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Ist Ultraschall in der Schwangerschaft schädlich?

Ist Ultraschall in der Schwangerschaft schädlich?

Regulär sind in der Schwangerschaft nur noch drei Ultraschalluntersuchungen zu diagnostischen Zwecken vorgesehen. Während das vielen werdenden Mamas und Papas zu wenig ist, fragen sich andere, ob der Ultraschall in der Schwangerschaft schädlich ist. Immerhin ist exzessives „Babyfernsehen“ seit 2021 verboten. Gibt es also doch Risiken? Wir klären auf.

Dazu dient der Ultraschall in der Schwangerschaft (eigentlich)

Beim Ultraschall, auch Sonografie genannt, wird dein Baby sichtbar. Dafür wird ein Schallkopf auf deinen Bauch gesetzt, welcher Schallwellen in deinen Körper sendet. Diese Schallwellen werden von den einzelnen Gewebeschichten zurückgeworfen. Das angeschlossene Ultraschallgerät verwandelt dieses Echo dann in die typischen Schwarz-Weiß-Bilder, die du sicher schon einmal gesehen hast. 

Was du über die drei Untersuchungen per Ultraschall wissen musst, erklären wir dir in unserem Artikel „Die regulären Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft“.

Diese nicht-invasive Untersuchungsmethode hilft deiner Frauenärztin dabei, den Entwicklungsstand deines Babys nachzuverfolgen und gleichzeitig nach Auffälligkeiten Ausschau zu halten. Doch keine Sorge: Laut Statistik sind es gerade einmal 3 Prozent aller Ultraschalluntersuchungen bei Schwangeren, die auf derartiges hinweisen. Es zeigt aber auch, dass es wichtig ist, diese regulären Untersuchungen durchführen zu lassen. Immerhin können so bereits vor der Geburt etwaige Erkrankungen erkannt und gegebenenfalls schon Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise bei manchen Herzfehlern, eingeleitet werden. Ist vor der Geburt keine solche Maßnahme möglich, ist die Früherkennung dennoch sinnvoll, da sich betroffene Eltern frühzeitig darauf einstellen und nötigenfalls entsprechende Beratungsstellen aufsuchen können. Aber ist die beliebte Untersuchungsmethode schädlich?

Wie kam es zum Verbot des Babyfernsehens?

Das Baby bei jedem Arztbesuch sehen, das war vor kurzem noch möglich. Denn erst seit 2021 ist Babyfernsehen verboten. Davor war es eine bei Frauenärzten und Patientinnen gleichermaßen beliebte IGeL-Leistung (Selbstzahler). Warum wurde sie abgeschafft?

Die drei Basis-Ultraschalluntersuchungen gehören zu den gesetzlichen Leistungen der Krankenkassen im Rahmen der Mutterschaftsleistungen, weil sie sich als hilfreich erwiesen haben. Also nur so viel, wie unbedingt nötig und medizinisch begründbar. Das gilt auch für zusätzliche Ultraschalluntersuchungen, die Ärzte aus wichtigen Gründen als notwendig erachten. Nicht aber für solche, die vorgenommen werden, weil die werdenden Eltern das Baby so oft wie möglich sehen möchten.

Reguläre Untersuchungen werden bis auf notwendige Feindiagnostik, für die es eine Zusatzqualifikation braucht, in zweidimensionalen Bildern dargestellt. Der 3D- oder 4D-Ultraschall bietet kaum bessere Untersuchungsergebnisse. Im Grunde ist nur die Auflösung höher, wodurch schönere Ultraschallbilder entstehen, die auch die Gesichtszüge deines Babys sichtbar machen. Medizinisch notwendig ist das aber in der Regel nicht.

Warum aber gleich ein Verbot des Babyfernsehens? Das lässt sich schnell und einfach erklären. Dein ungeborenes Kind soll damit vor einer unsachgemäßen Anwendung von diversen Ultraschallgeräten für den Heimgebrauch sowie vor möglichen schädlichen Einflüssen durch exzessiven Ultraschall geschützt werden. Hier ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit den Empfehlungen der Strahlenschutzkommission gefolgt. Wenngleich Frauenärztinnen und Frauenärzte das etwas anders einschätzen, gibt es diverse Studien zu den Gefahren und Risiken beim Ultraschall, aber keine dieser Studienprojekte ist bisher zu einem abschließenden Ergebnis gekommen.

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Ist Ultraschall nun schädlich oder nicht?

Sicher ist nur, dass nichts sicher ist. Grundsätzlich scheint es weniger der Ultraschall selbst, der schädlich ist. Vielmehr ist es die unsachgemäße Anwendung der dazu benötigten Geräte oder die Dauer des Ultraschalls, die zu Kritik führen. Nicht umsonst werden Ärzte umfassend ausgebildet. 

Es herrscht Uneinigkeit über die Gefahren von Ultraschall

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) widerspricht dieser Annahme. Bislang gäbe es gar keine Studienergebnisse, die eine Belastung für das ungeborene Kind zweifelsfrei nachwiesen.

