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Orale Phase: Mit dem Mund die Welt entdecken

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Maxi ist 5 Monate alt und vor ihm ist nichts mehr sicher: Ständig landen Spielzeuge, die Fernbedienung, Lebensmittel, Pflanzen, Socken oder auch mal die eigene Faust im Mund. Seine Mutter fragt sich, ob das noch normal ist. Könnte es sogar schädlich für Maxis Gesundheit sein? Wir sagen: Nein, denn Maxi befindet sich vermutlich in der „oralen Phase“! Wie lange sie dauert, wann sie stattfindet und was du als Elternteil wissen solltest, das verraten wir dir in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die orale Phase beginnt in der Regel zwischen dem 4. und 7. Lebensmonat des Babys. Sie endet mit etwa 18 Monaten.
  • Sie fördert die Koordination, die Sprachentwicklung und das Immunsystem des Kindes.
  • Vermeide während der oralen Phase übermäßiges Putzen. Du kannst alle Gegenstände wie gewohnt reinigen.
  • Wir empfehlen, mögliche Gefahrenquellen, die im Mund landen könnten, außerhalb der Reichweite des Babys zu lagern.
  • Auch eine späte orale Phase ist nicht ungewöhnlich.

Wann findet die orale Phase statt?

Wie jeder Entwicklungsschritt ist auch der Zeitpunkt der oralen Phase individuell. In der Regel beginnt sie zwischen dem 4. und 7. Lebensmonat. Meist endet sie mit etwa 1,5 Jahren, sie kann sich aber auch bis zum Ende des 2. Lebensjahres und darüber hinaus ziehen.

Warum nimmt mein Kind alles in den Mund?

Was in der oralen Phase passiert:

  • In dieser Zeit ist der Mundraum als Sinnesorgan stärker ausgebildet als die Sehkraft. 
  • Durch das Lutschen, Nuckeln und Kauen erforscht das Baby die Form, Beschaffenheit und Temperatur eines Gegenstands. 
  • Manche Kinder nuckeln auch an Daumen, Schnuller oder anderen Körperteilen.
  • Manchmal nehmen Babys auch etwas in den Mund, weil sie bereits Zahnen oder kurz davor sind und so das unangenehme Jucken am Zahnfleisch lindern. 
  • Ab 9 Monaten gelingt den meisten Babys der Pinzettengriff mit Daumen und Zeigefinger. Das macht das „in den Mund stecken“ noch interessanter. 

Die Vorteile der oralen Phase:

  • Die Selbstständigkeit wird gestärkt.
  • Das Baby bildet Abwehrkräfte.
  • Die Auge-Hand-Koordination verbessert sich.
  • Der Tastsinn entwickelt sich weiter. 
  • Durch die Bewegungen von Lippen, Zunge und Kiefer wird die Sprachentwicklung vorbereitet.

Was Eltern tun können:

  • Das Verhalten NICHT unterbinden oder verbieten.
  • Ungefährliche Gegenstände, Spielzeuge und Dinge in Reichweite des Babys legen, damit es sich ausprobieren kann.
  • Dem Kind Beißringe anbieten (siehe Produktempfehlungen).
  • Falls dein Baby schon Beikost bekommt: Lass es auf weich gekochtem Gemüse oder Kartoffeln kauen und lutschen.
  • Das Baby mit der ganzen Hand seine Nahrung greifen lassen. Selbst, wenn das Essen nicht im Mund landet: Das gehört zum Lernen dazu.
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Ist das nicht unhygienisch?

Nein, ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Die Keime und Bakterien, die durch die orale Phase in den Mundraum deines Babys gelangen, stärken sein Immunsystem. Der Körper ist darauf vorbereitet, dass der Säugling jetzt alles mit dem Mund erkundet. Du solltest dein Kind also nicht davon abhalten. Auch übermäßige Hygiene ist hier eher schädlich. Denn: Eine zu sterile Umgebung kann wiederum Allergien auslösen.

Um dennoch auf die Hygiene zu achten, empfehlen wir …

  • Reinige insgesamt genauso wie vorher. 
  • Wasche weiterhin Textilien in der Waschmaschine und säubere Spielsachen mit dem Lappen.
  • Länger angelutschte Kuscheltiere kannst du für 24 Stunden einfrieren und danach in der Waschmaschine waschen.
  • Beißringe lassen sich in Topf oder Wasserkocher zügig auskochen.
  • Vermeide Desinfektionsmittel: Es bleibt häufig an den Oberflächen von Gegenständen haften. Manche Desinfektionsmittel können – je nach Inhaltsstoff – für Babys und Kleinkinder giftig sein.

