Eine verbreitete und unangenehme Begleiterscheinung der Schwangerschaft sind Verstopfungen. Woher kommen die Verdauungsprobleme? Und welche Hausmittel helfen zuverlässig? Wir beantworten dir hier die wichtigsten Fragen zum Thema Verstopfung in der Schwangerschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Verstopfungen treten vorwiegend im letzten Schwangerschaftsdrittel auf.
- Ursachen sind u.a. die Hormone und der steigende Druck der Gebärmutter auf den Darm.
- Viel trinken, ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung beugen Verstopfungen vor.
- Trockenfrüchte und Leinsamen können wirksame Hilfe leisten.
- Abführmittel niemals ohne ärztlichen Rat anwenden!
Wann treten Verstopfungen in der Schwangerschaft auf?
Knapp die Hälfte der Schwangeren plagt sich mehr oder weniger mit Verstopfungen (Obstipationen) herum. Vor allem im 3. Trimester klagen viele Frauen über Probleme mit dem Stuhlgang. Verstopfungen können aber auch schon in der Frühschwangerschaft auftreten.
Wie machen sie sich bemerkbar?
Bei einer Verstopfung ist der Stuhlgang unregelmäßig und hart. Meist kann er nur durch festes Pressen ausgeschieden werden. Oft haben die Betroffenen auch nach dem Stuhlgang das Gefühl, sich nicht vollständig entleert zu haben.
Eine Verstopfung kann Völlegefühl, drückende Schmerzen im Unterbauch und manchmal auch Blähungen verursachen. Auch Sodbrennen, Übelkeit und Kurzatmigkeit können Folgen der Verdauungsstörung sein.
Häufige Verstopfungen können zu Hämorriden und einer schmerzhaften Entzündung des Schließmuskels (Analfissur) führen. Zudem könnte das wiederholte, heftige Pressen womöglich zu einer Absenkung der Gebärmutter und Blase führen. Als Folge davon könnte es zu einer Blasenschwäche (Inkontinenz) kommen.
Warum kommt es zur Verstopfung in der Schwangerschaft?
Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. So sorgen hormonelle Umstellungen dafür, dass der Darm träge wird. Der Übeltäter heißt in dem Fall Progesteron. Das Gelbkörperhormon spielt eine wichtige Rolle in der Schwangerschaft. Es dient dazu, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten, indem es unterdrückt, dass weitere Eizellen heranreifen und die Periode einsetzt. Außerdem regt es das Wachstum der Milchdrüsen für das spätere Stillen an. Gleichzeitig wirkt Progesteron aber auch besonders entspannend auf die Darmmuskulatur. In diesem Fall ist das aber kein positiver Effekt. Denn eine entspannte Darmmuskulatur arbeitet langsamer.
Je länger der Darminhalt im Körper verweilt, desto mehr Wasser wird ihm entzogen. Vor allem in der Schwangerschaft, wo der Körper aufgrund des erhöhten Blutvolumens einen höheren Wasserbedarf hat. So dickt der Darminhalt ein und es kommt früher oder später zur Verstopfung.
Vor allem im 3. Trimester wird der Darm zusätzlich von der wachsenden Gebärmutter behindert. Je mehr es auf die Geburt zugeht, desto mehr drückt sie den Darm zur Seite. Das erklärt auch, warum Verstopfungen vorrangig gegen Ende der Schwangerschaft auftreten.
Weitere Faktoren, die eine Verstopfung in der Schwangerschaft begünstigen, sind:
- Flüssigkeitsmangel
- Bewegungsmangel
- die Einnahme von Eisenpräparaten oder bestimmten Wehenhemmern
- ungeeignete Ernährung und Essgewohnheiten
Was tun gegen Verstopfungen in der Schwangerschaft?
In erster Linie solltest du auf deine Ernährung achten. Regel Nummer 1 lautet ganz klar: viel trinken! Mindestens zwei Liter, besser noch drei Liter am Tag. Greife am besten zu stillem Wasser oder ungesüßten Tees oder Säften (v.a. Pflaumensaft).
Achte außerdem auf eine möglichst ballaststoffreiche Ernährung. Dazu zählen Vollkornprodukte, Müsli, rohes Obst und Gemüse sowie Nüsse und Samen. Fünf Portionen pro Tag sollten es sein. Verdauungsfördernd wirken auch Joghurt, Quark und Kefir. Wenn du zu Verstopfungen neigst, verzichte am besten ganz auf Weißmehlprodukte, stopfendes Obst und Süßigkeiten. Bananen und Schokolade (sorry!) beispielsweise solltest du bis zur Geburt ganz von deinem Speiseplan streichen.
