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Pseudokrupp bei Kindern: Wichtige Notfall-Tipps!

nächtlicher Hustenanfall, Krupphusten

Dein Kind hatte letzte Nacht einen plötzlichen starken Hustenanfall? Der Schreck sitzt euch jetzt noch in den Gliedern? Es könnte sich um Pseudokrupp handeln. Wie du Pseudokrupp von einem normalen Husten unterscheidest und wie du deinem Kind helfen kannst, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Pseudokrupp ist eine Erkrankung der Atemwege, bei der die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes anschwillt.
  • Die Erkrankung wird in der Regel durch Viren ausgelöst.
  • Babys und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr sind besonders häufig betroffen. Bei Kindern ab sechs Jahren tritt Pseudokrupp kaum noch auf.
  • Klassische Symptome sind: plötzliche und „bellende“ Hustenanfälle, Heiserkeit, pfeifende Geräusche beim Einatmen, Atemnot.
  • Plötzliche Hustenanfälle sollten immer ärztlich abgeklärt werden – auch wenn der akute Hustenanfall überstanden ist. Der Hustenanfall kann sich jederzeit wiederholen.
  • Wichtig: Je nach Schweregrad des Pseudokrupp kann die Atemnot lebensbedrohlich werden. Bei sehr starken Hustenanfällen muss der Notarzt gerufen werden.
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Was ist Pseudokrupp?

Pseudokrupp wird auch als subglottische Laryngitis oder stenosierende Laryngotracheitis bezeichnet. Es handelt sich um eine Erkrankung der Atemwege, bei der die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes entzündet ist.

Durch die Entzündung schwillt die Schleimhaut an und die Atemwege verengen sich. Die betroffenen Kinder bekommen schwer Luft. Es kommt zu bellenden Hustenanfällen. Die Hustenanfälle erschweren das Luft holen zusätzlich. Dadurch kann das Kind panisch werden. Ein Teufelskreis, denn durch die Panik wird die Atemnot noch schlimmer.

Trotz der bedrohlichen und für Kinder und Eltern teils Angst erregenden Hustengeräusche verläuft Pseudokrupp normalerweise gutartig. Manche Kinder können sich allerdings in einen lebensbedrohlichen Zustand hineinsteigern. Dann besteht Erstickungsgefahr. Solche schweren Fälle sind selten. Dennoch ist Pseudokrupp sehr beängstigend und kräftezehrend für das Kind.

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Häufigkeit und gefährdete Gruppen

5 bis 10 Prozent aller Kinder erkranken mindestens einmal im Leben an Pseudokrupp. Säuglinge und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr sind besonders gefährdet, da die Atemwege bei ihnen noch sehr eng sind. Zum Vergleich: Die Luftröhre von Kindern hat einen Durchmesser von rund 8 Millimeter. Bei Erwachsenen beträgt der Durchmesser der Luftröhre hingegen 18 bis 20 Millimeter.

Bei älteren Kindern tritt Pseudokrupp deutlich seltener auf, ab dem sechsten Lebensjahr kaum noch. Dann sind Luftröhre und Kehlkopf so geweitet, dass es meist nicht mehr zu gefährlichen Anfällen kommt.

Jungen erkranken zweimal häufiger an Pseudokrupp als Mädchen. Auch Vererbung scheint eine Rolle zu spielen. Wissenschaftler fanden heraus, dass Pseudokrupp in manchen Familien gehäuft vorkommt. Bei Kindern mit vorbestehender Kehlkopfverengung ist ein Kruppanfall wahrscheinlicher.

Wichtig:

Kinder, die in einem Umfeld leben, in dem geraucht wird, sind stärker gefährdet. Zigarettenrauch begünstigt das Auftreten von Pseudokrupp und verschlimmert die Krankheit. Eltern sollten also generell auf das Rauchen in der Wohnung verzichten!

Mögliche Ursachen von Pseudokrupp

In der Regel wird die Erkrankung durch Viren ausgelöst (als Haupterreger gelten Parainfluenza-Viren, aber auch RS-Viren, Adenoviren oder Influenzaviren können die Erkrankung auslösen). Sie entwickelt sich aus einem zunächst harmlosen grippalen Infekt. Eine ähnliche Symptomatik (zusammengefasst auch Krupp-Syndrom genannt) kann durch eine bakterielle Entzündung wie z.B. den echten Krupp (Diphterie) oder auch eine allergische Reaktion ausgelöst werden. 

