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Organscreening im 2. Trimester: Was bringt die Feindiagnostik?

Organscreening in der Schwangerschaft

Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sind die Organe deines Babys so weit ausgebildet, dass sie per Ultraschall genau untersucht werden können. Das geschieht einerseits im Rahmen der erweiterten Basis-Ultraschalluntersuchung (2b). Noch genauer ist das Organscreening. Für wen es in Frage kommt, was genau kontrolliert wird und wer die Kosten trägt, erfährst du hier.

Was ist das Organscreening?

Das Organscreening hat viele Bezeichnungen. Oft wird es auch als Feindiagnostik, Organdiagnostik, Feinultraschall oder Fehlbildungsultraschall bezeichnet. Manchmal läuft es auch unter dem Begriff erweiterter Ultraschall. 

Achtung, hier besteht Verwechslungsgefahr! Es handelt sich beim Organscreening NICHT um den erweiterten Basis-Ultraschall 2b, sondern um eine zusätzliche, wesentlich genauere Ultraschalluntersuchung. 

Ziel der Feindiagnostik ist der Ausschluss oder der Nachweis von Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen. Der beste Zeitpunkt dafür liegt zwischen SSW 20+0 und 21+6.

Das Screening darf nur von speziell qualifizierten Untersuchern und Untersucherinnen durchgeführt werden, die mindestens die Qualifikationsstufe DEGUM II und ein entsprechend hochauflösendes Ultraschallgerät haben. Meist wirst du dafür an ein spezialisiertes Zentrum für pränatale Diagnostik überwiesen.

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Der richtige Zeitpunkt für das Organscreening

Insgesamt sind während deiner Schwangerschaft drei reguläre Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Sie dienen dazu, den Entwicklungsstand deines Babys so genau wie möglich mitzuverfolgen. 

Dein Ungeborenes hat jedoch erst im 2. Trimester einen Entwicklungsstand erreicht, bei dem sich per Ultraschall der Körper und die Organe genau untersuchen lassen. Für dich bedeutet das: Du kannst beim zweiten Ultraschalltermin anstelle des Basis-Ultraschalls einen erweiterten Ultraschall machen lassen, welcher dann das Organscreening beinhaltet.

Dir sollte jedoch bewusst sein: Werden im Rahmen des Organscreening Auffälligkeiten entdeckt, wird dir wahrscheinlich zu Folgeuntersuchungen wie beispielsweise einer Fruchtwasseruntersuchung oder einer Chorionzottenbiopsie geraten.

Unser Tipp: Lass dich von deiner Frauenärztin ausführlich zum Organscreening beraten, denn nicht jede entdeckte Auffälligkeit erweist sich am Ende als Fehlbildung mit den dazugehörigen Konsequenzen.

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Wann macht man ein Organscreening?

Im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien gibt es verschiedene Indikationen, die ein Organscreening rechtfertigen, unter anderem:

  • auffällige Befunde bei den regulären Basis-Ultraschalluntersuchungen 1 und 2a/2b
  • Risikofaktoren, die Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen begünstigen (dazu zählen zum Beispiel genetische Vorbelastungen der Eltern, eine chronische Erkrankung der Mutter, das Alter der Mutter >35 Jahre, eine Infektion oder die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft)
  • Feststellen von Fehlbildungen und deren Ausmaß für die Planung weiterer pränataler Untersuchungen oder Eingriffe
  • wenn die Schwangerschaft künstlich erzeugt wurde (IVF und ICSI)
  • bei psychischer Belastung der Schwangeren (Fehlbildungsangst)

Wenn einer oder mehrere dieser Punkte vorliegen, bietet dir dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin in der Regel eine Überweisung zur Feindiagnostik an. In dem Fall würde deine Krankenkasse die Kosten für das Screening vollständig übernehmen. Die Untersuchung ist jedoch kein Muss. Du kannst auch auf sie verzichten.

Andererseits kannst du den Organultraschall auch ohne Überweisungsschein von deiner Frauenarztpraxis als Selbstzahlerleistung (IGeL) in Anspruch nehmen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 150 bis 200 Euro. Tipp: Manche Krankenkassen beteiligen sich auch ohne Überweisung anteilig an den Kosten für die Feindiagnostik. 