Schutz in der oralen Phase

Damit der Mundraum deines Babys beim Erforschen nicht verletzt wird oder es etwas Gefährliches herunterschluckt, solltest du diese Gefahrenquellen außer Greif- und Reichweite deines Babys lagern:

  • (Elektro-)Kabel
  • Arzneimittel und Pillen
  • Alkohol und Zigaretten
  • Chemikalien (wie Putzmittel usw.)
  • Spitze Gegenstände (wie Messer, Brieföffner usw.)
  • Kleinteile, die verschluckt werden oder zur Atemnot führen könnten
  • Tierisches Futter, Katzenklo und Hundespielzeug
  • Vermeide auch Spielzeug für ältere Kinder. Meist ist der Grund für die Altersempfehlung, dass die enthaltenden Stoffe nicht in den Mundraum dürfen. 

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete:

  • Belege einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys, wenn du das nicht schon vor der Geburt gemacht hast. Falls dein Baby nämlich doch mal etwas Gefährliches verschlucken oder anlutschen sollte, lernst du, wie du reagieren kannst. 

„Orale … was?“

Der Psychoanalytiker Sigmund Freud entwickelte zwischen dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert das Modell der Entwicklungsphasen von der Geburt bis zur Pubertät. Die erste Phase im Säuglings-Alter nannte Freud die „orale Phase“.

Freuds Theorie

Nach Freud erkundet das Baby über den Mund seine Umwelt. Über die Nervenenden an Lippen und Zunge gewinnt es seine Erfahrungen. Obendrein ist der Mund für den Analytiker auch ein Sinnesorgan, was für den Spannungsabbau sorgt. Der Säugling stillt darüber zusätzlich seine Grundbedürfnisse (Nähe, Zuwendung, Essen, Trinken). Das Ziel der oralen Phase ist es, dass das Kind ein Vertrauen in sich, seine Umwelt und das Leben entwickelt. Das Bedürfnis hinter dem „Saugen und Nuckeln“ wird – im besten Fall – irgendwann achtsam durch die Eltern entwöhnt. 

Beispiele:

  • Das Kind bekommt Beikost. Es wird langsam abgestillt oder von der Flasche abgewöhnt. 
  • Das Baby besucht ab einem bestimmten Alter eine Krippe. In der Eingewöhnung lernt es, auch mal ohne die Eltern zu sein.

So hat jede Phase nach Freud einen bestimmten „Konflikt“. Ist dieser gut gelöst, können spätere, psychische Belastungen oder Entwicklungsverzögerungen vermieden werden. Wenn du dich für die Entwicklungsphasen nach Freud interessierst, schau doch einmal hier vorbei:

Kann mein Kind auch mit 3 Jahren noch in der oralen Phase stecken?

Ja, das kann es. Der Mundraum bleibt auch im Vorschulalter ein Sinnesorgan, was beim Entdecken und Erforschen hilft. Du solltest dein Kind also auch im 3., 4. oder 5. Lebensjahr nicht permanent davon abhalten, sich etwas in den Mund zu stecken.

Vermeide Kommentare wie …

  • „Ih, bah! Das ist doch ekelig.“
  • „Du bist doch kein Baby mehr!“

Das hindert dein Kind am freien Lernen und sein Selbstbewusstsein verringert sich. Wenn es schon sprechen kann, erkläre ihm, welche Dinge man besser nicht lutschen oder in den Mund nehmen sollte, und warum (übermäßig viel Dreck, spitzes Plastik, Finger zu tief in Hals stecken). Natürlich spielt hier eine Rolle, ob das Kind das andauernd oder nur gelegentlich macht. Falls du dir weiterhin Sorgen machen solltest, lass den Zustand im Zweifel ärztlich abklären!

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Wenn das Kind zahnt: Diese Produkte und andere Beißringe lassen sich auch im Kühlschrank lagern. Zahnende Babys lieben es, wenn sie sich etwas Gekühltes in den Mund stecken und so den Schmerz abmildern können.

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Fazit

Die orale Phase ist wichtig für die Entwicklung deines Babys. Sie fördert verschiedene Fähigkeiten. Du solltest dein Baby daher nicht davon abhalten, alle möglichen Dinge in den Mund zu nehmen und sie darüber zu erforschen. Manchmal nehmen Babys auch etwas in den Mund, um Schmerzen beim Zahnen zu lindern.

Wir empfehlen, das Baby während der oralen Phase in seinem Entdecker-Drang zu unterstützen und gefährliche Gegenstände vorab nicht in Greifnähe zu lagern. Du brauchst in der oralen Phase nicht übermäßig viel zu putzen, eine normale Hygiene ist ausreichend. Es ist außerdem nicht ungewöhnlich, wenn die orale Phase erst später eintritt. Auch Vorschulkinder erkunden Dinge gelegentlich noch mit dem Mund.

Wie ist es bei deinem Baby? Befindet es sich in der oralen Phase oder habt ihr diese bereits hinter euch? Wie gehst du in diesem Fall als Mutter oder Vater damit um? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar!

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Quellen

  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • Beitragsbild: 508307873 Marco / stock.adobe.com
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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