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Himbeerblättertee in der Schwangerschaft: Ist das sinnvoll?

Himbeerblättertee für Schwangere nicht mehr empfohlen
Nicht zu verwechseln mit Früchtetee: Himbeerblätter sind ein Heilkraut. / Bild © Lumixera, Adobe Stock.

Himbeerblättertee wird viele positive Wirkungen in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe nachgesagt. Lange Zeit empfahlen ihn Hebammen kurz vor der Geburt, um Wehen anzuregen und Schmerzen zu lindern. Inzwischen raten sie davon ab. Warum? Das erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Himbeerblättertee wird traditionell zur Geburtsvorbereitung genutzt
  • Aber: Wissenschaftlich belegte Wirkungen fehlen. 
  • Neuere Studien zeigen kaum Nutzen, aber mögliche Risiken.
  • Aktuell raten Fachleute in der Schwangerschaft von der Einnahme ab.
  • Besser belegte Alternativen zur Geburtsvorbereitung sind Sport, Dammmassagen und Akupunktur.

So sollen Himbeerblätter in der Schwangerschaft wirken

Himbeerblätter haben nachweislich eine biophysikalische Wirkung auf die glatte Muskulatur, aus der auch die Gebärmutter besteht. Deshalb ist es nicht total abwegig, dass das Kraut lange in der traditionellen Hebammenarbeit zur Vorbereitung auf die Geburt eingesetzt wurde.

Traditionelle Anwendungsempfehlungen von Himbeerblättertee:

  • Förderung der Wehentätigkeit 
  • Anregung der Durchblutung 
  • Anregung der Gebärmuttermuskulatur
  • Entspannung und Entkrampfung von Beckenboden und Muttermund 
  • Schmerzlinderung 
  • Förderung einer natürlichen Geburt ohne Interventionen 
  • Anregung der Milchbildung

Tatsächlich ist dieses Wirkspektrum nicht wissenschaftlich belegt, sondern traditionell überliefert. Viele dieser Thesen wurden aus Beobachtungen und Selbstauskünften der Anwenderinnen aufgestellt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Die allgemeine Anwendungsempfehlung zur Geburtsvorbereitung lautete bisher:

  • Täglich eine Tasse für eine Woche ab der 36. SSW
  • Anschließend sieben Tage Pause
  • Ab SSW 38 täglich zwei bis drei Tassen

📌 Artikel-Tipp: Tee in der Schwangerschaft

Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung: Ja oder nein?

Studien zur Wirksamkeit von Himbeerblättertee gibt es bisher nur wenige. Eine der bekanntesten stammt aus dem Jahr 1999. Hier zeigten sich mögliche positive Wirkungen des Aufgusses für Gebärende. Einige Anwenderinnen hatten eine kürzere Geburt und empfanden diese als weniger anstrengend. Auch musste bei ihren Geburten weniger interveniert, also von außen eingegriffen werden. Allerdings ist die Studie aufgrund der geringen Teilnehmerinnenzahl nicht wirklich aussagekräftig. Trotzdem führte sie dazu, dass Himbeerblättertee in der traditionellen Geburtshilfe mehr Beachtung fand.

Heute sieht man den Einsatz von Himbeerblättertee während der Schwangerschaft kritischer. 

Die Studienlage: Kaum Belege für einen Nutzen

Grund dafür sind die überwiegend ernüchternden Ergebnisse aus weiteren Untersuchungen der letzten Jahre (etwa Simpson et al. 2001, Holst et al. 2009, Bowman et al. 2021 und Bowman et al. 2024). Ihr übereinstimmendes Fazit: Die positiven Wirkungen von Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung sind nicht oder kaum belegbar. 

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Demgegenüber stehen jedoch mögliche Nebenwirkungen des Heilkrauts für Schwangere und ihre ungeborenen Babys, die bis heute kaum bekannt sind. In einer norwegischen Studie (2011) etwa zeigten Konsumentinnen von Himbeerblättern ein dreifach erhöhtes Risiko für einen Kaiserschnitt. 

Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es also keine eindeutigen Erkenntnisse zu den Wirkungen und Risiken von Himbeerblättertee für Schwangere. Deshalb raten die Forschenden auf dem Gebiet in der Regel von seiner Einnahme ab, ebenso wie die Europäische Behörde für Arzneimittelsicherheit (EMA)

Und was sagen die Hebammen?

