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Gewaltspirale stoppen: Jedes dritte Kind ist Opfer von Misshandlung oder Vernachlässigung

Gewaltspirale stoppen Jedes dritte Kind ist Opfer von Misshandlung oder Vernachlaessigung - Gewaltspirale stoppen: Jedes dritte Kind ist Opfer von Misshandlung oder Vernachlässigung
Längeres Anschweigen, das Ignorieren des Kindes sowie Hausarrest und extremer Leistungsdruck sind auch psychische Gewalt. / Bild © anaumenko, Adobe Stock

Emotionale und körperliche Gewalt wirkt sich nicht nur gesundheitlich auf betroffene Kinder aus – diese geben sie auch weiter. Doch das kann geändert werden.

Tägliche Demütigungen, Drohungen und Vernachlässigung: Für nahezu jedes dritte Kind in Deutschland gehört das zum traurigen Alltag. Die Folgen werden vom Kinderschutzbund ganz genau benannt: „Kinder, die psychische Gewalt erlebt haben, fühlen sich häufig wert- und hilflos, sie trauen sich selbst weniger zu und erlangen dadurch ein geringes Selbstwertgefühl. Manche Kinder übernehmen das Verhalten der gewaltausübenden Elternteile. Sie beleidigen und bedrohen dann andere Kinder. Schulkinder fühlen sich gestresst, sie können kaum konzentriert lernen, was sich oft in schlechten Leistungen niederschlägt. Jugendliche scheitern in vielen Fällen beim Erwachsen werden. Es fällt ihren sehr schwer, stabile Bindungen und Beziehungen aufzubauen.“

Krankheiten vorprogrammiert

Diese Erfahrungen, die zu viele Kinder von Geburt an machen, wirken sich auf den Rest ihres Lebens aus. Und sie werden auch weitergegeben. So haben Kinder misshandelter Mütter ein höheres Erkrankungsrisiko für unter anderem Depressionen, Angststörungen, das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ADHS, Autismus und Asthma. Töchter dieser Mütter sind außerdem häufiger übergewichtig als deren Söhne.

Claudia Buß, Professorin am Institut für Medizinische Psychologie der Charité in Berlin sagt dem Portal NEWS4TEACHERS: „Kinder nehmen nicht nur Schaden, wenn sie geschlagen werden. Vernachlässigung und emotionaler Missbrauch können sich ebenfalls negativ auswirken.“ Sie fordert ein besseres Unterstützungssystem, um Überforderung bei Eltern zu erkennen und im Idealfall gleich mehreren Generationen zu helfen. „Man weiß leider, dass Eltern, die ihre Kinder misshandeln oder vernachlässigen, das häufig selbst erlebt haben und damit überfordert sind. Statt ihnen die Schuld zuzuweisen, muss man schauen, wie man diese Menschen maximal unterstützen kann.“

Hilfen möglichst schon vor der Schwangerschaft

„Die Frage psychischer Belastungen müsste stärker in die generelle medizinische Versorgung einbezogen werden, etwa in der Gynäkologie und Kindermedizin“, meint Claudia Buß. Es muss im Idealfall also nicht nur Aufklärung über Schwangerschaft, Geburt und Stillen geben, sondern auch darüber, wie wichtig die eigene psychische Gesundheit für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist. Das eigene Kindheitstrauma könne bei Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, wieder hochkommen. Grundsätzlich gilt: Wer bei sich selbst eine dauerhafte Belastung bemerke, solle sich Hilfe holen.

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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