Wickeltischstürze passieren bei kleinen Babys leider sehr häufig. Wir möchten dich für das Thema sensibilisieren und zeigen, worauf du achten musst. Dafür gibt es 10 Regeln für einen sicheren Wickelplatz und sicheres Wickeln.
Man mag es manchmal kaum für möglich halten, doch kleine Babys sind unheimlich schnell. Insbesondere, wenn sie sich frei von allen Zwängen fühlen und mit nacktem Popo auf der Wickelunterlage liegen. Dann wird mit den Beinchen gestrampelt und mit den Ärmchen gerudert, was das Zeug hält. Doch Vorsicht! So klein die Süßen auch sind, für Mamas und Papas gilt: Lasst immer eine Hand am Kind auf dem Wickeltisch.
Oft unterschätzte Alltagssituationen
Es ist so selbstverständlich und gerät doch so oft schnell in Vergessenheit: die Hand am Kind beim Wickeln. Dabei ist es keineswegs wirkliche Achtlosigkeit oder fehlendes Verantwortungsbewusstsein. Schließlich wissen Eltern ganz genau, dass man sein Baby niemals aus den Augen lässt und stets darauf achtet, dass dem Kleinen nichts passieren kann.
Doch der Alltag macht selbst erfahrenen Eltern manchmal einen Strich durch die Rechnung. Und sei es nur einen Wimpernschlag lang. In vielen Situationen liegt die Hand eben nicht auf dem Baby. Reflexartig greifen wir beispielsweise nach der Wundschutzcreme, die uns aus der Hand gerutscht ist, suchen nach einem neuen Body in der Schublade oder helfen beim klemmenden Deckel vom Windeleimer nach. Das sind ganz alltägliche Situationen, die wohl jeder schon einmal erlebt hat oder zumindest nachvollziehen kann.
Bist du dann noch übermüdet oder gestresst, liegt es in der menschlichen Natur, dass dein Reaktionsvermögen nachlässt – und manchmal eben leider auch die Vorsicht.
Die Sturzgefahr für Babys ist sehr hoch
Immer wieder warnen Kinderchirurgen eindringlich vor dem Risiko, dass Säuglinge und Kleinkinder vom Wickeltisch (oder anderen erhöhten Wickelplätzen) stürzen können. Das Statistische Bundesamt nennt Stürze vom Wickeltisch als Hauptursache für Verletzungen bei Babys unter zwei Jahren, dicht gefolgt von Stürzen aus dem Bett, aus dem Hochstuhl oder von der Couch.
Eine Wickelkommode ist in der Regel zwischen 85 und 92 cm hoch. Fällt dein Baby aus dieser Höhe, ist es, als würdest du von einer drei Meter hohen Leiter fallen. Es besteht akute Verletzungsgefahr! Und auch wenn alles gut geht: weh tut es trotzdem.
Frischgebackene Eltern unterschätzen häufig, wie wichtig die „Sicherungshand“ auch in den ersten Lebenswochen ist. Ganz klar: Zu Beginn liegen die meisten Babys ruhig da, strampeln zwar mit den Beinen, haben aber generell noch nicht so viel Kraft, ihren kleinen Körper damit in eine andere Position zu bringen.
Diese Phase dauert aber nicht lange. Schon bald haben sie mehr Kraft, da die Rumpfmuskulatur kräftiger wird. Kommt es dann zu reflexartigen Bewegungen, kann es schnell passieren, dass es sich vom Wickeltisch rollt. Du solltest du immer im Hinterkopf haben: Die einzelnen Entwicklungsschritte kommen in Schüben. Und nicht selten zeigt dir dein Kind auf dem Wickeltisch, wie mobil es plötzlich ist.
Hebamme Emely aus dem babelli-Team betont außerdem: „Unachtsamkeit schleicht sich schnell ein – oft, ohne dass man es merkt. Deshalb: Von Anfang an aufmerksam bleiben und immer eine Hand am Kind! So wird’s zur Gewohnheit.“
Tipp: Denk am besten auch über einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs nach, um Handgriffe und Abläufe üben zu können, damit das Gelernte in einer Notsituation schnell abrufbar ist. Dazu empfehlen wir unseren Onlinekurs für Erste Hilfe am Baby & Kind.
Mögliche Folgen eines Wickeltischsturzes
Die Höhe allein kann deinem Kind Schaden zufügen. Das größte Problem aber: Wahrscheinlich wird es auf den Kopf fallen. Denn dieser ist bei den Kleinen im Vergleich zum restlichen Körper groß und schwer. Darüber hinaus sind bei deinem Kind die Schutzreflexe noch nicht oder nur schwach ausgebildet. Es wird also nicht instinktiv die Arme nach vorn strecken, um sich abzufangen.
Professor Wolfgang Wagner leitet die Pädiatrische Neurochirurgie am Uniklinikum in Mainz. Er sagt, dass „sehr gefährliche Verletzungen glücklicherweise nur sehr selten auftreten„. Das liegt vor allem daran, dass der Babykopf aufgrund der noch nicht vollständigen Verknöcherung die Stoßenergie eines solchen Sturzes besser abfedern kann, als man zunächst annehmen möchte.
Außerdem hat die noch weiche Schädeldecke den Vorteil, dass sie sich bei einem Druckanstieg aufgrund einer Blutung noch ausdehnen kann und dadurch weniger schwerwiegende Folgen hat. Hier ist der körperliche Entwicklungsstand des Babys also tatsächlich so etwas wie ein Segen.
