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Was, wenn Mama und Papa unterschiedlich erziehen?

Eltern streiten sich wegen unterschiedlicher Erziehung

Unterschiedlich erziehen: Papa erlaubt, was Mama verbietet, oder andersherum. Ein häufiges Problem und der Grund für endlose Streitereien in vielen Partnerschaften. Aber ist das wirklich schlimm für euer Kind? Was ihr tun könnt, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erziehung ist eines der Hauptstreitthemen in Partnerschaften
  • Wie wir erziehen hängt meist von unserer eigenen Prägung ab.
  • Unterschiedlich erziehen ist für Kinder kaum problematisch.
  • Wichtig ist, das Eltern sich dennoch respektieren und die Unterschiede akzeptieren.
  • Dem anderen nicht in den Rücken fallen
  • Viel darüber reden hilft
  • Familienberatung wenn nichts mehr geht!

Unterschiedlich erziehen ist normal

Wenn wir Eltern geworden sind, gibt es so einiges, was wir vorher nicht geahnt hatten. Schlaf- und Trinkgewohnheiten des Babys zum Beispiel. Die Veränderungen im Freundeskreis. Oder eben auch, dass der Partner Seiten hat, von denen wir vorher nichts wussten. (Und er/sie vielleicht auch nicht.) Schließlich war man bisher nur Paar und für sich selbst verantwortlich. Fragt man mal im privaten Kreis, ist Kindererziehung neben dem Haushalt eines der Hauptstreitthemen in Partnerschaften. Du bist also nicht allein!

Das Anstrengende daran: anders als andere Probleme lassen sich Differenzen in der Erziehung nicht aussitzen. Immerhin findet sie jeden Tag statt. Einfach hinnehmen? Schwierig. Schließlich hängt da noch dein Kind mit dran und für dieses willst du nur das Beste. Darüber reden? Unbedingt, aber leicht ist das nicht. Denn bisher ging jeder von euch davon aus, dass seine Vorstellungen richtig und gut sind. Viel Potenzial für tägliche Konflikte also. Was tun?

In diesem Artikel erklären wir, wie unterschiedliche Erziehungsstile entstehen, was Unterschiede in der Erziehung innerhalb der Familie mit unseren Kindern machen und welche Lösungsansätze es gibt.

Warum wir erziehen, wie wir erziehen

Wie wir erziehen, ist eine Mischung verschiedener Faktoren. Der eigene Charakter spielt eine Rolle und der des Kindes. Unser Nervenkostüm und Stresslevel ebenso. Und zum allergrößten Teil auch, wie wir selbst aufgewachsen sind.

Denn welche Päckchen wir mit uns herumtragen, merken wir meist erst dann, wenn wir selber Kinder haben. Vor allem in Stresssituationen zeigt sich, wie sehr uns die Erziehung unserer eigenen Eltern geprägt hat. Wir fallen in die alten Muster zurück. Wir sagen Sätze, die uns selbst eingeimpft wurden. Denn wir haben sie als richtig verinnerlicht, ob sie es nun sind oder nicht. Schon in frühester Kindheit bis in die Pubertät hinein findet diese Prägung statt. Auflösen lässt sie sich nur schwer. Oft ist das auch gar nicht nötig.

Sobald sich beide Eltern an der Erziehung beteiligen, werden sie selten zu einhundert Prozent übereinstimmen. Dramatisch für das Kind ist das meist nicht, im Gegenteil. Zumindest, solange keine psychische oder körperliche Gewalt oder Vernachlässigung mit ins Spiel kommt. Wichtig ist, wie ihr mit euren Unterschieden umgeht.

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Kinder brauchen Verlässlichkeit in der Erziehung

Kinder fühlen sich sicherer, wenn ihre Bezugspersonen in ähnlichen Situationen immer gleich reagieren. So wissen sie, woran sie sind. Solange die grobe Richtung stimmt, müssen sich die Erziehenden aber nicht aneinander anpassen.

Kinder sind flexibel. Sie kommen sehr wohl damit klar, wenn Mama eher die Nachgiebige und Papa der Autoritäre ist, oder umgekehrt. Solange beide Elternteile für sich einigermaßen berechenbar bleiben. Es ist sogar gut, wenn ein Kind unterschiedliche Verhaltensweisen kennenlernt. So wird es sich später in der Gesellschaft leichter zurechtfinden.

Auch wenn es sicher einen Erziehungsstil gibt, der momentan als ideal gilt: Wichtig ist, dass du den Stil deines Partners als Teil von ihm akzeptierst, auch wenn du ihn selbst nicht teilst. Ihr seid ein Team. Kritik ist erlaubt, aber möglichst unter vier Augen, wenn sich der Sturm gelegt hat. In den Rücken fallen oder über den anderen zu lästern, ist für das Kind ungünstig. Es möchte beide Elternteile als stark und verlässlich wahrnehmen, immerhin stammt es von euch beiden ab und definiert sich über euch. Wenn du deinen Partner trotz eurer Differenzen wertschätzen kannst, wird euer Kind lernen, dass nicht alle Menschen gleich sind. Und dass das okay ist.

