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Die Nachgeburt: der letzte Akt der Geburt

Nachgeburt

Wenn du zum ersten Mal schwanger bist, kannst du dir unter dem Begriff „Nachgeburt“ vielleicht noch gar nichts vorstellen. Keine Sorge, bei uns erfährst du alles, was du über diese dritte und letzte Geburtsphase wissen musst.

Was ist die Nachgeburt?

Als Nachgeburt bezeichnet man die Teile der Fruchthöhle, die nach der Geburt deines Kindes ausgestoßen werden. Dazu gehören die Plazenta, die Eihäute der Gebärmutter (Fruchtblase) und die Nabelschnur. Manchmal wird auch die gesamte Nachgeburtsphase als „Nachgeburt“ bezeichnet.

Wann kommt die Nachgeburt?

Die Nachgeburtsperiode folgt direkt im Anschluss an die Geburt deines Babys. Normalerweise dauert sie nur 10 bis 15 Minuten. Das heißt, etwa eine viertel Stunde, nachdem dein Baby das Licht der Welt erblickt hat, wird auch der Mutterkuchen abgestoßen und kann über den Geburtskanal herausgezogen werden. In Ausnahmefällen kann es bis zu 30 Minuten dauern, bis die Nachgeburt deinen Körper verlassen hat. Diese Verzögerung nennen Mediziner Plazentaretention.

Wie sieht die Nachgeburt aus?

Die Plazenta ist eine runde Scheibe, die mit Blutgefäßen durchzogen ist. Zum Ende der Schwangerschaft hat sie einen Durchmesser von 15 bis 20 Zentimetern, ist zwischen 2 und 4 Zentimeter dick und wiegt um die 500 bis 650 Gramm. Von der Plazenta ab geht die spiralförmig-gewundene, 30 bis 60 Zentimeter lange Nabelschnur.

Tut die Nachgeburt weh?

Nein, die Geburt der Plazenta ist nicht schmerzhaft. Zum einen, weil der Geburtskanal bereits stark gedehnt ist durch die Geburt deines Babys. Zum anderen, weil das Plazentagewebe vergleichsweise weich ist. 

Unterstützt wird die Nachgeburt durch Nachgeburtswehen oder kurz Nachwehen. Ausgelöst werden sie durch die Ausschüttung von sogenannten Prostaglandinen aus der Plazenta selbst. Diese Kontraktionen sind längst nicht so intensiv wie Geburtswehen, könnten aber noch mal unangenehm sein. Erstgebärende spüren sie kaum, mit jeder weiteren Geburt können sie aber stärker ausfallen.

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Wie läuft die Nachgeburt ab?

Nach der vaginalen Geburt deines Babys zieht sich die Gebärmutter noch ein paar Mal zusammen. Diese Kontraktionen bewirken die Ablösung der Plazenta. Ob sie sich schon gelöst hat, können die Geburtshelfer durch bestimmte Handgriffe überprüfen. Sie können den Vorgang auch unterstützen. Dafür drücken sie sanft auf deinen Unterbauch. 

Hat sich die Plazenta abgelöst, wird dich die Hebamme noch einmal bitten, mitzuschieben. Über die Nabelschnur kann sie den Mutterkuchen jetzt vorsichtig durch den Geburtskanal nach draußen ziehen. Dabei wird auch ein kleiner Schwall Blut nach draußen befördert. Um die 300 bis 500 Milliliter können es sein. Danach sollte die Blutung aber recht schnell stoppen.

Bei einem Kaiserschnitt wird die Plazenta direkt nach dem Baby aus dem Bauch der Mutter gehoben. Hier wird natürlich auch darauf geachtet, dass sie sich zuvor vollständig gelöst hat.

Sollte sich die Plazentaablösung verzögern, kann die Gabe von Oxytocin die Nachwehen und die Abstoßung fördern. Das Gleiche passiert übrigens, wenn du dein Baby direkt an die Brust anlegst. Auch dann wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet – das Signal für deinen Körper, dass die Geburt beendet ist und die Plazenta nun nicht mehr benötigt wird.

Jetzt kommt der wichtigste Teil der Nachgeburtsphase, sowohl bei der vaginalen Entbindung als auch beim Kaiserschnitt: Die Hebamme überprüft, ob die Nachgeburt vollständig ist. Das heißt, sie schaut sich die Plazenta, insbesondere ihre Ränder und alle Gefäße ganz genau an. Denn sollten Reste in der Gebärmutter verblieben sein, ist das gefährlich. Aber keine Sorge normalerweise geht bei der Nachgeburt nichts schief. Komplikationen sind die Ausnahme.

Solltet ihr Nabelschnur einlagern oder spenden wollen, würde jetzt das Blut dafür aus dem Nabelschnur-Teil der Nachgeburt entnommen werden.

Ist alles erledigt und die Plazenta vollständig, wirst du abschließend auf Geburtsverletzungen untersucht. Risse oder ein Dammschnitt werden unter lokaler Betäubung genäht. Bei einer Sectio werden die einzelnen Gewebeschichten verschlossen und vernäht. Danach haben du, dein Partner und dein Baby oder deine Babys Zeit, euch in aller Ruhe kennenzulernen.

Was passiert, wenn die Nachgeburt nicht vollständig ist?

Sollte es Hinweise darauf geben, dass noch Reste der in der Gebärmutter verblieben sind, müssen diese entfernt werden. Dafür gibt es zwei Gründe.

