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Muttermilch kaufen oder verkaufen: Geht das?

Muttermilch kaufen - Muttermilch verkaufen: Ein riskantes Geschäft?
Muttermilch kaufen ist risikoreich! / Bild © NorGal, Adobe Stock

Riskantes Geschäft: Warum Muttermilch kaufen und verkaufen schwierig ist, obwohl der Bedarf da wäre, erklären wir in diesem Artikel. Und wir haben einen Tipp, wie es trotzdem klappen kann.

Muttermilch kaufen? Nicht einfach und selten sicher!

Wenn das eigene Baby nicht gestillt werden kann, denken manche Eltern darüber nach, Muttermilch zu kaufen. Der Wunsch ist verständlich und gar nicht so abwegig. Schließlich ist die menschliche Milch jeglicher Fertignahrung überlegen und früher zogen Ammen mit ihrer Milch die Babys wohlhabender Frauen groß.

Gerade Frühgeborene profitieren von den wunderbaren Eigenschaften der Frauenmilch. Deshalb gibt es in einigen großen deutschen Städten Frauenmilchbanken, die an Kinderkliniken angeschlossen sind und über das Krankenhaus finanziert werden.  

Außerhalb des Klinikbetriebs können Eltern jedoch eher selten auf Spendermilch zugreifen. Das ist schade, denn der Bedarf wäre da. Kein Wunder, dass sich der Handel mit Muttermilch ins Internet verlagert. Offizielle Seiten gibt es jedoch nicht (dazu weiter unten mehr). Nur vereinzelt finden sich bei Ebay Kleinanzeigen, in Foren und Elterngruppen Angebote von Frauen, die überschüssige Muttermilch verkaufen möchten.

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Preis für gekaufte Muttermilch

Wenn du Muttermilch von einer offiziellen Frauenmilchbank kaufen möchtest, kann der Liter bis zu 50 Euro kosten. Das klingt teuer. Dafür ist die Milch aber eingehend geprüft, aufbereitet und sicher gelagert. Das Problem: Nur wenige Frauenmilchbanken haben die Möglichkeit, überschüssige Muttermilch an externe Interessenten abzugeben. Frühchen auf angeschlossenen Stationen bekommen die Spendermilch selbstverständlich gratis.

Möchtest du Muttermilch im Internet kaufen, pendelt der Preis für 100 Milliliter ebenfalls um 5 Euro plus Versandkosten. Manche Mütter stellen ihre abgepumpte Milch kostenlos zur Verfügung. Das ist jedoch die Ausnahme.

Ob du auf diesen riskanten und noch dazu anonymen Deal eingehen solltest, steht auf einem anderen Blatt, denn:

Muttermilch verkaufen ist legal, aber …

… der Handel mit Muttermilch ist medizinisch und ethisch gesehen fragwürdig. Die eigene Muttermilch als zusätzliche Einnahmequelle? In finanziell schwierigen Zeiten kann das verlockend sein und es ist nicht verboten, überschüssige Muttermilch zu verkaufen. Bis zu 10 Euro zahlen private Käufer und Käuferinnen für 100 Milliliter.

Das Problem ist die fehlende Haftbarkeit bei Privatkäufen. Denn was, wenn die Milch dem empfangenden Baby schadet? Wie jedes Online Geschäft verleitet auch der Handel mit Muttermilch Kriminelle dazu, richtig Geld zu machen. So wird sie mit Wasser gestreckt (für kleine Babys gefährlich) oder andere Milch als solche verkauft. Wer weiß schon, wer sich wirklich hinter den Anzeigen verbirgt?

Und selbst wohlmeinende Verkäuferinnen können mit unerkannten ansteckenden Krankheiten, Genussmittel-Konsum, unhygienischem Abpumpen oder falscher Lagerung mehr Unheil anrichten, als ihnen bewusst ist. Hinzu kommt der Transport – ein unkalkulierbares Risiko. Muttermilch ist nach dem Abpumpen nicht keimfrei, die Keimbelastung kann schon nach wenigen Stunden ohne ausreichende Kühlung hoch sein! 

Online Muttermilch kaufen: Ärzte raten dringend davon ab

Weil Eltern nicht wissen können, in welcher Qualität die gekaufte Muttermilch ihr Baby erreicht, raten Ärztinnen und Ärzte vom Online-Verkauf (und Kauf) dringend ab. 