Der Verein Hebammen für Deutschland kommt zu einem anderen Schluss: „Der Grund für das Verbot sei, dass Ultraschallwellen auf das Ungeborene nicht unerhebliche biophysikalische Auswirkungen haben, deren Folgen insbesondere für die Hirnentwicklung trotz eindrucksvoller Datenlage unterschätzt werden.“

Dem widersprechen allerdings Frauenärzte in einer Stellungnahme zum Thema.

Tja.

Maß halten in der Medizintechnik

Im gleichen Zuge wurde der übermäßige Gebrauch des CTG gesetzlich eingeschränkt. Auch hier ist inzwischen klar geworden: Viel hilft nicht immer viel. „Die Anfertigung des CTG führt im Niedrigrisikokollektiv zu keiner Verbesserung der perinatalen Daten.“ schrieb die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) schon vor Jahren, daher wurde die Richtlinie geändert. Zu oft führten fälschlicherweise als pathologisch eingestufte Ergebnisse zu Interventionen, die nicht notwendig waren.

Ein wenig erinnert das an die Geschichte des Röntgens. Bis bekannt wurde, wie schädlich Röntgenstrahlung sein kann, wurde die Strahlentherapie in der Medizin recht unbedarft angewendet. Und nicht nur dort. Bis in die 70er-Jahre konnten Kunden in Schuhgeschäften mit Röntgenstrahlen ihre Füße durchleuchten. Besonders Kinder waren fasziniert vom sogenannten Pedoskop. Wie viele Krebserkrankungen ursächlich darauf zurückzuführen sind, kann zwar nicht nachvollzogen werden. Jedoch weiß man heute sicher, dass eine hohe Röntgenstrahlenbelastung das Krebsrisiko erhöht, meist erst Jahrzehnte später.

Es ist wie immer: Die Dosis macht das Gift

Nun sind Schallwellen keine Röntgenstrahlen und die Medizinforschung hat sich seitdem rasant weiterentwickelt. Anwendungen wie Ultraschall und CTG retten Leben und können helfen, Schäden zu erkennen und zu behandeln. Doch möglicherweise sollten wir uns auch in der Geburtshilfe häufiger an das Prinzip „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“ erinnern.

Unterschätzte Gefahr: Die Selbstdiagnose durch Ultraschall zuhause

Es gibt sie: Ultraschallgeräte für den Heimgebrauch. Von ihnen geht eine weitaus größere Gefahr aus als von den Ultraschalluntersuchungen in der Frauenarztpraxis. Abgesehen von den noch nicht abschließend untersuchten Auswirkungen der Ultraschallwellen (im Frequenzbereich von 5 bis 10 MHz) auf ein Ungeborenes, birgt der private Ultraschall viele Risiken.

Zum einen wirst du tatsächliche Fehlentwicklungen oder Erkrankungen nicht erkennen können. Andererseits kann dich eine ungewöhnliche Lage deines Babys oder auch eine schlechte Bildqualität schnell in Angst und Panik versetzen. 

Bei allem Verständnis für jene Frauen, die sich um ihr Baby sorgen: Durch eine stetige Kontrolle über ein privates Ultraschallgerät lässt sich nichts verhindern. Hier ist das regelmäßige Gespräch mit der Hebamme, dem Frauenarzt oder auch einer Schwangerschaftsberatungsstelle die bessere Methode, um die eigenen Ängste in der Schwangerschaft abzubauen. Für alles andere sind die Vorsorgeuntersuchungen da, bei denen der Arzt bei tatsächlichen Risikopatientinnen aufgrund der Vorgeschichte ohnehin sehr viel genauer hinschaut, damit die Risiken minimiert werden können. 

Vertrauen ist wichtig! 

Fazit

Ultraschall in der Schwangerschaft ist in der Regel weder für dein Baby noch für dich schädlich. Schäden an Ungeborenen durch Ultraschalluntersuchungen wurden bislang keine nachgewiesen. Dennoch sollte auch bei diesen Untersuchungen die Notwendigkeit immer im Vordergrund stehen. Schließlich gilt wie bei allen medizinischen Maßnahmen die Devise: So viel wie nötig und so wenig wie möglich.

Häufige Fragen

Spürt mein Baby etwas von der Ultraschalluntersuchung?

Ja, aber keineswegs so viel, dass es sich gestört fühlen könnte. Der verwendete Frequenzbereich liegt deutlich außerhalb des menschlichen Gehörs. Vielmehr wird es auf den leichten Druck des Schallkopfes, hin und wieder auch auf das kühle Gel auf deinem Bauch reagieren. Doch die Reaktionen deines kleinen Schatzes ähneln dann eher, wie es bei deinen oder Papas Streicheleinheiten beziehungsweise beim pränatalen Bonding reagiert.

Muss ich bei einer Risikoschwangerschaft häufiger zum Ultraschall?

Oft wird bei Risikoschwangerschaften häufiger eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. In diesem Fall liegt aber eine medizinische Indikation vor und die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür. Der Nutzen übersteigt etwaige Risiken deutlich.

Ist mehr als die drei Basis-Ultraschalluntersuchungen schädlich?

Auch wenn du häufiger zu einer Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft musst, weil es medizinisch notwendig ist, besteht in der Regel weder für dich noch für dein Baby die Gefahr einer Schädigung. Allerdings sollten diese Untersuchungen stets von einem ausgebildeten Arzt durchgeführt werden.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 24.10.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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