Du bist schwanger und teilst dir dein Zuhause mit einem oder mehreren Stubentigern? Warum du die Katze nicht weggeben musst und was du bei Baby und Katze beachten solltest, damit es funktioniert, erklären wir in diesem Artikel.
Nein, die Katze muss nicht weg!
Kaum ist eine Frau schwanger, weiß sie sich vor guten Ratschlägen kaum zu retten. Dabei sind einige dieser gut gemeinten Tipps einfach falsch. Gerade Katzenhalter müssen sich meist anhören, dass sie ihre geliebte Miez schleunigst weggeben sollten, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Das stimmt aber nicht. Ganz im Gegenteil: für Kinder ist es gut und sogar gesund, mit Haustieren aufzuwachsen… solange dabei ein paar Dinge beachtet werden:
Tipps, damit dein Baby gesund bleibt
1. Toxoplasmose-Test in der Frühschwangerschaft
Wenn du eine Katze zuhause hast (aber auch wenn nicht), solltest du unbedingt frühzeitig einen Toxoplasmose-Test machen lassen. Denn wenn du noch nicht immun dagegen bist, was häufig auch bei Katzenhaltern vorkommt, ist das Risiko einer Infektion in der Schwangerschaft erhöht. Das gilt auch dann, wenn deine Katze gar kein Freigänger ist. Denn die Eier bzw. Oozysten des Toxoplasmose-Parasiten können auch über Straßenschuhe in die Wohnung gelangen.
Wenn der Test positiv ausfällt, droht dir und deinem Baby keine Gefahr. Wenn der Test jedoch negativ ist, musst du von nun an besonders aufpassen. Du darfst die Katze zwar weiterhin streicheln, solltest aber allzu enges Schmusen vermeiden und dir danach immer die Hände waschen. Das Katzenklo und die Fläche drumherum sollten für die Zeit der Schwangerschaft von jemand anderem gereinigt werden. Da Toxoplasmose auch über rohes Fleisch und Erde (Vorsicht: Sandkasten abdecken) übertragen werden kann, solltest du Obst und Gemüse immer gut waschen, und bei der Gartenarbeit sowie bei der Zubereitung von Fleisch Handschuhe tragen.
2. Katze regelmäßig entwurmen und impfen
Dass eine Katze regelmäßig geimpft werden sollte, wissen die meisten. Da manche Krankheiten auch auf den Menschen übertragbar sind, solltest du die Katze in der Schwangerschaft am besten gründlich checken und durchimpfen lassen. Aber auch das regelmäßige Entwurmen ist nun sehr wichtig. Das gilt vor allem (aber nicht nur), wenn deine Katze Freigänger ist.
3. Staubsaugen und Toilette sauber halten
Dass Babys an Katzenhaaren ersticken können, ist ein Ammenmärchen. Auch wenn Haarfreiheit utopisch und unnötig ist – regelmäßiges Staubsaugen bleibt wichtig, nicht nur wegen der Katzenhaare. Der Bereich um Katzentoilette und Futternapf sollte regelmäßig gewischt werden, auch das Klo selbst sollte immer sauber sein. Desinfektionsmittel ist aber nicht nötig, im Gegenteil: Es steht im Verdacht, Allergien auszulösen und verringert die Zahl nützlicher Bakterien. Das frühe Zusammenleben mit Haustieren soll das spätere Allergierisiko nicht erhöhen, sondern möglicherweise senken. Bestimmten Nahrungsmittelallergien kann es laut einer Studie vorbeugen.
4. Katze sollte nicht im Babybett schlafen
Du solltest du der Katze von Anfang an klarmachen, dass das Babybett, Kinderwagen oder Wiege kein Schlafplatz für sie sind. Das geht am besten, wenn du sie jedes Mal freundlich wegträgst und beispielsweise auf den Katzenbaum setzt. So schützt du dein Kind auch vor zu vielen Haaren und möglichen Hinterlassenschaften im Fell deiner Katze. Außerdem vermeidest du so, dass sie sich genau auf dein Kind legt.
