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Keine Bildschirmzeit für Babys! Darum schaden Medien deinem Kind

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Wr erklären, was Geräusche und Lichtreflexe von Bildschirmen mit ganz kleinen Kindern machen. / Bild ©komokvm, Adobe Stock

Wie viel Medienzeit für Kinder angemessen ist, fragen sich Eltern immer wieder. Babys sollten am besten gar keine haben. Warum, erklären wir. 

Tablet, Handy und TV sind allgegenwärtig. Wir Eltern nutzen die Medien regelmäßig, um uns zu informieren, zu kommunizieren oder einfach abzuschalten. Das sehen unsere Kinder  – und wollen es natürlich gleich tun. Außerdem kennt jeder und jede von uns sicher Situationen, in denen wir den Fernseher angemacht oder das Tablet in die Kinderhand gedrückt haben, um uns in Ruhe um etwas anderes kümmern zu können. Es ist nicht leicht, die Bildschirme dann auch von unseren Babys fernzuhalten. Das wäre aber wirklich besser, denn sie schaden tatsächlich ihrer Entwicklung. Je jünger das Kind ist, desto stärker wirkt sich die Bildschirmzeit laut neuen Erkenntnissen auf die Entwicklung der ganz Kleinen aus.

Babys unter eins und Medien

Die erste Zeit mit Baby kann für Mütter auch sehr einsam sein. Dann ist Medienkonsum manchmal ein Mittel gegen die Einsamkeit und das Baby natürlich oft auch dabei. Und wer größere Geschwisterkinder hat, der kann Baby und Bildschirm auch nicht immer trennen. Oder? 

Medien nehmen Babys in den ersten Wochen gar nicht bewusst wahr 

Die Geräusche und Lichteffekte können jedoch zur Reizüberflutung beitragen. Das äußert sich bei unseren ganz Kleinen dann durch Weinen, Schreien oder plötzliches Einschlafen. Später ahmen unsere Kinder uns und ihr Umfeld gerne nach. Dann beobachten sie unseren Umgang mit Tablet, Handy, TV und Co. und wir werden zu Vorbildern, auch in Sachen Mediennutzung. Greifen wir öfter zum Handy, greift auch unser Kind danach, sitzen wir oft vorm Fernseher, möchte das Kind das auch. 

Um das erste Lebensjahr herum imitiert unser Nachwuchs dann sogar unsere Wischbewegungen auf Bildschirmen oder das Drücken der Fernbedienung. Wir können die Digitalisierung nicht aufhalten. Aber echte und natürlich motorische Erfahrungen kann der frühkindliche Umgang mit Medien nicht ersetzen und ist deshalb nicht gut für die Entwicklung kleiner Kinder. 

Die Initiative SCHAU HIN gibt Eltern nützliche Tipps bei der Mediennutzung von Kindern. Dort steht zum Thema Bildschirmzeit unter einem Jahr: In diesem Alter haben Kinder noch kein Verständnis für die Bildhaftigkeit der Inhalte und versuchen zum Beispiel, Gegenstände aus dem Bildschirm herauszuholen. Ein eigenständiger Umgang mit Medien ist noch nicht möglich, da grundlegende motorische und mentale Fertigkeiten noch fehlen. Erst mit etwa einem Jahr verstehen Kinder, dass das Bild selbst ein Gegenstand ist und etwas zeigt.

Dass das für Unverständnis und Frust bei den Kleinen sorgen kann, ist sicher für uns alle verständlich und zeigt auch den Wunsch nach echtem Erleben, hier in Form von Greifen. 

Die mangelnde Natürlichkeit des Vorgangs auf dem Bildschirm kann Stress und Unruhe auslösen. Denn: Das Gehirn eines Babys kann die Bilder noch nicht verarbeiten. Es versteht nicht, was es da sieht. Ein Baby versteht die Zusammenhänge nicht. 

Babys und Kleinkinder brauchen für eine gesunde Entwicklung die Erfahrung, selbst etwas bewirken zu können

Interaktion und Nähe mit Menschen, die sie anschauen, mit ihnen sprechen und spielen. Und ein echtes und natürliches Umfeld, das sie greifen und deshalb begreifen können. Das fördert die Konzentration und Fantasie, ebenso wie Raum für Bewegung, damit sie sich ausprobieren können. Vor Bildschirmen wird das eingeschränkt, weil die Kinder irgendwann merken, dass keine Interaktion entsteht. 

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Darf man beim Stillen ins Handy gucken oder fernsehen?

Gerade beim ersten Kind fehlt der Kontakt zum Leben vor der Geburt einigen Müttern sehr. Beim Stillen TV zu sehen oder auf das Handy zu schauen kommt deswegen gar nicht so selten vor und ist verständlich. Denken wir an den vorherigen Absatz, dann merken wir aber, dass das die Eltern-Kind-Beziehung stören kann. Die Mutter oder der fütternde Vater sind gar nicht wirklich anwesend. Das spürt das Kind. Der für Eltern und Kind so wichtige Blickkontakt fehlt. Das kann Ängste in dem Kind auslösen und Stress verursachen. Denn je kleiner ein Kind ist, desto mehr braucht es die zumeist ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, um sich sicher zu fühlen. Kleine Kinder kommunizieren nämlich auch über die Augen und suchen so Bestätigung. Ruhe und Nähe beim Stillen oder Füttern tun außerdem Eltern und Kind gleichermaßen gut.

