Ein Ziehen im Rücken, ein harter Bauch oder Druck nach unten – Wehen können sich unterschiedlich zeigen. Doch wie lassen sich Übungswehen, Senkwehen, Frühwehen oder echte Geburtswehen auseinanderhalten? In einem Punkt sind sich Hebammen und Ärzte einig: „Wenn es losgeht, wirst du es merken.“ Was die verschiedenen Wehenarten ausmachst, erfährst du bei uns.
Die Wehenarten im zeitlichen Überblick
| Wehenbezeichnung | Wann treten sie auf? | Unregelmäßig oder regelmäßig? |
|---|---|---|
| Schwangerschaftswehen (Übungswehen) | im Laufe des 2. und 3. Trimenon | unregelmäßig |
| Frühwehen (vorzeitige Wehen) | vor der 36. SSW | kürzer werdende Abstände |
| Vorwehen | ab der 36. SSW | unregelmäßig |
| Senkwehen | ab der 36. SSW | unregelmäßig |
| Geburtswehen (Eröffnungswehen + Presswehen) | meist zwischen der 38. SSW und der 42. SSW | kürzer werdende Abstände, regelmäßig werdend |
| Nachgeburtswehen (Plazentageburt) | direkt im Anschluss an die Entbindung | regelmäßig |
| Nachwehen | in den ersten 4 Tagen nach der Geburt | unregelmäßig |
Und nun erklären wir die einzelnen Wehenarten mit ihren Unterschieden in Zeitpunkt, Häufigkeit, Dauer und Intensität im Detail:
1. Schwangerschaftswehen – der Körper bereitet sich langsam vor
Die Schwangerschaftswehen, auch Übungswehen genannt, können in Form von Braxton-Hicks-Kontraktionen oder in Alvarez-Wellen auftreten. Besonders häufig beginnt der Körper mit diesen Wehen um die 25. SSW herum. Aber auch vorher schon kann der Bauch vereinzelt hart werden.
Schwangerschaftswehen fördern die Durchblutung und das Wachstum der Gebärmutter. Die Kontraktionen machen sich durch ein leichtes Ziehen bemerkbar, bevor der Bauch sich verhärtet. Sie dauern zwischen 30 und 60 Sekunden und kommen unregelmäßig – zwischen vier und zehn Mal pro Tag gilt als normal. Zudem sind sie kaum schmerzhaft. Lediglich dann, wenn dein Baby ungünstig liegt, können Übungswehen für leichte Schmerzen sorgen.
Was für dich wichtig zu wissen ist: Schwangerschaftswehen sind sie vollkommen normal und unbedenklich. Sie haben keinen Einfluss auf den Muttermund.
Die Kontraktionen dienen dazu, die Muskulatur zu stärken und den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Aber: Wenn sie häufiger als drei Mal innerhalb von 60 Minuten auftreten oder du Blut verlierst, empfiehlt es sich dennoch, sofort ins Krankenhaus zu fahren. Dort wird alles kontrolliert, um vorzeitige Wehen (auch: Frühwehen) auszuschließen.
Eigenschaften von Schwangerschaftswehen (Übungswehen)
- Zeitpunkt: etwa ab der 25. SSW
- Gefühl: leichtes Ziehen (ein- oder beidseitig), anschließend Hartwerden des Bauches
- Dauer: 30 bis 60 Sekunden
- Intensität: nicht schmerzhaft
- Häufigkeit: unregelmäßig, bis zu 4 bis 10 Übungswehen pro Tag
- Wann zum Arzt: häufiger als 3 Wehen pro Stunde und/oder zeitgleich Blutungen
2. Frühwehen – eine Gefahr für das Baby
Frühwehen können den Körper schon vor der 36. SSW auf Geburt stellen und damit eine Gefahr für das Baby darstellen (Stichwort Frühgeburt). Typisch für Frühwehen sind mehr als drei regelmäßige Kontraktionen pro Stunde, oft in kürzer werdenden Abständen. Sie können ziehen oder schmerzen – müssen es aber nicht. Manchmal kommen vermehrter Ausfluss oder Rückenschmerzen dazu.
Wenn du so etwas bemerkst, hol dir bitte ärztlichen Rat, um den Gebärmutterhals kontrollieren zu lassen. Je nach Befund helfen Wehenhemmer. Oft beruhigt sich die Gebärmuttermuskulatur auch schon durch eine höhere Dosierung Magnesium.
Verspürst du Frühwehen, ist es wichtig, dass du verordnete Ruhe einhältst und deinen Körper nicht belastest.
