deshalb bei Symptomen sofort in ärztliche Behandlung begeben.
  • Solche Symptome sind vaginale Blutungen, Schmerzen im Unterleib, ein harter oder druckempfindlicher Bauch sowie Vorboten eines Kreislaufschocks wie etwa Schwächegefühl, Unwohlsein, plötzlicher Blutdruckabfall oder Pulsanstieg.
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Woran erkennst du eine vorzeitige Plazentaablösung?

Eine Plazentaablösung kann mit leichten bis schweren Schmerzen einhergehen. Aber sie kann auch komplett schmerzfrei verlaufen. Folgende Symptome solltest du beachten und nicht leichtfertig übergehen:

  • Schmerzen im Unterleib:
    Wenn du plötzlich anhaltende Schmerzen im Unterbauch hast, solltest du besser ärztlichen Rat einholen. Denn bei einer Plazentaablösung zieht sich die Gebärmutter krampfartig zusammen. Auch Wehen sind möglich.
  • harter oder druckempfindlicher Bauch:
    Wenn du bei sanften Drücken auf den Bauch empfindlich bist oder sich der Bauch hart anfühlt, solltest du das auch besser in der nächsten Arztpraxis kontrollieren lassen.
  • Blutungen:
    Blutungen – sporadisch oder auch länger anhaltend – aus der Vagina können auf eine Plazentaablösung hinweisen. Sie können hell- oder dunkelrot sein.
  • ungewöhnlich niedriger Blutdruck:
    Der plötzlich hohe Blutverlust kann einen Kreislaufschock auslösen.

Wann bin ich ein Notfall? 
Bei Schocksymptomen wie Bewusstlosigkeit und/oder starkem Blutdruckabfall, aber auch bei Frieren, Zittern, blasser und kalter Haut sowie einem erhöhten Puls musst du umgehend den Notruf verständigen. Denn hier droht ein lebensbedrohliche Situation für dich und dein Baby. Denk daher auch immer daran, deinen Mutterpass dabei zu haben!

Auch Durst, Übelkeit, Schwindel, allgemeines Unwohlsein, Schwächegefühl und Angst zählen zu Vorboten eines Kreislaufschocks.

Im Vergleich zu einer plötzlichen Ablösung verursacht eine allmähliche Ablösung weniger Schmerzen im Unterleib, und auch das Risiko eines Kreislaufschocks ist für die Mutter geringer. Es besteht jedoch ein höheres Risiko eines vorzeitigen Blasensprungs.

Wie wird die Diagnose einer vorzeitigen Plazentaablösung medizinisch gesichert?

Bestehen Symptome wie vaginale Blutungen, Bauchschmerzen und Druckempfindlichkeit wird das medizinische Personal zunächst versuchen, den Verdacht einer vorzeitigen Plazentaablösung zu bestätigen. 

Bei der Diagnose helfen

  • Vitalparameter deines Kindes (Puls, Blutdruck, Atmung, Herztöne)
  • Kontrolle deiner Blutwerte (vor allem Gerinnungswerte und Hämoglobin)
  • Ultraschalluntersuchungen von Plazenta und Kind 

Die Plazentaablösung muss von einer Placenta praevia unterschieden werden. Auch eine Präeklampsie sollte ausgeschlossen werden. 

Was ist eine (vorzeitige) Plazentaablösung?

Bei der Plazentaablösung löst sich der Mutterkuchen (Plazenta) von der Gebärmutterwand. Bei der Geburt eines Kindes ist dieser Vorgang völlig normal und natürlich. Die sogenannte Nachgeburt erfolgt etwa zehn bis 15 Minuten nach der Geburt des Kindes. 

