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Baby pucken: Anleitung, Vor- und Nachteile

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Babys in Tücher zu wickeln, also zu pucken, ist eine ganz alte Technik, die Kind und Eltern zu mehr Ruhe und besserem Schlaf verhelfen sollen. Aber warum raten Kinderärzte mittlerweile vom Baby pucken ab? Welche Risiken gibt es und wie kann man sie umgehen? Wir beantworten alle Fragen rund um das Baby pucken und geben Tipps, wie du es richtig machst, wenn du dich dafür entscheidest.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinderärzte raten vom Pucken ab, Hebammen empfehlen es bei sehr unruhigen Kindern und Schreibabys.
  • Um Fehlbildungen, Überhitzen und Ersticken zu vermeiden, müssen ein paar Punkte beachtet werden.
  • Die EINE Puck-Technik gibt es nicht.
  • Pucken wird ab Geburt angewendet, weil sich das Baby dann noch an den Mutterleib erinnert.
  • Sobald das Kind erste Drehversuche unternimmt, darf nicht mehr gepuckt werden. Besser ist es, mit 8 Wochen aufzuhören.
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Baby pucken – warum macht man das?

Pucken ist eine neue Bezeichnung für eine alte Technik. Beim Pucken wird das Baby so in ein Tuch eingewickelt, dass es in seiner Bewegung eingeschränkt wird. Das hat zwei Gründe. Zum einen geht man davon aus, dass Neugeborene die wohlige warme Enge des Mutterleibes vermissen, sobald sie auf der Welt sind. Beim Pucken wird diese nachgeahmt und soll so für mehr Entspannung sorgen.

Der Moro-Reflex soll schuld sein

Zum anderen wecken sich einige Säuglinge durch den Moro-Reflex sehr oft selbst auf. Dieser soll durch das Einwickeln der Arme unterbunden werden. Die Babys schlafen dadurch länger am Stück. Pucken ist jedoch umstritten. Kinderärzte raten aufgrund der Gefahren davon ab. Richtig angewendet wird es von Hebammen für bestimmte Babys jedoch empfohlen.

Der Moro-Reflex ist ein frühkindlicher Reflex, bei dem der Säugling Arme und Beine ruckartig von sich streckt, um dann die Fäustchen fest zu schließen und manchmal auch die Beine zu beugen. Er verliert sich etwa im 3./4. Lebensmonat.

Der Reflex ist ein Schutzmechanismus und tritt zum Beispiel bei schnellem Ablegen und Erschrecken auf, auch wenn das Baby schläft. Bei Menschenaffen verhindert er, dass das Äffchen vom Rücken oder Bauch des Muttertiers rutscht. Ob es sinnvoll oder sogar gefährlich ist, diesen Schutzreflex durch Pucken zu unterbinden, wird kontrovers diskutiert.

Falsches Pucken ist gefährlich!

Bis vor wenigen Jahre wurde Pucken auch noch von Kinderärzten empfohlen. Mittlerweile gibt es einige Studien, die herausgefunden haben, dass das Risiko bei falscher Anwendung größer als der Nutzen selbst ist. Vor allem das erhöhte Risiko des plötzlichen Kindstodes (SIDS – sudden infant death syndrome) wird seit einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 2016 groß diskutiert. Dieses steigt bei falscher Wickeltechnik und falscher Lagerung des Kindes deutlich und verdoppelt sich mit zunehmendem Alter des Babys. Da Eltern die richtige Technik und den richtigen Zeitraum nicht flächendeckend erlernen, raten Kinderärzte daher generell vom Pucken als Beruhigungsmethode ab.

Hebammen raten dennoch dazu

Demgegenüber stehen Hebammen und andere im Umgang mit Säuglingen erfahrene Kräfte, die wissen, dass die richtige Pucktechnik gerade Neugeborene wirkungsvoll beruhigen kann. Wenn Säuglinge mehr schlafen, können sich auch die Mütter besser erholen. Dies wiederum führt zu weniger Depressionen und weniger Kindesmisshandlungen (Stichwort: Schütteltrauma) durch gestresste Eltern. Auch Erstickungsunfälle durch unabsichtliches Einschlafen mit Baby auf der Couch können dadurch vermieden werden.

Was ist mit der Hüftdysplasie?

