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Getrennt schlafen: die Lösung für gestresste Eltern? Ein Plädoyer dafür!

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Getrennt schlafen – klingt unromantisch, kann aber die Rettung für übermüdete Eltern sein. Wann getrennte Schlafzimmer sinnvoll sind und welche Alternativen uns einfallen, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Getrennt schlafen kann der Liebe guttun.
  • Studien belegen: Frauen schlafen allein besser, Männer nicht. Außer wenn Kinder da sind.
  • Die Vorteile überwiegen, aber auch Nachteile gibt es.
  • Wenn sich einer nachts ums Baby kümmert, muss der andere das ausgleichen.
  • Was das Beste für euch ist, müsst ihr ausprobieren. Es hängt von eurer Gesamtsituation ab.
  • Ideen für Kompromisse und Alternativen findest du weiter unten.

Das Baby schläft unruhig, der Vater schnarcht und die Mutter wacht beim kleinsten Mucks auf. Gut schlafen ist anders. Die Realität in den Monaten (und Jahren) nach der Geburt ist wirklich ernüchternd. Aber was hilft gegen den chronischen Schlafmangel, der auch die entspanntesten Eltern an ihre Grenzen bringt? Ist getrennt schlafen die Lösung?

Aus unserer Erfahrung gibt es kein Richtig oder Falsch. Vielmehr muss jedes Elternpaar eine eigene Lösung finden. Und die Lage immer wieder neu einschätzen, denn Voraussetzungen ändern sich. Wir möchten euch bei der Entscheidungsfindung helfen und haben die Vor- und Nachteile zusammengetragen.

Die Vorteile von getrenntem Schlafen in Kürze

Getrennte Betten sind Gold wert, wenn:

  • … einer oder beide besonders empfindlich sind.
  • … der andere sehr unruhig schläft.
  • … einer der Partner schnarcht.
  • … beide zu unterschiedlichen Zeiten schlafen gehen und/oder aufstehen.
  • … beide unterschiedliche Schlafbedingungen brauchen.
  • … der Schlafentzug sonst den Job, die Sicherheit, die Gesundheit oder die Partnerschaft gefährdet.

Getrennt schlafen: Generelle Vorteile

Je älter Paare werden, desto mehr von ihnen schlafen getrennt. Das hat nicht unbedingt mit fehlender Liebe zu tun, sondern eher mit veränderter Schlafqualität und größerer Lebenserfahrung. Denn eins ist sicher: wenn sich die Schlafenden gegenseitig stören, ist niemandem gedient. Der eine schnarcht, der andere wälzt sich viel herum. Sie geht früh ins Bett, er eher spät. Er muss besonders früh oder oft raus und macht beim Aufstehen alle wach. Sie braucht zwei Decken, ihm ist alles zu warm. All das kann ziemlich nervig sein und wertvolle Schlafstunden kosten.

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Am Anfang einer Beziehung mag das noch gehen. Man ist verliebt, sieht über Dinge hinweg. Hat viel Sex und kuschelt gern beim Einschlafen.

Schon gewusst?

Eine australische Studie belegt, dass Sex oder Masturbation am Abend bei vielen Menschen für besseren Schlaf sorgen. Und andersherum – Frauen, die genug Schlaf bekommen, haben auch mehr Lust auf Sex.

Aber irgendwann nagen unruhige Nächte an der Gesundheit. Permanenter Schlafentzug führt zu chronischem Stress und der macht reizbar und anfällig. Die Folgen sind neben Erschöpfung und Infekten viel zu viele Streits wegen Kleinigkeiten, bei denen niemand gewinnt. Bis zur Trennung kann das gehen. Schade eigentlich, wenn die Ursache so leicht zu beheben gewesen wäre.

So viel zu normalen Schlafproblemen in deutschen Schlafzimmern. Ganz ohne Kinder. Ist das Baby auf der Welt, hebt es das Schlafproblem auf eine ganz neue Ebene.

Getrennt schlafen: Vorteile für Mütter

Anders als ein erwachsener Bettgenosse lassen sich Kinder nicht einfach ausquartieren. Viele von ihnen liegen viel länger im Elternbett, als denen lieb ist. Oder kommen jede Nacht, um sich die Nähe zu holen, die sie noch brauchen.