5. Stillen schützt vor Allergien
Gibt es in eurer Familie eine Allergieneigung? Der Kontakt zu Haustieren gerade im ersten Lebensjahr senkt das Allergierisiko nachweislich. Dennoch, häufiger Kontakt zu einem Allergen kann tatsächlich Allergien hervorrufen, wenn die Veranlagung dazu da ist. Stillen schützt davor, am besten über einen längeren Zeitraum von mindestens einem Jahr. Positiver Nebeneffekt: Das Superfood Muttermilch schützt auch vor Nahrungsmittelallergien!
6. Baby nie mit Katze allein lassen!
Auch die liebste Miez kann einem Baby gefährlich werden, selbst ohne es zu wollen. Weil Babys scheinbar wahnsinnig gut riechen und ihr Bettchen noch dazu schön warm und kuschelig ist, legen sich viele Katzen gern dazu. Oder schlimmer, oben auf das Baby drauf. Wenn das Kind noch nicht kräftig genug ist, um sich selbst zu befreien, kann es ersticken. Aber selbst wenn es älter wird, kann der neugierige Griff nach dem Katzenschwanz auf heftige Gegenwehr stoßen. Einige wenige Katzen können auch eifersüchtig reagieren, wenn sie plötzlich nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommen. Alles Situationen, die du vermeiden kannst, wenn du immer dabei bist.
7. Kratzer: wie versorgen?
Wenn es doch mal passiert ist, dass deine Katze das Baby gekratzt hat, ist das kein Grund zur Panik. Säubere die Wunde, gib ein wenig Jod (Salbe oder Tinktur) darauf und warte ab, ob es gut verheilt. Falls sich der Kratzer entzündet, solltest du jedoch zum Arzt gehen. Das Gleiche gilt auch bei kleinen Bissen. Im Gebiss einer Katze gedeihen unzählige Bakterien, die nicht unbedingt in die Blutbahn gelangen sollten. Eine tiefere Verletzung sollte daher vom Arzt behandelt werden. Ein winziger Biss kann dagegen genauso wie ein Kratzer gehandhabt werden.
Tipps, damit Katze und Baby gut auskommen
Abgesehen von der Gesundheit ist natürlich auch wichtig, dass die Katze das Baby gut annimmt und es mit ihm aushält. Tipps, wie du die Weichen dafür stellen kannst, gibt es jetzt.
8. Die Wohnung frühzeitig umgestalten
Baby hin oder her, Katzen hassen Veränderungen in ihrem Revier. Wenn dann noch kurz nach dem Gefühlschaos ein schreiendes Bündel einzieht, kann das die Katze nachhaltig stressen. Besser ist es deshalb, wenn du die Wohnung nach und nach umbaust und früh damit beginnst. Idealerweise sollte die Katze schon mindestens einen Monat (besser länger) Zeit gehabt haben, um sich an die neue Einrichtung zu gewöhnen. Wenn die Katze nun nicht mehr mit im Schlafzimmer schlafen soll, solltest du dies ebenfalls so früh wie möglich einführen, sonst kommt leicht Eifersucht auf.
9. Erhöhten Schlafplatz für die Katze schaffen
Die meisten Katzen fühlen sich am wohlsten, wenn sie tagsüber ungestört ruhen können. Mit Baby rennen die meisten Eltern jedoch ständig geschäftig hin und her. Und auch wenn das Baby später auf Erkundungstour geht, haben viele Katzen keine ruhige Minute mehr. Hier hilft ein Schlafplatz in luftiger Höhe, z.B. ein Katzenbaum mit mehreren Ebenen. Er sollte jedoch nicht so weit weg sein, dass sich die Miez außen vor fühlt. Schließlich will sie schon noch mitbekommen, was um sie herum passiert. Ein Platz mit Aussicht in einer Zimmerecke ist daher meist der beste Ort.
10. Futternäpfe erhöht aufstellen?
Dieser Tipp stammt aus einem Forum und ist sicherlich nicht unbedingt nötig und auch nicht für jede Katze (oder für jede Wohnung) geeignet. Dennoch finden wir ihn ziemlich schlau. Denn wenn Babys und Kleinkinder nicht begreifen wollen, dass der Fressplatz tabu ist, muss eine Lösung her. Wenn du es auch umsetzen willst, solltest du schon während der Schwangerschaft den Fressplatz geschützt so weit oben einrichten, dass grabschende Kinderhändchen ihn nicht so leicht erreichen können.
