Hypnobirthing kann helfen, die Geburt entspannter und angstfreier zu erleben. Es heißt sogar, durch Hypnobirthing sei das Gebären ohne Schmerzen möglich. Aber stimmt das? Wir erklären dir, worum es beim Hypnobirthing geht, wie ein Hypnobirthing-Kurs abläuft und was du beachten musst, damit diese mentale Geburtsvorbereitungsmethode auch für dich funktioniert.
Was ist Hypnobirthing?
Hypnobirthing soll Schwangeren eine entspannte, selbstbestimmte und möglichst schmerzarme Geburt ermöglichen. Die Idee hinter Hypnobirthing ist bereits etwa 70 Jahre alt. Sie beruht auf Untersuchungen des englischen Gynäkologen Dick-Reed. Er erkannte, dass Ängste vor der Geburt zu Verkrampfungen führen können. Eine verkrampfte Frau kann aber nicht entspannt gebären. Sie nimmt die Schmerzen stärker wahr. An diese Erkenntnis knüpfte Ende der 80er-Jahre Marie F. Mongan an. Sie entwickelte das Konzept des Hypnobirthing, wie es heute praktiziert wird.
Das Hypnobirthing-Konzept
In einem mehrteiligen Hypnobirthing-Kurs lernst du (und mit dir dein Geburtsbegleiter) verschiedene Entspannungstechniken kennen, die dir helfen, richtig zu atmen, dich fallen zu lassen und mithilfe von Vorstellungskraft und Selbsthypnose dein Baby möglichst aus eigener Kraft zu gebären. Du lernst, in dich selbst und deine ureigene Kraft zu vertrauen.
Ziel des Hypnobirthing ist es, Ängste abzubauen und der Geburt mit Zuversicht und Freude zu begegnen. Hierzu werden dir in einem Hypnobirthing-Kurs folgende Aspekte vermittelt:
- Entspannungsmethoden
- Atemübungen
- Visualisierungstechniken (gedankliche Bilder)
- Affirmationen (bejahende, positive Worte)
- Techniken zur Selbsthypnose.
Durch das Anwenden dieser Techniken soll die Geburt bewusster, positiver, sanfter und selbstbestimmter erlebt werden.
Hypnobirthing garantiert keine schmerzfreie Geburt
Oft heißt es, Hypnobirthing ermögliche das Gebären ohne Schmerzen. Manche Frauen denken daher, dass sie die Geburt mit Hypnobirthing komplett schmerzfrei und ohne medizinische Eingriffe erleben werden und sind dann von sich selbst enttäuscht, wenn es nicht so ist. Dass eine Geburt mit Hypnobirthing als schmerzfrei empfunden wird, kann vorkommen, muss aber nicht. Viele Frauen haben dennoch Schmerzen. Sie können aber besser damit umgehen.
Manchmal sind medizinische Unterstützung wie PDA und Schmerzmittel oder gar ein Eingriff wie ein Kaiserschnitt trotzdem nötig, selbst wenn du alles getan hast, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Auch hier sind die Übungen sinnvoll. Denn sie helfen dir, unvorhergesehene Wendungen besser anzunehmen und dich nicht ausgeliefert zu fühlen.
Den oder die Geburtshelfer ersetzt Hypnobirthing übrigens nicht.
Wie geht Hypnobirthing?
Beim Hypnobirthing wird viel Wissen über die natürliche Geburt, die eigene Wahrnehmung und die Kraft des Unterbewusstseins vermittelt. Die Kursleiterinnen zeigen dir Übungen, die dich deinem Ziel von einer entspannten Geburt näher bringen. Einige dieser Übungen werden wir dir im Folgenden erläutern.
Wichtig ist, dass du die Entspannungs-, Visualisierungs- und Atemtechniken am besten Monate vorher in einem Kurs erlernst und dann regelmäßig zu Hause übst. Nur dann kannst du sie auch wirklich abrufen, wenn du sie brauchst.
