Flache Batterien, die selbst in “singende” Grußkarten passen, finden sich in jedem Haushalt. Aber Achtung: Einmal in Kinderhände gelangt, können Knopfbatterien für Babys schnell lebensgefährlich sein.
Erstmals traten in den 1970er Jahren lebensbedrohliche Verletzungen durch Knopfbatterien auf. Seitdem steigt die Zahl der Kinder, die aufgrund einer verschluckten Flachbatterie in der Notaufnahme behandelt werden müssen. Vom Autoschlüssel bis zum blinkenden Babyspielzeug: Knopfzellen sind mittlerweile überall zu finden, lösen sie doch immer häufiger die herkömmlichen Batterien in zylindrischer Form ab. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in den letzten Jahren mehrere hundert Fälle dokumentiert, in denen sich besonders Babys und Kleinkinder mit diesen kleinen Batterien vergifteten.
Die Gefahr
Sobald die Kleinen mobil werden, wird selbst die eigene Wohnung zu einer einzigen Gefahrenquelle. Doch keine Panik: Du musst dein Kind ab dem Krabbelalter nun nicht in einen Glaskasten setzen, bis es groß genug ist, um die Gefahren selbst einschätzen zu können. Aber du solltest sehr viel mehr Vorsicht walten lassen und umsichtig sein. Ganz besonders bei batteriebetriebenen Gegenständen.
Knopfzellenbatterien befinden sich heutzutage in sehr vielen Dingen. Vom Autoschlüssel, den Babys lieben, weil er klappert und funkelt und besonders gern in den Mund gesteckt wird, bis hin zum Bilderbuch, das Geräusche macht. Gerade in der oralen Phase verschwindet so ziemlich alles im Mund der kleinen Wonneproppen. Und genau hier lauert die größte Gefahr. Denn nicht in jedem Fall bemerkt man, dass das Kind die winzig kleine, glatte und so glänzende Knopfbatterie auf einmal verschluckt.
Während andere verschluckte Kleinteile meist auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden werden können, bergen die kleinen flachen Batterien ein ungleich höheres Risiko.
Denn Knopfbatterien:
- haben in der Regel einen Durchmesser von 2 bis 3 cm und können besonders schnell verschluckt werden
- bestehen aus Lithium
- können in der Speiseröhre stecken bleiben, wo sie sich bei Kontakt mit den Schleimhäuten entladen
Die Symptome
Mitunter dauert es einige Stunden, bis sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Das Fatale daran: Wenn Kinder Knopfbatterien verschlucken, kommt es oftmals zu Symptomen, die irrtümlicherweise anderen Erkrankungen wie einer Erkältung zugeordnet werden.
- Husten
- Würgen
- starker Speichelfluss
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Schluckbeschwerden
- Atemnot
- blutiger Stuhl
- Fieber
Die Folgen
Nach dem Verschlucken einer Knopfbatterie kommt es zu lebensgefährlichen Folgen für dein Baby. Ganz besonders dann, wenn sie in der Speiseröhre stecken bleibt, denn dann entlädt sich die Knopfzelle regelrecht, es fließt also Strom. Durch den Kontakt mit den Schleimhäuten kommt es im Anschluss zu einer chemischen Reaktion, denn es bilden sich Hydroxid-Ionen, die stark ätzend wirken. Infolgedessen wird das Gewebe zerfressen (verflüssigende Nekrose).
Wusstest du, dass insbesondere die größeren Knopfzellbatterien 10 Jahre haltbar sind und auch dann genügend Strom haben, selbst wenn sie in deinem Autoschlüssel oder in deiner Fernbedienung nicht mehr funktionieren? Kinderärzte warnen eindringlich, dass auch vermutlich alte Batterien für dein Baby immer noch lebensgefährlich sind, wenn sie diese in den Mund nehmen und verschlucken.
Abgesehen von zunehmenden Atemproblemen, die durch die feststeckende Knopfzelle verursacht werden, kommt es im weiteren Verlauf zu einer löchrigen Speiseröhre. Ist die Verätzung einmal so weit fortgeschritten, gelangen Bakterien zu Herz, Lunge und in die Blutgefäße des Kindes. Das hat zur Folge, dass das Baby neben all den anderen Problemen auch noch mit einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung sowie schwersten Entzündungen zu kämpfen hat.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Auch wenn sich bei deinem Kind vielleicht nicht sofort Symptome zeigen: Hat es eine Knopfbatterie verschluckt, ist Eile geboten.
Kinderärzte empfehlen, folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- Wähle umgehend den Notruf 112, wenn du dir sicher bist, dass dein Baby eine Knopfzellenbatterie verschluckt hat.
- Bist du dir unsicher, kann dir die Giftnotzentrale in deiner Nähe beratend zur Seite stehen.
- Bis der Notarzt kommt, verabreiche deinem Kind (über 12 Monate) alle 10 Minuten 2 Teelöffel Honig. (Diese Maßnahme verzögert die Hydroxid-Ionen-Bildung, sodass das Gewebe der Speiseröhre nicht so schnell zerfressen wird.)
