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Wie gefährlich ist Herpes für Babys?

Herpes bei Mutter - gefährlich für das Baby?

Trotz Lippenherpes nur mal schnell das neugeborene Baby knutschen? Stopp! Warum Herpes für Babys lebensbedrohlich ist und wie du eine Übertragung verhindern kannst, erklären wir in diesem Artikel.

Das Wichtigste zu Herpes beim Baby in Kürze

  • Es gibt über 200 bekannte Herpes-Viren-Arten, 9 davon sind für den Menschen spezifisch. Sie können je nach Typ Lippenherpes, Nasenherpes, Genitalherpes, Windpocken, Gürtelrose, Pfeiffersches Drüsenfieber, Dreitagefieber oder Krebserkrankungen verursachen. Nur gegen das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken verursacht, kann man sich aktuell durch eine Impfung schützen.
  • In der Schwangerschaft solltest du dich unbedingt vor einer Herpes-Erstinfektion schützen. Die Viren aus der Herpesfamilie können für das ungeborene Kind gefährlich werden. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die Herpes simplex Viren 1 und 2, die Lippen- und Genitalherpes verursachen.
  • Genitalherpes kann dein Baby während der Geburt infizieren. Medikamente und ggf. Kaiserschnitt vermeiden eine Ansteckung.
  • Lippenherpes kann durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen werden. Daher: Erkrankte vom Neugeborenen fernhalten, egal mit welchem Herpes!
  • Wichtig: Deutliche Symptome wie Bläschen fehlen bei Babys und Kleinkindern manchmal.

Herpes – neun von zehn Erwachsenen tragen mindestens einen Virentyp in sich. Meist handelt es sich um Herpes-Simplex Viren (HSV 1 oder 2), die Lippenherpes, Nasenherpes oder Genitalherpes verursachen. Oder eine der anderen insgesamt 9 Varianten, die zum Beispiel für Windpocken, Gürtelrose, das Pfeiffersche Drüsenfieber oder das Dreitagefieber verantwortlich sind.

Man könnte fast meinen, Herpes gehört zu den Menschen wie Luft und Wasser. Also ist eine Infektion auch nicht dramatisch für Babys, oder doch? Doch ist sie. Neugeborene sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem noch nicht ausreichend ausgebildet ist. Wenn sie sich anstecken, besteht akute Lebensgefahr. Je früher das betroffene Baby antivirale Medikamente bekommt, desto besser die Prognose. Überlebt das Baby die Infektion, können Schäden zurückbleiben.

Aber bevor du jetzt Panik bekommst: Insgesamt sind nur sehr wenige Babys betroffen.

Wie gelangt das Herpes-Virus zum Baby?

Über das Fruchtwasser selbst wird Herpes nur selten übertragen. Dazu müsstest du schon eine Infektion haben, die sich im gesamten Körper ausgebreitet hat und das kommt kaum vor. Einfaches Lippenherpes reicht nicht aus. Und einfach nur „schlafende“ Herpes-Viren in sich zu tragen, ebenfalls nicht. Es geht hier nur um einen akuten Ausbruch, vor allem bei einer Erstinfektion der Mutter. Denn dann ist die Viruslast, also die Virusmenge, besonders hoch und das Ungeborene kann schwere Fehlbildungen davon tragen.

In 85 Prozent der Herpes-Fälle bei Neugeborenen springt das Virus bei der Geburt über. Oft wusste die Mutter nicht, dass sie gerade eine akute Genitalherpes-Infektion oder Reaktivierung durchmacht. Zehn Prozent der Übertragungen finden nach der Geburt statt. Entweder weil Infizierte, die gerade einen akuten Herpes-Schub haben, nicht vorsichtig sind. Oder weil sie aufgrund fehlender Symptome nicht wissen, dass sie gerade Viren verteilen.

Nach ein paar Lebensmonaten ist das Immunsystem des Säuglings stark genug. Dann ist eine Infektion nicht mehr dramatisch. Denn die körpereigene Abwehr bekommt die Viren selbst in den Griff, bevor sie großen Schaden anrichten können. 

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Symptome einer Herpes-Infektion beim Baby 

Herpes ist bei neugeborenen Babys nicht immer leicht zu identifizieren. Denn hohes Fieber, wie ältere Babys oder Kleinkinder bekommen, haben sie nicht. Aber sie fühlen sich deutlich unwohl, sind teilnahmslos, blass und wollen nicht trinken. Deutlichere Symptome wie Ausschlag und Bläschen zeigen sich erst nach frühestens drei bis sieben Tagen. Manchmal dauert es auch Wochen. Etwa ein Drittel der betroffenen Babys hat keinen Ausschlag. Wird das Kleine apathisch und bekommt gar Krampfanfälle, können die Viren eine Enzephalitis, also Hirnentzündung verursacht haben. Vor ihr fürchtet man sich am meisten. Aber auch sie ist selten, weil viele Babys schon Antikörper von ihrer Mutter mitbekommen haben.

Die drei Ausprägungen der Herpes-Infektion bei Neugeborenen

  • Befallene Haut, Schleimhäute und/oder Bindehäute. Die leichteste Form!
  • Befall des zentralen Nervensystems und des Gehirns, also die Herpes-Enzephalitis
  • Mehrere wichtige Organe wie Lunge und Leber sind infiziert, weil die Viren ins Blut gestreut haben. Eine Blutvergiftung.