Zum einen geht eine unvollständige Nachgeburt mit einem hohen Blutverlust einher. Betroffen sind davon etwa 2 bis 8 Prozent aller Gebärenden. In diesen Fällen versuchen die Geburtshelfer, die Nachblutung schnellstmöglich zu stoppen und deren Ursache zu finden. Das geht über spezielle Handgriffe (Credé- oder Hamilton-Handgriff) oder eine sogenannte Ballontamponade. Die intravenöse Gabe von Oxytocin fördert die Nachwehen und den Blutungsstopp. Gegebenenfalls kommen auch andere Medikamente infrage.

Neben der Blutung stellen auch Infektionen durch das verbliebene Gewebe ein Risiko dar. Das kann bis hin zur Blutvergiftung (Sepsis) führen. Deshalb ist es wichtig, dass die Nachgeburt die Gebärmutter vollständig verlässt.

Sollten sich die verbliebenen Reste der Nachgeburt nicht lösen, kann unter Umständen eine Ausschabung nötig werden. In seltenen Extremfällen, wenn die Plazenta mit der Gebärmutterwand verwachsen ist, muss die Gebärmutter operativ entfernt werden.

Komplikationen im Wochenbett

In seltenen Fällen (0,01 Prozent) fällt erst 1 bis 2 Wochen nach der Geburt auf, dass noch Plazentareste in der Gebärmutter verblieben sind. Hinweise darauf könnten sein:

Etwaige Plazentareste lassen sich im Ultraschall gut erkennen und per Ausschabung im Krankenhaus oder bei der Gynäkologin entfernen. Manchmal lösen sich die Reste auch von allein, wenn sie keine Beschwerden machen. Das genaue Vorgehen würde der Arzt oder die Ärztin mit dir besprechen.

Was passiert dann mit der Nachgeburt?

Entbindest du im Kranken- oder Geburtshaus, wird die Nachgeburt dort entsorgt. Möchtest du die Plazenta mit nach Hause nehmen, musst du das der Hebamme mitteilen.

Bei einer Hausgeburt musst du dich in der Regel selbst um die „Entsorgung“ der Nachgeburt kümmern, solltest du nichts Besonderes damit vorhaben. Hebamme Jana Friedrich informiert dazu auf ihrem Blog, dass man sie laut Abfallgesetz in einem verschließbaren, licht- und luftundurchlässigem Einwegbehältnis über eine Klinik oder die Sonderabfallverbrennung entsorgen muss.

Vielleicht möchtest du die Nachgeburt aber auch gar nicht entsorgen. Es gibt verschiedene Bräuche, die Plazenta nach der Geburt noch zu würdigen.

Was kann man mit der Plazenta alles machen?

  • Am verbreitetsten ist der Brauch, die Nachgeburt im eigenen Garten zu vergraben und ein Bäumchen darauf zu pflanzen. So wächst das „Lebensbäumchen“ Jahr für Jahr mit deinem Kind. 
  • Immer mehr Eltern lassen sich aus der Nachgeburt auch homöopathische Salben und Globuli herstellen. Sie sollen etwa die Rückbildung unterstützen, die Milchbildung anregen oder Menstruationsbeschwerden lindern. Außerdem sollen sie heilende Wirkung bei allen möglichen Erkrankungen des Kindes und der gesamten Familie haben. Interessierst du dich dafür, informiere dich im Vorfeld darüber, welche Möglichkeiten und Anbieter es gibt, auf welche Kosten ihr euch einstellen müsst und was mit der Nachgeburt genau zu tun ist.
  • Ein relativ neuer Trend ist das Essen der Plazenta (Plazentophagie). Ja, du hast richtig gelesen. Dafür finden sich Rezepte und Anleitungen im Internet, auf die wir an der Stelle nicht weiter eingehen möchten. Angeblich würde das Essen der Plazenta gegen Depressionen helfen und sich auch sonst positiv auf den Körper auswirken. Davon konnte bisher jedoch nichts wissenschaftlich belegt werden. Dafür warnen Mediziner immer wieder vor Keimen und Schadstoffen im Mutterkuchen. Schließlich funktionierte er auch als Filter zum Schutz des Babys. Neben Viren und Bakterien fand man auch schon Quecksilber und Blei in Plazentagewebe. 
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  • Ebenfalls ein noch relativ neuer Trend ist die Lotusgeburt. Dabei nabelt man das Kind nach der Geburt nicht etwa von der Plazenta ab, sondern lässt die Verbindung bestehen, bis sie sich von selbst löst. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel zur Lotusgeburt.
  • Wenn das alles nichts für dich ist, du aber trotzdem eine schöne Erinnerung an die Plazenta festhalten möchtest, kann man sie von speziellen Fotografen und Fotografinnen kunstvoll ablichten lassen. Oder du wirst selbst künstlerisch aktiv und gestaltest damit zum Beispiel bunte Abdrücke. Ideen dafür gibt es in den sozialen Netzwerken. Eine weitere (nicht preiswerte) Möglichkeit: Du suchst im Internet nach Plazenta-Künstlern, die aus dem Mutterkuchen oder der Nabelschnur einzigartige Erinnerungsstücke machen, wie Fotorahmen oder Traumfänger.  Such im Internet am besten nach den Begriffen „Plazenta Kunst“, wenn du mehr darüber erfahren möchtest.

Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zur Nachgeburt? Dann hinterlasse uns gern einen Kommentar.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 01.02.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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