Ebenso wenig sollte es das Gefühl bekommen, der Grund für ständige Streitigkeiten zu sein. Das nagt am Selbstbewusstsein. Das Kind ist okay, so wie es ist. Ihr als Eltern müsst einen guten Weg finden, mit ihm und miteinander umzugehen.

Es ist nicht nötig, dass du das Verhalten des anderen kompensierst. Also besonders streng reagierst, weil der andere immer zu weich ist. Oder noch mehr erlaubst, weil dein Partner die Grenzen wieder einmal sehr eng gezogen hat. Denn das vergrößert nur die Kluft. Die Wahrheit liegt ohnehin meist in der Mitte.

Konflikte lösen lernen ist wertvoll

Elternsein ist nicht leicht. Bei niemandem, wirklich niemandem klappt es ohne Konflikte. Die erfolgreichsten Partnerschaften sind nicht solche, in denen nie gestritten wird. Sondern jene, wo die Partner es schaffen, ihre Probleme konstruktiv zu lösen. Nur so kann eine Beziehung wachsen.

Auch Kinder müssen lernen, wie das geht. Sie dürfen wissen, dass Mama anders entschieden hätte. Und auch, dass ihre Eltern später darüber reden werden. Trotz der Meinungsverschiedenheit haben sich beide noch gern und respektieren die Entscheidung des anderen. Das ist eine wertvolle Lektion für euer Kind.

Klappt natürlich nicht immer und auch das ist okay. Solange ihr daran arbeitet. Wenn die Konflikte gravierend werden, solltet ihr euer Kind besser heraushalten und eine Familienberatung in Anspruch nehmen.

Unterschiedliche Erziehung: Unsere Tipps

1. Das gemeinsame Ziel im Blick behalten

Bei den meisten Familien sind es zwei Ziele: Ihr wollt zusammen ein schönes Leben haben und ihr möchtet, dass euer Kind zu einem stabilen, selbstständigen Menschen heranwächst, oder nicht? Sich das vor Augen zu halten, hilft manchmal schon, um sich wieder annähern zu können. Oder aber zu erkennen, dass ihr etwas ändern müsst. Was auch immer das ist.

2. Reden, reden, reden

Werdet euch klar, welche Werte für euch jeweils wichtig sind. Was wollt ihr eurem Kind mit auf den Weg geben? Das hilft zu verstehen, warum der andere in bestimmten Situationen so reagiert, wie er es tut. Vielleicht findet die Mutter, dass Fleiß, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wichtige Tugenden sind. Der Vater aber möchte, dass die Kinder Dinge selbst können und sich auch mal was trauen. Könnt ihr euch einigen oder Kompromisse aushandeln? Könnt ihr Zuständigkeitsbereiche festlegen? Was auch immer ihr macht: Wichtig ist, dass ihr stets respektvoll miteinander umgeht.

3. Dem anderen nicht in den Rücken fallen

Du findest ein paar Kekse hier und da nicht schlimm, aber dein Partner hat nein gesagt? Dann ist das jetzt so. Keinesfalls solltest du eurem Kind trotzdem welche zuschieben. Natürlich kannst du mit deinem Partner später darüber sprechen. Aber es ist wichtig, dass du seine Entscheidung erst mal akzeptierst. Das gibt deinem Kind Sicherheit und die braucht es mehr als Kekse. Lasst euch nicht gegeneinander ausspielen.

4. Sich selbst pflegen

Oft entstehen Erziehungsprobleme, weil einer oder beide Partner überlastet sind. Vielleicht findet ihr Wege, wie jeder von euch mehr Freiräume bekommt. Könnt ihr das Arbeitspensum reduzieren? Könnt ihr euch Hilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung holen? Habt ihr Hobbys, die euch Kraft geben und die ihr viel zu lange vernachlässigt habt? Wichtig ist, dass jeder von euch zu seinem Recht kommt.

5. Beraten lassen

Es gibt natürlich Fälle, wo alles Reden nicht hilft. Wo beide Partner auf keinen gemeinsamen Nenner kommen und in einer Sackgasse stecken. Bevor ihr euch deswegen trennt, probiert eine Familienberatung. Das ist weniger schlimm als es klingt. Wenn sich dein Partner weigert, kannst du auch erst mal allein einen Termin machen. Zum Beispiel bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung. Einen Versuch ist es wert.

Willst du deine Erfahrungen zum Thema „unterschiedlich erziehen“ teilen? Tu das gern in einem Kommentar.

9c14f774872e4546aa368dfbbb60c8b7 - Was, wenn Mama und Papa unterschiedlich erziehen?

Quellen

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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