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Ob dein Baby eine Sonnenbrille braucht, ist selbst für Fachleute nicht einfach so zu beantworten. Hier findest du aktuelle Empfehlungen, in welchen Situationen zusätzlicher Augenschutz für Babys tatsächlich angebracht ist. Dazu gibt es Produkt-Tipps aus der Redaktion.
Das Wichtigste in Kürze
- Sonnenlicht und draußen sein ist für Kinderaugen wichtig, auch um Kurzsichtigkeit vorzubeugen.
- Aber: Ob dein Baby eine Sonnenbrille braucht, hängt von der Lichtintensität ab.
- Der UV-Index gibt Aufschluss. Wir geben Empfehlungen.
- Bei Baby-Sonnenbrillen ist Qualität wichtig: Wichtige Kriterien findest du weiter unten.
- Die passende Kopfbedeckung kann eine Alternative sein.
Müssen Kinder- und speziell Babyaugen vor der Sonne geschützt werden?
Die Antwort darauf, ob Kinder und vor allem Babys eine Sonnenbrille brauchen, ist nicht so einfach. Denn selbst die Forschung ist sich uneinig. Deshalb finden sich im Netz unterschiedliche Empfehlungen und teils schwammige Aussagen. Die Datenlage dazu ist leider (noch) dünn. Langzeitstudien gibt es nur wenige, weil sie sehr aufwändig und teuer sind.
Manche Ärzte und Ratgeber empfehlen das Aufsetzen einer Sonnenbrille bei jedem Aufenthalt im Freien, damit die empfindlichen Kinderaugen nicht durch UV-Strahlen geschädigt werden. Da Babyaugen durch geringere Pigmentierung und große Pupillen weniger geschützt sind, klingt das erstmal schlüssig.
Aber, laut Professor Dr. Helbig von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) ist diese Empfehlung nicht zu halten. Er meint dazu:
„Sehr viel, sehr helles Sonnenlicht (Strand, Schnee, Wasser) ist wahrscheinlich auf Dauer schädlich. Andererseits kann regelmäßiger Aufenthalt draußen das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit … im Kindesalter reduzieren.“
Kurzsichtigkeit bei Kindern durch Lichtmangel?
Ja, leider ist das möglich. Dass fehlendes Tageslicht und zu viel „Nahsehen“ ohne regelmäßigen Ausgleich Kurzsichtigkeit nach und nach verschlimmern können, belegt eine Untersuchung von 2017 aus dem australischen Raum. Auch eine renommierte internationale Forschergruppe kam 2018 zum selben Schluss. Kein Wunder, dass es immer mehr Brillenträger gibt.
Hintergrund: Der Augapfel wächst ohne die Impulse „Licht“ und „Fernsicht“ immer weiter, dadurch können die Lichtstrahlen nicht mehr auf der Netzhaut hinten im Auge gebündelt werden – scharfes Sehen in der Weite geht unwiederbringlich verloren.
Möglicherweise sind Kinder, die durch ihre Eltern eine Veranlagung zu Kurzsichtigkeit mitbringen, stärker gefährdet als andere, aber auch alle anderen kann es treffen. Es gilt also, die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Sonnenlicht zu finden.
Brauchen Babys also (k)eine Sonnenbrille?
Ob Babys eine Sonnenbrille brauchen, kommt laut Dr. Helbig auf die Umstände an. Er rät Eltern zu einem Kompromiss:
„Es gilt, wie so oft, die Dosis macht das Gift: Kinder (wie auch Erwachsene) sollten nicht nur in der dunklen Stube vor dem Bildschirm hocken, sondern raus an die frische Luft, und wenn es extrem hell ist, die Augen vor sehr starker Lichteinwirkung schützen.“
Die täglichen zwei Stunden Mindestaufenthalt im Freien sind also nicht nur ein Boost für das kindliche Immunsystem und die Entwicklung der Motorik. Sie helfen auch den Augen, sich gesund zu entwickeln. Win-win, sozusagen.
Dennoch, eine gute Baby-Sonnenbrille für Orte oder Zeiten mit sehr intensiver Lichteinstrahlung zu besitzen, ist nicht verkehrt. Wie grell das Licht gerade ist, kannst du dem UV-Index entnehmen – das Bundesamt für Strahlenschutz misst und meldet ihn fortlaufend.
In der Regel ist die Sonneneinstrahlung in unseren Breiten an Sonnentagen im Frühling und Sommer zwischen 11 und 15 Uhr am höchsten. Das ist auch die Zeit, in der Babys ohnehin im Vollschatten bleiben sollten. Ab UV-Index 3 ist Schatten und Sonnenschutz angeraten, spätestens ab UV-Index 8 (für Babys schon weitaus früher) ist er ganz dringend nötig.