Löst sich die Plazenta jedoch vor der Geburt vollständig oder auch nur in Teilen, spricht man von einer vorzeitigen Plazentaablösung. Diese zählt zu den seltenen, aber schweren Schwangerschaftskomplikationen. 

plazentaabloesung grafik - Vorzeitige Plazentaablösung: Symptome und was du sonst wissen musst
Löst sich die Plazenta vor der Geburt vollständig oder auch nur in Teilen, kann dies mehr oder weniger starke vaginale Blutungen verursachen.
/ Bild © Анастасия Красавина, Adobe Stock

Da dein Baby über die Plazenta mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, entscheidet der Schweregrad der Plazentaablösung über die Folgen für dein Baby und dich. Denn die Ablösung führt nicht nur zu – mehr oder weniger starken – Blutungen in der Gebärmutter, sondern auch zu einer Mangelversorgung deines Kindes. Die Gynäkologie unterscheidet eine akute von einer chronischen Plazentaablösung:

Akute Form der vorzeitigen Plazentaablösung: Bei einer plötzlichen Ablösung der Plazenta – extrem selten, aber ein absoluter Notfall – kann dein Kind sogar sterben, weil es nicht mehr mit Sauerstoff versorgt ist. Nur ein Notkaiserschnitt kann dein Kind retten.

Chronische Form der vorzeitigen Plazentaablösung: Löst sich die Plazenta allmählich und nicht komplett, wächst dein Baby weniger (intrauterine Wachstumsretardierung) und hat womöglich zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion). 

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Wie wahrscheinlich ist eine vorzeitige Plazentaablösung? 

Bei etwa 0,6 bis 1,2 Prozent aller Schwangerschaften löst sich die Plazenta vorzeitig ab. Betroffen sind also etwa eines von 100 Babys. Eine komplette Plazentaablösung ist dagegen deutlich seltener. Sie betrifft nur eine von 50.000 Schwangeren.

Der kritische Zeitpunkt:

Eine vorzeitige Plazentaablösung tritt vorwiegend erst nach der 20. Schwangerschaftswoche auf. Statistisch gesehen ist das Risiko für eine vorzeitige Plazentaablösung zwischen der 24. und der 26. Schwangerschaftswoche am höchsten.

Was weiß die Medizin über Ursachen und Risikofaktoren?

Die Ursache einer vorzeitigen Plazentaablösung ist in der Regel unbekannt. Doch die Medizin kennt einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für diese Schwangerschaftskomplikation erhöhen.

Risikofaktoren einer vorzeitigen Plazentaablösung:

  • Alter der Schwangeren über 35 Jahre
  • Verletzung des Bauchraums (z.B. durch Schläge und Tritte oder durch einen Autounfall)
  • vorzeitiger Blasensprung, insbesondere bei zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion)
  • Bluthochdruck, einschließlich Präeklampsie
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Erkrankungen der Blutgefäße, z.B. Vaskulitis
  • Plazenta praevia
  • mangelhafte Versorgung der Plazenta mit Sauerstoff
  • Zwillingsschwangerschaft
  • eine zu kurze Nabelschnur oder eine Nabelschnur, die das Kind umschlingt
  • intraamniotische Infektion, also eine Infektion des Gewebes, das den Fötus umgibt
  • vorzeitige Plazentaablösung bei einer früheren Schwangerschaft
  • Konsum von Tabak oder Kokain

Wann wird eine vorzeitige Plazentaablösung gefährlich für Kind und/oder Mutter?

Gefährlich wird eine vorzeitige Plazentaablösung vor allem dann, wenn sie plötzlich und komplett erfolgt. Dann ist das Leben deines Kindes akut in Gefahr. Die Ärzte werden versuchen, dein Baby mittels Notkaiserschnitt zu retten. Es ist daher wichtig, dass du sofort behandelt wirst. 

Die Symptome einer Plazentaablösung richten sich nach dem Grad der Ablösung und der Menge des Blutverlusts, der erheblich sein kann. Die Blutungen können aber auch – von außen unsichtbar – hinter der Plazenta liegen. Sie sind aber dennoch gefährlich für dich. 

Löst sich nur ein kleiner Teil der Gebärmutter, reicht die Versorgung in der Regel aus, dass dein Kind sich regulär weiter entwickeln kann. Dir wird Bettruhe verordnet und deine Schwangerschaft wird engmaschig überwacht. 

Löst sich mehr als ein Drittel der Plazenta, wird die Situation für dich und dein Baby allerdings kritisch und ihr müsst ziemlich sicher im Krankenhaus bleiben. Auch für dich sind die plötzlich auftretenden inneren Blutungen lebensbedrohlich – abhängig vom Ausmaß der Ablösung.