Einige Studien belegen, dass eine falsche Wickeltechnik das Risiko für eine Hüftdysplasie, also eine Fehlstellung der Hüftgelenke, deutlich erhöht. Auch diesem Risiko kann durch richtige Wickeltechnik und viel Aufklärungsarbeit entgegengewirkt werden.

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Bitte nicht jedes Baby pucken

Prinzipiell gilt, Pucken ist nicht für jedes Baby geeignet. Wenn sich dein Baby in der Enge unwohl fühlt, bringt das Ganze gar nichts. Im Gegenteil, es schadet nur. Wenn dein Baby ohnehin oft wie ein Engelchen schläft, solltest du es ebenfalls bleiben lassen.

Hebammen empfehlen, lediglich Babys zu pucken, die sehr unruhig und quengelig sind und sich ständig selbst aufwecken. Auch bei Schreibabys kann Pucken richtig angewendet! Wunder wirken. Wenn du ein solches Baby zuhause hast, probier es am besten aus und schau was passiert. Schläft dein Schatz dann plötzlich besser, kannst du die Methode ruhig für ein paar Wochen oder auch Monate beibehalten. Beachte aber bitte immer die Sicherheitstipps (siehe unten).

Pucken kennt man auch unter dem Namen Wickeln. Im englischen Raum heißt es swaddling beziehungsweise to swaddle. Das sogenannte Fatschen bezeichnet eine veraltete Methode, bei der das Kind sehr eng gepuckt wird. Es sollte aufgrund der damit verbundenen Gefahren nicht mehr zum Einsatz kommen.

Baby pucken oder lieber nicht: Diese Risiken gibt es

Ob du dein Baby puckst oder nicht, kannst und solltest nur du selbst entscheiden. Wichtig ist es, alle Probleme zu kennen, die daraus entstehen können, damit du richtig vorgehen kannst.

Ersticken bzw. plötzlicher Kindstod

Das Schlimmste, was im Zusammenhang mit Pucken passieren kann, ist, dass das Baby verstirbt, weil es sich auf den Bauch rollt und nicht mehr atmen kann. Dies kommt selten vor, allerdings steigt das Risiko mit zunehmendem Alter dramatisch. Denn wann der richtige Zeitpunkt ist, mit dem Pucken aufzuhören, kann niemand genau sagen. Wichtig ist also, dass du 1. nicht zu lange puckst und 2. das Kind immer in Rückenlage lagerst. Auch Seitenlage ist tabu!

Überhitzen in zu warmen Räumen und bei Fieber

Eine zweite Gefahr, die schlimmstenfalls im Tod des Babys enden kann, ist das Überhitzen. Wenn das Zimmer zu warm ist, eine zu warmes Pucktuch verwendet wird oder zusätzliche Decken über das Baby gelegt werden, steigt das Risiko an. Auch wenn das Baby Fieber bekommt, ist von Pucken dringend abzuraten. Daher gilt, regelmäßig die Temperatur des Babys am Nacken zu prüfen.

Eingeengte Atmung

Wenn zu eng gewickelt wird, kann es zur Behinderung der Atmung kommen. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel ist ebenfalls gefährlich. Achte also darauf, dass du das Tuch nur so fest ziehst, dass an Brust und Bauch noch ein Finger zwischen Baby und Tuch passt.

Hüftdysplasie

Eine Fehlentwicklung der Hüfte ist im Zusammenhang mit Pucken gar nicht so selten. Gerade bei indigenen Völkern, die ihre Babys viel und eng einwickeln, wird diese öfter festgestellt. Auch die Einwickelmethoden, die noch vor ein paar Jahrzehnten in Deutschland praktiziert wurden, sind problematisch. Achte darauf, dass die Hüfte beweglich bleibt und das Baby die Beine noch abspreizen kann. Der Beruhigungseffekt ist dadurch vielleicht etwas geringer, aber auf lange Sicht ist es viel klüger.

Abgeklemmte Nerven

Zu enges Pucken kann auch dazu führen, dass Nerven an den Armen oder Beinen abgeklemmt werden und die Gliedmaßen schlechter durchblutet werden. Auch hier gilt, das Baby nicht zu stramm einzuwickeln. Eventuell lagerst du auch die Arme nicht ganz eng seitlich am Körper, sondern belässt sie in leicht gebeugter Haltung.

Weniger Körperkontakt

Eine Nebenwirkung des Puckens, die von Befürwortern oft vergessen wird, ist der verminderte Hautkontakt mit dem Baby. Dieser ist gerade in den ersten Wochen wichtig, damit das Baby seinen Wärmehaushalt besser regulieren kann. Babys mit wenig Körperkontakt neigen dazu, auch später noch schneller auszukühlen als andere. Bau daher immer Kuschelzeiten ein, in denen dein Baby möglichst wenig bekleidet auf deiner nackten Brust liegt. Auch das Tragen im Tragetuch kann hier hilfreich sein.

Abgeplatteter Hinterkopf durch Rückenlage

Wer sein Baby ständig gepuckt schlafen lässt, unterbindet das natürliche Bewegungsmuster. Dies kann dazu führen, dass der Hinterkopf mehr abplattet als bei Babys, die sich mehr bewegen können. Lass das Baby daher nicht die ganze Nacht im Pucktuch. Und denk daran, dein Baby tagsüber unter ständiger Beobachtung viel auf den Bauch zu legen, damit sich das Köpfchen gut entwickeln kann.

Sicherheitstipps – so puckst du dein Baby richtig

Das richtige Pucktuch ist wichtig

Kauf ein Pucktuch, das dehnbar und atmungsaktiv ist. Meist sind die Tücher quadratisch. Es sollte so groß sein, dass du alle Enden gut feststecken kannst. Normale Fleece- oder Wolldecken für Erwachsene sollten nicht benutzt werden. Alternativ kann ein spezieller Pucksack wie zum Beispiel der SwaddleMe* zum Einsatz kommen.

Rückenlage ist die einzig zulässige Lagerung

Leg dein gepucktes Baby immer auf den Rücken. Auch Seitenlage ist tabu! Die Gefahr ist zu groß, dass sich das Baby auf den Bauch rollt und erstickt. Sobald das Baby erste Rollversuche unternimmt, hör bitte mit dem Pucken auf.

Hüfte und Beine müssen beweglich bleiben

Um eine Fehlentwicklung der Hüftgelenke zu verhindern, achte darauf, Beine und Hüfte nicht zu sehr zu fixieren. Das Baby muss in der Lage sein, die Beine abzuspreizen und die Hüfte zu bewegen.

Puck dein Baby nur maximal 2 Monate

Auch wenn noch vor ein paar Jahren 3-4 Monate als Obergrenze angegeben wurden, hör bitte mit dem Pucken auf, wenn dein Baby 8 Wochen alt ist. Denn manche Babys drehen sich schon sehr früh ganz ohne Vorwarnung plötzlich auf den Bauch. Durch das Pucken können sie sich aber nicht zurückdrehen und den Kopf nicht heben. Vor allem nachts ist die Gefahr des Erstickens dann sehr hoch.

Lose Enden sind tabu

Achte darauf, dass keine losen Enden heraushängen. Denn wenn diese auf das Gesicht deines Babys gelangen, droht ebenfalls Ersticken. Freistrampeln sollte nicht möglich sein. Das Tuch sollte auch nicht so lose sein, dass das Baby mit dem Gesicht hineinrutschen kann.

Das Pucktuch ersetzt den Schlafsack

Ein gepucktes Baby solltest du nie zusätzlich abdecken, da sonst Überhitzung droht. Ein Pucktuch ersetzt einen Babyschlafsack. Wenn deinem Baby im Pucktuch zu kalt ist, zieh ihm darunter eine Lage mehr an.

Anleitung zum korrekten Pucken

Die eine korrekte Anleitung zum Pucken gibt es nicht. Mehrere Varianten sind denkbar, wenn sie richtig ausgeführt werden. Wir stellen dir nachfolgend die klassische Variante vor.

