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Leinsamen in der Schwangerschaft: Superfood oder Risiko?

Leinsamen in der Schwangerschaft
Leinsamen in der Schwangerschaft - können sie gefährlich werden? / Bild © Alena, Adobe Stock

Leinsamen sind DAS heimische Superfood. Sie enthalten jede Menge gesunde Nährstoffe und versorgen dich mit Omega-3-Fettsäuren. Außerdem sind sie das Hausmittel schlechthin bei Sodbrennen und Verstopfung. Doch beim Verzehr von Leinsamen in der Schwangerschaft gibt es einiges zu beachten. In den USA wird ganz und gar davon abgeraten. Warum erklären wir dir hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Leinsamen enthalten wertvolle Vitamine, Ballaststoffe und Proteine. Zudem sind sie eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren.
  • Sie gelten als wirksames Hausmittel bei Verstopfung und Entzündungen des Magen-Darm-Trakts.
  • Ihnen wird eine Wehen-anregende Wirkung nachgesagt. Um das Risiko einer Frühgeburt gering zu halten, empfehlen Hebammen den regelmäßigen Verzehr von Leinsamen erst ab der 35. SSW.
  • Die tägliche Verzehrmenge von maximal 15 Gramm sollte nicht überschritten werden.
  • Vom Verzehr von Leinöl in der Schwangerschaft ist eher abzuraten.

Leinsamen: Kleine Samen, großer Inhalt

Wusstest du, dass Lein (auch: Flachs) zu den ältesten Kultur- und Arzneipflanzen gehört, die Menschen zu ihrem Nutzen angebaut haben? Neben den Fasern der Pflanze, aus denen lange vor Baumwolle und Co. Textilien hergestellt wurden, wusste man schon früh um die besondere medizinische Wirkung der Leinsamen. In ihnen, genauer gesagt in der Leinsamenschale stecken wertvolle Vitamine, Ballaststoffe, Proteine, Schleimstoffe und hochwertige Öle. 

Von allen Pflanzen weisen Leinsamen die höchste Menge pflanzlicher Omega-3-Fettsäuren (Linol- und Linolensäure) auf, mehr noch als die so gehypten Chiasamen. Zudem konnten Leinsamen in Studien den Cholesterinspiegel und den Blutdruck senken. 

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Omas liebstes Hausmittel

Vor allem aber haben sich Leinsamen als Hausmittel bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung und Magen-Darm-Beschwerden bewährt. Die Schleimstoffe der Samenschale binden Wasser im Darm, verdicken den Darminhalt und regen die Verdauung an. Die Schleimbildung der Leinsaat trägt zusätzlich dazu bei, dass dann auch alles geschmeidig abtransportiert werden kann. 

Der Schleim hat dabei noch einen weiteren positiven Effekt. Er legt sich wie ein schützender Film über die (gereizte) Schleimhaut der Speiseröhre und des Magen-Darm-Trakts. Das ist besonders hilfreich bei starkem Sodbrennen und Magenschleimhautentzündungen.

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Leinsamen in der Schwangerschaft 

Von all den gesunden Inhaltsstoffen und Wirkungen der Leinsamen profitieren du und dein Baby auch in der Schwangerschaft. Besonders interessant machen Leinsamen in der Schwangerschaft die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Sie sind essenziell für die gesunde Entwicklung des Gehirns deines Babys. Nicht ohne Grund wird immer wieder dazu geraten, während der 9 Monate Kugelzeit regelmäßig Fisch zu essen, da dieser große Mengen der gesunden Fettsäuren enthält. Für Frauen, die keinen Fisch mögen oder vegetarisch/vegan leben, sind Leinsamen eine effektive alternative Omega-3-Quelle.

Weiterhin leiden viele Schwangere spätestens im 3. Trimester unter Sodbrennen und Verstopfungen. Leinsamen sind dann ein sanftes Hausmittel gegen die Beschwerden, das auch von Ärzten und Hebammen empfohlen wird.

Lösen Leinsamen Wehen aus?

Aufgrund der möglichen wehenfördernden Wirkung von Leinsamen (siehe unten) liest man immer wieder Warnungen vor einem regelmäßigen Verzehr vor Abschluss der 34. SSW. Inwieweit diese Bedenken berechtigt sind, ist nicht ganz klar. Andere Quellen warnen wegen des möglichen Frühgeburtsrisikos eher vor Leinöl als Leinsamen in der Schwangerschaft. Zumindest das Informationsportal Embryotox der Charité Berlin nennt die Anwendung von Leinsamen gegen Verstopfung „in der Schwangerschaft unbedenklich“.

Anwendung bei Verstopfung:

Bei einer akuten Verstopfung kannst du 2 x täglich je einen Esslöffel geschrotete Leinsamen mit je einem Glas Wasser einnehmen. Oder du lässt sie über Nacht in reichlich Wasser aufquellen und mischt sie am nächsten Morgen unter dein Müsli oder in den Joghurt. Die Wirkung tritt dann etwa 12 bis 24 Stunden später ein. Wichtig ist, dass die Samen immer mit genügend Flüssigkeit eingenommen werden, da sie viel Wasser binden. Sonst könnten sie das Gegenteil bewirken und die Verstopfung verschlimmern.