Dennoch ist der Sturz vom Wickeltisch ein Unfall, den du niemals unterschätzen solltest. Etwa die Hälfte aller kleinen Kinder, die einen solchen Wickeltischsturz erleben, erleiden eine Gehirnerschütterung. Mögliche Anzeichen dafür sind je nach Stärke und Ausprägung:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, eventuell auch Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
In schweren Fällen kann es auch zu einem Bluterguss direkt unter der Schädeldecke führen. Das ist nach Aussage von Professor Wagner zwar selten, aber die Möglichkeit könnte bestehen.
Häufig wird empfohlen, das gestürzte Kind nach offensichtlichen Verletzungen abzusuchen und sein Verhalten für 24 bis 48 Stunden genau zu beobachten. Wir aber denken, dass es gerade bei Babys wichtig ist, deinen Arzt zu konsultieren. Auch wenn es vielleicht keine Schramme am Kopf hat. Schließlich kannst du nicht in dein Kleines hineinschauen. Und es selbst ist noch zu klein, um dir sagen zu können, wo es genau weh tut oder wie es sich fühlt.
Wickeltisch-Stürze lassen sich vermeiden
Ganz klar: In erster Linie lässt sich der Sturz vom Wickeltisch vermeiden, indem du immer eine Hand an deinem Kind hast. Das mag in manchen Situationen ein wenig an das Spiel “Twister” erinnern, aber Sicherheit für dein Baby geht nun einmal vor.
Doch du kannst noch mehr für die Sicherheit deines Babys tun. In erster Linie geht es natürlich um einen sicheren Wickelplatz aber auch Achtsamkeit beim Wickeln.
5 Regeln für einen sicheren Wickelplatz:
- Stelle den Wickeltisch im Idealfall in eine Zimmerecke. Dadurch sind schon einmal zwei Seiten abgesichert, wo dein Baby nicht herunterfallen kann.
- Nutze einen Wickeltisch mit mindestens 20 cm hohen Seitenkanten. Alternativ eignen sich auch Wickelauflagen mit seitlichen Erhöhungen, da sie das Herunterrollen der Kleinen zumindest hemmen.
- Achte darauf, dass der Wickeltisch genügend Abstand zu Kabeln, Steckdosen und Elektrogeräten hat, die eine Gefahr für dein Baby darstellen könnten. Auch Kordel, Gardinen und Vorhänge sollte dein Baby nicht erreichen können.
- Außer Reichweite deines Babys gehören auch Pflegeprodukte, insbesondere Babypuder.
- Hast du ein Regal über dem Wickeltisch angebracht, sollten die Dinge darauf absolut sicher stehen und nicht etwa beim Greifen danach versehentlich auf dein Kind fallen können.
5 Regeln für sicheres Wickeln:
- Versuche, Stress und Hektik zu vermeiden, auch wenn die Zeit vielleicht einmal knapp ist.
- Lege alle Utensilien, die du zum Wickeln brauchst (einschließlich zusätzlicher Wechselwäsche), griffbereit.
- Lege dein Kind sicherheitshalber auf dem Boden ab (oder nimm es am besten gleich mit), wenn du doch eilig zum Geschwisterkind oder zur Tür laufen musst.
- Erwartest du einen besonders wichtigen Anruf, lege auch das Telefon in greifbare Nähe. Ansonsten gilt: Wenn es etwas Wichtiges war, wird sich der Anrufer ohnehin noch einmal bei dir melden.
- Ist dein Kind besonders mobil und kein großer Fan des Wickeltischs, wickele es am besten gleich auf dem Boden. Lege dafür ein weiches Polster oder eine Decke unter.
Kleiner Tipp: Ist dein Baby frisch gebadet und eingeölt, lege ihm besser ein Handtuch um. So kann dir dein Schätzchen nicht aus Versehen aus den Armen und Händen rutschen, während du ins Nachbarzimmer gehst. Außerdem friert dein Kleines damit nicht so schnell.
Ein Wort zum Schluss
Es steht wohl außer Frage, dass Eltern nicht mutwillig unaufmerksam sind. Doch ein Sturz vom Wickeltisch kann wirklich blitzschnell passieren, auch, wenn man praktisch daneben steht. Daher empfehlen wir einmal mehr: Lass immer eine Hand am Kind auf dem Wickeltisch.
Hast du schon ähnliche gefährliche Situationen erlebt? Wie schützt du dein Kind vor einem Sturz? Hinterlasse uns gern einen Kommentar.
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Quellen
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen, “Kinderchirurgen warnen vor Sturz vom Wickeltisch”, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/kinderchirurgen-warnen-vor-sturz-vom-wickeltisch/, (abgerufen am 23.04.2025)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, “Der sichere Wickelplatz”, https://www.kindergesundheit-info.de/themen/sicher-aufwachsen/0-12-monate/babys-ausstattung/der-wickelplatz/, (abgerufen am 23.04.2025)
- Statistisches Bundesamt, “Unfälle, Gewalt, Selbstverletzung bei Kindern und Jugendlichen 2014”, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Gesundheitszustand-Relevantes-Verhalten/Publikationen/Downloads-Gesundheitszustand/unfaelle-gewalt-kinder-5230001149004.pdf?__blob=publicationFile, (abgerufen am 23.04.2025)
- Apotheken-Umschau, “Den Sturz vom Wickeltisch vermeiden”, https://www.apotheken-umschau.de/familie/entwicklung/neugeborenes/den-sturz-vom-wickeltisch-vermeiden-793599.html, (abgerufen am 23.04.2025)
- Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.: Der Sturz vom Wickeltisch. https://www.kindersicherheit.de/kindersicherheit/sicherheitstipps/der-sturz-vom-wickeltisch (abgerufen am 23.04.2025)