„Ich halte das für grob fahrlässig, Muttermilch im Internet zu verkaufen.“

Dr. med. Andrea Näke, Oberärztin in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Dresden

Der Münchener Kinderarzt Professor Bernd Koletzko bezeichnete den Online-Handel mit Frauenmilch gegenüber der Süddeutschen sogar als  „gemeingefährlich“ und „absolut unverantwortlich“. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) warnt in einer Pressemitteilung vor den Risiken.

Hinzu kommt: Muttermilch passt sich den Bedürfnissen des eigenen Babys an. Für ein nicht selbst gestilltes Baby funktioniert das jedoch nicht. So sollte ein Neugeborenes oder gar Frühchen nicht mit Milch gefüttert werden, die eigentlich für ein älteres Kind gebildet wurde, da sie ganz andere Nährstoffe enthält. 

Die einzige Muttermilchbörse gibt es nicht mehr

Wegen all der kritischen Stimmen aus der Wissenschaft gab die 2014 von der Mutter Tanja Müller gegründete einzige private Muttermilchbörse schon nach zwei Jahren wieder auf. Das Konzept bekam einfach zu viel Gegenwind. Zu sehr verleitete es dazu, die Muttermilch wie Luxusware anzupreisen, ohne dass eine Überprüfung von blumigen Aussagen im Stil von „cremig süße Köstlichkeit, steril abgepumpt“ möglich war. 

In Ländern wie den USA floriert der private Kauf und Verkauf von Muttermilch dagegen. Auch manche europäische Nachbarländer haben eine lockerere Einstellung zum Thema. Oder sie haben ein System geschaffen, in dem spendenwillige Frauen und solche, die nicht stillen können, zuverlässiger zusammenkommen.

Unser Tipp: Findet euch oder lasst es bleiben!

Ob du nach der Lektüre immer noch Muttermilch kaufen oder verkaufen willst, ist natürlich – wie so vieles – deine Entscheidung. Uns war es wichtig, dass du die Risiken und medizinischen Bedenken kennst. Ich als Autorin dieses Textes würde meinem Baby keine Muttermilch aus dem Internet geben, egal wie verlässlich sich die Verkäuferinnen präsentieren.

Aus Sicht einer Mutter spricht jedoch nichts dagegen, sich im Freundes und Bekanntenkreis umzuhören. Denn möglicherweise gibt es dort eine Mama, die ein Baby in ähnlichem Alter hat und zu viel Milch produziert. Dies käme dann einer klassischen „Amme“ sehr nahe. Wenn ihr euch privat kennt, kannst du besser abschätzen, wie die kostbare Flüssigkeit gewonnen und gelagert wurde, ob die Spenderin gesund und gut ernährt wirkt, und der Haushalt wirklich drogen- und rauchfrei ist. Sicher wissen kannst du leider nichts davon, weswegen auch hier Bedenken bleiben. Zumindest ließe sich der Transport sicherer gestalten und du könntest ausschließen, dass es sich um reine Geschäftemacherei handelt.

Ist all das zu unsicher, bleibt streng kontrollierte Milchnahrung wie Pre-Milch oder HA-Milch die beste Wahl, wenn Stillen nicht funktioniert. Lass dich am besten von deiner Hebamme oder Kinderärztin beraten, wie du die Gesundheit deines Babys zusätzlich fördern kannst.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 07.04.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

2 Kommentare anderer Nutzer

  1. egal was jemand tut, es kommen immer welche daher, die dagegen sind oder „Bedenken“ haben. Gefährlich, unmoralisch, nicht gesetzlich geregelt,. wir sollten das Leben wagen. wenn ein Baby gegen alles allergisch ist, dann lieber mit Risiko füttern ,als zugrunde gehen lassen

  2. Ich halte den Artikel für ausgewogen. Nämlich entsprechen sowohl die Kritik an einem Handel, wie auch die erwähnten Risiken, die über die Thematik von Allergien hinausgehen, einem sogenannten Menschenverstand oder sollten, zumindest ansatzweise, nachvollziehbar sein. Aber was sich ohne eine Aufregung noch überlegt werden könnte, so wäre es eine bescheidene Erwähnung, dass diese Thematik auch zwischen Erwachsenen, was aber ohne einen Medikamentenmissbrauch gemeint ist, eine Bedeutung aufweisen könnte.

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