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Louwen-Diät: Schmerzärmere Geburt durch Verzicht auf Zucker?

Louwen-Diät: Leichtere Geburt dank Zuckerverzicht?
In den letzten Wochen vor der Geburt auf Zucker verzichten, soll große Vorteile haben! / Bild © Kawee, Adobe Stock

Als Schwangere Diät halten? Normalerweise keine gute Idee, es sei denn, es gibt zwingende medizinische Gründe dafür. Die Louwen-Diät ist aber keine Diät in dem Sinne, sondern eine Ernährungsumstellung, die die Geburt erleichtern soll. Wie das? Das erfährst du in unserem Artikel.

Die Grundzüge der Louwen-Diät

Benannt wurde diese Ernährungsform speziell für Schwangere nach dem Frankfurter Mediziner Prof. Dr. Frank Louwen. Bei der Louwen-Diät in der Schwangerschaft geht es darum, etwa 5 bis 6 Wochen vor der Geburt auf Kohlenhydrate zu verzichten, die den Blutzucker schnell und stark ansteigen lassen. Dazu gehören insbesondere Lebensmittel mit Industriezucker, allen voran Süßigkeiten, aber auch Weißmehlprodukte. Das soll am Ende für eine schnellere und schmerzärmere Geburt sorgen. Warum? Da müssen wir etwas tiefer in die Biologie einsteigen. Aber keine Sorge, so kompliziert ist der Gedanke hinter dem Kohlenhydrat-Verzicht gar nicht.

So kann der Verzicht die Geburt erleichtern

An der Vorbereitung auf die Geburt sind verschiedene Hormone beteiligt. Unter anderem auch die sogenannten Prostaglandine. Sie entstehen nach der Lungenreife in den Nebennieren des Babys und werden über den gemeinsamen Blutkreislauf an die Mutter weitergegeben. 

Die Prostaglandine spielen eine wichtige Rolle für die Zervixreifung. In den letzten Wochen vor der Geburt lockern sie das Gewebe des Gebärmutterhalses und eröffnen den Muttermund. Außerdem regen sie die ersten Wehen an. Prostaglandine haben aber auch noch eine weitere Funktion: Sie wirken wie ein körpereigener Schmerzblocker. Dafür bilden und besetzen sie eigene Rezeptoren, an die sie sich andocken können. Das Problem: Die Bildung dieser Rezeptoren kann durch eine ungünstige Ernährung gestört werden. Und da kommen die Kohlenhydrate ins Spiel.

Zucker hemmt die körpereigene Schmerzlinderung

Einfache Kohlenhydrate sorgen für einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Daraufhin wird vermehrt Insulin ausgeschüttet. Solche Insulinpeaks wirken sich nachweislich negativ auf den Prostaglandin-Stoffwechsel aus: Es werden weniger Rezeptoren gebildet. Zu Geburtsbeginn können dann nicht genügend Prostaglandine gebunden werden. Das hat zur Folge, dass sie ihre Funktion als „Gewebe-Weichmacher“ und Schmerzblocker nicht in vollem Umfang ausüben können. Die Eröffnungsphase verzögert sich. Obendrein – und jetzt wird’s richtig gemein – fördern ungebundene Prostaglandine Schmerzen und Entzündungsprozesse. Die Schmerzempfindlichkeit der werdenden Mutter zur Entbindung steigt.

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Kurz gesagt: Eine kohlenhydratreiche Ernährung stört das Prostaglandin-System. Die Folge sind laut Louwen und anderen Wissenschaftlern eine verzögerte, längere und schmerzhaftere Geburt. Dagegen soll der Verzicht auf Lebensmittel mit hohem glykämischen Index den Körper in seiner natürlichen Geburtsvorbereitung unterstützen und Geburtsschmerzen verringern. 

Das klingt doch eigentlich einleuchtend, oder? Finden auch viele Ärzte und Hebammen, weshalb vor allem letztere die Louwen-Diät gern zur Vorbereitung auf die Geburt empfehlen. Allerdings ist die erhoffte Wirksamkeit dieser Ernährungsweise bisher nicht wissenschaftlich belegt. In Internetforen finden sich viele positive, aber auch einige enttäuschte Erfahrungsberichte. 

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So funktioniert die Louwen-Diät

Also, worum geht es bei Louwen? Um einen Verzicht auf kurzkettige Kohlenhydrate, um Blutzuckerschwankungen gering und den Insulinspiegel niedrig zu halten. Man könnte hier auch von einer Low-Carb Ernährung oder der GLYX-Diät sprechen.

Tabelle: Welche Lebensmittel sind verboten?

Verboten wären demnach Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index (70-100). Dazu zählen unter anderem:

Back- & TeigwarenKartoffelnGemüse & HülsenfrüchteObstGetreideSnacks & Getränke
Weißbrot, Laugengebäck, süßes Gebäck, Knäckebrot, RoggenbrotBack- und Bratkartoffeln, Kartoffelpüree, Pommes fritesKürbis, gekochte Karottenreife Bananen, getrocknete Datteln, Wassermelonegezuckerte Frühstückscerealien, Hirse, Puffreis, Instant-Reis, MaismehlChips, Süßigkeiten, süße Brotaufstriche, Eiscreme, Fruchtsäfte

Tabelle: Welche Lebensmittel sind erlaubt?

Erlaubt sind Lebensmittel, die einen niedrigen glykämischen Index (0-55) haben, also den Blutzucker nur schwach und langsam ansteigen lassen. Dazu zählen unter anderem:

Back- & TeigwarenTierische LebensmittelGemüse & HülsenfrüchteObstGetreideSnacks & Getränke
Sauerteigbrote aus Mehr- & Vollkorn, Pumpernickel, Haferkleiebrot, Vollkornnudeln, Nudeln aus Hartweizengries (al dente)Fisch, Fleisch, Eier, Milch, die meisten Milchprodukte (ungezuckert)Blattsalate, die meisten Gemüsesorten, Erbsen, die meisten Bohnensorten, Linsen, SojaApfel, Beeren, Birne, Feigen, Orange, PfirsichHaferflocken, Weizen, Roggen, Quinoa, Bulgur, WildreisNüsse jeder Art, Bitterschokolade (> 70% Kakaoanteil), Tee, Apfelsaftschorle (1:3), Gemüsesäfte

Eine umfangreiche Liste mit allen gängigen Lebensmitteln mit niedrigem, mittlerem und hohem glykämischen Index findest du zum Beispiel unter: Glykämische Index Tabelle

Weiterhin sollte man darauf achten, dass man nicht zwischen den Hauptmahlzeiten isst, um zusätzliche Blutzuckerschwankungen zu vermeiden. Proteine, Fette und Ballaststoffe verlangsamen den Blutzuckeranstieg. Obst als frischen Snack gönnt man sich deshalb am besten direkt nach den Hauptmahlzeiten, um diesen Effekt auszunutzen.

Eignet sich die Louwen-Diät für jede Schwangere?

Schwangere, die an einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes Typ I leiden, sollten im Vorfeld mit ihrem Ernährungsberater und/oder Frauenarzt sprechen, wenn sie sich für die Louwen-Diät interessieren. Alle anderen können die Ernährungsform ohne Risiko ausprobieren.

Fazit zur Louwen-Diät

Eins steht fest: Ein vollständiger Verzicht auf alltägliche und heiß geliebte Lebensmittel setzt einen starken Willen und Durchhaltevermögen heraus. Das kann gerade in den letzten Wochen der Schwangerschaft richtig schwer sein. Wie bei jeder Diät oder Ernährungsumstellung sind die ersten Tage und Wochen meist die härtesten. Um rechtzeitig für die Geburt im „Louwen-Modus“ zu sein, kannst du auch schon 8 Wochen vor der Geburt, also ab der 32. Schwangerschaftswoche, mit der Ernährungsumstellung beginnen. 

Aber: Du solltest dich bei diesem Experiment keinesfalls stressen. Wenn dir der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel zu große Schwierigkeiten bereitet, dann mach dich selbst nicht unglücklich. Du brauchst deine Kraft für die Geburt und solltest sie nicht schon im Vorfeld an eine strikte Diät verschwenden, wenn es dir schwerfällt. Vielleicht ist es für dich einfacher, die „verbotenen Lebensmittel“ (stark) zu reduzieren, statt vollständig darauf zu verzichten. Viele Frauen kombinieren zum Beispiel die Louwen-Diät mit der Dattel-Methode zur Geburtsvorbereitung, obwohl getrocknete Datteln nach Louwen verboten wären.

Nicht zuletzt steht trotz der vielen positiven Erfahrungsberichte ein wissenschaftlicher Beleg für die Wirkung der Louwen-Diät noch aus. Deshalb: Alles kann, nichts muss. Wir wünschen dir auf jeden Fall deine persönliche Traumgeburt!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.02.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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