Die Sterblichkeit bei einer Plazentaablösung liegt bei Müttern bei etwa einem Prozent, bei Kindern, abhängig von ihrem Gewicht und der jeweiligen Schwangerschaftswoche, zwischen zehn und 67 Prozent.

Wie wird eine vorzeitige Plazentaablösung behandelt?

Bei Verdacht auf eine vorzeitige Plazentaablösung musst du umgehend behandelt werden. In der Regel wirst du in ein Krankenhaus eingeliefert. Denn dein Baby und du müssen jetzt gut überwacht werden. Um dein Baby vor einem Versorgungsmangel zu schützen, muss es womöglich sogar früher entbunden werden.

Besteht das Risiko einer Frühgeburt vor der 35. Schwangerschaftswoche, bekommst du wahrscheinlich auch Kortikosteroide gespritzt, um die Lungenreifung bei deinem Baby zu unterstützen. Falls die Symptome nachlassen und dein Baby nicht in Not ist, besteht auch die Möglichkeit, dass du wieder aus dem Krankenhaus entlassen wirst. Du musst dich dann schonen, solltest auf Geschlechtsverkehr verzichten und bekommst vermutlich Bettruhe verordnet.

Wird eine vorzeitige Plazentaablösung nach der 36. Schwangerschaftswoche entdeckt, wird dir in der Regel sofort zu einem Kaiserschnitt geraten.

Häufige Fragen

Wie unterscheidet sich die Blutung bei einer Plazentaablösung von einer Zeichnungsblutung kurz vor oder während des Geburtsbeginns? 

Die typische Zeichnungsblutung kurz vor Geburt ist eine diskrete Blutung mit einer geringen Menge an Blut. Sie färbt den Schleimpfropf, der bis dahin den Gebärmutterhals verschlossen hat, rosa oder bräunlich ein. Kommt es hingegen zu stärkeren vaginalen Blutungen, muss dies ärztlich abgeklärt werden. In seltenen Fällen könnte es eine Plazentaablösung sein.

Wo und wann kann ich noch mehr über die Anzeichen einer Plazentaablösung erfahren? 

Frag in deiner Frauenarzt-Praxis nach. Solltest du ein erhöhtes Risiko für diese Schwangerschaftskomplikation haben, hat es dein Gynäkologe bestimmt bereits im Blick und überprüft die Plazenta mit Sicherheit regelmäßig. Auch im Geburtsvorbereitungskurs wirst du noch mehr über diese Komplikation erfahren. 

Muss ich mir nach einem Sturz auf den Bauch Sorgen machen, dass die Plazenta gelöst ist? 

In der Regel musst du dir keine Sorgen um dein Baby machen. Es ist gut geschützt in deinem Bauch. Doch sollte der Aufprall heftiger gewesen sein und du dich unwohl fühlen, gehe unbedingt in deine Frauenarzt-Praxis. Ein kurzer Ultraschall kann dir wieder Sicherheit geben. Sollte doch etwas kritisch sein, wirst du direkt medizinisch weiter versorgt.

Was kann ich tun, um eine Plazentaablösung möglichst zu verhindern? 

Hast du eine Risikoschwangerschaft, wirst du in deiner gynäkologischen Praxis gut und engmaschig betreut, sodass eine chronische Plazentaablösung schnell entdeckt würde. 

Bei jeder Schwangerschaft solltest du auf einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und ausgewogener Ernährung achten. Das tut dir gut und auch deinem Kind.

Hast du noch Fragen zur vorzeitigen Plazentaablösung oder zu anderen Schwangerschaftskomplikationen? Dann schreib uns gern einen Kommentar! 

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 06.07.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Clara Stark

Mit Mann und drei Kindern lebt Clara im niederbayerischen Landshut. Von dort aus unterstützt sie die babelli-Redaktion als Medizinjournalistin und erklärt Fachbegriffe rund um Schwangerschaft, Baby und Kleinkind - von Amniozentese bis Zytomegalie. Seit mehr als 20 Jahren recherchiert die Diplom-Molekularmedizinerin und gelernte Redakteurin zu Wissenschafts- und Medizinthemen. Komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass sie leicht verständlich und konsumierbar sind, ist für sie selbstverständlich und herausfordernd zugleich.

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