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Fieberkrampf: Was tun, wenn das Kind plötzlich krampft?

Fieberkrampf
Viele Kinder schlafen nach einem Fieberkrampf ein. / Bild © Tomsickova, Adobe Stock

Mitten im Spiel verdreht der 1,5-jährige Mio die Augen und seine Muskeln zucken ruckartig. Als die Notärztin eintrifft, stellt sich heraus, dass Mio einen Fieberkrampf hatte. Für Eltern ist diese Situation ein schauriges Ereignis. Doch was ist zu tun, wenn das eigene Kind plötzlich krampft? Das und mehr erklären wir dir in diesem Artikel. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Fieberkrämpfe treten bei 3-5 Prozent aller Kinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren, insbesondere zwischen 1 und 3 Jahren auf.
  • Ein Fieberkrampf ist eine Reaktion des Körpers auf einen schnellen Fieberanstieg bei einem Infekt.
  • Kinder reagieren beim Fieberkrampf unterschiedlich. Manche haben einen Bewusstseinsverlust, andere Muskelzucken.
  • Fieberkrämpfe sind aus medizinischer Sicht überwiegend harmlos, auch wenn sie beunruhigend aussehen.
  • Eine ärztliche Abklärung ist immer notwendig, um einen Sauerstoffmangel, Verletzungen oder Erkrankungen auszuschließen.
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Was ist ein Fieberkrampf?

Ein Fieberkrampf (auch: Fieberanfall) ist ein vom Gehirn ausgehender Krampfanfall, der durch Fieber ausgelöst wird. Fieberkrämpfe sind aus medizinischer Sicht in der Regel harmlos, sollten aber immer ärztlich abgeklärt werden.

Welche Arten von Fieberkrämpfen gibt es?

Man unterscheidet zwischen …

  • dem einfachen Fieberkrampf (in den meisten Fällen)
  • dem komplizierten Fieberkrampf (eher seltener).

Hielt der Fieberkrampf etwa 3 bis maximal 15 Minuten an? Dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen einfachen Fieberkrampf. Wenn das Kind den fieberhaften Anfall länger als 15 Minuten hatte oder zusätzliche Probleme wie vorübergehende halbseitige Lähmungen auftreten, sprechen Kinderärzte vom komplizierten Fieberkrampf (dazu gleich mehr).

Warum treten Fieberkrämpfe auf?

Kinder- und Jugendärzte gehen von einer genetischen Veranlagung für Fieberkrämpfe aus. Grundsätzlich können also alle Kinder betroffen sein, die diese Veranlagung in sich tragen.

Folgende Auslöser kommen für solche Anfälle infrage:

  • Wenn Babys und Kleinkinder Fieber haben, reagiert ihr Körper (in dieser Entwicklungsphase) auf einen schnellen Fieberanstieg oder Abfall der Körpertemperatur mit einem Fieberkrampf.
  • Ein Fieberkrampf weist also auf hohes Fieber hin (je nach Alter Fieber ab etwa 38,5 Grad Celsius Temperatur).
  • Deswegen tritt er nur in Verbindung mit einem Infekt auf, bei dem Fieber ein Symptom ist. Beispiele: Drei-Tage-Fieber, Magen-Darm, Mittelohrentzündung, Blasenentzündung, Infektion der Atem- und Lungenwege. 
  • Nur in seltensten Fällen weist ein Fieberkrampf auf eine Epilepsie oder andere chronische Erkrankungen hin.
  • Noch seltener ist ein Fieberkrampf nach einer Impfung.

Gut zu wissen: Ein Fieberkrampf ist nicht mit einem epileptischen Krampfanfall zu vergleichen. Fieberkämpfe bei Babys oder Kleinkindern hängen immer mit (schnell ansteigendem) Fieber bei einem Infekt zusammen.

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Welche Kinder haben einen Fieberkrampf?

Neben der genetischen Komponente spielt das Alter eine Rolle. Ein Fieberkrampf zeigt sich zeitlich …

  • im Kleinkind- und Vorschulalter
  • zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr
  • mehrheitlich zwischen 1 bis 3 Jahren.

