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Darf man Antibiotika in der Schwangerschaft nehmen?

Antibiotika in der Schwangerschaft
Manchmal brauchen auch Schwangere Antibiotika / Bild © Syda Productions, Adobe Stock

Die meisten Frauen sind beim Thema Antibiotika in der Schwangerschaft sehr unsicher – immerhin wird Schwangeren schon von einfachem Nasenspray abgeraten. Gleichzeitig gibt es Krankheiten, die für werdende Mamas und auch für ihre ungeborenen Babys gefährlich werden können. Zum Glück sind heute eine Reihe von gut verträglichen Antibiotika erhältlich, die auch in der Schwangerschaft problemlos eingenommen werden können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Infektionen der werdenden Mama können Früh- oder Fehlgeburten auslösen oder das Baby schädigen
  • Medikamente wie Antibiotika überwinden die Plazentaschranke und gelangen auch in den Blutkreislauf des Ungeborenen
  • Eine Reihe von erprobten Antibiotika können auch Schwangere im Ernstfall bedenkenlos einnehmen
  • Schwangere, die Bedenken vor der Einnahme von Antibiotika haben, können sich eine ärztliche Zweitmeinung einholen oder in der Apotheke beraten lassen

Manchmal brauchen auch Schwangere Antibiotika

Die Schwangerschaft ist eine besonders sensible Zeit. Schwangere werden von ihrem Umfeld immer wieder daran erinnert, nichts Schädliches zu sich zu nehmen. Keinen Alkohol, kein Nikotin, keine verbotenen Lebensmittel – aber was ist mit Medikamenten und ihren Nebenwirkungen? Richtig ist: Jedes Arzneimittel, wie auch Antibiotika sollten in der Schwangerschaft nur nach einer sorgfältigen ärztlichen Abwägung eingenommen werden.

Es gibt durchaus Krankheiten, die für dich und dein ungeborenes Kind sehr gefährlich sein können. Manche Infektionen der Mutter lösen etwa Früh- oder Fehlgeburten aus, andere können sich auf das Kind übertragen und seine Gesundheit schädigen. In diesen Fällen kann dein Baby von der rechtzeitigen Gabe eines geeigneten Antibiotikums nur profitieren.

Welche Krankheiten sind gefährlich für Mutter und Kind?

Sicher wünscht sich jede schwangere Frau, während der neun Monate durchgehend gesund zu sein. Doch gerade in der Schwangerschaft ist der Körper sogar besonders anfällig für bestimmte Infektionen. Der Grund: Das Immunsystem ist leicht heruntergefahren, damit der Körper den Embryo nicht abstößt. Einfache Erkrankungen, wie z.B. eine Erkältung lassen sich in der Regel gut mit Hausmitteln behandeln. Bei schweren Erkrankungen ist eine Behandlung mit Medikamenten wie Antibiotika aber manchmal unvermeidbar.

Diese Krankheiten werden in der Schwangerschaft mit Antibiotika behandelt:

  • Listeriose: Wird ausgelöst durch befallene Lebensmittel oder Kontakt mit Tieren. Unbehandelt droht eine Fehl- oder Frühgeburt.
  • Toxoplasmose: Der häufig von Katzen übertragene Parasit führt in der Frühschwangerschaft oft zu Fehlgeburten und kann auch das kindliche Nervensystem schädigen.
  • Borreliose: Die durch einen Zeckenbiss ausgelöste Infektion kann insbesondere im ersten Trimester auf das Baby übertragen werden.
  • B-Streptokokken: Wenn dieser Erreger per Abstrich entdeckt wird, erfolgt kurz vor der Geburt die Behandlung. Unbehandelt kann das Baby während der Geburt anstecken und dann eine Blutvergiftung, Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung erleiden.
  • Chlamydien: Diese sexuell übertragbare Krankheit kann zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen und auch beim Neugeborenen schwere Entzündungen auslösen.
  • Gonokokken: Die auch Tripper genannte Geschlechtskrankheit ist bekannt für Entzündungen im Genitalbereich – bei Babys sind vor allem die Augen betroffen.
  • Syphilis: Diese sexuell übertragbare Krankheit ist selten, kann aber zu Fehlgeburten führen und bei Neugeborenen zu Atemproblemen und Wassereinlagerungen.
  • Tuberkulose: Eine Lungenkrankheit, die auch auf das Baby übertragen werden kann und zu Atemproblemen und Lungenentzündung führen kann.
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Alles über Wirkung und Nebenwirkungen von Antibiotika

Auch wenn Antibiotika in der Schwangerschaft in erster Linie die werdende Mama behandeln sollen, kommt das ungeborene Baby ebenfalls damit in Kontakt. Durch den gemeinsamen Blutkreislauf erreicht eine gewisse Menge des Medikaments auch das Kind. Antibiotika reduzieren leider nicht nur die krankmachenden Erreger, sondern auch die für den Körper nützlichen Bakterien. Daher sind besonders häufige Nebenwirkungen von Antibiotika sind Magen-Darm-Beschwerden. Es können aber auch Hautreaktionen auftreten.