Vorbeugend kannst du auch täglich 1 bis 2 Teelöffel Leinsamen im Joghurt oder Müsli zu dir nehmen. In der Schwangerschaft wird allerdings geraten, erst ab der 35. Schwangerschaftswoche (SSW) regelmäßig Leinsamen zu verzehren.

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Leinsamen zur Geburtsvorbereitung

Nicht nur wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe und ihrem medizinischen Nutzen sind Leinsamen in der Schwangerschaft ein Thema. Die enthaltenen Lignane haben eine östrogenartige Wirkung und sollen die Gebärmutter stimulieren und Wehen auslösen können. Ob das stimmt, ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt.

Zusätzlich sollen geschrotete Leinsamen auch die Schleimproduktion der Scheide ankurbeln. Das soll dafür sorgen, dass das Baby zur Geburt leichter durch den Geburtskanal rutscht. So könnte die anstrengende Austreibungsphase verkürzt werden. Aber auch das ist nicht wirklich belegt.

Wie oben schon erwähnt, ist die Einnahme von Leinsamen wegen ihrer mutmaßlichen Wehen-anregenden Wirkung umstritten. Deshalb wird meist erst ab der 35. SSW dazu geraten, täglich 1 bis 2 Esslöffel Leinsamen zu essen. Nicht vergessen: ein großes Glas Wasser dazu trinken! Auf Leinöl, in denen die Lignane konzentrierter vorliegen, solltest du besser ganz verzichten.

Aber es gibt noch weitere Bedenken einiger Gesundheitsforscher, was den Verzehr von Leinsamen in der Schwangerschaft angeht.

Sind Leinsamen in der Schwangerschaft gefährlich?

Abgesehen von der potenziellen wehenfördernden Wirkung und dem damit verbundenen Frühgeburtsrisiko, gibt es noch andere Probleme, die man im Zusammenhang mit Leinsamen in der Schwangerschaft vermutet. In den USA wird Schwangeren sogar von offiziellen Stellen, wie dem National Center for Complementary and Integrative Health, von Leinsamen abgeraten. Bei uns in Deutschland gibt es keine solcher Warnungen, allerdings offizielle Verzehrempfehlungen, was die tägliche Maximalmenge von Leinsamen betrifft.

  • Blausäure

Leinsamen enthalten sogenannte zyanogene Glykoside. Die Befürchtung, dass diese im Körper Cyanid (Blausäure) freisetzen und Vergiftungen auslösen könnten, hat sich in Untersuchungen bisher aber nicht bestätigt. Offenbar verhindern biochemische Vorgänge im Magen die Umwandlung in Blausäure. Dennoch solltest du die Verzehrempfehlung von maximal 15 Gramm (etwa gestrichene 2 Esslöffel) Leinsamen pro Tag vorsichtshalber nicht überschreiten, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

  • Cadmium

Leinsamen sind häufig mit dem Schwermetall Cadmium belastet. Auch deshalb raten die Verbraucherzentralen zu einer Maximalmenge von 2 Esslöffeln Leinsamen pro Tag.

  • Lignane

Die oben erwähnten, hormonell wirksamen Lignane der Leinsamen wirken zwar vorbeugend gegen bestimmte Krebsarten. Bei Tierversuchen mit trächtigen Ratten bewirkten sie jedoch das Gegenteil. Die Nachkommen der Nagetiere, die mit hohen Dosen Leinsamen gefüttert wurden, entwickelten häufiger Tumore als die Tiere der Vergleichsgruppe. Oft wird diese Studie als Grund genannt, warum Schwangere auf Leinsamen verzichten sollten. Allerdings macht hier die Dosis das Gift. Würde man die tägliche Verzehrmenge an Leinsamen der Versuchstiere auf uns Menschen übertragen, würden die bereits empfohlenen 15 Gramm pro Tag bei Weitem überschritten. 

Fazit zu Leinsamen in der Schwangerschaft: Ja oder nein?

Wer hätte gedacht, dass die kleinen, nährstoffreichen Körner in der Schwangerschaft so hinterfragt werden könnten? Da es hierzulande aber keine offiziellen Warnungen vor Leinsamen in der Schwangerschaft gibt, musst du nicht auf sie verzichten. Eine kurzzeitige Einnahme bei akuter Verstopfung oder ein regelmäßiger Verzehr von maximal 15 Gramm pro Tag ab der 35. SSW stellen nach aktueller Datenlage kein Problem für dich und dein Baby dar. Von Leinöl ist dagegen wegen des Frühgeburtsrisikos und der potenziellen Blausäure- und Cadmium-Belastung eher abzuraten.

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Hast du noch Fragen zum Thema Leinsamen in der Schwangerschaft? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 28.08.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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