Haben Babys und Kleinkinder einen Infekt und eine entsprechende genetische Veranlagung zu Fieberkrämpfen, kann es bei sehr hohem oder schnell ansteigendem Fieber (die Temperatur bei Babys und Kleinkindern steigt rasch über 38,5 Grad) zu einem Anfall kommen. Bei einem Fieberkrampf kommen also drei Faktoren zusammen: Das Kind hat Fieber bei einem Infekt, ein bestimmtes Alter (6 Monate bis 5 Jahre) und die genetische Veranlagung für Fieberkrämpfe.

Zur Beruhigung: Nur etwa 3-5 Prozent aller Kinder erleben mindestens einmal einen Fieberkrampf. Bei rund 33 Prozent von ihnen bleibt der Fieberkrampf ein einmaliges Ereignis. Das zeigt, dass Fieberkrämpfe insgesamt eher selten auftreten.

Wie erkennt man einen Fieberkrampf?

Hier sind einige Beispiele, die einen Hinweis auf einen Fieberkrampf bei Baby und Kleinkind geben können. Mögliche Symptome sind:

  • Die Temperatur bei Babys und Kleinkindern steigt rasch an.
  • Die Muskeln des Kindes verspannen sich plötzlich und auffällig.
  • Das Kind verdreht die Augen.
  • Manchmal zucken die Muskeln rhythmisch.
  • Die Lippen und das Gesicht des Kindes färben sich bläulich. 
  • Auch das Versteifen des Körpers oder einzelner Körperteile ist möglich.
  • Nach den Zuckungen erschlafft der Körper.
  • Einige Kinder verlieren das Bewusstsein.
  • Das Kind wirkt nach dem Fieberkrampf für Stunden noch erschöpft und müde. 
  • Nicht wenige Kinder schlafen danach ein. 
  • Die meisten können sich danach nicht mehr an den Fieberkrampf erinnern. 

Anzeichen für einen komplizierten Fieberkrampf:

  • Anfallsdauer länger als 15 Minuten 
  • Mehrere Krampfanfälle innerhalb von 24 Stunden
  • Die Muskelzuckungen sind hier häufig nur auf eine Körperseite oder ein Körperteil begrenzt (z.B. das linke Bein)
  • Neurologische Defizite nach dem Anfall (z.B. vorübergehende Lähmungen eines Körperteils)
  • Vorbestehende neurologische Defizite oder Entwicklungsrückstand

Der komplizierte Fieberkrampf kann sich größtenteils nicht von selbst lösen. Die Notärzte oder entsprechende Kinder- und Jugendärzte können deinem Kind krampflösende und fiebersenkende Medikamente (z.B. Zäpfchen) geben. So wird der Krampfanfall beendet und die Körpertemperatur kann sinken. Danach wird dein Kind womöglich untersucht und du wirst weitere ärztliche Hinweise bekommen. 

Erste Hilfe: Was tun, wenn das Baby oder Kleinkind einen Fieberkrampf hat?

  • Ruhe bewahren!
  • Vor allem beim ersten Mal: 112 anrufen!
  • Falls das Kind ängstlich wirkt, versuche, es zu beruhigen. 
  • Lockere seine Kleidung, falls das möglich ist.
  • Versuche vorsichtig, die Umgebung des Kindes mit Polstern, Decken und Kissen weicher zu machen, um die Verletzungsgefahr zu verringern.
  • Entferne hartes Spielzeug oder Ähnliches aus der Greifnähe des Kindes. 
  • Halte die Uhr im Blick und schaue, wie lange dein Kind krampft. 
  • Falls das Kind erbricht: Stabilisiere seinen Rücken, sodass es sich in die Seitenlage legen kann und kontrolliere später seinen Mund, damit es sich nicht an seinem Erbrochenem verschluckt.
  • Während der Wartezeit auf den ärztlichen Notdienst bzw. nach dem Krampf: Lege dein Kind in die stabile Seitenlage, winkele die Beine an und schaue, ob sein Mundraum leer ist. 