Bewegung regt die Verdauung an. Auch wenn es gegen Ende der Schwangerschaft schwerfällt, solltest du dich regelmäßig dazu aufraffen. Dabei müssen es keine ganzen Sporteinheiten sein. Wobei das natürlich super effektiv wäre. Schon kurze Spaziergänge reichen aber aus, um die Darmtätigkeit anzuregen.
Was hilft schnell gegen akute Verstopfungen?
Das beste Hausmittel gegen akute Verstopfungen sind eingeweichte Trockenfrüchte, insbesondere Pflaumen, Feigen und Aprikosen. Sie haben eine abführende Wirkung und können dich innerhalb kürzester Zeit von deiner Last befreien. Weiche sie dafür über Nacht in etwas Wasser ein. Am nächsten Morgen kannst du fünf bis zehn Früchte auf nüchternen Magen essen. Trinke dazu ein Glas Wasser. Die erlösende Wirkung sollte sich bald darauf einstellen.
Wichtig ist das Einweichen der Trockenfrüchte. Andernfalls könnten sie dem Darm noch mehr Wasser entziehen und würden die Verstopfung verstärken statt lösen. Bleibt keine Zeit fürs Einweichen, kannst du die Trockenfrüchte notfalls auch so essen. Dann solltest du sie aber extra langsam und gut zerkauen. Außerdem sind ein bis zwei Gläser Wasser dazu ein Muss.
Ansonsten helfen sogenannte Quell- und Füllstoffe dabei, Verstopfungen zu lösen, indem sie das Stuhlvorlumen erhöhen. Flohsamenschalen, Weizenkleie und Leinsamen sind da zu empfehlen. Sie können esslöffelweise ins Müsli oder den Joghurt gemischt oder teelöffelweise pur eingenommen werden. Auch hier ist es notwendig, viel dazu zu trinken, am besten im Verhältnis 1:10. Das heißt, auf einen Esslöffel Samen solltest du etwa 150ml Wasser trinken.
Schließlich regt auch Magnesium die Verdauung an. Bis zu 300 mg Magnesium kannst du pro Tag über Nahrungsergänzungsmittel zu dir nehmen. Hole dir dazu Rat bei deiner Hebamme oder deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt ein.
Sind Abführmittel in der Schwangerschaft erlaubt?
In der Regel sind die Hausmittel recht wirksam und können Verstopfungen effektiv verhindern und lösen. Solltest du dennoch starke Probleme mit einer Verstopfung haben, halte Rücksprache mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Sie oder er kann dich in Sachen Abführmittel in der Schwangerschaft am besten beraten. Zwar sollte nach Möglichkeit darauf verzichtet werden – es ist nicht auszuschließen, dass ihre anregende Wirkung vorzeitige Wehen auslöst – dennoch gibt es einige sanfte Abführmittel, die Schwangere einnehmen könnten.
Und wie sieht es mit Einläufen aus? Da sie Wehen auslösen könnten, sind Einläufe in der Schwangerschaft tabu, zumindest so lange, bis Wehen erwünscht sind.
Verstopfung nach der Geburt – auch das ist üblich
Auch nach der Geburt kann die Verdauung gestört sein und es zu Verstopfungen kommen. Schuld sind auch dieses Mal die Hormone, die sich nach der Entbindung wieder neu einstellen. Dazu kommt, dass sich der Darm und die inneren Organe erst wieder ordnen müssen. Das kann einige Tage und Wochen dauern. Die oben genannten Tipps helfen dir auch nach der Schwangerschaft gegen Verstopfungen.
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Quellen
- Dr. D. Oesterle: Verstopfung in der Schwangerschaft. https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/verstopfung-in-der-schwangerschaft/ (abgerufen am 25.02.2022)
- Ratgeber Darmgesundheit: Verstopfung in der Schwangerschaft. https://www.ratgeber-darmgesundheit.de/darm/beschwerden/verstopfung/schwangerschaft/ (abgerufen am 25.02.2022)
- BZgA: Beschwerden in der Schwangerschaft: Verstopfung. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/die-schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/beschwerden/verstopfung/ (abgerufen am 25.02.2022)
- Dr. med. B. Holzgreve: 300 Fragen zur Schwangerschaft. GU Verlag, 2012.
- Prof. Dr. Med. F. Rainer, A- Holden: Das große Buch zur Schwangerschaft
- Umfassender Rat für jede Woche. GU Verlag, 2018.
- Dr. A. Rathmann-Schmitz, Dr. M. Albus: Was ist Progesteron? https://www.progesteron.de/progesteron/was-ist-progesteron/ (abgerufen am 25.02.2022)
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