In Sachen Arzneimittelsicherheit gibt es in der Schwangerschaft eine große Herausforderung: Aus ethischen Gründen werden Medikamente nicht direkt an Schwangeren getestet. Bei vielen Antibiotika, vor allem ältere Präparate, die schon lange auf dem Markt sind, liegen allerdings sehr umfangreiche Erfahrungswerte vor. Für neuere Medikamente fehlen Daten, sodass sie aus Sicherheitsgründen schwangeren Frauen erst gar nicht verschrieben werden. 

Wichtig ist daher, dass du deinen behandelnden Arzt oder deine Ärztin immer über eine Schwangerschaft oder einen anstehenden Kinderwunsch informierst – auch wenn sie noch ganz frisch ist oder du bloß einige Tage überfällig bist und schwanger sein könntest. Gerade in der Frühschwangerschaft ist der Fötus besonders anfällig für schädliche Substanzen. Das schließt natürlich dennoch nicht aus, dass du auch in der frühen Schwangerschaft eventuell mit Antibiotika behandelt wirst, wenn dies nach ärztlicher Abwägung die beste Option für dich ist.

Diese Antibiotika werden in der Schwangerschaft empfohlen

Bei der Behandlung von schweren Infektionskrankheiten kannst du deinem Arzt oder deiner Ärztin vertrauen. Werden dir trotz Schwangerschaft Antibiotika verschrieben, solltest du sie nach Anleitung einnehmen und nicht selbstständig absetzen. Genauso wenig solltest du auf eigene Faust ein Antibiotikum einnehmen, das dir niemand verschrieben hat.

Wenn es dein Wunsch ist, dich unabhängig von deinem Arzt oder deiner Ärztin selbst über Antibiotika in der Schwangerschaft zu informieren, ist die wissenschaftliche Datenbank Embryotox eine gute Quelle für dich. Die von Medizinern und Medizinerinnen der Charité Berlin herausgegebene Webseite informiert über Erfahrungen mit einzelnen Medikamenten in der Schwangerschaft. In der Suchmaske kannst du einfach den Namen eines Medikaments eingeben, das dir verschrieben wurde. Die Angaben von Embryotox beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Daten, und stimmen daher nicht immer mit den Informationen im Beipackzettel überein. 

Diese Antibiotika gelten als unbedenklich für Schwangere:

  • Amoxicillin
  • Ampicillin
  • Cefalexin
  • Cefaclor
  • Cefuroxim
  • Cefadroxil
  • Ethambutol
  • Isoniazid
  • Penicilline
  • Sulbactam

Rede über das Thema Antibiotika in der Schwangerschaft

Wenn du dich unwohl dabei fühlst, ein Antibiotikum in der Schwangerschaft einzunehmen, solltest du dies unbedingt mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin besprechen. Im Zweifelsfall kannst du dir auch eine Zweitmeinung einholen, z.B. auf der Homepage von Embryotox oder Kontakt mit Reprotox der Universität Ulm oder dich in der Apotheke zusätzlich beraten lassen. Apotheken, die mit dem Siegel “babyfreundliche Apotheke” ausgezeichnet sind, kennen sich besonders gut mit Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit aus. Gerade wenn du schwanger bist, kannst du aber mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass deine Ärzte und Ärztinnen dich nur nach äußerst sorgfältiger Abwägung mit Medikamenten behandeln – und wenn sie dies tun, dann haben sie dafür sehr gute Gründe.

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 17.07.2023
Dieser Artikel wurde von Clara Steinbrück geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Lena Faxel

Lena ist gelernte Journalistin und liebt es, Informationen zu sammeln und einzuordnen. Gerade bei Themen rund um Gesundheit, Kinder und Erziehung ist es ihr wichtig, umfassend zu informieren und freie Entscheidungen zu begleiten. Die gebürtige Rheinländerin bringt als Mutter von drei Söhnen auch gelegentlich ihren persönlichen Erfahrungsschatz ein.

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