Was wird bei dem Feinultraschall gemacht?

Wie bei den Basis-Ultraschalluntersuchungen wird dein Baby auch bei der Feindiagnostik von Kopf bis Fuß ausgemessen, jedoch weitaus umfangreicher. Es wird kontrolliert, ob es beim Knochengerüst oder den Organen Hinweise auf eine Fehlbildung oder Entwicklungsstörung gibt. 

Die hochauflösende Ultraschalltechnik ermöglicht es dabei, feinste Strukturen der Organe sichtbar zu machen. So können beispielsweise der Aufbau und die Funktion des Herzens, des Gehirns, der Lunge und der Organe im Bauchraum ganz genau untersucht werden. Auch die Plazenta und die Nabelschnur werden geschallt und kontrolliert, ob sie dein Baby ausreichend versorgen können. 

Die Untersuchung dauert etwa 15 bis 45 Minuten.

Was passiert bei einem auffälligen Befund?

Sollte der oder die Untersuchende beim Feinultraschall Auffälligkeiten entdecken, wirst du im Anschluss konkret über die Prognosen, Behandlungsmöglichkeiten und mögliche weitere Untersuchungen aufgeklärt. Du und dein Partner werdet nach der Diagnose nicht allein gelassen. Allerdings kann euch im Zweifel niemand die schwierige Entscheidung für oder gegen weitere Untersuchungen oder bestimmte Konsequenzen abnehmen. 

An dieser Stelle möchten wir nochmal betonen, dass nicht jeder auffällige Ultraschallbefund automatisch schlimmste Folgen für dein Baby hat. Durch eine frühzeitige Entdeckung können viele Erkrankungen des Ungeborenen noch im Bauch therapiert werden. Oder die gewonnenen Erkenntnisse helfen bei der bestmöglichen Planung der Geburt und der anschließenden Behandlung des Kindes.

Wie sicher sind die Ergebnisse des Screenings?

Mit dem Organultraschall von zertifizierten Experten und Expertinnen können 95 Prozent aller organischen Anomalien ausgeschlossen werden. Das ist eine sehr hohe Quote, dennoch sollte dir bewusst sein, dass der Befund eben nicht zu 100 Prozent sicher ist. Es kann in seltenen Fällen sein, dass Fehlentwicklungen im Organultraschall nicht entdeckt werden.

Ebenso kann es vorkommen, dass ein Befund falsch positiv ist. Dass also ein Marker festgestellt wird, der jedoch keine Bedeutung für die gesunde Entwicklung deines Babys hat. Das kann unnötige Unsicherheiten und Ängste schüren.

In jedem Fall ist dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin der richtige Ansprechpartner, wenn du Fragen und Zweifel hast. 

Organscreening: machen oder lassen?

Diese Frage muss jede Frau oder jedes Paar für sich selbst beantworten. Manche wollen so umfangreich wie möglich über die Entwicklung und Gesundheit ihres Babys informiert sein. Bei anderen steigt mit jeder weiteren Untersuchung die Sorge vor möglichen Auffälligkeiten. Wieder andere wollen bewusst keine Details zu möglichen Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen erfahren. 

Fakt ist: Das frühzeitige Entdecken möglicher Erkrankungen des ungeborenen Kindes verbessert seine Prognose. So gewinnt man wertvolle Zeit für seine Behandlung und kann die Geburt so planen, dass sie für Mutter und Kind möglichst sicher ist. 

Und was sagen die Experten?

Professor Dr. med. Renaldo Faber, Leiter der DEGUM-Sektion Gynäkologie und Geburtshilfe, spricht sich auf jeden Fall für die Feindiagnostik aus: „Eine qualitativ hochwertige Schwangerschaftsvorsorge wie die Feindiagnostik, sollte für Versicherte in Deutschland keine kostenpflichtige Wahlleistung, sondern die Regel sein. Aus unserer Sicht ist diese Untersuchung ein unverzichtbarer Bestandteil einer umfassenden Vorsorge“, heißt es in einer Pressemitteilung der DEGUM

Hast du noch Fragen zum Organultraschall? Dann stelle sie uns gern in den Kommentaren.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 14.08.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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