Close Babelli.deBabelli.de

Geburtseinleitung: Vorteile, Ablauf, Risiken und Alternativen

einleitung

Dass eine Geburt durch eine Einleitung in Gang gebracht werden muss, ist gar nicht so selten. Welche Gründe es dafür gibt, wie die Geburtseinleitung im Krankenhaus abläuft und welche Möglichkeiten du außer Medikamenten noch hast, zeigen wir in diesem Artikel. Außerdem gibt es Tipps, wie du dich trotz Einleitung entspannen kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten künstlich in Gang gebrachten Geburten werden bei ET+7 eingeleitet.
  • Jede 5. Geburt beginnt in Deutschland mit einer Einleitung.
  • Nicht jede Geburtseinleitung ist medizinisch notwendig, sie kann aber Leben retten.
  • Eine künstliche Einleitung zieht oft weitere Eingriffe nach sich.
  • Neben einer medikamentösen Einleitung gibt es auch noch andere Möglichkeiten: im Krankenhaus und sogar zu Hause.

Warum und wann werden Geburten eingeleitet?

Bei einer Einleitung im medizinischen Sinne wird der Geburtsvorgang durch Medikamente oder andere Methoden ausgelöst, weil die Wehen ausbleiben oder weil es noch keine Wehen gibt, das Kind aber früher zur Welt kommen muss. Die gleichen Medikamente können verwendet werden, um die Geburt voranzutreiben, wenn Wehen spürbar sind, sich der Muttermund trotz Wehen aber bisher nicht weit genug geöffnet hat und die Zeit (warum auch immer) drängt.

Derzeit wird etwa jede 5. Geburt in Deutschland eingeleitet. Viele davon auch, obwohl außer der Terminüberschreitung keine wirklich triftigen Gründe vorliegen. Der Hauptgrund liegt sicher darin, dass Ärzte jegliches Risiko vermeiden wollen, für das sie später juristisch belangt werden könnten. Und da diverse Studien ergeben haben, dass das Risiko einer Totgeburt nach dem errechneten Geburtstermin ansteigt, scheint die Einleitung die sicherste Variante und kann tatsächlich Leben retten. Ökonomischer ist sie auch. Denn schließlich lassen sich eingeleitete Geburten zeitlich besser eingrenzen als bloßes Abwarten, dass die Geburt von allein beginnt.

Fachleute sind sich nicht einig

Ob eine Einleitung immer sinnvoll ist oder nicht, wird selbst unter Fachleuten heftig diskutiert. Momentan werden die medizinischen Leitlinien dazu überarbeitet. Bisher gilt jedoch: viele Geburten, die nicht vor oder am Termin stattfinden, werden bevorzugt ab ET+7, also mit Beginn der 42. SSW, eingeleitet. Spätestens bei ET+13, also am Ende der 42. SSW, sind dann die allermeisten Babys auf der Welt. Genaueres erfährst du in unserem Artikel „Wann muss eine Geburt spätestens eingeleitet werden?

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Wie läuft eine medikamentöse Geburtseinleitung ab?

Bei ET+2, manchmal auch bei ET+3 übernimmt das Krankenhaus deine medizinische Betreuung. Du wirst einbestellt, und der Arzt oder die Ärztin kontrollieren mit CTG, Ultraschall und Doppler, ob es deinem Kind gut geht, die Fruchtwassermenge stimmt und die Gebärmutter noch richtig durchblutet ist. Dein Blutdruck, Puls und Temperatur werden gemessen und du musst Urin abgeben, der dann auf Eiweiß kontrolliert wird. Ist alles in Ordnung, darfst du wieder nach Hause gehen und zwei Tage später wiederkommen. Meist rät dir der Arzt im Gespräch jedoch dazu, eine Woche nach ET mit der Einleitung zu beginnen, sollte sich bis dahin nichts getan haben.

Ob du zustimmst oder noch warten willst, ist deine Sache. Besprich das Für und Wider am besten direkt mit dem Arzt und konsultiere auch deine Hebamme (wenn du eine hast).

Wenn du dich für eine Einleitung entscheidest, hängt die Vorgehensweise von deinen persönlichen Voraussetzungen und meistens auch von den Erfahrungen des Krankenhauses ab. Oft läuft es jedoch so ab.