Auch sie nehmen heute immer mehr Abstand vom Himbeerblättertee zur Geburtsvorbereitung, weiß Hebamme und babelli-Expertin Emely Hoppe.

Jana Friedrich vom Hebammenblog berichtet zudem von einer Beobachtung ihrer Kolleginnen, wonach es bei den Himbeerblättertee-Trinkerinnen unter der Geburt häufiger Probleme mit dem Damm gäbe. Das Gewebe würde porös wirken, öfter reißen und schlechter heilen. Verallgemeinern lassen sich diese Auffälligkeiten natürlich nicht. 

Die bekannte Hebamme weist darauf hin, dass “die Dosis das Gift” macht. Sind im Lieblingstee Himbeerblätter enthalten, muss keine Schwangere darauf verzichten. Von der Einnahme “rauer Mengen” würde aber auch sie “sicherheitshalber lieber abraten”.

In welchen Fällen du unbedingt auf Himbeerblättertee verzichten solltest

Du solltest den Tee nicht trinken, wenn du die Wehentätigkeit nicht fördern möchtest, also wenn ein Kaiserschnitt geplant ist oder du vorzeitige Wehen hast. Wegen ihrer durchblutungsfördernden Wirkung solltest du außerdem dringend auf Himbeerblätter verzichten, wenn

  • du Bluthochdruck hast.
  • du Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte hattest.
  • du genetisch bedingt ein schwaches Bindegewebe hast.

Himbeerblättertee bei Kinderwunsch: Sinnvoll oder Mythos?

Auch bei Kinderwunsch gilt Himbeerblättertee in der Naturheilkunde als unterstützendes Mittel. Seine durchblutungsfördernde und entkrampfende Wirkung soll helfen, die Becken- und Gebärmuttermuskulatur zu entspannen, den Zyklus zu regulieren und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklusphase zu unterstützen. Zudem sollen die enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) und Phytohormone im Tee die Eizellreifung fördern. 

Für all das gibt es jedoch ebenfalls keine wissenschaftlichen Belege. Dafür allerdings einige Gerichtsurteile (u.a. des Oberlandesgerichts Köln), die Herstellern verbieten, entsprechende Tee-Zusammensetzungen als “Kinderwunschmittel” zu bewerben – eben weil kein ausreichender Nachweis für eine fruchtbarkeitssteigernde Wirkung vorliegt.

Sichere Alternativen zur Geburtsvorbereitung

Anstelle von Himbeerblättertee gibt es einige andere natürliche Methoden zur Geburtsvorbereitung, deren Sicherheit und Wirksamkeit besser belegt ist: 

  • Bewegung und moderates Ausdauertraining, etwa in Form von Spaziergängen oder Schwimmen, soll laut Studien (u.a. diese hier) den Geburtsverlauf positiv beeinflussen. 
  • Eine regelmäßige Dammmassage ab der 34. SSW zeigt eine belegte Wirkung zur Reduktion von Dammrissen. 
  • Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass sie die Geburtsdauer verkürzen kann, auch wenn weitere Forschung nötig ist. 

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Fazit zum Himbeerblättertee in der Schwangerschaft

Zum aktuellen Zeitpunkt ist Himbeerblättertee in der Schwangerschaft also nicht zu empfehlen. Nicht etwa, weil er dir oder deinem Ungeborenen schadet. Dafür gibt es bisher keine Hinweise. Also mach dir bitte keine Sorgen, solltest du ihn bereits getrunken haben. 

Es gibt aber bislang auch keine belastbaren Belege für seinen Nutzen. Und da man bei Schwangeren immer extra vorsichtig ist, raten die Expertinnen und Experten lieber ab, solange man nichts Genaues über die Wirkungen des Tees weiß.

Trotzdem bleibt Himbeerblättertee außerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit ein empfehlenswertes Heilkraut für Erwachsene. Die EMA sieht keine Einschränkungen für Himbeerblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung von Unterleibsschmerzen und Krämpfen während der Menstruation, leichten Entzündungen im Mund-Rachen-Bereich und leichtem Durchfall.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 16.07.2025
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.