Typische Symptome

Als klassische Symptome von Pseudokrupp gelten:

  • plötzlich auftretende, „bellende“ Hustenanfälle
  • Heiserkeit
  • pfeifende Geräusche beim Einatmen
  • Atemnot
  • gelegentlich leichte Temperaturerhöhung
  • guter bis leicht reduzierter Allgemeinzustand

Geht dem Pseudokrupp eine Erkältung voraus, haben die betroffenen Kinder manchmal Husten, Schnupfen und (leichtes) Fieber. Die Hustenanfälle können aber auch plötzlich einsetzen, bei scheinbar vollkommen gesunden Kindern. Sie treten verstärkt am Abend oder mitten in der Nacht auf. Zum einen begünstigt das flache Liegen die Schleimhautschwellung. Zum anderen haben Kinder nachts einen niedrigeren Cortisolspiegel. Cortisol lindert Entzündungen und wirkt abschwellend, es wird nachts aber weniger produziert. Auch bei Kindern, die tagsüber fit wirken, kann es durch den niedrigen Cortisolspiegel nachts zu den quälenden Hustenanfällen kommen.

Bei vielen Kindern äußert sich Pseudokrupp lediglich durch den typischen bellenden Husten und Heiserkeit. Ein starkes Krankheitsgefühl, Schluckbeschwerden oder Fieber besteht typischerweise nicht. Bei anderen Kindern sind die Hustenanfälle so stark, dass Erstickungsgefahr besteht. Das macht Pseudokrupp unberechenbar.

Die vier Schweregrade

Generell unterscheidet man zwischen vier Schweregraden:

  • Grad 1: bellender Husten, Heiserkeit, leichte Pfeifgeräusche beim Einatmen
  • Grad 2: stärkere Atemgeräusche beim Einatmen auch in Ruhe, leichte Atemnot
  • Grad 3: deutliche Atemgeräusche beim Einatmen mit Einziehungen der Haut am Hals und am Oberbauch, deutliche Atemnot, blasse Gesichtsfarbe, Unruhe, schneller Herzschlag
  • Grad 4: schwere Atemnot, Haut und Schleimhäute verfärben sich bläulich, es kann zu Bewusstseinsstörungen kommen, niedriger Blutdruck ⇾ Notfall!

Rufe bei schwerer Atemnot sofort den Notarzt! Es besteht Erstickungsgefahr!

Pseudokrupp oder klassischer Husten: Wo ist der Unterschied?

Ein klassischer Erkältungshusten entwickelt sich. Zunächst ist er trocken, dann wird er lockerer und der Schleim löst sich. Er wird häufig von weiteren Erkältungssymptomen begleitet, etwa Halsschmerzen und Schnupfen.

Pseudokrupp hebt sich durch das plötzliche Auftreten des Hustens und die Atemnot deutlich von einem normalen Erkältungshusten ab. Der Husten ist trocken, rau und bellend und tritt vorwiegend spätabends und nachts auf – auch bei scheinbar gesunden Kindern. Viele Eltern vergleichen das Hustengeräusch mit einem bellenden Seehund oder dem Blöken von Schafen. Daher wird Pseudokrupp im Volksmund auch Schafhusten genannt.

Sind Pseudokrupp und Krupphusten dasselbe?

Nein! „Echter“ Krupphusten ist wesentlich gefährlicher als Pseudokrupp. Er tritt bei einer Diphtherie auf, einer potenziell lebensbedrohlichen Infektionserkrankung. Daher wird echter Krupphusten auch als Kehlkopfdiphtherie bezeichnet. In Deutschland sind die meisten Kinder im Rahmen der Grundimmunisierung gegen Diphtherie geimpft. Echter Krupphusten ist hierzulande nahezu ausgerottet.