Bei älteren Säuglingen zeigt sich eine Erstinfektion mit Herpes meist im Mundinnenraum. Er ist großflächig rot und entzündet mit offenen Stellen. Trinken oder Essen verweigert das Kind, weil es so weh tut. Meist kommt hohes, anhaltendes Fieber dazu. Fieberhafte Mundfäule nennt sich der schmerzhafte, aber harmlose Spuk. Nach ein bis zwei Wochen ist alles überstanden. Das Virus selbst bleibt dann lebenslang im Körper und kann wie bei Erwachsenen ab und zu „ausbrechen“. Nervig, aber in der Regel nicht schlimm.

Gut zu wissen: Wenn ihr Herpes in der Familie habt, wird sich dein Kind über früh oder lang anstecken. Das ist normal und okay. Wichtig ist nur, dass es nicht in den ersten drei Lebensmonaten passiert.

Wichtige Fakten zu Herpes-Viren

  • Herpes-Viren werden durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion, also zum Beispiel beim Küssen oder Sprechen übertragen.
  • Sie überleben bis zu 48 Stunden außerhalb des Körpers, danach sterben sie ab.
  • Die Viren haben eine verletzliche Lipidhülle. An der Luft trocknen sie schnell ab, normale Seife oder Waschmittel sowie 60-Grad-warmes Wasser töten sie ebenfalls zuverlässig. 
  • Ein Herpes-Erstinfektion verläuft ähnlich einer Grippe, meist mit hohem Fieber.
  • Spätere Ausbrüche kündigen sich an der Lippe durch Kribbeln und im Genitalbereich durch schmerzhafte Lymphknoten gefolgt von Kribbeln an.
  • Der Inhalt der Bläschen ist besonders ansteckend. Sie sollten daher nicht aufgestochen werden. Aber auch ohne den typischen Ausschlag enthalten befallene Haut oder Schleimhäute bei einem Ausbruch Viren.
  • Auch wenn Bläschen schon abgetrocknet sind, können sich neue Bläschen bilden. Der Ausbruch ist erst richtig überstanden, wenn nichts nachkommt.

So kannst du dein neugeborenes Baby vor Herpes schützen

Vor der Geburt:

Schütze dich selbst vor einer Herpes-Erstinfektion. Wenn Partner, Geschwisterkind oder Gesprächspartner sichtbare Bläschen haben, sollten sie auf Abstand bleiben.

Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft lieber immer mit Kondom. Cunnilingus hebt ihr euch besser bis nach der Schwangerschaft auf. Bei bekannter Genitalherpes-Vorbelastung deines Partners solltet ihr eventuell ganz auf Sex in der Schwangerschaft verzichten. Wenn du selbst Genitalherpes hast, bekommst du wahrscheinlich Medikamente, um Ausbrüche zu unterdrücken. Bei einem Blasensprung und gleichzeitigem Herpes-Ausbruch wird ein Kaiserschnitt nötig, damit die Viren nicht zum Baby aufsteigen.

Herpes-Ausbrüche hängen meist mit einem geschwächtem Immunsystem  zusammen, was sehr häufig durch Stress bedingt wird. Wenn du den reduzierst und dich gut mit Nährstoffen versorgst, bleibst du hoffentlich verschont.

Bei der Geburt:

Bei bekanntem aber nicht aktivem Genitalherpes kannst du vor der Geburt Medikamente bekommen. Bei einer akuten Reaktivierung wird dir ein Kaiserschnitt empfohlen, damit dein Baby sich nicht anstecken kann.

Aber auch wenn du gerade Lippen- oder Nasenherpes hast, achte bitte auf Hygiene. (Taschentücher entsorgen, Hände desinfizieren und nicht im Schritt berühren.)

Nach der Geburt:

Auch bloßer Lippenherpes ist gleich nach der Geburt gefährlich für dein Kleines. Wenn du selbst mit Herpes lebst, hat es wahrscheinlich schon ein paar Antikörper über die Plazenta mitbekommen. Trotzdem solltest du einen Mundschutz tragen und auf gute Hand- beziehungsweise Intimhygiene achten. Und das Baby nicht küssen, auch wenn es schwerfällt!

Besucher mit akuten Herpes-Erkrankungen (alle Formen, siehe Anfang des Artikels) darfst du ausladen oder zumindest auf Abstand zum Baby halten. Nicht allen ist klar, welches Risiko für ein Neugeborenes besteht. 

Waschmittel, Spülmittel oder Seife und warmes Wasser töten die Viren normalerweise ab. Sicherheitshalber kannst du Baby-Wäsche zumindest zu Anfang getrennt waschen, damit sie keimfrei bleibt. Schließlich gibt es noch andere Dinge wie Pilze, die sich gern in Unterhosen oder Socken der Familie tummeln. Desinfektionsreiniger ist aber normalerweise nicht nötig. Er kann zu Allergien führen und sollte nur im Notfall benutzt werden. Das gilt auch für die Reinigung von Oberflächen. Haushaltsreiniger und Wasser reichen aus.

Wenn du nach der Geburt in den erst drei Monaten Herpes an der Brustwarze bekommst, besser nicht stillen und gleich ärztlichen Rat holen.

Mit Dreitagefieber oder Mundfäule infizierte Kleinkinder sollte lieber derjenige betreuen, der nicht Babys Hauptbezugsperson ist.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 26.07.2023
Dieser Artikel wurde von Maylis Jungwirth geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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