Der Tag der Geburtseinleitung

Du wirst am Tag der Einleitung morgens ins Krankenhaus bestellt. Meist wird dir schon ein Zimmer zugewiesen. Denn eine Einleitung kann (muss aber nicht) mehrere Tage dauern. Nimm daher am besten deine vollständig gepackte Kliniktasche mit. Dein Partner kann während der Einleitung dabei bleiben. Ein Familienzimmer könnt ihr jetzt aber noch nicht beziehen, denn niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis das Baby da ist.

Arten der medikamentösen Einleitung

  1. Tabletten mit Misoprostol
    Eine Geburtseinleitung per Tablette erfolgt mit dem Wirkstoff Misoprostol. In einigen Krankenhäusern verwendet man noch Cytotec-Tabletten als Off-Label-Use, um die Wehen in Gang zu bringen. Dieses Medikament wurde eigentlich als Mittel gegen Magengeschwür entwickelt, aber es wirkt auch auf die Gebärmutter. Entgegen Cytotec ist das Mittel Angusta seit 2020 zur Geburtseinleitung zugelassen und deshalb in den meisten Kliniken das Mittel der Wahl.

    Nach einem Kontroll-CTG folgt die Einnahme und dann wird beobachtet, wie der Körper darauf reagiert. Ob alles in Ordnung ist, zeigt ein weiteres einstündiges CTG. Wenn alles okay ist, die Wirkung aber nicht ausreicht, bekommst du in der Regel alle 4 Stunden eine weitere Dosis, bis die Wehen richtig muttermundswirksam sind.
  2. Prostaglandine als Gel, Vaginaltablette oder Insert
    Als Alternative zur Tablette kommen Prostaglandine zum Einsatz. Diese werden als Gel am Muttermund verteilt und einmassiert oder als Tablette oder Insert (eine Art getränkter kleiner Tampon) vaginal eingeführt. Diese Hormone sorgen im Idealfall dafür, dass der Muttermund weich wird und sich öffnet. Sie sind jedoch nur wirklich wirksam, wenn der Körper schon bereit für die Geburt ist. In den zwei Stunden danach werden Wehentätigkeit und Herztöne per CTG kontrolliert.
  3. Wehentropf
    Wenn der Muttermund sich zwar öffnet, diese Phase aber sehr lange dauert, wird oft ein Wehentropf angehängt, der das Hormon Oxytocin enthält. Dieser lässt sich genau dosieren. Auch die Oxytocin-Gabe erfolgt unter CTG-Kontrolle. Der Wehentropf ist die einzige medikamentöse Einleitungsmöglichkeit, wenn die Mutter zuvor zuletzt per Kaiserschnitt entbunden hat.

Andere medizinische Methoden ohne Medikamente

  1. Ballon-Katheter
    Der Ballon-Katheter ist eine Möglichkeit, die natürliche Ausschüttung von Hormonen anzuregen. Er wird in den Muttermund eingeführt und dann nach und nach mit Salz-Lösung gefüllt. Dadurch wird der Muttermund mechanisch geweitet. Das kann ein unangenehmes Druckgefühl verursachen, bei der einen Frau mehr, bei der anderen weniger. Aber in der Regel wird der Katheter gut toleriert. Er darf maximal 12 Stunden im Körper verbleiben.
  2. Dilapan-Stäbchen
    Hierbei handelt es sich um ein 4 mm dünnes Gel-Stäbchen, das in den Geburtskanal eingeführt wird. Dort nimmt es Flüssigkeit aus dem umliegenden Gewebe auf und verdreifacht seinen Durchmesser auf 12 mm. So übt das Stäbchen einen gleichmäßigen Druck auf die Zervixwand aus und weitet den Muttermund. Außerdem regt der mechanische Reiz die Ausschüttung der körpereigenen Prostaglandine an. Das Dilapan-Stäbchen wird immer beliebter, sicher auch, da es für Schwangere in der Regel angenehmer ist als der Ballon-Katheter.
  3. Eipolablösung
    Die Eipolablösung wird schon sehr lange praktiziert. Sie kann vom Gynäkologen oder von der Hebamme in Absprache mit dir vorgenommen werden. Auch sie kann unangenehm sein, tut aber meist ihre Wirkung. Bei der Eipolablösung wird die Fruchtblase mit der Hand vom Gebärmutterrand gelöst. Die Lösung setzt Prostaglandine aus der Eihaut frei, die wiederum die Geburt in Gang bringen.
  4. Einlauf
    Der Einlauf ist eine effektive Methode, um Wehen zu produzieren, wo vorher keine waren. Denn wenn der Darm durch Abführmittel oder Wasser stimuliert wird, reagiert meist auch die Gebärmutter darauf. Je nachdem, ob nur das Darmende oder der ganze Darm entleert wird, kann die werdende Mutter dadurch aber unnötig geschwächt werden. Denn schließlich braucht sie die Nährstoffe und Mineralien, um die Wehen gut zu überstehen.
  5. Fruchtblasensprengung
    Die Fruchtblasensprengung wird zu Recht kaum noch praktiziert. Hier wird die Fruchtblase manuell geöffnet und das Fruchtwasser läuft wie beim natürlichen Blasensprung ab. Diese Methode wird in der Regel in Kombination mit einem Wehentropf angewendet und auch nur bei einem weichen und bereits leicht geöffneten Muttermund. Sie ist meist die letzte verfügbare Option, wenn andere Methoden nicht anschlagen oder der alleinige Wehentropf bei Zustand nach Kaiserschnitt nicht ausreicht. Wie wirksam die Fruchtblasensprengung wirklich ist, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausreichend geklärt.