Achtsamkeit und die Kraft des Geistes beim Hypnobirthing
Hypnobirthing „arbeitet“ mit der Kraft des Geistes. Es geht darum, dir bewusst zu werden, wie sehr sich negative Gedanken, Worte und Erfahrungen auf dein Erleben im Jetzt auswirken und dass du alles beeinflussen kannst. Dazu musst du Hinderliches wahrnehmen und durch hilfreiche Gedanken und kraftvolle Glaubenssätze* ersetzen. Die passende Übung dazu heißt Handshake-Übung. Bei dieser Übung nimmst du dich durchschießende Gedanken bewusst wahr, begrüßt sie und lässt sie wieder ziehen, ohne dir weiter den Kopf zu zerbrechen.
Auf die Geburt übertragen, bedeutet das: Wenn du es schaffst, dir die Geburt als ein schönes Erlebnis vorzustellen und auch so davon zu reden, wirst du sie freudvoller wahrnehmen. Umgib dich mit schönen Geschichten und positiven Menschen, die dein Vertrauen in dich selbst nähren, statt Sorgen zu schüren.
*Glaubenssätze sind Gedanken, die sich tief in das Unterbewusstsein eingebrannt haben und dein Handeln und Erleben unmerklich steuern. Ein Beispiel: „Meine Mutter hatte eine schwierige Geburt, also werde ich wahrscheinlich auch eine haben.“ Das Risiko eines medizinischen Eingriffs steigt dann einfach nur, weil du es dir im Innersten so vorstellst. Um das geradezubiegen, musst du herausfinden, welche Glaubenssätze dir im Weg stehen und sie dann durch andere ersetzen.
Die Kraft positiver Affirmationen beim Hypnobirthing
Beim Hypnobirthing lernst du Glaubenssätze, die dich negativ beeinflussen, durch positive Affirmationen zu ersetzen. Affirmationen sind bewusst formulierte, positive Gedanken. Sie können dazu beitragen, der Geburt entspannt und angstfrei entgegenzublicken. In einem Hypnobirthing-Kurs geben dir die Kursleiterinnen positive Affirmationen an die Hand und erklären dir, wie du sie verinnerlichst. Als Beispiel:
- Ich vertraue meinem Körper.
- Mein Körper weiß genau, was er tun muss.
- Ich bin stark.
- Ich atme Vertrauen ein und Zweifel aus.
Je häufiger du diese Affirmationen wiederholst, desto stärker verankern sie sich in deinem Unterbewusstsein. Und desto mehr verblassen Glaubenssätze, die dir im Weg stehen.
Tiefenentspannung beim Hypnobirthing
Es ist wichtig, entspannt in die Geburt zu gehen. Denn wenn dein Körper vor lauter Angst verkrampft, wirkt sich das auf die Gebärmutter und den Beckenboden aus. Alles wird fest, die Geburt kommt ins Stocken und du spürst die Schmerzen viel mehr, als du eigentlich müsstest. Experten sprechen vom Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislauf, den es zu durchbrechen gilt.
Es gibt Frauen, die sind von Natur aus entspannt und bereit. Andere haben ein wenig Unterstützung nötig. In einem Hypnobirthing-Kurs lernst du, wie du dich selbst dazu bringen kannst, alle Anspannung fallen zu lassen. Je mehr du übst, desto schneller wird es dir gelingen, in die Tiefenentspannung zu kommen. Das kann dir auch im Alltag von Nutzen sein.
Selbsthypnose und Trance beim Hypnobirthing
Die Selbsthypnose ist ein zentraler Bestandteil des Hypnobirthings. Wir alle haben die Fähigkeit dazu, uns selbst in Trance zu versetzen. Wenn du zum Beispiel in ein Buch vertieft bist oder konzentriert an etwas arbeitest, bist du in Trance. Die Welt um dich herum wird unwichtig.
Auf den Geburtsprozess übertragen, bedeutet das: Während der Geburt bist du zwar wach, aber ganz verbunden mit dir und deinem Baby. Schmerzen und andere störende Dinge treten in den Hintergrund. Wie du diesen Zustand willentlich erreichen kannst, lernst du durch gezielte Übungen in den Hypnobirthing-Kursen.
Visualisierungen – die Kraft der Bilder beim Hypnobirthing
Bilder können eine entspannende Wirkung und angenehme Gefühle entfalten. Sie können dazu beitragen, die Geburt positiv zu besetzen. Stelle dir beispielsweise für das Öffnen des Muttermundes ein stimmungsvolles Bild vor. Etwa eine Blume, die langsam aufgeht. Oder visualisiere die Reise des Babys durch den Geburtsweg. Stelle dir eine Welle vor, die dein Baby immer näher an den Strand und damit zu dir trägt. Sanfte Wellen und Meeresrauschen werden oft mit Entspannung assoziiert. Daher ist beim Hypnobirthing übrigens auch von Geburtswellen statt Geburtswehen die Rede.
