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Hashimoto und Schwangerschaft: Das solltest du wissen

Hashimoto und Schwangerschaft
Hashimoto und Schwangerschaft sind bei richtiger Behandlung kein Problem. / Bild © Iurii Sokolov, Adobe Stock

Hashimoto und Schwangerschaft schließen sich nicht aus. Auch mit Hashimoto kannst du einen unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf haben und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Wir erklären dir, was du beachten musst, wenn du mit Hashimoto schwanger bist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hashimoto und Schwangerschaft sind bei der richtigen Behandlung gut zu vereinbaren.
  • Auch mit einer Schilddrüsenstörung ist eine unauffällige, komplikationslose Schwangerschaft möglich.
  • Voraussetzung ist die regelmäßige Einnahme von L-Thyroxin sowie eine engmaschige Kontrolle der Schilddrüsenhormonwerte im Blut.
  • Trotz Hashimoto sollte eine Jod-Supplementierung erfolgen; Jod ist wichtig für die gesunde Entwicklung des Kindes.

Was ist Hashimoto?

Hashimoto-Thyreoiditis, so der vollständige medizinische Fachbegriff, ist eine chronische Schilddrüsenentzündung. Sie zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Bei einer Autoimmunerkrankung ist das Immunsystem fehlgesteuert. Es bildet Antikörper, die fälschlicherweise gesunde Zellen und körpereigenes Gewebe angreifen. Bei Hashimoto richten sich diese Antikörper gegen die Schilddrüse. Infolgedessen ist die Schilddrüse chronisch entzündet und produziert nicht mehr genügend Schilddrüsenhormone. Auf Dauer kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Frauen sind häufiger von Hashimoto betroffen als Männer. Wodurch die Erkrankung ausgelöst wird, ist nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, dass die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Hormonelle Umstellungsphasen wie die Pubertät oder auch eine Schwangerschaft können Hashimoto begünstigen. Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht heilbar, kann jedoch gut behandelt werden.

Hashimoto und Schwangerschaft = Risikoschwangerschaft?

Als Hashimoto-Patientin wird deine Schwangerschaft möglicherweise als Risikoschwangerschaft eingestuft. Die Entscheidung hierüber trifft deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs im Mutterpass.

Der Status Risikoschwangerschaft kann verängstigen. Aber: Sei unbesorgt, die Einstufung als Risikoschwangerschaft ist eine reine Vorsichtsmaßnahme und bedeutet keinesfalls, dass es sich um eine komplizierte Schwangerschaft handeln muss. Hashimoto ist auch in der Schwangerschaft gut behandelbar. In der Regel haben Frauen trotz Hashimoto einen vollkommen unauffälligen Schwangerschaftsverlauf. Du wirst lediglich engmaschiger untersucht. Das ist alles.

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Wie äußert sich Hashimoto?

Am Anfang der Hashimoto-Erkrankung setzt häufig eine vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ein. Diese kann sich unter anderem durch Herzrasen, Schwitzen oder eine gesteigerte Nervosität bemerkbar machen. Die meisten Patientinnen nehmen die Symptome jedoch nicht wahr. Nach und nach geht die Schilddrüsenüberfunktion schließlich in eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) über. Zu den klassischen Symptomen von Hashimoto gehören dann:

  • Müdigkeit
  • Kälteempfindlichkeit (frösteln) und eine niedrige Körpertemperatur
  • Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Verdauungsbeschwerden (Verstopfung)
  • Haarausfall, brüchige Nägel
  • Motivationslosigkeit
  • manchmal: starke Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen.

Viele dieser Beschwerden können auch bei schwangeren Frauen auftreten, die nicht an Hashimoto erkrankt sind. Sie sind in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich. Falls du stark unter diesen Symptomen leidest, könnte dies jedoch auf eine Schilddrüsenstörung hindeuten. Steht der Verdacht einer Hashimoto-Thyreoiditis im Raum, wird dir dein Arzt oder deine Ärztin Blut abnehmen und die Schilddrüsenwerte bestimmen. Zur endgültigen Diagnose kann zusätzlich ein Ultraschall der Schilddrüse durchgeführt werden.