- Sollte dein Kind Schluckbeschwerden haben, oder den Honig aus einem anderen Grund verweigern, verzichte auf die Verabreichung des Honigs.
- Unterlasse das Herbeiführen von Erbrechen!
Ist dein Kind noch keine 12 Monate alt, ist der Honig als Erste-Hilfe-Maßnahme tabu. Im ersten Lebensjahr ist dieser für dein Baby nämlich giftig und führt zum Säuglingsbotulismus (eine Lebensmittelvergiftung mit schwerwiegenden Folgen).
Die Gabe von Honig ersetzt NICHT die ärztliche Untersuchung und Behandlung! Darüber hinaus solltest du trotz dieser Ersten-Hilfe-Maßnahme zu Hause nicht den Transport in die Klinik hinauszögern. Es zählt wirklich jede Minute!
Hinweis: Denk am besten auch über einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs nach, um Handgriffe und Abläufe üben zu können, damit das Gelernte in einer Notsituation schnell abrufbar ist. Dazu empfehlen wir unseren Onlinekurs für Erste Hilfe am Baby & Kind.
Das kannst du vorbeugend tun
1. Kontrolliere sämtliche Geräte in deinem Haushalt, die mit Batterien betrieben werden. Ist der Verschluss des Batteriefachs zu leicht zu öffnen, klebe es mit einem gut haftenden Klebeband zu.
Achtung: Immer mehr Spielsachen sind mit diesen Knopfzellen Batterien ausgestattet!
Unsere Empfehlung: Da Kinder mit der Zeit recht einfallsreich werden und mitunter sehr viel Ausdauer dabei haben, so lange an etwas herumzufummeln, bis es aufgeht, klebe sicherheitshalber alle Batteriefächer zu. Denn auch wenn die Zylinder-Batterien nicht so einfach zu schlucken sind, stellen auch diese eine Gefahr für dein Baby dar.
2. Achte bei Neuanschaffungen darauf, dass sich das Batteriefach nur mit einem kleinen Schraubenzieher öffnen lässt. Damit gehst du auf Nummer sicher.
3. Bewahre Dinge wie Fernbedienung, Autoschlüssel, LED-Kerzen oder Taschenlampen immer außerhalb der Reichweite deines Kindes auf.
4. Hol dir die kostenlose BfR-App für dein Handy. Damit hast du jederzeit ein praktisches Nachschlagewerk mit allen erforderlichen Informationen, um Giftunfälle bei deinem Kind zu vermeiden. Tritt dennoch ein Notfall ein, kannst du direkt über die App die zuständige Giftinformationszentrale kontaktieren. Der besonders praktische Vorteil der BfR-App: Sie ist auch ohne aktive Internetverbindung und von überall nutzbar. So bist du auch im Urlaub oder auf dem Spielplatz auf der sicheren Seite.
Fazit
Die Warnung, dass Knopfbatterien für Babys lebensgefährlich werden können, kann man nicht oft genug wiederholen, wie die steigenden Zahlen solcher Unfälle zeigen. Wir sagen: Lieber einmal mehr alles kontrollieren und vielleicht etwas unschön mit starkem Klebeband abkleben, als mit dem Kind die Notaufnahme aufsuchen zu müssen, damit mit dem Endoskop die feststeckende Knopfzelle entfernt werden kann. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Hydroxid-Ionen, die sich beim Kontakt mit den Schleimhäuten bilden, unter anderem ein Hauptbestandteil von Abfluss- und Ofenreinigern sind. Eine wahrlich schauerliche Vorstellung, oder?
Wie sicherst du Gegenstände mit Knopfbatterien vor dem Zugriff deines Babys? Hinterlasse uns gern einen Kommentar.
Quellen
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*Innen, “Knopfbatterien können für kleine Kinder lebensgefährlich werden”, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/knopfbatterien-fuer-kleinkinder-unerreichbar-aufbewahren/, (abgerufen am 27.06.2024)
- Universitätsklinikum Bonn, Kinder Notfall, “Knopfbatterie: Große gefahr für Kinder durch Verschlucken”, https://www.kindernotfall-bonn.de/kindernotfall/knopfzelle-knopfbatterie-kind/, (abgerufen am 18.08.2023)
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, “Liste der Giftnotrufzentralen”, https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html, (abgerufen am 18.08.2023)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), “Geschenke und Lichterketten: Knopfzellen können beim Verschlucken zu schweren Gesundheitsschäden bei Kleinkindern führen”, https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2022/45/geschenke_und_lichterketten__knopfzellen_koennen_beim_verschlucken_zu_schweren_gesundheitsschaeden_bei_kleinkindern_fuehren-309174.html, (abgerufen am 18.08.2023)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), “BfR-App: Vergiftungsunfälle bei Kindern”, https://www.bfr.bund.de/de/apps_vergiftungsunfaelle.html, (abgerufen am 18.08.2023)
- Chemie.de, “Hydroxidion”, https://www.chemie.de/lexikon/Hydroxidion.html., (abgerufen am 18.08.2023)