Eine Geburtseinleitung ist nicht ganz ohne Risiko

Manche Frauen entscheiden sich gern für eine Einleitung, weil sie das Warten auf das Baby einfach leid sind und am Ende der Schwangerschaft auch einfach nicht mehr können. Das ist vollkommen okay. Dennoch solltest du wissen, dass sich einige Frauen nach einer Einleitung wünschen, sie hätten keine gebraucht.

Denn auch wenn durch Einleitungen wahrscheinlich das Leben einiger Kinder gerettet werden kann, ganz ohne Risiken sind sie nicht. Diese Risiken sind zwar nichts gegen die Gefahr des Verlusts des Babys, sie können jedoch beeinflussen, wie du deine Geburt wahrnimmst. Denn Einleitungen ziehen oft weitere medizinische Eingriffe nach sich. 

Wehen von jetzt auf gleich … oder es passiert nichts

Normalerweise beginnt eine Geburt recht langsam mit Wehen, die allmählich stärker werden. Das kann auch bei einer medikamentösen Geburtseinleitung so sein – oder es passiert einfach gar nichts. 

Es kann jedoch auch vorkommen, dass der Uterus zu stark reagiert. Die Wehen setzen dann gleich sehr schmerzhaft ein oder reihen sich ohne Pause aneinander (Wehensturm), während der Muttermund nur zögerlich reagiert. Das kann die Gebärende überfordern, wodurch sie verkrampft und der Muttermund sich langsamer öffnet, als er es im entspannteren Zustand tun würde. Dadurch werden häufiger mehr Schmerzmittel nötig als normal. Wenn die Geburt unter solchen Anstrengungen sehr lange dauert, sind viele Frauen und Babys früher oder später so erschöpft, dass öfter als sonst ein Kaiserschnitt nötig wird.

Direkte Risiken für das Kind nur aufgrund einer Einleitung sind nicht belegt. Diese ergeben sich dann  aus den möglichen Folgen eines Kaiserschnitts

Geburtseinleitung zu Hause: diese Möglichkeiten hast du

Bevor du im Krankenhaus eine Einleitung vornehmen lässt, kannst du zu Hause in Rücksprache mit deiner Hebamme noch ein paar Methoden probieren, damit sich dein Baby doch noch allein auf den Weg macht. Diese stellen wir im Folgenden kurz vor:

Geburtstee trinken

In der traditionellen Geburtshilfe werden gern Kräutertees eingesetzt. Es gibt Sorten, die wegen ihrer Inhaltsstoffe geeignet sein sollen, überfällige Wehen hervorzulocken. Zimt, Nelken, Ingwer und Eisenkraut (Verbene) spielen dabei die größte Rolle. Du kannst dir entweder selbst eine Mischung herstellen oder es mit einem Yogi-Tee versuchen, der die meisten dieser Inhaltsstoffe enthält. Vorsicht nur bei Bluthochdruck und Süßholz, das in den meisten Yogis-Tees enthalten ist! Denn Süßholz kann blutdrucksteigernd wirken.