Wie wirken sich Tabletnutzung und Fernsehen auf Babys und Kleinkinder laut Forschung aus?

Forscher haben nachgewiesen, dass sich die Kommunikation, die Motorik und andere Fähigkeiten weniger gut und schnell entwickeln, wenn Babys bis zu einem Jahr vorm Bildschirm sitzen. Das konnte in einer aktuellen Studie anhand von Untersuchungen und Fragebögen analysiert werden, die Eltern zum Thema Nutzung von Fernsehgeräten, Videospielen, Tablets, Mobiltelefonen und anderen elektronischen Geräten mit visuellen Anzeigen ausgefüllt haben. Im Alter von zwei und vier Jahren wurde die Entwicklung in den fünf Bereichen Kommunikation, Grobmotorik, Feinmotorik, Problemlösung sowie persönliche und soziale Fähigkeiten bewertet. Erhöhte Bildschirmzeit geht mit Entwicklungsverzögerungen einher. Auch bei älteren Kindern.

Tipps zur Mediennutzung mit Baby

Grundsätzlich rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kinder bis 3 Jahren keine Medien nutzen oder konsumieren zu lassen. Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren sollten höchstens 30 Minuten täglich und Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren höchstens 45 bis 60 Minuten täglich Medien nutzen.

Haben Geschwisterkinder Bildschirmzeit, muss das Baby nicht zwangsläufig aktiv mitgucken, das Handy halten oder auf dem Tablet “wischen”. Die für Kinder empfohlene Medienzeit für seine Altersklasse kannst du das ältere Geschwisterkind ganz in Ruhe und allein (mit Kindersicherung/altersgerechten Inhalten versteht sich) nutzen lassen. Genieße die Exklusivzeit mit deinem Baby!   

Macht euch Gedanken, wann es für euch persönlich wirklich nötig und sinnvoll ist, aufs Handy oder den Bildschirm zu schauen oder die Kinder schauen zu lassen. Gegen etwas Zerstreuung und Kontakte pflegen ist nichts einzuwenden, solange das nicht in Konkurrenz zur Aufmerksamkeit für das Kind steht und sensible Momente wie Stillzeit, Füttern oder Schlafbegleitung stört. 

Sammelt gemeinsam so viele echte Erfahrungen wie möglich! Schon Babys mit acht Monaten nehmen die Welt visuell wie Erwachsene wahr.

Bleibt für eure Kinder unterwegs und bei Wartezeiten trotz Tablet, Handy und Co. ansprechbar und zugewandt. Lasst euch beim Abholen von der Tagesmutter, Krippe und Kindergarten oder Schule nicht durch Mediennutzung zum Beispiel in Form von Telefonieren oder Mails für die Arbeit stören. Bleibt im Augenkontakt und im Gespräch mit euren Kindern. Sie haben bestimmt viel erlebt – oder brauchen auch mal einen gemeinsamen Moment Ruhe mit euch.  

Achtet darauf, nicht in die virtuelle Welt abzudriften und euren Alltag dadurch leiden zu lassen. Zum Handy zu greifen, wenn das Baby schläft, ist legitim, kann euch aber auch den Schlaf kosten. Findet eure ganz eigene Balance!

Statt das Kind für einen Moment Ruhe vor den Bildschirm zu setzen, könntet ihr es so platzieren, dass es euch zum Beispiel beim Kochen oder Duschen gut sieht und dadurch unterhalten wird. Kleinkinder können nebenher mit einem Schrank voller unzerbrechlicher Gegenstände wie Tupperdosen, den sie ausräumen dürfen, oder einem Bücherregal, das sie sortieren können, beschäftigt werden. Hierbei muss das Möbel natürlich immer sicher vor Umkippen und die Gegenstände nicht verschluckbar oder verletzend sein. 

Und stellt euch mal vor: Generationen vor uns haben das irgendwie auch ohne Bildschirme hinbekommen…

Übrigens haben Forscher nichts gegen Videoanrufe mit Familienmitgliedern. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben festgestellt, dass Videotelefonate sich von anderen Bildschirmaktivitäten unterscheiden und nicht in derselben Weise schädlich sind für unsere Kinder. Und selbst Eltern, die Bildschirme sonst im Leben ihrer Kinder ablehnen, machen bei Videoanrufen eine Ausnahme. Die Konversation und die Interaktion in Echtzeit fördern das Lernen und den Aufbau von Bindungen. Aber: Videoanrufe ersetzen keine echten Treffen und vor dem Zubettgehen beeinträchtig das Licht des Bildschirms dann den Schlaf.

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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