Geburtskarten aussuchen, Babyeinkäufe planen, Bücher lesen… Wie teilt ihr als Paar diese Aufgaben untereinander auf? Häufig sind es die Mütter, die einen Großteil der Gedankenarbeit rund um das Baby und den Haushalt übernehmen. Warum das auf Dauer zu Überlastung führen kann und was du jetzt schon über Mental Load wissen solltest, erfährst du hier.
Was ist Mental Load?
Neben den alltäglichen Aufgaben im Familienalltag (Wäsche waschen, Einkaufen, Aufräumen) gibt es eine Vielzahl an planerischen Tätigkeiten. Die sind oft nicht sichtbar und werden oft nebenher mit erledigt. Sie sind ein konstanter Begleiter, auch bei der Arbeit, in der Freizeit oder abends im Bett. Das kann durchaus zum Problem werden. Denn all diese Aufgaben in Summe bringen eine erhebliche Belastung mit sich, werden aber kaum bemerkt. Wenn diese Belastung ungleichmäßig verteilt ist, hat einer der Partner immer alles im Kopf. Auf ihm lastet viel mehr Verantwortung für die Familien-, Paar- und Erziehungsangelegenheiten und das führt nicht selten zu Burnout-ähnlichen Symptomen.
Oft tragen Mütter den Großteil der Gedankenarbeit
Auch heute, wo Väter sich deutlich mehr in die Familien einbringen, sind es in der Regel die Mütter, die den größten Teil der Sorgearbeit und der mentalen Verantwortung übernehmen. Dadurch liegt eine ungleich hohe Last auf ihren Schultern. Rund 4 Stunden und 13 Minuten täglich verbringen Frauen schließlich mit unbezahlter Sorgearbeit.
Warum das so ist, hat verschiedene Gründe und es liegt definitiv nicht daran, dass Männer faul sind. Vieles ist eine Frage der Sozialisation und der Erziehung. Wenn wir als Kinder immer gesehen haben, dass unsere Väter gearbeitet und die Mütter diese Aufgaben übernommen haben, dann übernehmen wir das so. Wir adaptieren dann vielleicht den Glaubenssatz „Die Mutter muss sich um alles kümmern.“ Das ist aber nicht mehr zeitgemäß, weil heute einfach ganz andere Bedingungen herrschen und Frauen viel häufiger – ganz nebenbei noch – berufstätig sind.
Warum du dich schon in der Schwangerschaft mit Mental Load beschäftigen solltest
Ein Burnout passiert nicht einfach so. Die Belastung steigt so lange an, bis irgendwann der sprichwörtliche Faden reißt. Viele Mütter merken irgendwann, dass sie ausgelaugt oder gestresst sind und vielleicht nicht mehr so viel Spaß an ihrer Familie haben, wie sie es sich eigentlich vorgestellt haben. Nicht selten werden die Weichen dafür schon in der Schwangerschaft (oder deutlich früher) gestellt.
Viele Schwangere, die in den Mutterschutz gehen, nutzen die Zeit intensiv, um sich eben „um alles zu kümmern“. Dann kommt die Elternzeit, von der sie einen Großteil erledigen und für sie ist selbstverständlich, dass sie neben dem Aufräumen, Waschen und der Kinderarbeit eben auch die meisten mentalen Aufgaben übernehmen. Wie geht das mit der Beikost-Einführung, welche Größe hat unser Kind als Nächstes, was könnten die Großeltern zum Geburtstag schenken, etc. …
Irgendwann geht dann Mama wieder arbeiten und behält all diese Dinge im Kopf. Oder sie bekommt ein zweites Kind, was auch nicht gerade zu ihrer Entlastung beiträgt. Und Papa fragt dann eben immer nach, wenn er mal ein paar neue Schlüppis kauft, welche Größe denn das Kind gerade hat. Es hat sich eben so eingespielt, dass Mama die Verantwortliche für alles ist.
Immer an alles denken müssen: Das schlaucht!
Im Grunde ist das sehr praktisch. Es ist schon sinnvoll, dass sich eine Person mit den Kleidergrößen beschäftigt. Und die kann dann schnell auch mal an den anderen Partner delegieren und ihm alle wichtigen Informationen geben. Zum Problem wird es aber, wenn eine Person eben die allermeisten Dinge im Kopf hat. Denn genauso entstehen Überlastung, Unzufriedenheit in der Paarbeziehung und Burnout.
Damit Paare die Mental Load gerechter aufteilen können, muss sie erstmal sichtbar gemacht werden. Was sind das für Aufgaben, die einer immer nebenher erledigt?
Ein Beispiel zur bevorstehenden Geburt:
- Krankenhaus recherchieren, Termine ausmachen
- Geburtskarten aussuchen, drucken lassen, etc.