Was du NICHT tun solltest:

  • Halte das Kind niemals fest oder schüttele es, wenn es krampft! 
  • Schütte kein kaltes Wasser über das Kind!
  • Gib dem Kind auf keinen Fall während eines Fieberkrampfes Essen oder Trinken: Die Erstickungsgefahr ist hier zu groß.

Youtube-Video – „Tipps vom Cnöpfchen: Was mache ich bei Fieberkrampf“

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Was, wenn mein Kind im Schlaf einen Fieberkrampf hat?

Sobald du mitbekommst, dass dein Kind im Schlaf einen Fieberkrampf hat, solltest du achtsam sein und die Uhr im Blick haben, wie lange der Krampf dauert. Wecke dein Kind nicht auf und vermeide, es wach zu schütteln! Informiere umgehend den Notarzt (112). Versuche, trotz des beunruhigenden Anblicks, Ruhe zu bewahren.

Wann und wie lange muss man nach einem Fieberkrampf ins Krankenhaus?

Nach dem Fieberkrampf wird dein Kind vom ärztlichen Notfall-Personal untersucht. Falls dein Kind sehr schlapp wirkt, eine zu hohe Temperatur oder weitere Auffälligkeiten zeigt, wird es vermutlich direkt in ein Krankenhaus überwiesen. Hier finden weitere Untersuchungen und Behandlungen statt.

Dadurch können Erkrankungen und Risiken ausgeschlossen und der Fieberkampf deines Kindes besser eingeschätzt werden. Sein Gesundheitszustand wird weiter überwacht und du als Elternteil bestmöglich beraten. Das kann einige Stunden und manchmal auch Tage dauern. Die Länge des Krankenhaus-Aufenthaltes ist immer vom Einzelfall abhängig.

Youtube-Video – Thema: Fieberkrampf Untersuchung + Krankenhaus

Was sind die möglichen Folgen eines Fieberkrampfes?

Wenn dein Kind von Fieberkrämpfen betroffen ist, fragst du dich sicher, ob ein Fieberkrampf Spätfolgen haben kann. Zwar wiederholt sich der Fieberkrampf bei 1/3 der betroffenen Kinder in den ersten 6-12 Monaten nach dem ersten Vorfall, aber:

  • Es besteht kein Zusammenhang zwischen einem Krampfanfall und dem Auftreten einer Hirnhautentzündung oder anderen Schäden im Gehirn.
  • Auch gibt es keine Hinweise auf bleibende geistige oder körperliche Beeinträchtigungen.
  • Kinder, die im Kleinkindalter Fieberkrämpfe hatten, entwickeln sich genauso wie nicht betroffene Kinder. Der Fieberkrampf hat keinen Einfluss auf weitere Entwicklungsphasen.
  • Ab dem Schulalter treten keine Fieberkrämpfe mehr auf.

Lassen sich Fieberkrämpfe verhindern?

Fieberkrämpfe sind nicht vorhersehbar, sondern eine Reaktion des Körpers vom Kind auf einen fieberhaften Infekt. Vermeiden oder kontrollieren lassen sie sich also nicht. Wir empfehlen: Der wichtigste Schritt nach einem Fieberkrampf ist der Gang zur Kinderarzt- oder Jugendarzt-Praxis. Hier wird herausgefunden, um was für eine Art Fieberkrampf es sich handelte und wie du als Elternteil damit in Zukunft umgehen kannst. Obendrein wird eine Behandlung in Erwägung gezogen, falls notwendig.

In wenigen Einzelfällen: Vielleicht verschreibt die Kinderärztin/dein Kinderarzt deinem Kind fiebersenkende Medikamente oder andere Mittel, mit dem Hinweis, sie dem Kind beim nächsten Fieber vorsichtshalber zu verabreichen. Hier kann eine kurzzeitige, vorbeugende Gabe helfen. Höre genau auf die Anweisung der Ärztin/des Arztes. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass das Kind nicht mehr krampft, gibt es allerdings nicht. 

Kann ein Fieberkrampf tödlich sein?

Nein, mach dir keine Sorgen. Das kommt kaum vor.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 05.06.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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