Suche dir für dich passende, stimmungsvolle Bilder aus, um den Geburtsvorgang positiv zu besetzen.
Die richtige Atemtechnik beim Hypnobirthing für jeden Zeitpunkt
Für jede Phase der Geburt gibt es Atemtechniken, die dir und deinem Baby die Kraft geben, die ihr braucht, um gut zusammenzuarbeiten. Ein Hypnobirthing-Kurs vermittelt dir diese Atemtechniken.
Vor dem Geburtsbeginn und zwischen den Wellen (Wehen) benutzt du die Ruheatmung, um dich tief zu entspannen. Wenn die Wehe anrollt, hilft dir die Wellenatmung über den Berg. Und in der letzten Phase kommt die Geburtsatmung zum Einsatz, damit dein Körper das Baby hinausschieben kann.
Was Hypnobirthing bringt
Ein ganz großer Pluspunkt von Hypnobirthing ist, dass es deine Körperwahrnehmung schult und dich erkennen lässt, wie wichtig positives Denken und gezielte Entspannung für einen guten Geburtsverlauf sind.
Auch wenn es weit mehr Entspannungstechniken wie z.B. autogenes Training gibt, sind die in den Hypnobirthing-Kursen vermittelten Techniken ein super Handwerkszeug, das genau auf die Geburt zugeschnitten ist, dir aber auch später noch nützlich sein kann. Geführte Übungen bekommst du zum Buch und in den Kursen, wobei ein Buch allein nicht ausreicht.
Geburtsvorbereitung ist super, aber…
Eltern, die sich mit Hypnobirthing vorbereitet haben, wissen meist mehr über den natürlichen Geburtsverlauf, als Eltern, die völlig unvorbereitet in die Geburt gehen. Dadurch sind sie in der Regel sicherer und zuversichtlicher als jene, die alles den Ärztinnen und Hebammen überlassen. Genau deshalb funktionieren Hypnobirthing Geburten bei Hausgeburten und in Geburtshäusern am besten. Denn dort ist Selbstbestimmung besonders gern gesehen.
Kritik an der Hypnobirthing Methode gibt es auch
So schön die Idee von einer angstfreien, entspannten Geburt mit Hypnobirthing ist, in Krankenhäusern scheint sie nicht immer zu funktionieren. Das liegt zum einen daran, dass durch die bloße Lektüre des Buches der Eindruck entstehen könnte, dass es ganz allein an dir liegt, ob du Schmerzen hast oder nicht. Das weckt hohe, oft zu hohe Erwartungen, die dann in Enttäuschung und Angst umschlagen, wenn es doch anders kommt. Es reicht also nicht, das Buch zu lesen und allein zu üben. Du musst schon einen Kurs besuchen, der bestenfalls von einer Kursleiterin geführt wird, die dich auch für andere Geburtsverläufe öffnet.
Unser Tipp, damit Hypnobirthing klappt
Damit Hypnobirthing auch in einer Geburtsklinik funktioniert, ist es wichtig, dass du im Kurs lernst, von vornherein offen und vertrauensvoll zu sein, ganz gleich, wie die Geburt abläuft und wo du deinem Baby das Leben schenkst. Erwarte nicht zu viel von dir selbst und auch nicht von deinen Geburtshelfern. Ihr seid alle nur Menschen. Eine gute Idee ist auch bei der Besichtigung der Geburtsstation zu erfragen wie die Einstellung zum Hypnobirthing in diesem Haus ist. Fällt die Antwort negativ aus, kannst du überlegen, von vornherein eine andere Klinik zu wählen.