- Geburtsfotografen finden
- Babyprodukte & Kleidergrößen recherchieren
- Baby Erstausstattung kaufen
- Erziehungsratgeber lesen
- Planung der babysicheren Wohnung
- Notfalllisten schreiben
- Planung für das Wochenbett
- Besuchsplanung
- …
Mental Load ist ein Thema, mit dem sich Paare meist viel zu spät auseinandersetzen, nämlich dann, wenn einer (meist die Mutter) schon ziemlich auf dem Zahnfleisch geht.
Was Paare tun können, um Überlastung zu vermeiden
Der erste Schritt zur mentalen Entlastung ist, sich bewusst zu machen, dass Familienarbeit vielfältig ist und viele unsichtbare Verantwortlichkeiten beinhaltet. Dann könnt ihr identifizieren, welche das sind.
Es gibt Dinge, die täglich erledigt werden, wie zum Beispiel kochen. Das nimmt natürlich mehr Gedankenarbeit ein, als die Steuererklärung, die nur einmal jährlich fällig ist. Dann gibt es wöchentliche und monatliche To-dos. Und es geht eben nicht nur darum, wer diese Dinge erledigt, sondern auch wer dafür verantwortlich ist (also daran denkt, dass es gemacht werden muss und wann).
Verantwortlichkeiten aufteilen
Wenn ihr wisst, welche großen Themen bei euch gerade anstehen, könnt ihr aufteilen, wer wofür zuständig ist. Das muss nicht immer 50:50 gleich verteilt sein. Natürlich hängt es auch davon ab, wer wie stark noch außerhalb der Familie eingebunden ist.
Derjenige, der zuständig ist, muss auch nicht zwangsläufig alle Aufgaben erledigen. Es geht einfach darum, wer in dem Bereich den Hut aufhat, sodass der andere diesen Task aus seinem Kopf streichen kann. Um die Aufgabe wirklich final loszulassen, ist es außerdem hilfreich für die Lösungswege des anderen offen zu sein.
Der Selbsttest zum Thema Mental Load kann euch dabei helfen, Aufgaben zu identifizieren und zu verteilen.
Regelmäßig neu verhandeln
Gerade wenn ein Baby in die Familie kommt, werden auf euch als Paar viele neue Aufgaben hinzukommen. Einige von denen sind euch noch gar nicht bewusst, andere nehmen vielleicht mehr oder weniger Raum ein, als ihr das momentan abschätzen könnt.
Wenn ihr euch regelmäßig darüber austauscht, könnt ihr als Team zusammenarbeiten und überlegen, wie ihr diese Dinge gerecht verteilt. Das klingt jetzt nach anstrengenden Diskussionen. Muss es gar nicht sein. Ein „Hey wie geht es dir eigentlich gerade? Hast du noch Zeit für dich oder ist dir gerade irgendwas zu viel? Was sind gerade deine Herausforderungen im Alltag?“ ist völlig in Ordnung als Gesprächsgrundlage.
Oft ist es ja auch so, dass uns Aufgaben viel schwerer fallen, die wir nicht so gerne machen. Und dann stellt sich vielleicht im Gespräch heraus, dass der andere die ungeliebte Aufgabe vielleicht ganz gerne erledigt.
Zusammenfassung
Über Mental Load zu sprechen ist deutlich weniger romantisch, als sich auszumalen, wie euer süßes Baby in seinem neuen Wollstrampler aussehen wird. Aber es lohnt sich!
Wenn ihr euch jetzt schon an das Thema herantastet, schult ihr euren Blick auf all die unsichtbaren Aufgaben, die im Familienleben anfallen. Damit lernt ihr auch, die Arbeit eures Partners oder der Partnerin wertzuschätzen. Ihr lernt, als Elternteam zusammenzuarbeiten und konstruktiv zu diskutieren. Und ihr arbeitet präventiv gegen Überlastung und Unzufriedenheit in eurer Beziehung. Und das ist eine gute Voraussetzung, um die Herausforderungen, die auf euch als Eltern zukommen zu meistern und an ihnen zu wachsen.
🎧 Podcast: Was wirklich hinter Mamas Erschöpfung steckt
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Quellen
- Abc.net, Understanding the mental load, what it is and how to get it under control:
https://www.abc.net.au/news/health/2017-09-14/the-mental-load-and-what-to-do-about-it/8942032 (abgerufen am 21.1.2022) - equalcareday.de, Was ist Mental Load?:
https://equalcareday.de/was-ist-mental-load/ (abgerufen am 21.1.2022)
- deutschlandfunkkultur.de, Mental Load: Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingen kann:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/mental-load-wie-gerechte-arbeitsteilung-in-der-familie.976.de.html?dram:article_id=471456 (abgerufen am 21.1.2022) - Bild: Set-Set für die Batterieaufladelungsanzeige in Prozent – VektorVektorgrafik by Pavlo S / shutterstock.com
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Vielen Dank.
Das ist ein ganz wichtiger Artikel – auch für Beziehungen ohne Kind. Danke!