Was muss ich bei einer Baby-Sonnenbrille beachten?
Wenn du eine Baby-Sonnenbrille kaufen willst, achte auf Qualität und Passform. Denn schlechte Brillen können Augenschäden begünstigen, statt sie zu verhindern. Warum? Durch verdunkelte Gläser weiten sich die Pupillen. Dringt dann zu viel UV-Licht durch billige Gläser oder schmale Seiten, ist die Netzhaut noch weniger geschützt.
Es gibt ein paar Kriterien, anhand derer du eine qualitativ hochwertige Baby-Sonnenbrille von anderen Modellen unterscheiden kannst:
- Siegel
Sonnenbrillen für Babys sollten unbedingt das CE-Siegel tragen. - UV-Schutz
Von Modellen ohne UV400 Schutzklasse raten wir dringend ab. - Blendschutz-Kategorie
In unseren Breiten reicht eventuell Kategorie 2, am Meer oder im Gebirge sollte es Kategorie 3 sein. Die Blendschutz-Kategorie (Cat. 3) findest du auf der Innenseite der Bügel. - Bügel und Rahmen
Die Bügel sollten breit sein, der Rahmen sollte an den Brauen anliegen. So können sich Sonnenstrahlen nicht vorbeimogeln. - Material der Gläser
Weil Babys oft fallen, ist Kunststoff die bessere Wahl, auch wenn der leichter zerkratzt. - Tönung
Eine braune oder graue Tönung ist sinnvoll. Bunte Modelle verfälschen die Farben zu sehr. Im Idealfall sind die Gläser polarisiert. - Befestigung
Für Babys gibt es Sonnenbrillen, die am Kopf fixiert werden können. So verrutscht nichts. - Preis
Der Preis spielt nur eine untergeordnete Rolle. Gebraucht ist schwierig, wenn die Siegel fehlen.
Ab wann ist eine Sonnenbrille fürs Baby sinnvoll?
Sonnenbrillen für Babys gibt es ab 0 Jahren. Aber sollten schon Neugeborene Sonnenbrillen tragen? Wir sagen: Auch das hängt von den Umständen ab.
Planst du mit deinem wenige Monate alten Säugling eine Reise in Gebiete mit starker Sonneneinstrahlung, in der sich Aufenthalte in praller Sonne nicht vermeiden lassen, kann eine Sonnenbrille eine gute Investition sein. Ansonsten reichen auch normale Sonnenschutz-Vorkehrungen, die du wegen der empfindlichen Babyhaut ohnehin treffen würdest.
Sobald dein Baby beginnt, seine Umgebung mit etwa einem halben Jahr auf eigene Faust zu erkunden, kann eine Sonnenbrille durchaus sinnvoll sein.
Alternativen zu Sonnenbrillen für Babys
Um die Augen deines Babys zu schützen, muss es nicht immer eine Sonnenbrille sein. Auch eine gute Kopfbedeckung kann diesen Zweck erfüllen. Sie zeichnet sich durch einen großen Schirm oder eine breite Krempe und einen Nackenschutz mit seitlichen Flügeln aus.
Liegt dein Baby noch im Kinderwagen, kannst du die Öffnung mit einem Sonnensegel (gibt es in Drogerien), einem Sonnenschirm oder einer Mullwindel (Vorsicht: möglicher Hitzestau) verschatten. Besser ist natürlich, wenn du ihn gar nicht erst in der Sonne abstellst.
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Quellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Sonnenschutz für Kinder auf einen Blick: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/alltagstipps/sonnenschutz/sonnenschutz-fuer-kinder-auf-einen-blick/ (abgerufen am 19.04.2023)
- Lingham G, Milne E, Cross D, et al. Investigating the long-term impact of a childhood sun-exposure intervention, with a focus on eye health: protocol for the Kidskin-Young Adult Myopia Study. BMJ Open 2018;8:e020868. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2017-020868 (abgerufen am 19.04.2023)
- Tedja, M.S., Wojciechowski, R., Hysi, P.G. et al. Genome-wide association meta-analysis highlights light-induced signaling as a driver for refractive error. Nat Genet 50, 834–848 (2018). https://doi.org/10.1038/s41588-018-0127-7 (abgerufen am 19.04.2023)
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG): PRESSEMITTEILUNG Kindliche Kurzsichtigkeit bremsen; Was funktioniert, was nicht – was wir bisher wissen: https://www.dog.org/wp-content/uploads/2022/11/PM-DOG-_Kurzsichtigkeit_aufhalten_2022_F.pdf (abgerufen am 19.04.2023)
- Bundesamt für Strahlenschutz: UV-Index: Aktuelle Tagesverläufe: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/uv-index/aktuelle-tagesverlaeufe/aktuell_node.html (abgerufen am 19.04.2023)