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Von Akne bis Traurigkeit – Abstillen senkt Wohlfühlhormone

Von Stimmungsschwankungen, über Schlaflosigkeit bis hin zu Depressionen - nach dem Abstillen ist vieles möglich. bis
Nach dem Abstillen können abfallende Stillhormone für körperliche und seelische Probleme sorgen. / LIGHTFIELD STUDIOS © EVERST, Adobe Stock

Was verschiedene körperliche und seelische Probleme mit der Hormonumstellung nach dem Abstillen zu tun haben können und was dagegen hilft, erfährst du in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Abstillen kann zu starken Hormonschwankungen führen.
  • Frauen spüren Folgen des Abstillens unterschiedlich stark: Von gar nichts bis hin zu enormen Problemen ist alles möglich.
  • Körperliche und seelische Symptome sind diffus und teils sehr belastend.
  • Auch richtige Depressionen sind möglich, oft (aber nicht immer) trifft es Frauen, die zu depressiven Phasen neigen – bitte helfen lassen!
  • Abruptes, sehr schnelles oder sehr zeitiges Abstillen gehören zu den Risikofaktoren.
  • Langsames Abstillen vereinfacht möglicherweise die Hormonumstellung.

Du hast vor kurzem abgestillt? Momentan bist du fix und fertig und hast diverse Symptome, die du nicht einordnen kannst? Dann bist du nicht allein!

Viele Frauen machen nach dem Abstillen eine schwere Zeit durch. Die wenigsten wissen warum. Schließlich gehen viele von uns zeitgleich zurück in einen Job, der sie neben Kinderbetreuung und Haushalt sehr fordert. Und welche Frau kontaktiert am Ende der Stillzeit noch ihre Hebamme (auch wenn sie ein Anrecht darauf hätte)? Liebevolle Aufklärung gibt es also kaum. Das möchten wir ändern.

Wir haben mithilfe unserer Hebamme Emely Hoppe mögliche (meist temporäre) Folgen des Abstillens zusammengetragen. Im Anschluss beantworten wir deine Fragen dazu.

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Mögliche Probleme nach dem Abstillen

Die meisten Beschwerden nach dem Abstillen sind ziemlich diffus. Noch dazu treten sie selten sofort, sondern mit einiger Verzögerung auf. Das macht es selbst Ärzten schwer, eine Verbindung herzustellen. Denkbar sind:

  • Zyklusstörungen
  • Unreine Haut bis hin zu Akne
  • Haarausfall
  • Schweißausbrüche
  • Schlaflosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Angstzustände und Herzrasen
  • Depressionen

Wichtig: Die Symptome können einzeln oder gehäuft auftreten. Abruptes oder frühes Abstillen begünstigt sie. Aber nicht alle Frauen nehmen Veränderungen wahr. 

Und was ist die Ursache?

Wie im Titel beschrieben, sind (mal wieder) die Hormone schuld an vielen Symptomen, die Frauen nach dem Abstillen heimsuchen. Denn während der Stillzeit waren Oxytocin- und Prolaktin-Spiegel hoch. Bei beiden handelt es sich (auch) um Stillhormone, die für Milchbildung und Milchfluss wichtig sind. 

Ein paar Tage bis Monate, nachdem das Baby das letzte Mal an der Brust getrunken hat, hast du weniger Oxytocin im Blut. Der Prolaktin-Spiegel sinkt sogar auf ein Minimum:

  • Oxytocin ist das Bindungshormon. Es sorgt dafür, dass wir uns als Teil einer Gemeinschaft fühlen, in den meisten Fällen ist das die Familie. Durch Hautkontakt beim Stillen, Baby anschauen und Küsschen geben, hattest du beim Stillen jedes Mal ein Hormon-High, welches nun fehlt. Zum Glück lässt es sich durch ganz viel Kuscheln, Küssen (und Sex mit dem Partner) gut ausgleichen.
  • Beim Prolaktin sieht es leider etwas anders aus. Sobald der Milchfluss gänzlich versiegt ist, hast du nur noch wenig von diesem ungemein praktischen Stimmungsaufheller im Blut. Dafür steigen andere Hormone wie Östrogen rapide an. Diese hormonelle Dysbalance ist zwar vorübergehend, sie kann jedoch für verschiedenste (oft PMS- oder Wechseljahre-ähnliche) Beschwerden sorgen, die betroffene Frauen sehr belasten können und sich schwer einordnen lassen.

Wie lange nach dem Abstillen zeigen sich Symptome?

Das ist unterschiedlich und hängt vor allem davon ab, wie viel du vorher gestillt hast und wie schnell du dein Baby von der Brust entwöhnst. Frauen, die beispielsweise wegen einer OP oder Erkrankung abrupt nach Vollstillen aufhören mussten, haben meist schneller und stärkere Probleme. Ebenso jene, die von Anfang an gar nicht stillen. Oft fühlen sie sich, als wären sie urplötzlich in die Wechseljahre gerutscht – kein ganz abwegiger Vergleich!

Aber selbst manche Mutter, die nur noch abends oder nachts gestillt hat, trifft es. Denn auch ihre Hormone müssen sich wieder umstellen. 

Insgesamt können sich erste Probleme bis zu zwei Monate später zeigen und mitunter bis zu einem halben Jahr anhalten.

Unsere Aussagen beziehen sich auf Erfahrungswerte aus der Hebammenarbeit – es gibt jedoch auch Studien zum Thema Abstillen und depressive Phasen. Eine besonders große Querschnittstudie aus Schweden mit mehr als 40.000 Frauen deutete bereits 2012 einen offensichtlichen Zusammenhang an. Konkrete Zahlen betroffener Frauen gingen daraus jedoch nicht hervor.

Kann ich etwas gegen die Beschwerden tun?

Ja, durchaus! Falls du selbst nach dem Abstillen Beschwerden hast, unter denen du leidest, darfst du deine Hebamme kontaktieren (sofern du eine hattest). Auch deine gynäkologische Praxis oder die Hausarztpraxis sind mögliche Anlaufstellen. Sprich deinen Verdacht am besten von dir aus an. Arzt oder Ärztin werden dir in den meisten Fällen beim Einordnen der Symptome helfen. Auch Gespräche mit anderen Müttern können helfen.

Bist du aufgrund der Hormonumstellung in eine Depression gerutscht, ist zeitnahe professionelle Unterstützung besonders wichtig. Die verschiedenen (auch körperlichen) Symptome eines solchen emotionalen Ausnahmezustandes sind nicht immer eindeutig. Sie reichen von Antriebslosigkeit und Müdigkeit über Schlafstörungen und Panikattacken bis hin zu ganz dunklen Gedanken. Sei versichert, du musst das nicht allein durchstehen! Hilfe ist meist nur einen Anruf entfernt:

Ernährung, Bewegung und Entspannung – die alten Bekannten 

Sind es „nur“ körperliche Symptome und findest du zu wenig medizinische Unterstützung, kannst du selbst versuchen, deinen Hormonhaushalt ins Lot zu bringen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und darmgesunde, vitaminreiche Ernährung rücken schon einiges gerade. Denn Nährstoffmängel können bestimmte Symptomatiken verstärken. Sie entstehen bei unserer westlichen Ernährungsweise und im Alltagsstress sehr schnell. 

Deine Versorgung kannst du durch zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel sicherstellen. Lass dich dazu am besten beraten! In manchen Hebammenpraxen gibt es Fachkräfte mit körpertherapeutischer Ausrichtung. Aber auch Ernährungsberatungen, Heilpraktiker oder ähnliche Berufe kommen infrage.

Wichtig: Kräuter wie Mönchspfeffer (hormonausgleichend bei Östrogendominanz) oder Johanniskraut (stimmungsaufhellend) solltest du ohne vorherige ärztliche Beratung besser nicht auf Verdacht einnehmen.

Dass Ausschlafen und viel Entspannung ebenfalls helfen könnten, müssen wir dir nicht erzählen. Denn von beidem bekommen die meisten Eltern von Babys und Kleinkindern sowieso viel zu wenig. Probiere es einmal mit Meditieren, vielen Frauen hilft die regelmäßige geistige Auszeit. Und vielleicht kommt eine Mutter-Kind-Kur für dich infrage?

Kann ich einfach abwarten?

Natürlich kannst du das Ganze auch aussitzen (Ausnahme: Depression), denn irgendwann haben sich die Hormone umgestellt. Nichtsdestotrotz darfst du deine Beschwerden ernst nehmen und in dieser Zeit besonders liebevoll mit dir sein.

Ich habe zu schnell abgestillt, kann ich wieder anfangen?

Es ist tatsächlich so, dass sich das Risiko für starke Beschwerden durch langsames, natürliches Abstillen verringern lässt. 

Möchtest du das Stillen tatsächlich wiederaufnehmen, geht das noch eine ganze Weile. Denn erst nach etwa einem Monat stellen die Brüste die Milchbildung komplett ein. Manche Frauen berichten sogar Monate nach dem Abstillen davon, dass ihr Milchspenderreflex noch auslöst und sie die vollen Brüste hin und wieder von Hand entleeren müssen, um Entlastung zu finden.

Doch nur du selbst kannst einschätzen, ob Weiterstillen wirklich noch in euer Leben passt. Und niemand kann vorhersagen, was passiert, wenn die Hormone bereits durcheinander sind. Entscheide am besten aus dem Bauch heraus. Meist legt sich das Hormonchaos nach ein paar Monaten ganz von selbst.

Fazit

Über mögliche Folgen des Abstillens wird viel zu selten besprochen – vielleicht, weil es eben nur Frauen betrifft (unerhörte Mutmaßung, das wissen wir) und vielleicht, weil die Beschwerden meist vorübergehender Natur sind. Denn bekannt ist der Zusammenhang schon lange.

So oder so, wir würden uns wünschen, dass dieser Artikel bei dir zu einem entspannteren Ende der Stillzeit oder zumindest zu einem AHA-Erlebnis beiträgt. Egal, ob du bereits abgestillt hast oder noch davor stehst.

Waren diese Informationen zum Thema „Depressionen und andere Beschwerden nach dem Abstillen“ wertvoll für dich? Hast du noch Fragen dazu an unsere Hebamme? Dann hinterlasse uns gern einen Kommentar.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 14.03.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

2 Kommentare anderer Nutzer

  1. Vielen Dank für diesen Artikel! Ich befinde mich in der Abstillphase und zwar mehr oder weniger«naturbedingt»: Meine Tochter ist nun 28 Monate alt und mein Körper produziert weniger Milch, was mir auch recht ist. D.h., wenn das Stillen unangenehm wird, beende ich es, wobei ich dies meiner Tochter ankündige. Trotzdem ist es für uns beide eine Umstellung.
    Seit einiger Zeit fühle ich mich nun extrem abgeschlagen, müde und habe ein flaues Gefühl im Bauch, was mich ein wenig an meine Schwangerschaftszeit erinnert (eine erneute Schwangerschaft ist ausgeschlossen). Ich nehme an, dass sich die Hormone umstellen, konnte aber bisher keine Informationen dazu finden.
    Haben Sie weitere Informationen zu den Auswirkungen bzw. könnten Sie mir Literaturtipps geben?
    Vielen Dank noch einmal und auch für diese Seite im Allgemeinen!!!

    1. Liebe Lilian, mehr seriöse Informationen gibt es zu diesem Thema leider nicht. Das ist der Rat unserer Hebamme Emely: Lass das flaue Gefühl und die Abgeschlagenheit besser hausärztlich abklären. Es kann, muss aber nicht an der Hormonumstellung liegen. Alles Gute für euch!

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