Frauen haben meist einen leichteren Schlaf als Männer. Wenn sie Mütter sind, noch mehr. Denn der sogenannte Ammenschlaf sorgt dafür, dass sie sogar kleinste Atemaussetzer des Babys erkennen und sofort reagieren. Der Vorteil: die Wachphasen von Mutter und Kind synchronisieren sich, wenn beide nah beieinander liegen. Baby beruhigen und Einschlafstillen klappen dann auch im Halbschlaf. Leider beschränkt sich die weibliche Geräuschempfindlichkeit aber nicht nur auf Kinder. Wenn der Partner hustet, sich dreht oder aufsteht, werden Frauen meist ebenfalls wach. Andersherum eher seltener.

Auch hier hat getrenntes Schlafen Vorteile für die Frauen, auch wenn es erst mal nicht so scheint. Denn selbst, wenn der Partner nachts unterstützen könnte: allein seine Gewohnheiten können so störend sein, dass er den Schlafmangel verstärkt, statt ihn zu mindern. Sogar Studien belegen, dass Frauen ohne ihren Partner besser schlafen.

Getrennt schlafen: Vorteile für Väter

Männer sollen laut obiger Studie in der Regel besser zur Ruhe kommen, wenn ihre Partnerin mit im Bett liegt. Sobald es Kinder gibt, gilt das aber nicht mehr. Plötzlich merken auch sie, dass Schlafmangel nicht trivial ist. Denn nächtliches Füttern, Windeln wechseln, Beruhigen und tägliche Mama-ich-hatte-einen-Albtraum-Besuche wecken auch den stursten Schläfer. Klingt nur fair, warum soll nur einer leiden. Aber hilft geteiltes Leid wirklich immer?

Was, wenn einer von beiden zurück im Job ist und der Schlafentzug den Geldfluss gefährdet? Oder die Sicherheit beim Fahren? Wer müde ist, macht Fehler, ganz normal. Getrennt schlafen kann hier eine Lösung sein. Aber wie kommt derjenige zu seinem Recht, der schon die Tage alleine schmeißen muss, bis der andere von der Arbeit heimkommt? Soll er oder sie jetzt auch die Nächte alleine durchhalten?

Für denjenigen, der im Job Leistung bringen muss, ist getrenntes Schlafen absolut sinnvoll. Um dem anderen gerecht zu werden (auch Care Arbeit ist vollwertige Arbeit) muss aber ein Ausgleich her. Welche Ideen wir da haben, findest du im Abschnitt „Lösungen für gestresste Eltern.“

Die Nachteile von getrenntem Schlafen für Eltern

Wie bei allem im Leben gibt es auch bei getrennten Schlafzimmern Nachteile. Je nachdem, wer ausquartiert wird, kann sich plötzlich abgestellt fühlen und nicht mehr als Teil der Familie. Für den anderen bedeutet allein mit Kind, dass er oder sie nachts komplett auf sich allein gestellt ist. Bei Babys, die mehrere Stunden am Stück schaffen, mag das gehen. Bei einem sehr unruhigen oder gar Schreibaby auf Dauer weniger.

Auch die Nähe zwischen den Partnern kann leiden, wenn am Tag nicht genug Raum für Umarmungen und Küsschen bleibt. (Mit Sex hat das wenig zu tun, der braucht bekanntlich kein Doppelbett.) Nicht zuletzt merken auch die Kinder, wenn nur noch einer der Eltern für sie da ist. Um dem vorzubeugen, müsst ihr dringend gegensteuern. Dazu gleich mehr in den Ideen unten.

Dazu kommt: getrennt schlafen ist gut und schön, wenn man genügend Platz hat. Aber was, wenn kein Zimmer übrig ist? Bei vielen Familien scheitert es am Platzmangel.

Zusammenfassend sind getrennte Betten schwierig, wenn:

  • … das Baby über Monate nachts viel Krafteinsatz erfordert.
  • … dem Paar auch sonst die Nähe fehlt.
  • … ihr sonst keinen Sex mehr haben könnt.
  • … es sich einfach falsch anfühlt.
  • … der getrennt schlafende Elternteil sich tagsüber/am Wochenende nicht oder wenig an der Kinderbetreuung beteiligt.
  • … ihr nicht genug Platz habt.
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Unsere Ideen: Lösungen für gestresste Eltern

Getrennt schlafen hat wirklich viele Vorteile. Aber eben auch Nachteile. Denn wenn Kinder im Spiel sind, hat meist derjenige das Nachsehen, der nachts die komplette Care Arbeit übernimmt. Ganz so einfach lässt es sich also in Familien kaum umsetzen.