Pucken: Anleitung
So pucken Sie Ihr Baby richtig.
  1. Leg dein Baby sicher ab.
  2. Bereite das Pucktuch als Karo vor dir aus und streiche es glatt.
  3. Schlag die obere Ecke des Tuches zu dir um und streiche alles glatt.
  4. Leg dein Baby so auf das Tuch, dass Kopf und Halsbereich oberhalb des Tuches liegen. Die Schultern sollten ungefähr auf der oberen Kante liegen.
  5. Führe bei der Variante im Bild das rechte Ärmchen seitlich an den Babykörper.
  6. (Bei anderen Varianten greifst du gleichzeitig beide Ärmchen und lagerst sie entweder leicht gebeugt auf dem Babybauch oder so gebeugt auf der Babybrust, dass das Fäustchen leicht die Lippen berührt.)
  7. Schlag nun das Tuch von links über den Arm und steck es auf der anderen Seite unter dem Baby fest. Nicht zu fest aber auch nicht zu locker. Ein Fingerbreit sollte Luft bleiben, damit die Atmung nicht behindert wird. Beine und Hüfte müssen sich weiterbewegen können.
  8. Nimm den unteren Zipfel des Tuches, zieh ihn locker nach oben und steck ihn fest. Wenn das Tuch zu lang ist, schlag es noch einmal um. Es darf keinesfalls auf dem Gesicht des Babys landen. Zieh das Tuch nicht zu straff, damit die Beine noch Bewegungsfreiheit haben.
  9. Beweg nun das linke Ärmchen in die gewünschte Stellung. (Es sei denn, du hast eine andere Variante gewählt).
  10. Schlag nun die rechte Seite des Tuches über das Baby und steck sie rechts unter dem Baby fest.

Es ist, zum Beispiel im Sommer, auch möglich, das untere Ende des Tuches gar nicht über das Baby zu ziehen. Dann darf es das Tuch aber keinesfalls lose strampeln können. Besser ist es, das Tuch am Schluss locker unter den Po des Babys zu schlagen.

Wann kann man mit dem Pucken anfangen?

Du solltest so schnell wie möglich nach der Geburt mit dem Pucken anfangen. Denn dann erinnert sich das Baby noch an die wohlige Enge des Mutterleibes. Später kann es passieren, dass der Säugling es so gar nicht mehr mag, in seiner Bewegungsfreiheit eingeengt zu werden.

Hör bitte mit dem Pucken auf, wenn das Baby 8 Wochen alt ist. Denn dann steigt die Gefahr rapide, dass es sich plötzlich zu drehen anfängt, ohne dass du damit rechnest. Auch wenn andere Ratgeber 3 bis 4 Monate angeben, haben Studien in Amerika bewiesen, dass es schon vorher sehr riskant werden kann.

Welche Kleidung soll das Baby darunter tragen?

Beim Pucken gilt dasselbe wie beim Schlafsack. Das „Darunter“ hängt von der Umgebungstemperatur ab. Am besten ist atmungsaktive Kleidung aus Naturmaterialien. Im Sommer reicht unter Umständen ein Body, im Winter sind in einem kühlen Raum ein Body, ein langer Schlafanzug und Wollsöckchen vielleicht die beste Variante. Prüf ab und zu die Temperatur des Babys am Nacken. So kannst du am besten herausfinden, ob es richtig angezogen ist. Schwitzen sollte es keinesfalls. Wenn es Fieber hat, solltest du es nicht pucken!

Gängige Fehler beim Baby pucken in Kürze

  1. Zu lange gepuckt, das Baby kann sich schon drehen
  2. Dickes Tuch oder zusätzliche Decken, das Baby überhitzt
  3. Zu lose gewickelt, Baby kann hineinrutschen oder sich freistrampeln
  4. Oben zu eng gewickelt, Nerven werden abgeklemmt
  5. An der Hüfte zu eng gewickelt, Hüftdysplasie droht
  6. Zu spät angefangen, das Baby mag es nicht mehr, eingeengt zu sein

Fazit

Pucken ist eine schöne Sache für besonders unruhige Babys oder Schreikinder. Wer alle Sicherheitshinweise beachtet, kann seinem Baby durch Pucken zu besserem Schlaf verhelfen. Du solltest die Methode aber unbedingt richtig anwenden, sonst birgt sie zu viele Gefahren. Da nicht alle Eltern über die Risiken Bescheid wissen, raten Kinderärzte generell vom Pucken ab. Viele Hebammen empfehlen es dennoch weiterhin.

Wie man es richtig macht und welche Fehler du vermeiden musst, weißt du nun. Ob du dein Baby pucken möchtest oder nicht, musst du jedoch immer selbst entscheiden. Wir wünschen dir eine schöne Zeit mit deinem Baby!

Hast du gute oder schlechte Erfahrungen mit dem Baby pucken gemacht? Schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 22.02.2022
Dieser Artikel wurde von Nadine Beermann geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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