11. Babytuch aus dem Krankenhaus mitbringen
Manche Katzenhalter schwören darauf, dass Katzen Babys viel leichter akzeptieren können, wenn sie ihren Geruch schon kennen. Wenn du das ausprobieren willst, lass noch im Krankenhaus ein Mulltuch oder ein Mützchen den Geruch deines Babys annehmen. Gib es dann der Person mit, die die Katze zuhause pflegt. Nun sollte die Miez ausgiebig daran schnuppern dürfen. Wenn das Baby dann nach Hause kommt, ist es nicht mehr ganz so neu. So die Theorie.
12. Baby der Katze vorstellen
Es ist so weit, das Baby ist da. Jetzt heißt es Baby und Katze aneinander gewöhnen. Am besten lässt du dein Kind kurz beschnuppern, wenn ihr zur Tür hereinkommt. Bleib dabei ruhig und entspannt und rede den Katzen gut zu. Im Wochenbett selbst haben Katzen wenig verloren. Hier sollte nun z.B. dein Partner für die fehlenden Kuscheleinheiten sorgen. Aber auf der Couch kannst du die Katze ruhig in eurer Nähe dulden, solange sie das Baby nicht ableckt oder sich darauf legen will. Auch den Katzenschwanz im Babygesicht solltest du lieber meiden.
13. Entspannt bleiben und Katze nicht vernachlässigen
Mit Baby wirst du sehr viel weniger Zeit für die Katze haben als vorher. Auch wenn die Miez vorher dein Ein und Alles war, oft ändert sich dieses Gefühl, wenn das Baby erst da ist. Das ist normal und damit muss sie klarkommen. Du solltest trotzdem versuchen, regelmäßig mit ihr zu kuscheln, zu spielen oder was sie sonst von dir gewöhnt war. So kannst du Eifersucht vorbeugen und sie vereinsamt nicht. Je gelassener du an die ganze Situation herangehst, desto besser wird es der Katze mit dem neuen Mitbewohner gehen. Und sobald das Kind alt genug ist, um ihr genug Freiraum zu geben, werden beide hoffentlich gute Freunde werden.
14. Katzentoilette vor Krabbelkindern schützen
Wenn Kinder mobil werden, ist alles interessant. Das gilt natürlich auch für die Katzentoilette. Es wäre doch wirklich unschön, wenn Junior plötzlich mit einem Katzenkötel ankäme, oder? Stell die Schale daher so auf, dass dein Baby nicht herankommen kann. Wenn das nicht geht, kannst du über ein Gitter nachdenken, mit dem du diesen Bereich schützt. Notfalls hilft eine konsequent verschlossene Tür oder eben viel Aufmerksamkeit und Hygiene.
15. Regeln aufstellen
Wenn dein Kind mobil wird, ist es wichtig, ihm früh beizubringen, was es in Bezug auf eure Katze nicht darf und was erlaubt ist. Kampfkuscheln, am Schwanz ziehen, hinterherjagen, den Schlafplatz okkupieren, beim Essen stören und das Katzenklo sind tabu. Da Kinder ein bloßes NEIN erst später verstehen, hilft hier meist nur ein deutliches Zeichen wie z.B. Wegtragen aus der Situation. Erwarte nicht, dass sich dein Baby oder Kleinkind schon in die Katze hineinversetzen kann. Diese Fähigkeit ist meist erst mit 4-6 Jahren wirklich ausgereift. Üben könnt ihr es natürlich schon vorher.
Hast du noch eine Frage zum Thema Katze und Baby? Oder hast du schon eigene Erfahrungen gesammelt? Dann schreib uns gern einen Kommentar!
Quellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Toxoplasmose
https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/akute-erkrankungen-und-infektionen/toxoplasmose/ (abgerufen am 10.07.2023) - Kinderärzte im Netz: Verringert Kontakt zu vielen Haustieren in der frühen Kindheit das spätere Allergierisiko?
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/verringert-kontakt-zu-vielen-haustieren-in-der-fruehen-kindheit-das-spaetere-allergierisiko/ (abgerufen am 14.04.2024) - Medical Tribune: Allergierisiko bei Kindern durch Hund und Katze nicht erhöht: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/allergierisiko-bei-kindern-durch-hund-und-katze-nicht-erhoeht (abgerufen am 10.07.2023)
- Okabe, H., Hashimoto, K., Yamada, M., Ono, T., Yaginuma, K., Kume, Y., . . . Hosoya, M. (2023). Associations between fetal or infancy pet exposure and food allergies: The Japan Environment and Children’s Study. PLOS ONE, 18(3), e0282725. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0282725
- Bild: Portrait of a small cute child with a bald head that embraces with tenderness and love a red cat and smiles with happiness – Bilder oes / Shutterstock.com
Dies ist mal ein wirklich positiver Beitrag.