Eigenschaften von Frühwehen
- Zeitpunkt: vor der 36. SSW
- Gefühl: Ziehen (beiseitig), ggf. Druck nach unten und/oder Rückenschmerzen
- Dauer: 60 bis 90 Sekunden
- Intensität: können schmerzhaft sein
- Häufigkeit: öfter als 3 Wehen pro Stunde, kürzer werdende Intervalle
- Wann zum Arzt: möglichst schnell, am besten in die Klinik
3. Vorwehen – die Geburt steht bald an
Vorwehen starten meist um die 36. SSW – beim zweiten (oder weiteren) Kind auch schon früher. Sie sind unregelmäßig und meist schmerzarm. Vorwehen wirken wie ein sanftes Training für deine Gebärmutter, bei dem Muskeln immer wieder an- und entspannt werden, um sie zu stärken.
Ob es sich um Vorwehen handelt, kannst du relativ einfach herausfinden. Leg dich in die warme Badewanne und warte ab. Wird der Schmerz stärker und treten die Wehen regelmäßiger auf, solltest du die Hebamme anrufen. Dann könnte es sein, dass es sich bereits um Geburtswehen handelt. Wichtig: Leg dich nur in die Wanne, wenn du nicht allein bist. Das warme Wasser kann zu Kreislaufproblemen führen.
Eigenschaften von Vorwehen
- Zeitpunkt: ab der 36. SSW
- Gefühl: Ziehen (beidseitig), Druck nach unten
- Dauer: 30 bis 60 Sekunden
- Intensität: nicht bis wenig schmerzhaft
- Häufigkeit: unregelmäßig
- Wann zum Arzt: Wenn die Wehen regelmäßiger und schmerzhafter werden
4. Senkwehen – es geht eine Etage tiefer
Damit dein Baby die optimale Startposition bekommt, benötigt es die Senkwehen. Sie unterstützen dein Baby dabei, mit dem Kopf tiefer ins Becken zu rutschen. Senkwehen können – anders als “normale” Vorwehen – teilweise sehr schmerzhaft sein, weswegen sie nicht selten mit den Geburtswehen verwechselt werden. Auch hier kann es helfen, wenn du ein warmes Bad zur Entspannung nimmst.
Es kann gut sein, dass die Senkwehen den Schleimpfropf lösen und du einen starken Ausfluss bemerkst. Kleine Blutspuren im Ausfluss sind unbedenklich. Halten die Blutungen jedoch an, solltest du direkt ins Krankenhaus gehen.
Die Ergebnisse der Senkwehen wirst du recht schnell spüren. Da dein Baby im Bauch weiter nach unten rutscht, senkt sich auch der Bauch mit und du kannst wieder besser atmen. Dafür verspürst du nun einen stärkeren Druck auf den Beckenboden und musst vermutlich besonders häufig auf die Toilette.
Eigenschaften von Senkwehen
- Zeitpunkt: ab der 36. SSW
- Gefühl: Ziehen (beidseitig), Druck nach unten
- Dauer: 30 bis 60 Sekunden
- Intensität: mäßig schmerzhaft
- Häufigkeit: unregelmäßig
- Wann zum Arzt: bei anhaltenden Blutungen
5. Eröffnungswehen – nun geht es los
Die Geburt deines Babys beginnt mit den Eröffnungswehen. Deine Gebärmutter arbeitet hier besonders kräftig: sie zieht sich stark zusammen und löst sich wieder. Die Abstände zwischen den ersten Geburtswehen werden regelmäßig und zunehmend kürzer.
Bei jeder Frau äußern sich die Eröffnungswehen anders. Möglicherweise spürst du nur ein Ziehen im Rücken. Es ist ebenfalls möglich, dass du Schmerzen oder ein starkes Ziehen im Unterleib spürst. Du erkennst die Eröffnungswehen daran, dass sie recht lange dauern. Bis zu 90 Sekunden sind normal. Die Intervalle werden kürzer, sie fangen langsam an und werden dann immer stärker. Der Ablauf der Wehen wird oft mit einer Welle verglichen.
Merke: Eröffnungswehen dauern in der Regel zwischen 30 und 90 Sekunden. Ihre Frequenz ist in den ersten 10 bis 15 Minuten noch unregelmäßig. Danach kommen sie rhythmischer und regelmäßiger aller 3 bis 5 Minuten. Zwischendurch kann es zu physiologischen Pausen, der sogenannten Latenzphase kommen.
Als Orientierung für den Geburtsbeginn dient die 3-1-1 oder die 5-1-1 Regel:
Wenn deine Wehen alle 3 bis 5 Minuten auftreten, mindestens 1 Minute dauern und diese Regelmäßigkeit über 1 Stunde anhält, sind die Eröffnungswehen bei dir in vollem Gange.
Fühlst du dich wohl und hast keine Blutungen, kannst du dich mit Beginn der Eröffnungswehen ganz entspannt fertig machen. Dauern die Wehen länger an und nimmt eine Wehe mehr als eine Minute Zeit in Anspruch, dann wird es Zeit, sich auf den Weg zu machen oder die Hebamme zu informieren. Gleiches gilt, wenn du Fruchtwasser verlierst (vorzeitiger Blasensprung oder Blasenriss).
Eigenschaften von Eröffnungswehen
- Zeitpunkt: in der Regel zwischen der 38. und 42. SSW
- Gefühl: Ziehen (beidseitig), starker Druck nach unten, wellenartig mit Höhepunkt
- Dauer: 60 bis 90 Sekunden
- Intensität: wenig bis stark schmerzhaft
- Häufigkeit: regelmäßig werdend, dann alle 3 bis 5 Minuten pro Stunde, Pausen möglich
- Wann zum Arzt: Wenn die Wehen regelmäßig nach der 5-1-1 Regel (s.o.) kommen oder bei einem gleichzeitigen Blasensprung/Blasenriss
6. Presswehen – der letzte Abschnitt ist erreicht
Auch die Presswehen gehören zu den Geburtswehen. Denn nach der Eröffnungsphase kommt die Austrittsphase. Dein Baby möchte nun auf die Welt kommen und du verspürst den Drang, es nach unten zu schieben.
Die Presswehen werden oft als sehr schmerzhaft empfunden und dauern recht lange an. Atme ruhig und arbeite mit der Hebamme zusammen. So kannst du deinem Baby am besten helfen, auf die Welt zu kommen. Nun dauert es nicht mehr lange. Meist ist das Baby nach wenigen Presswehen da.
Eigenschaften von Presswehen in Kürze:
- Zeitpunkt: nach den Eröffnungswehen
- Gefühl: Pressdrang
- Dauer: 40 bis 80 Sekunden
- Intensität: meist sehr schmerzhaft
- Wann zum Arzt: Notarzt rufen, gleich ist das Baby da!
- Häufigkeit: 3 bis 5 Wehen pro 10 Minuten
7. Nachgeburtswehen und Nachwehen – mehrere Tage spürbar
Mit den Nachgeburtswehen wird die Plazenta aus deinem Körper transportiert. Aber auch, wenn die Geburt abgeschlossen ist, wirst du möglicherweise noch ein paar Tage mit den Nachwehen zu kämpfen haben. Diese werden oft mit dem Gefühl der ersten Eröffnungswehen verglichen. Sie dienen dazu, dass sich die Gebärmutter schneller zurückbildet und der Wochenfluss abgestoßen wird. Wenn du sie spürst, ist das also ein gutes Zeichen!
Stillst du dein Baby, wirst du beim Stillen deutlich die Nachwehen spüren. Und: Je mehr Geburten du schon hattest, desto mehr muss dein Körper arbeiten, um die Gebärmutter wieder zu verkleinern – desto intensiver sind die Nachwehen also normalerweise.
Eigenschaften von Nachgeburtswehen
- Zeitpunkt: direkt nach der Geburt
- Häufigkeit: 2 bis 4 Wehen pro 10 Minuten
- Dauer: 40 Sekunden
- Intensität: teils noch schmerzhaft
Eigenschaften von Nachwehen
- Zeitpunkt: 2 bis 3 Stunden nach der Geburt bis 3 Tage danach
- Häufigkeit: unregelmäßig
- Dauer: 30 bis 40 Sekunden
- Intensität: wie leichte Eröffnungswehen
- Wann zum Arzt: bei sehr starken Nachblutungen, übel riechendem Ausfluss oder fehlendem Wochenfluss
Quellen
- Berufsverband der Frauenärzte: Geburtsphasen:
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/geburt/geburtsphasen/#c681 (abgerufen am 06.07.2022) - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Geburtsbeginn: Der ersehnte Moment:
https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/geburt/geburtsverlauf/geburtsbeginn/#c2938 (abgerufen am 06.07.2022) - Birgit Gebauer-Sesterhenn & Dr. Med. Thomas Villinger:
Schwangerschaft und Geburt (GU Große Ratgeber Kinder)
GU Verlag, Auflage: 6 (8. September 2012) - Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-083l_S3_Vaginale-Geburt-am-Termin_2021-03.pdf (abgerufen am 06.07.2022) - Ina May Gaskin: Die selbstbestimmte Geburt:
Handbuch für werdende Eltern. Mit Erfahrungsberichten
Kösel-Verlag, Auflage 12 (9. September 2004) - Bild: Schwangere, die an Schmerzen im unteren Rücken leiden. Frauen bekommen im Wohnzimmer eine Kontraktion und Rückenschmerzen zu Hause. Natalia Deriabina / Shutterstock.com