Wann du zur Ärztin gehen solltest

Husten sollte bei Babys und Kleinkindern immer ärztlich abgeklärt werden. Besonders, wenn du den Verdacht hast, dass es sich um Pseudokrupp handeln könnte. Denn auch wenn der akute Hustenanfall überstanden ist: Der Anfall kann sich jederzeit wiederholen. Eine Wiederholung in der nächsten Nacht oder in mehreren folgenden Nächten ist typisch. Da bei Babys und Kleinkindern die Atemwege noch sehr eng sind, sollte Pseudokrupp unbedingt ärztlich abgeklärt werden, eine Behandlung ist aber bei leichter Ausprägung nicht immer notwendig. Bei Atemnot und wiederholten Anfällen ist eine Therapie allerdings unerlässlich!

Die Diagnose

Die Diagnose Pseudokrupp ist recht eindeutig. Die charakteristischen Symptome sprechen für sich. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung sollte eine Aufregung des Kindes durch Blutentnahme oder Untersuchung von Mund und Rachen mit dem Spatel vermieden werden, da sich dadurch die Symptomatik verschlimmern kann. Nur in unklaren Fällen wird eine Blutuntersuchung durchgeführt oder ein Abstrich gemacht, um auszuschließen, dass es sich um eine bakterielle Infektion handelt. Eine solche bakterielle Infektion, die ähnliche Symptome aufweist, ist die Kehldeckelentzündung (medizinisch: Epiglottitis). Die Epiglottitis kann sehr schnell lebensbedrohlich werden. Heutzutage tritt Epiglottitis dank flächendeckender Impfung (Hib-Impfung) allerdings nur noch sehr selten auf.

Die Therapie

Zur Therapie kommen kortisonhaltige Zäpfchen oder Säfte zum Einsatz, die die Schleimhaut abschwellen lassen. Sobald ein Kind einmal einen Pseudokrupp-Anfall hatte, sollten Eltern solche Notfall-Zäpfchen (oder einen Notfall-Saft) mit Kortison zu Hause griffbereit haben. Die Kinderärztin wird ein Rezept ausstellen.

Bei besonders schweren Fällen kann es sein, dass dem Kind Adrenalin in Dampfform verabreicht werden muss und eine Überwachung im Krankenhaus notwendig ist. Auch die Sauerstoffgabe kann erforderlich sein. In der Regel muss das Kind aber nicht lange im Krankenhaus bleiben, manchmal nur einen halben Tag.

Plötzlich auftretenden Husten immer ernst nehmen!

Du solltest jeden plötzlich auftretenden, bellenden Husten deines Kindes ernst nehmen und zur Kinderärztin gehen. Auch wenn dein Kind morgens wieder fit erscheint.

Unsere Akut-Tipps: Das kannst du bei einem Anfall tun

In den meisten Fällen verläuft ein Pseudokrupp-Anfall komplikationslos. Dennoch sind die bellenden Hustenanfälle quälend für das Kind. Mit folgenden Tipps kannst du deinem Kind bei akuten Pseudokrupp-Hustenanfällen helfen:

  • Bleibe ruhig! Deine Ruhe überträgt sich auf dein Kind. Du nimmst ihm die Angst und verhinderst, dass es aus Atemnot panisch wird.
  • Sorge dafür, dass dein Kind besser atmen kann! Nimm es hoch oder setze es aufrecht hin – am besten auf deinen Schoß. So fällt ihm das Atmen leichter und es spürt deine beruhigende Nähe.
  • Sorge für frische Luft! Gehe mit deinem Kind vor ein geöffnetes Fenster oder auf den Balkon. Wickele ihm dabei eine Decke oder seine Jacke um. Alternativ kannst du dein Kind auch vor den offenen Kühlschrank setzen. Das Einatmen der kühlen Luft lindert den Hustenreiz, die frische Luft verstärkt die Sauerstoffzufuhr.
  • Gib deinem Kind die verordneten Medikamente! Falls euch die Kinderärztin aufgrund eines vorangegangenen Anfalls Kortison verschrieben hat, solltest du es bei einem erneuten Anfall griffbereit haben. Kortison lindert die akute Atemnot und lässt die Kehlkopfschleimhaut abschwellen.
  • Lass dein Kind etwas Kühles trinken! Sobald sich dein Kind beruhigt hat und der Hustenanfall nachgelassen hat, solltest du ihm Wasser oder kalten Tee anbieten. Sorge dafür, dass es die Flüssigkeit in kleinen Schlucken zu sich nimmt.
  • Gehe mit deinem Kind nach draußen! Frische Luft tut deinem Kind nicht nur während, sondern auch nach dem Hustenanfall gut. Ziehe deinen Schatz wettergerecht an und geht kurz frische Luft schnappen.
  • Lass dein Kind bei offenem Fenster schlafen! Um einem erneuten Anfall vorzubeugen, ist es hilfreich, das Kind bei geöffnetem Fenster schlafen zu lassen. Achte darauf, dass dein Kind warm „eingepackt“ ist.