Es gibt allerdings keine wissenschaftlichen Belege, dass Kräutertees wirklich die Wehentätigkeit anregen. Die Deutsche Hebammen Zeitschrift warnt dagegen vor dem Risikopotenzial durch Überdosierung, Verunreinigung und Allergie-auslösenden Kräutern. Kräutertees wären damit “ungeeignet zur Geburtseinleitung”..

Sex haben

Beim Küssen, Kuscheln, bei Brustwarzen-Stimulation und beim Sex wird Oxytocin ausgeschüttet, ein Hormon, das in höherer Dosis die Wehentätigkeit anregen kann (siehe Wehentropf). Zudem wirkt die mechanische Stimulation wie ein Booster für die körpereigene Prostaglandin-Produktion und -Ausschüttung. Immer vorausgesetzt, dass Baby und Körper so weit sind. Einen Versuch ist es doch wert, oder?

Wichtig: Wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist, solltet ihr keinen ungeschützten Sex haben, da sonst die Infektionsgefahr zu hoch wäre.

Nelkenöltampon

Hier wird ein Tampon mit einer bestimmten Ölmischung getränkt und eingeführt. Dort verbleibt er dann für eine Stunde. Das Ganze kann in einigem zeitlichem Abstand noch mehrmals wiederholt werden. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel zum Nelkenöltampon.

Vom berühmt-berüchtigten Wehen-Cocktail zur Geburtseinleitung raten wir an dieser Stelle ausdrücklich ab. Die meisten Mischungen enthalten Rizinusöl. Dieses kann zu einer Überstimulation der Gebärmutter führen. Sowohl der Deutsche Hebammenverband als auch die aktuellen AWMF-Leitlinien sprechen sich daher gegen den Einsatz von Rizinusöl zur Geburtseinleitung aus.

Mehr zum Thema

Angst vor der Einleitung? Was du tun kannst

Sollte dir, warum auch immer, zu einer Einleitung geraten werden, und du dich überrumpelt fühlen, suche das klärende Gespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. . Lass dir genau erklären, warum sie oder er die Empfehlung ausspricht und welche Vorteile er oder sie darin sieht. Frage auch danach, welche Methode in deinem Fall infrage käme und ob es im Zweifel “sanftere” Alternativen gibt.  

Entscheidest du dich nach dem Gespräch für die Einleitung, ist es wichtig, dass du dich auch wirklich auf sie einlässt. Sicher hast du dir die Geburt anders vorgestellt, aber versuche nicht zu sehr an deiner Wunschvorstellung festzuhalten. Medizinische Faktoren kann man leider nicht immer beeinflussen. Da hilft es nur, das Beste daraus zu machen. Versuche sie deshalb als Helfer in der Not zu sehen.

Bei einer Geburt ist vieles auch Kopfsache. Wenn du die notwendige Einleitung in einem positiven Licht siehst, wird sich dein Körper besser entspannen können, was die Geburt bestmöglich unterstützt. Damit du während der Geburt auch weiter das Gefühl von Selbstbestimmung hast, ist es eine gute Idee, einen Geburtsplan zu schreiben. Dort kannst du zwar nicht vorhersagen, wie die Geburt genau ablaufen wird. Du kannst aber festhalten, welche Dinge dir in bestimmten Situationen wichtig sind.

Versuch dich so gut es geht zu entspannen. Meditation oder autogenes Training können dir dabei helfen, auch wenn du jetzt erst damit beginnst. Unser Tipp ist die Übung „Regenbogen-Entspannung“ aus dem Hypnobirthing:

Hast du noch eine Frage zum Thema Geburtseinleitung? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

Quellen

Bild: doctor using hand and stethoscope white examining pregnant woman in clinic,Medical exam concept,vintage color selective focus – Bilder Have a nice day Photo / Shutterstock.com

3259ab81de26466bb15de30c101b233c - Geburtseinleitung: Vorteile, Ablauf, Risiken und Alternativen
Lade dir jetzt die Babelli Schwangerschafts-App

✔ Inhaltlich geprüft am 21.11.2024
Dieser Artikel wurde von Nadine Beermann geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert