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Ist Übergewicht in der Schwangerschaft problematisch?

Übergewicht in der Schwangerschaft
Unsere besten Tipps für eine sorgenfreie Schwangerschaft / Bild © AntonioDiaz, Adobe Stock

Jede schwangere Frau nimmt an Gewicht zu, das ist ganz normal. Werdende Mamas mit hohem BMI sollten ihre Gewichtszunahme allerdings im Auge behalten. Wenn du von Übergewicht in der Schwangerschaft betroffen bist, kannst du einige Tipps beachten, um möglichst sorglose neun Monate und eine sichere Geburt zu erleben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein hoher Fettanteil kann den Stoffwechsel stören und das Herz-Kreislauf-System belasten.
  • Ältere werdende Mütter starten häufiger mit Übergewicht in die Schwangerschaft.
  • Übergewichtige Schwangere haben häufiger Schwangerschaftsdiabetes, erhöhten Blutdruck und Schwangerschaftsvergiftung. Ihre Babys sind oft selbst sehr schwer.
  • Geburtskomplikationen und Kaiserschnitte sind bei übergewichtigen Frauen etwas wahrscheinlicher.
  • Über gesunde Ernährung und Bewegung kann die Gewichtszunahme begrenzt werden.

Übergewicht in der Schwangerschaft ist nicht selten

Laut Robert Koch-Institut waren im Jahr 2017 rund 36 Prozent aller Schwangeren übergewichtig. Mit diesen besonderen Umständen bist du also absolut nicht alleine. Als übergewichtig gilt bereits jeder, dessen Body-Mass-Index (BMI) bei 25 oder darüber liegt. Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas. Über diesen BMI-Rechner etwa kannst du deinen BMI-Wert einfach und schnell ermitteln.

BMI-Formel: Sie setzt Gewicht und Körpergröße ins Verhältnis. Die Rechnung: Körpergewicht (in kg) geteilt durch Körpergröße (in m) zum Quadrat.

Tatsächlich ist die Aussagekraft des BMI umstritten: So können sehr große, sehr kleine oder sehr trainierte Menschen einen erhöhten BMI aufweisen, ohne aus medizinischer Sicht übergewichtig zu sein, weil der BMI nicht zwischen Fettmasse und Muskelmasse unterscheiden kann. Diesen Aspekt solltest du also beachten, wenn einer der genannten Faktoren auf dich zutrifft und dein BMI bei 25 oder leicht darüber liegt.

Genauso ist die BMI-Formel nicht anwendbar, solltest du an einem Lipödem oder Lymphödem leiden. Entscheidend ist die Fettverteilung. Je größer der Bauch im Vergleich zum Körper, desto problematischer.

Ob die Abweichung vom Normalgewicht ein Problem darstellt oder andere Beschwerden mit einhergehen, besprichst du am besten mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin. Denn ein starkes Übergewicht in der Schwangerschaft kann durchaus potenzielle Risiken für dich und dein Baby mit sich bringen – die du aber durch dein eigenes Handeln verringern kannst.

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Wie wirkt sich ein hoher BMI in der Schwangerschaft aus?

Trotz der Kritik am BMI gibt es selbstverständlich Übergewicht, das von Medizinern als problematisch eingestuft wird. Denn ein zu hoher Fettanteil im Körper ist mit bestimmten Risiken verbunden, etwa weil der Stoffwechsel gestört und das Herz-Kreislauf-System belastet werden kann. Diese Risiken steigen zusätzlich mit einem ungesunden Lebensstil, also zum Beispiel mit ungesunder Ernährung und ausgeprägtem Bewegungsmangel.

Bei Übergewicht hast du vielleicht eine Risikoschwangerschaft

Die Zahl der übergewichtigen Schwangeren nimmt statistisch gesehen mit dem Alter zu. Das liegt daran, dass der Kalorienbedarf sinkt und unser Stoffwechsel langsamer wird, wir aber in der Regel so weiter essen, wie wir es gewohnt waren. Zugleich steigt das Durchschnittsalter von Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, immer weiter. Bedeutet im Umkehrschluss: Je älter werdende Mütter sind, desto häufiger starten sie schon mit Übergewicht in die Schwangerschaft. Durch die weitere Gewichtszunahme bis zur Geburt steigt das Risiko für Begleiterkrankungen. Ab einem BMI von 30 gilt eine Schwangerschaft medizinisch gesehen als Risikoschwangerschaft. Darunter nur, wenn Begleiterkrankungen wie Diabetes vorliegen.

