Für die meisten Frauen ist der Partner der wichtigste Helfer bei der Geburt. Kannst du dir nicht vorstellen? Hebammen und Ärzte sind schließlich bestens ausgebildet für diesen Job und wissen genau, was sie zu tun haben. Und du hast eigentlich keine Ahnung, welche Rolle du im Kreißsaal spielst? Keine Panik: Du wirst im richtigen Moment wissen, was zu tun ist. Und bis dahin haben wir ein paar Tipps, um dich darauf vorzubereiten, der beste Geburtshelfer zu werden, den sich deine Frau wünschen kann.
Jeder Mensch teilt emotional und körperlich herausfordernde Momente auf eine andere Art und Weise mit anderen. Manchen hilft es, umarmt und umsorgt zu werden. Andere bevorzugen es, Kraft aus sich allein zu schöpfen. Die Geburt ist so ein Ausnahmezustand, den jede Frau anders erlebt. Deshalb gibt es auch keinen allgemeinen Verhaltensleitfaden, was genau du zu tun hast. Du kennst deine Frau am besten. Du weißt, was ihr Mut, Hoffnung und Zuversicht gibt.
Und genau deshalb bist du der perfekte Begleiter für deine Frau zur Geburt. Fachpersonal, Ärztinnen und Hebammen, die sich um das Medizinische kümmern, gibt es genug. Sie wissen, wie man einen Kaiserschnitt ausführt, eine PDA legt und welche Formulare ausgefüllt werden müssen. Was aber nur du allein weißt ist, welche Zauberworte wirken, damit deine Frau sich ermutigt, geliebt und beschützt fühlt. Deine Rolle ist es, deine Partnerin emotional so zu unterstützen, wie sie es in jedem Moment braucht.
Kreißsaal-Taktik vorab besprechen
Im Kreißsaal sind deine Frau und du ein Team – wie im Spiel. Deine Frau ist der Mannschaftskapitän und gleichzeitig der wichtigste Spieler. Doch wie im Sport braucht sie ein starkes Team, das auf sie Acht gibt und auf das sie sich in jeder Minute zu hundert Prozent verlassen kann. Deine Rolle!
Damit du weißt, was von dir erwartet wird, solltet ihr euch vorab besprechen. Rechtzeitig und wirklich ausführlich.
Worüber ihr sprechen solltet:
- Sollst / Möchtest du die ganze Zeit über im Kreißsaal dabei sein?
- Wie stellt sich deine Freundin die Geburt ganz allgemein vor und wie kannst du sie dabei unterstützen, diesen Plan umzusetzen?
- Welche wichtigen Dinge sollst du Ärzten und Hebammen sagen?
- Wünscht sich deine Frau, dass du sie berührst, massierst, ihr die Stirn abwischst und aktiv mitatmest?
- Oder sollst du dich lieber ruhig im Hintergrund aufhalten und einfach da sein?
- Wünscht sich deine Freundin ein Foto nach der Geburt mit dem Baby im Arm?
- Was vereinbart ihr, wenn du zwischendurch rausgehen möchtest?
Muffensausen? So besiegst du Kreißsaal-Angst
Auch für dich ist die Geburt ein großes Ereignis, das mit Ängsten und Aufregung verbunden ist. Und obwohl deine Frau naturgemäß die Hauptrolle spielt, so ist es dennoch wichtig, dass auch dein Standpunkt vertreten ist. Bist du dir sicher, dass du bei der Geburt dabei sein möchtest oder hast du Bedenken? Vielleicht scheust du dich davor, deine Frau im Augenblick der Geburt zu sehen oder hast gar Angst, deine sexuelle Lust in Bezug auf sie zu verlieren.
Sprich mit deiner Frau über deine Ängste, denn nur dann könnt ihr eine Lösung finden. Dass Männer ihre Frauen in den Kreißsaal begleiten, ist eine recht moderne Entscheidung und es ist ok, wenn du dich damit nicht wohlfühlst. Trotzdem kannst du deiner Freundin helfen, eine Lösung zu finden, mit der sie sich im Kreißsaal nicht alleingelassen fühlt. Ihr könntet zum Beispiel verabreden, dass du bei der Geburt an sich dabei bist, du aber den Raum verlässt, wenn die Presswehen einsetzen. Vielleicht hat deine Frau eine andere Vertrauensperson, die sie in dem Moment hinzuziehen möchte.
Was du gegen Kreißsaal-Angst tun kannst:
- Rede mit anderen Vätern. Sie können dir Tipps geben und dir die Angst nehmen.
- Rede mit deinem eigenen Vater. Er hat nicht nur deine Geburt miterlebt, sondern kennt dich auch wie kein anderer und kann ein guter Beistand sein.
- Setz dich nicht unter Druck. Sag deiner Partnerin genau, was du dir zutraust und was nicht.
- Bereite dich gut vor. Listen schreiben, Geburtskarten drucken, Tasche packen, Klinikweg abfahren… Je intensiver die Vorbereitungen, desto weniger Zeit hast du für Panikattacken.
- Besprich mit deiner Frau den Geburtsplan. Es gibt dir sicher ein gutes Gefühl, „alles im Griff“ zu haben.
Übrigens scheint es eine weit verbreitete Sorge von Männern zu sein, im Kreißsaal umzukippen. Fragt man jedoch die Hebammen im Krankenhaus, so kommt dieser Fall so gut wie nie vor. Viele Väter berichten davon, dass sie im Moment der Geburt ganz klar und fokussiert waren. Durch das Adrenalin ist alle Unsicherheit von ihnen abgefallen und sie wussten in jedem Moment genau, was zu tun war.
11 Dos and Don'ts für Männer im Kreißsaal
Der große Tag ist gekommen, du hast es schon geschafft, deine Frau unbeschadet ins Krankenhaus zu bringen und gleich geht es los.
Fokussiere dich auf deine Rolle
Darauf habt ihr euch vorbereitet. Du weißt, was deine Frau von dir erwartet. Es gibt also keinen Grund, fragend in der Gegend herumzustehen.
Bleib ruhig
Die Geburt ist ein absoluter Ausnahmezustand und für deine Frau vielleicht das Anstrengendste (und womöglich Schmerzhafteste), das sie in ihrem Leben erlebt hat. Gerade deshalb ist es überaus wichtig, dass du Ruhe und Gelassenheit ausstrahlst. Du bist ihr Fels in der Brandung und signalisierst ihr in jedem Moment, dass alles in Ordnung ist.
Positioniere dich am Kopfende
Schau ins Gesicht deiner Partnerin oder aufs CTG.
Pack das Handy weg
Deine Freundin macht gerade den schwersten Job der Welt. Du solltest dabei nicht den Eindruck erwecken, dass du dich langweilst.
Frag deine Partnerin
Frage deine Partnerin in angemessenen Zeitabständen in den Wehenpausen, ob sie etwas braucht oder was du für sie tun könntest.
Unterbrich deine Freundin nicht während der Wehen
Sie braucht weder Ablenkung noch Aufmunterung. Loben und bestärken ist in Ordnung.
Leg dich nicht mit dem medizinischen Personal an
Wenn es tatsächlich ein Problem gibt, dass du klären musst, verlasse den Raum und besprich es vor der Tür.
Halte Snacks bereit
Halte Säfte, Wasser und Snacks bereit, aber frage nicht alle 3 Minuten, ob deine Frau etwas essen möchte. Ein Lippenpflegestift und ein Pfefferminzbonbon im richtigen Moment können ebenfalls die Laune erheblich steigern.
Nimm dich zurück
Dir ist ja sooo heiß, du hast Hunger und die Hebammen haben gar keine Zeit für dich? Schluck’s runter! Jetzt ist keine Zeit für deine Befindlichkeiten.
Weinen ist ok 🙂
Am besten nicht vor der Geburt, aber danach auf jeden Fall. Die Geburt des eigenen Kindes ist nämlich sehr ergreifend.
Begrüße dein Kind
Nachdem die Mama ausgiebig mit dem Baby gekuschelt hat, bist du dran: Zieh dein T-Shirt aus und leg dir dein Baby auf die nackte Brust. Das ist dein Papa-Moment!
Halte den Moment fest
Der Moment, in dem deine Partnerin zum ersten Mal ihr Baby im Arm hält, ist magisch. Jetzt darfst du doch dein Handy zücken oder besser noch einen Fotoapparat. Mach ein paar schöne Fotos von diesen ersten Momenten von euch zusammen als Familie. Die Krankenhausfotografin wird früh genug an eure Tür klopfen, um ein paar gestellte Hochglanzfotos für die Familie zu machen. Aber in diesen Momenten nach der Geburt hast du die Gelegenheit, einen ganz intimen und besonderen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Dann steck die Kamera aber auch schnell wieder ein, um ganz bei deiner Familie zu sein.
Quellen
- Väter im Kreißsaal: Statisten bei der Geburt?
https://www.hebammenblog.de/vaeter-im-kreissaal-statisten-bei-der-geburt/ (abgerufen am 26.3.2019) - Väter im Kreißsaal
https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/vaeter-im-kreisssaal-welche-aufgabe-hat-ein-mann-bei-der-geburt-podcast-a-1255989.html (abgerufen am 26.3.2019) - Jana Friedrich: Das Geheimnis einer schönen Geburt
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