Hashimoto verläuft in Schüben

Typisch für Hashimoto ist, dass es immer wieder zu Schüben kommen kann. Denn: Jedes Mal, wenn die Antikörper erneut ansteigen, wird Gewebe zerstört. Die dabei austretenden Schilddrüsenhormone können vorübergehende Überfunktionssymptome auslösen. Gerade zu Beginn der Erkrankung ist es daher möglich, dass Patientinnen zwischen Unterfunktion und Überfunktion hin und her wechseln. Symptome und Blutwerte wären dann nicht eindeutig. Mit den Jahren werden die Schübe in der Regel seltener, die Unterfunktion offensichtlicher. Da der Verdauungstrakt bei Hashimoto häufig eine Rolle spielt, können solche Schübe etwa durch Lebensmittel ausgelöst werden.

Bei Schwangeren mit bereits bestehender Hashimoto-Thyreoiditis

Bei dir wurde Hashimoto bereits vor der Schwangerschaft diagnostiziert? Dann könnte die Schwangerschaft möglicherweise zu einem Rückgang der Beschwerden führen. Denn: Durch die erhöhte Produktion des Schwangerschaftshormons Progesteron wird das Immunsystem abgeschwächt. Es kann sein, dass dadurch auch die Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis nachlassen. Wichtig: Hashimoto muss dennoch auch weiterhin behandelt werden.

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Wie wird Hashimoto in der Schwangerschaft behandelt?

Frauen, die an Hashimoto leiden, müssen Levothyroxin (L-Thyroxin) einnehmen. L-Thyroxin ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das zum Einsatz kommt, wenn die Schilddrüse selbst nicht genügend Thyroxin produziert. Durch die Einnahme des Schilddrüsenersatzhormons kann die Schilddrüsenunterfunktion ausgeglichen werden. Keine Sorge, eine medikamentöse Behandlung von Hashimoto in der Schwangerschaft ist für dein Baby ungefährlich. Die Schilddrüsenhormone gelangen nur in sehr geringem Maße über die Plazenta zu deinem Baby.

Falls bei dir bereits vor der Schwangerschaft Hashimoto bekannt war, wird deine Behandlung an die nun bestehende Schwangerschaft angepasst. Das Medikament darf auf keinen Fall in der Schwangerschaft abgesetzt werden. Die L-Thyroxin-Dosis wird in den ersten Schwangerschaftswochen meist sogar erhöht. Denn: Der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigt während der Schwangerschaft um etwa 30 bis 50 Prozent, da zahlreiche Stoffwechselvorgänge zunehmen. Außerdem beginnt die Schilddrüse des Fötus erst mit der 12. SSW damit, eigenes Thyroxin zu bilden. Richtig funktionstüchtig ist sie etwa ab der 20. SSW. Bis dahin muss dein Baby über dich mitversorgt werden.

In deiner Frauenarztpraxis wird man etwa alle vier bis sechs Wochen deine Schilddrüsenwerte (TSH, fT3 und fT4) überprüfen. T3 und T4 sollten im Normbereich sein. Beim TSH-Wert strebt man meist einen Wert zwischen 0,3 und 1,0 an. Deine Ärztin wird die Thyroxin-Dosis gegebenenfalls anpassen oder dich an eine endokrinologische Praxis überweisen. Es ist generell nicht verkehrt, einen Endokrinologen hinzuzuziehen. Denn: In einer endokrinologischen Praxis werden immer auch die SD-Antikörper (TPO-AK, TRAK) geprüft. Diese Werte sind wichtig, da sie Aufschluss über das Entzündungsgeschehen geben. Das Entzündungsgeschehen sollte stets im Blick behalten werden.

Was ist bei der Einnahme von L-Thyroxin zu beachten?

L-Thyroxin sollte auf leeren Magen eingenommen werden. Falls du Nahrungsergänzungsmittel nimmst (etwa Vitamine oder Eisen), solltest du mit deren Einnahme zwei bis drei Stunden warten. Diese Stoffe können ohne zeitlichen Abstand die Aufnahme des Hormons stören. Bitte beachte: Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln solltest du immer vorab mit deiner Frauenärztin besprechen!

Hashimoto und Jod in der Schwangerschaft – ja oder nein?