Bei Schwangeren mit Übergewicht sind folgende Komplikationen wahrscheinlicher (aber nicht zwingend):

Ist dein Übergewicht stark ausgeprägt und sind bei dir bereits Vorerkrankungen festgestellt worden, wird dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin bei dir wahrscheinlich von einer Risikoschwangerschaft ausgehen und dich besonders engmaschig untersuchen.

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Besonderes Augenmerk liegt auf Babys Gewicht

Übergewicht in der Schwangerschaft ist oft mit einem erhöhten Gewicht beim Baby verbunden. Deshalb wird mittels Ultraschall besonders darauf geachtet, wie sich dein Baby im Bauch entwickelt.

Wenn du viel Fettgewebe im Bauchbereich hast, kann es mitunter für deine behandelnden Ärzte schwieriger sein, dein Baby per Ultraschall genau auszumessen. Der Grund: Die Schallwellen werden durch die Fettschicht abgeschwächt. Es kann also sein, dass bestimmte Untersuchungen des Babys erst zu einem späteren Zeitpunkt der Schwangerschaft möglich sind, wenn das Kind größer ist und die Organe, Knochen und Blutgefäße besser abgebildet werden können.
Diese Untersuchungen sind für dein Baby besonders wichtig, denn bei besonders große und schweren Kindern besteht eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Wie die Pharmazeutische Zeitung berichtet, werden in Deutschland immer mehr Babys mit erhöhtem Geburtsgewicht (mehr als 4000 Gramm) geboren. Bei Müttern mit hohem BMI weisen auch die Neugeborenen oft bereits einen erhöhten Körperfettanteil auf.

Babys von Schwangeren mit Übergewicht sind folgenden Risiken ausgesetzt:

  • erhöhtes Geburtsgewicht
  • erhöhter Blutzuckerspiegel
  • späteres Übergewichts- und Diabetesrisiko
  • häufigere Früh- und Fehlgeburten

Die gute Nachricht vorweg: Du kannst zu jedem Zeitpunkt etwas für deine Gesundheit und die deines Babys tun. Denn deine alltägliche Lebensführung hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf dein ungeborenes Kind.

Frauen mit einem höheren Anteil an Fettgewebe spüren ihr Baby übrigens in der Regel nicht später als andere.

Was tun bei Übergewicht in der Schwangerschaft?

Die Schwangerschaft und die ersten zwei Lebensjahre gelten als gesundheitlich prägend für dein Kind – und genau da liegt deine Chance, Einfluss zu nehmen. Gerade als übergewichtige Schwangere kannst du über eine gesunde Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr viel erreichen.

Besonders wichtig ist für dich: nicht für zwei, sondern so hochwertig wie möglich essen! Also viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Naturreis, Hülsenfrüchte und gelegentlich Fleisch oder Fisch sowie hochwertige Pflanzenöle.

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Für dein Baby sind vor allem Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente wichtig – denke auch an ein geeignetes Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere, das auf jeden Fall Folsäure enthalten sollte. Du bekommst diese in jedem Drogeriemarkt oder in der Apotheke.

Falls du vor der Schwangerschaft nicht besonders aktiv warst, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt! Es gibt viele Möglichkeiten für Schwangere, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Fange am besten klein an und gehe etwa kurze Wege öfter zu Fuß, nimm die Treppe statt den Aufzug oder melde dich bei einem sanften Sportkurs für Schwangere an – hierfür eignen sich besonders Schwimmkurse, Aqua-Gymnastik, Walking oder Yoga.

Die tägliche Bewegung hält nicht nur deine Gewichtszunahme in Grenzen, sondern versorgt dich und dein Baby auch mit reichlich Sauerstoff. Außerdem senkt ein aktiver Lebensstil das Risiko für eine Thrombose, das in der Schwangerschaft leicht erhöht ist. Vorhandenes Übergewicht ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Es kann sein, dass dein Arzt oder deine Ärztin dir daher vorsorglich Stützstrümpfe verordnet oder dir vorbeugende Medikamente verschreibt.

Wie viel dürfen übergewichtige Schwangere zunehmen?

Im Durchschnitt nehmen Frauen während einer Schwangerschaft 11 bis 16 Kilogramm zu. Zusätzliche Fettdepots und Wassereinlagerungen machen dabei nur einen Teil aus. Der andere Teil besteht aus dem Gewicht von Fruchtwasser, Plazenta, einer erhöhten Blutmenge und natürlich dem Gewicht des Babys. Auch übergewichtige Schwangere kommen daher nicht um eine Gewichtszunahme herum.