Aber nicht aufgeben. Es gibt immer mehr als schwarz und weiß. Hier kommen ein paar Ideen, wie sich die größten Nachteile elegant umschiffen lassen:

  1. Abends/morgens im Bett treffen
    Ihr habt euch sonst in den Schlaf gekuschelt und wacht gern neben dem anderen auf? Solche schönen Rituale könnt ihr ruhig beibehalten. Wie wäre es, wenn ihr vor dem Schlafen und morgens gleich nach dem Aufwachen zum anderen kriecht? Erst zum Schlafen wird dann umgezogen. Netter Nebeneffekt: du freust dich wieder auf den anderen.
  2. Am Wochenende für Entlastung sorgen
    Wenn einer sich die Nächte um die Ohren schlägt, muss ihn der andere anderweitig entlasten. Das ist ganz wichtig. Wie ihr das am besten macht, müsst ihr selbst herausfinden. Wie wäre es, wenn die Mutter am Wochenende ausschlafen kann, während der Vater die Kinder betreut? Wenn es nicht das Ausschlafen ist, kann es Zeit für sich allein sein. Freunde, Hobbys, Sport – all das kommt mit Kindern meist zu kurz.
  3. Anderer Elternteil schläft bei älteren Geschwistern
    Sobald es mehr als ein kleines Kind im Haus gibt, ist es schon Luxus, sich nachts „nur“ ums Baby kümmern zu müssen. Also übernimmt der andere am besten die älteren Geschwister. Die freuen sich über die nächtliche Nähe, vor allem, wenn ihr jüngeres Geschwisterchen sonst alle Ressourcen für sich beansprucht.
  4. Nachts Mama, morgens Papa
    Wenn Papa nachts selig schlafen durfte, hat er morgens Kraft, das quietschfidele Baby zu übernehmen. Und Mama kann ausschlafen. Geht natürlich nur, wenn beide lange genug zu Hause sind. Alternativ bekommt der eine nachmittags/abends Zeit für sich, sobald der andere nach Hause kommt. Wenn es nicht täglich geht, dann wenigstens an festen Tagen.
  5. Nachtschichten abwechselnd übernehmen
    Wie wäre es, wenn ihr euch bei der nächtlichen Babybetreuung abwechselt? Zugegeben, bei Stillkindern ist das schwierig. Und auch den Müttern fällt es oft schwer, sich vom Baby zu trennen und tatsächlich durchzuschlafen. Einen Versuch ist es aber wert. Alternativ kann der Papa Windelwechsel und etwaige Fläschchen-Zubereitung übernehmen. Auch das Baby zu beruhigen ist hilfreich, während Mama weiter dösen darf.
  6. Getrennt schlafen in Teilzeit
    Im Familienleben ist nichts starr. Nur weil ihr eine Zeit getrennt schlaft, musst das nicht für immer sein. Und auch nicht jeden Tag. Handhabt es einfach so, wie es für euch passt. Wichtig ist, dass beide damit klarkommen.
  7. Bei Platzmangel: kreative Schlafmöglichkeiten schaffen
    Wer sagt, dass es zwei Schlafzimmer braucht? Es gibt tolle Bettlösungen, die tagsüber unsichtbar bleiben. Wie wäre es mit einer Schlafcouch im Wohnzimmer oder einem wie diesem vom schwedischen Möbelgiganten? Auch Schrankbetten waren früher genau deswegen beliebt. Gibt es immer noch.

Alternativen zu getrennten Schlafzimmern

Getrennt schlafen wollt ihr nicht? Dann haben wir noch ein paar Alternativen für euch. Wie wäre es mit:

  • … einzelnen Betten statt eines Doppelbetts?
  • … einem richtigen Familienbett, in dem alle mehr Platz haben? Das lässt sich selbst zimmern, aus Paletten basteln oder online bestellen.
  • … Schlafenszeiten angleichen? Wenn einer bisher später als der andere ins Bett ist, könnt ihr versuchen, eine gemeinsame Zeit zu finden. Das geht natürlich nur, wenn niemand Schicht oder sehr früh arbeiten muss.
  • … Ohropax und Schlafbrille? Zugegeben, mit Baby brauchst du deine Ohren. Aber wenn es älter ist, dämpfen Ohrstöpsel die Geräusche zumindest so weit, dass du besser schlafen kannst. Den hyperleichten Ammenschlaf legen die meisten Mütter nämlich nicht mehr ab.

Tipp zum Schluss: Nimm an unserem Babyschlaf-Onlinekurs teil. Darin lernst du alles über den Babyschlaf und wie ihr ruhigere und entspanntere Nächte haben könnt.

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Quellen

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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