Viele Hebammen haben die Erfahrung gemacht, dass gerade solche Frauen eine Kaiserschnitt-Geburt erwartet, die sich allzu sehr auf einen bestimmten Ablauf eingeschossen hatten. Deshalb sind viele Klinik-Hebammen Hypnobirthing gegenüber nicht so offen eingestellt, wie man sich das wünschen würde, auch wenn sich das durch Seminare und Schulungen langsam ändern sollte. Dennoch, schon wenn eine Frau mit einer detaillierten Wunschliste ankommt, fühlen sich einige von ihnen in ihrer Arbeit eingeschränkt. Das kann zu Spannungen führen, die kontraproduktiv für Vertrauen und Tiefenentspannung sind.
Das kostet ein Hypnobirthing-Kurs
Hypnobirthing-Kurse sind leider nicht ganz günstig. 300 bis 600 Euro sind drin. Nur wenige Krankenkassen übernehmen die Kosten und dann auch nur teilweise. Wenn die Kursleiterin selbstständige Hebamme ist, kann sie den Kurs als Geburtsvorbereitung mit der Kasse abrechnen. Eine Alternative ist die hypnomentale Geburtsvorbereitung durch ausgebildete Hypnose-Therapeuten oder ähnliche Kurse durch Hypnose-Coaches. Hierfür bedarf es jedoch keiner Ausbildung.
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FAQ – Häufige Fragen zum Hypnobirthing
Wann sollte ich mit dem Hypnobirthing-Kurs beginnen?
Um genug Zeit für die Übungen zu haben, ist es sinnvoll, wenn du spätestens zur Hälfte der Schwangerschaft mit dem Kurs beginnst. Manche Kursleiter begrüßen auch schon Paare ab der 15. Schwangerschaftswoche. Aber auch, wenn die Geburt gar nicht mehr lang hin ist, können dir die Entspannungsübungen helfen, dich positiv darauf einzustimmen.
Bin ich unter Hypnose nicht manipulierbar?
Nein, denn du wirst hier nicht von einem Außenstehenden hypnotisiert, sondern du erreichst die Trance von ganz allein. Währenddessen bist du wach und ansprechbar, aber eben in einem entspannten Zustand.
Gibt es auch Kompakt- oder Online-Kurse?
Ja, die gibt es mittlerweile. Inwieweit sie ausreichen, um das Gelernte wirklich zu verinnerlichen, sodass es bei der Geburt zur Verfügung steht, sei dahingestellt.
Funktioniert Hypnobirthing auch bei einem Kaiserschnitt?
Ja, das tut es, wenn du für jede Wendung bereit bist und dich nicht auf einem Geburtsverlauf festgelegt hast. Denn auch während eines Kaiserschnitts kann Entspannung u.U. dafür sorgen, dass dein Körper gelassener auf die Medikamente reagiert und die Blutung zum Beispiel schneller stoppt. Auch lernst du beim Hypnobirthing zu jeder Zeit mit deinem Baby in Kontakt zu bleiben.
Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zum Thema Hypnobirthing? Dann schreib uns gern einen Kommentar!
Quellen
- Bianca Maria Heinkel und Jhari Gerlind Kornetzky
Mama werden mit Hypnobirthing: So bringst du dein Baby vertrauensvoll und entspannt zur Welt.
Kösel-Verlag; 2. Auflage (25. April 2016) - Jana Friedrich: Hypnobirthing aus Kliniksicht
https://www.hebammenblog.de/hypnobirthing-aus-kliniksicht-wunsch-vs-wirklichkeit/
(abgerufen am 07.08.2023) - Wohlige Wellen
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesellschaft-leben/wohlige-wellen-81572
(abgerufen am 07.08.2023) - Warum kein Hypnobirthing – Kritik und Unterschiede
https://geburt-in-hypnose.de/warum-kein-hypnobirthing/
(abgerufen am 07.08.2023)
Meine Schwester ist schon in der 21. Schwangerschaftswoche und hat mir nun von einem Kurs zur Geburtsvorbereitung erzählt in dem es vor allem um Hypnobirthing geht. Ich konnte damit nicht direkt etwas anfangen, aber wenn ich das so lese, hört sich das sehr spannend an. Es ist interessant, dass die Entspannung ein ganz zentraler Punkt bei Hypnobirthing ist. Ich kann mir dadurch sehr gut vorstellen, dass die Geburt deutlich schmerzarmer vorangeht. Vermutlich trägt das auch zu einer schnelleren Geburt bei. Ich werde die Infos meiner Schwester auf jeden Fall mal weiterleiten.