Jod kann eine Hashimoto-Thyreoiditis verschlimmern. Außerhalb der Schwangerschaft wird daher von einer Jod-Substitution bei Hashimoto abgeraten. In der Schwangerschaft ist es jedoch wichtig, dass du gut mit Jod versorgt bist. Denn: Ein Jodmangel könnte sich negativ auf die Entwicklung deines Kindes auswirken. Das Spurenelement wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Schwangere klar empfohlen.

Jod ist daher auch bei Frauen mit Hashimoto in der Schwangerschaft wichtig. In deiner Frauenarztpraxis wird man dich diesbezüglich aufklären und die Jod-Einnahme mit dir abstimmen. Eine individuelle Einstellung und optimale Substituierung kann etwa durch die Bestimmung der Jodmenge im Urin erfolgen. Die Untersuchung kann dein Gynäkologe oder ein Endokrinologe durchführen.

Hashimoto und Schwangerschaft – ist das gefährlich für das Baby?

Viele Schwangere befürchten, dass Hashimoto in der Schwangerschaft eine Behinderung beim Baby auslösen könnte. Wir können dich beruhigen: Mit der richtigen Behandlung kannst du trotz Hashimoto einen unauffälligen Schwangerschaftsverlauf und ein gesundes Baby haben. Dennoch bestehen bei einer Schwangerschaft mit Hashimoto Risiken, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Zu den größten Risiken gehören:

Um eine potenzielle Gefahr für das ungeborene Baby auszuschließen, wirst du engmaschig untersucht. Bei Auffälligkeiten wird deine Frauenärztin zudem die Entwicklung deines Kindes regelmäßig mittels Ultraschalluntersuchungen und Doppler überwachen.

Ist bei Hashimoto in der Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot nötig?

Ein Beschäftigungsverbot greift nur dann, wenn das Leben oder die Gesundheit von Mutter und/oder Kind durch den Job bedroht werden. Hashimoto in der Schwangerschaft erfordert somit kein Beschäftigungsverbot. Es sei denn, es kommen zusätzliche Faktoren hinzu, die die Schwangerschaft gefährden könnten. Weitere Infos kannst du unserem Artikel zum Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft entnehmen.

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Tipps: Was du selbst bei Hashimoto tun kannst

Neben der täglichen Einnahme deiner Medikamente kannst du durch einfache Maßnahmen zu einer gesunden Schwangerschaft beitragen. Dazu gehören:

  • auf ein gesundes Körpergewicht achten
  • auf eine ausgewogene Ernährung achten (Tipp: Es gibt anti-entzündliche Lebensmittel, die hilfreich sein können.)
  • ggf. Vitamin D supplementieren (Menschen, die an Hashimoto leiden, weisen öfter einen Mangel an Vitamin D auf als andere. Halte Rücksprache mit deinem Arzt oder deiner Ärztin und kläre ab, ob eine Vitamin D Supplementierung in deinem Fall sinnvoll ist oder nicht.)
  • ggf. Nährstoffmangel überprüfen lassen (Bei Hashimoto ist es sinnvoll, möglichst viele Werte überprüfen zu lassen, da aufgrund der bei Hashimoto-Patienten häufig gestörten Darmflora neben Vitamin D auch andere Nährstoffe fehlen können. Allerdings ist dies meist eine Selbstzahler-Leistung. Sprich deinen Arzt darauf an.)
  • Stress in der Schwangerschaft so gut es geht vermeiden
  • Für ausreichend Bewegung sorgen.

Wichtig: Diese Maßnahmen ersetzen nicht die medikamentöse Behandlung. Eine gesunde Lebensweise kann jedoch zusätzlich einen positiven Effekt auf Hashimoto haben.

Fazit: Hashimoto und Schwangerschaft schließen sich nicht aus

Hashimoto ist keinesfalls ein Hindernis für eine gesunde und komplikationsfreie Schwangerschaft. Mit der richtigen Behandlung kannst du das Schwangersein unbeschwert genießen. Wir wünschen dir eine wunderschöne Kugelzeit.

Hashimoto und Schwangerschaft – was sind eure Erfahrungen? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 12.03.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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