Du solltest allerdings bei bereits vorhandenem Übergewicht darauf achten, dass die Zunahme im Rahmen bleibt und dein Körper möglichst wenig zusätzliches Fett ansetzt.

Es gibt eine konkrete Empfehlung zur Gewichtszunahme in der Schwangerschaft:

  • Frauen mit Untergewicht (BMI unter 18,5) können 12 bis 18 Kilogramm zunehmen
  • Frauen mit Normalgewicht (BMI zwischen 18,5 – 25) dürfen 11 bis 16 Kilogramm zulegen
  • Frauen mit Übergewicht (BMI zwischen 25 – 30) sollten nur 7 bis 11 Kilogramm schwerer werden

Deine Gewichtszunahme schreitet schnell voran oder du hast die empfohlene Grenze bereits überschritten? Dann fragst du dich womöglich, ob du als Schwangere auch abnehmen darfst.

Darf man in der Schwangerschaft auch abnehmen?

Von einer gezielten Diät zur Gewichtsreduktion wird Schwangeren generell abgeraten – auch bei starkem Übergewicht in der Schwangerschaft ist hier größte Vorsicht geboten. Wenn überhaupt, dann solltest du nur mit Begleitung deines behandelnden Arztes oder deiner Ärztin einen angepassten Ernährungsplan aufstellen. Dies ist etwa dann sinnvoll, wenn neben dem Übergewicht auch Schwangerschaftsdiabetes festgestellt wurde.

Das Risiko bei einer Diät besteht in der Mangelversorgung des Babys und womöglich auch der Mutter, wie etwa bei Eisenmangel. Hinzu kommt, dass sich beim Abnehmen auch abgelagerte Giftstoffe aus dem Fettgewebe lösen und über die Plazenta auf das Baby übergehen können.

Wesentlich gesünder für dich und dein Baby ist eine gesunde Ernährungsumstellung und mehr Bewegung im Alltag. So wird die Gewichtszunahme zumindest verlangsamt und dein Körper sowie dein Baby werden mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt.

Auch übergewichtige Mamas können normale Geburten erleben

Du machst dir Gedanken über die anstehende Geburt? Dann besprich deine Sorgen am besten mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin. Auch deine Hebamme kann dir deine Fragen beantworten, denn sie wird Erfahrung mit Geburten bei übergewichtigen Frauen haben. Tatsächlich sind bestimmte Komplikationen statistisch etwas häufiger zu erwarten als bei normalgewichtigen Schwangeren, auch wenn die meisten Geburten unkompliziert verlaufen.

So sind die Wehen bei übergewichtigen Schwangeren mitunter schwächer und die Babys werden häufiger übertragen. Durch das oftmals erhöhte Körpergewicht der Babys kann die vaginale Geburt erschwert werden: Bei besonders großen Babys kann es zu einer Schulterdystokie kommen, das Risiko muss vor der Geburt abgewogen werden. Auch ein Geburtsstillstand ist wahrscheinlicher, sodass eine medikamentöse Geburtseinleitung oder ein ungeplanter Kaiserschnitt nötig werden könnten. Nach der Geburt empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) übergewichtigen Wöchnerinnen das Stillen, da dies den Stoffwechsel der Mutter reguliert und die Gewichtsabnahme nach der Geburt fördert. Praktische Unterstützung beim Stillen erhältst du von deiner Hebamme oder in einer Hebammenambulanz in deiner Nähe.

Fazit

Übergewicht wird immer häufiger, deshalb ist es nicht selten oder ungewöhnlich, wenn du mit erhöhten Gewicht in die Schwangerschaft startest. Es ist wichtig, dein eigenes Gewicht und das des Babys im Auge zu behalten und wegen möglicher Risiken eng mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin zusammenzuarbeiten. Aber auch als übergewichtige Schwangere kannst du eine unbeschwerte Schwangerschaft und Geburt erleben. Eine individuell passende Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen dabei, euch beide gesund zu erhalten.

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 17.06.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Lena Faxel

Lena ist gelernte Journalistin und liebt es, Informationen zu sammeln und einzuordnen. Gerade bei Themen rund um Gesundheit, Kinder und Erziehung ist es ihr wichtig, umfassend zu informieren und freie Entscheidungen zu begleiten. Die gebürtige Rheinländerin bringt als Mutter von drei Söhnen auch gelegentlich ihren persönlichen Erfahrungsschatz ein.

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