Hier fühlt man sich als Katzenliebhaber und werdende Mama verstanden und beraten.
Ich werde viele Tipps annehmen.
Ein Problem habe ich aber trotzdem noch: wie erkläre ich meinen sehr anhänglichen, Menschen bezogenen Katzen, dass das Schlafzimmer tabu sein soll? Sie miauen die ganze Nacht, kommen nicht zur Ruhe und kratzen an der Tür. Zeitweise auch beides. Es tut mir in der Seele weh und ich weiß nicht, wie ich ihr Verhalten unterbinden kann. Sie sind zu dritt und haben einen wunderschönen kratzbaum und diverse liegeplätze… nachts wollen zwei aber immer ins Schlafzimmer und bei mir sein.
Ich habe leider keine Idee, wie ich mich richtig verhalten soll.
Hallo Natalie,
ich fühle mit dir, weil ich das Problem gut kenne.
Zum Glück sind deine Katzen nicht allein, daher kann es Einsamkeit nicht sein. Es wird also eine Mischung aus Gewohnheit und Langeweile sein. Kannst du sie vor dem Zubettgehen nochmal eine halbe Stunde lang intensiv bespielen und bekuscheln? Das bleibt auch wichtig, wenn das Baby da ist. Wahrscheinlich wirst du dich wundern, wie viel weniger Zeit und Lust du plötzlich für deine Samtpfoten hast. Ein Baby ändert die Prioritäten meist völlig.
Eine andere Möglichkeit wäre, eure Schlafverhältnisse zu ändern, falls das räumlich (und partnerschaftlich) geht. Also zum Beispiel du mit Baby im Kinderzimmer, Mann mit Katzen im Schlafzimmer. Ist natürlich nicht immer machbar.
Ansonsten hilft nur durchhalten und Oropax rein. Irgendwann akzeptieren sie es. Hoffentlich noch, bevor dein Baby kommt! Wichtig ist, dass du früh genug anfängst, sodass sie die Verweigerung nicht mit deinem Kind in Verbindung bringen und eifersüchtig werden.
Alles Gute!
Unser Baby ist da. Eine 2jährige Katze ist hinzu gekommen und muss sich noch an die neue Familie gewöhnen. Die Katze war vorher in einer Familie mit Kindern und wurde abgegeben, da ein neues Baby hinzu kam und die Mutter überfordert war. Die Katze braucht viel Streicheleinheiten und sucht zum schmusen immer den Kopf auf. Was mache ich, wenn die Katze zum Baby kommt und sich auf das Baby legt im unbeaufsichtigten Moment ? Wie kann ich das verhindern?
Bitte um Ihre Erfahrung!
Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass du in „3. Öfter saugen und Toilette sauber halten“ schreibst:
„… Dass viele Haare jedoch das Allergierisiko erhöhen, stimmt tatsächlich“
Ebenso in „5. Stillen schützt vor Allergien“:
„… Dennoch, häufiger Kontakt zu einem Allergen kann tatsächlich Allergien hervorrufen, wenn die Veranlagung dazu da ist.“
In deinen Quellen verweist du aber auf einen Artikel, welcher genau nicht zu diesem Schluss kommt, ganz im Gegenteil. Viel Kontakt scheint gut zu sein.
Woher nimmst du die Begründung, dass „zu viel“ Kontakt wieder ins negative umschlägt?
Hallo Martin,
danke für deinen Hinweis, ich habe die entsprechende Stelle aktualisiert. In den letzten Jahren sind Erkenntnisse hinzugekommen, die gegen ein erhöhtes Allergierisiko sprechen.
Der Hinweis stammte ursprünglich aus diesem Artikel:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/katzenallergene-sind-besonders-aggressiv/
Neuere Studien zeigen, dass das Allergierisiko eher sinkt. Allerdings wurden Kinder mit atopischer Veranlagung (Allergieneigung) von vornherein von den Untersuchungen ausgeschlossen.