Bei sehr schwerer Atemnot musst du sofort einen Notarzt rufen! Ansonsten bringen die oben genannten Akut-Maßnahmen meist Linderung.

Mögliche Komplikationen

In der Regel verläuft Pseudokrupp ohne Komplikationen. Die Symptome klingen innerhalb weniger Tage ab. Ein Erstickungstod durch die Anfälle ist extrem selten und tritt bei Kindern mit einer vorbestehenden Kehlkopfenge auf. Rezidive sind allerdings sehr häufig. Spätestens wenn die Therapie mit Cortison nicht hilft, oder sich die Erkrankung auf andere Organe wie die Lunge ausbreitet, muss an eine andere Ursache des Hustenanfalls gedacht werden.  

Kann man Pseudokrupp vorbeugen?

Es kann sein, dass ein Kind regelmäßig bei Erkältungen von Pseudokrupp betroffen ist. Es gibt keine vorbeugenden, langfristigen Therapien, sondern lediglich wirksame Arzneimittel für den Akutfall. Wichtig sind die von der STIKO empfohlenen Impfungen gegen Diphterie und Haemophilus influenzae. Damit können die ähnlichen, aber viel schlimmeren Krankheitsbilder der Diphterie und Epiglottis verhindert werden!

Du kannst aber einige Maßnahmen treffen, um das Risiko von Pseudokrupp-Hustenanfällen zumindest zu verringern. Sorge für eine optimale Zimmertemperatur. Experten empfehlen, bei 16 bis 18 Grad Celsius zu schlafen. Das erreichst du am besten, wenn dein Kind bei offenem Fenster schläft. Weiterer positiver Effekt: Die frische Luft verstärkt die Sauerstoffzufuhr. Manche Eltern schwören darauf, feuchte Wäsche im Kinderzimmer aufzuhängen und dadurch ein angenehmes Raumklima zu erzeugen. Wissenschaftlich ist allerdings nicht bewiesen, dass diese Maßnahme hilft. Faktoren wie Zigarettenrauch, die einen Hustenanfall begünstigen, gilt es unbedingt zu vermeiden.

Ein Trost für alle betroffenen Eltern: Die Anfälle werden nach dem dritten Geburtstag meist leichter und seltener. Nach dem sechsten Geburtstag hören sie in der Regel auf.

Ist Pseudokrupp ansteckend?

Pseudokrupp selbst ist nicht ansteckend, da es sich um eine Entzündung handelt. Pseudokrupp tritt jedoch meist infolge eines grippalen Infekts auf. Dieser wiederum ist ansteckend. Wer sich ansteckt, muss aber nicht zwangsläufig Pseudokrupp entwickeln. Pseudokrupp ist nur ein Symptom der Erkrankung. Bei den meisten Kindern verursachen die Viren lediglich eine gewöhnliche Erkältung.

Fazit

Pseudokrupp ist höchst unangenehm für dein Kind, aber er verläuft in den meisten Fällen gutartig. Dennoch solltest du IMMER euren Kinderarzt aufsuchen, wenn dein Kind einen plötzlich einsetzenden, bellenden Hustenanfall hatte. Unbehandelt kann der Pseudokrupp – je nach Schweregrad – lebensbedrohlich sein.

Welche Erfahrungen habt ihr bereits mit Pseudokrupp gesammelt? Habt ihr weitere Tipps, die ihr besorgten Eltern mitgeben könnt? Schreibt uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 06.07.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Lena Huber geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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