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Was genau ist ein Wehensturm? Und was bedeutet das?

shutterstock 712562113 Web - Was genau ist ein Wehensturm? Und was bedeutet das?

Wehen beginnen langsam und nehmen allmählich zu – so die Idealvorstellung. Doch wie so oft im Leben kommt es manchmal anders. Urplötzlich setzen starke Schmerzen ein – und hören einfach nicht mehr auf. Pausen zwischen den Wehen: Fehlanzeige! Ärzte sprechen in solchen Fällen von einem Wehensturm. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Folgen ein Wehensturm haben kann und was man dagegen tun kann, verraten wir dir in diesem Artikel!

Was ist ein Wehensturm?

Ein Wehensturm wird auch als hyperaktive Wehentätigkeit bezeichnet. Es handelt sich um anhaltende, starke Wehen. Die Schwangere hat heftige Schmerzen und kommt nicht zur Ruhe. Denn bei einem Wehensturm machen die Wehen nahezu keine Pause.

Aus medizinischer Sicht spricht man von einem Wehensturm, wenn…

  1. die Schwangere in geringen Abständen mehr als fünf Wehen innerhalb von zehn Minuten hat. (Zum Vergleich: „Normal“ sind etwa drei Wehen alle zehn Minuten.)
  2. die Schwangere besonders kräftige Wehen mit einer Amplitude von mehr als 50 mmHg hat.

Bei einem Wehensturm sind die Kontraktionen also zu stark oder ihre Frequenz ist zu hoch. Dadurch besteht unter anderem die Gefahr einer Uterusruptur, also eines Gebärmutterrisses. Glücklicherweise kommt eine hyperaktive Wehentätigkeit samt Uterusruptur jedoch selten vor. Statistisch betrachtet bei einer von 1.500 Geburten.

Woran erkenne ich einen Wehensturm?

Typische Anzeichen für einen Wehensturm sind:

  • Plötzlich einsetzende, schnell aufeinanderfolgende und/oder ungewöhnlich starke Wehen.
  • Keine oder nur sehr kurze Pausen zwischen den Wehen (Dauerkontraktion).
  • Schmerzen auch während der kurzen Wehenpausen.
  • Starker Druck auf den Muttermund.
  • Übelkeit, Erbrechen.
  • Blutdruckabfall.
  • Bei manchen Frauen: Panik und Todesangst.
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Wodurch wird ein Wehensturm hervorgerufen?

Eine einzelne, direkte Ursache für einen Wehensturm ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht auszumachen. Es wird jedoch angenommen, dass folgende Faktoren potenziell einen Wehensturm auslösen können:

  • Bei der Geburtseinleitung wurden die Medikamente oder der Wehentropf falsch dosiert (Überdosierung).
    Der Körper ist überfordert mit dem plötzlichen Beginn der Geburt. Es kommt zum Wehensturm. (Das Medikament Cytotec, das trotz fehlender Zulassungsstudie hierzulande in vielen Kliniken bei der Geburtseinleitung verwendet wird, steht beispielsweise im Verdacht, zu starke und unkontrollierbare Wehen auszulösen. Belegt ist dies nicht, die Studienlage ist schlecht. Aber die Zahl der schwerwiegenden gemeldeten Verdachtsfälle veranlasste das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dazu, ein Warnschreiben an Ärzte zu verfassen.)
  • Das Köpfchen des Babys befindet sich bei der Geburt in einer ungünstigen Position.
    Das Köpfchen drückt gegen das Schambein oder kann nicht weiter nach unten „rutschen“.
  • Es besteht ein Missverhältnis zwischen dem ungeborenen Kind und dem Becken der Mutter.
    Der Kopf des Kindes ist zu groß für das Becken der Mutter.
  • Das Baby ist sehr groß, es kommt zum Geburtsstillstand.
    Die Gebärmutter „powert“, ohne dass sich der Muttermund öffnet.
  • Der Muttermund öffnet sich zu langsam.
    Es kommt zu einer Drucksteigerung innerhalb der Gebärmutter. Die Durchblutung ist vermindert. Die Sauerstoffversorgung des Kindes ist gefährdet. Der Körper reagiert mit einem Wehensturm.
  • Die Plazenta löst sich vorzeitig ab.
    Die Plazenta stellt normalerweise bis zur Entbindung die Ernährung des Babys sicher. Löst sie sich vorzeitig, reagiert der Körper mit einem Wehensturm. Denn durch das Ablösen des Mutterkuchens ist das Leben des Kindes in Gefahr.
  • Der Muttermund ist überdehnt.
    Etwa durch eine Mehrlingsschwangerschaft oder zu viel Fruchtwasser.
  • Der Körper schüttet zu viel Oxytocin aus.
    Etwa durch zu viel Fruchtwasser oder einen Blasensprung. Das Oxytocin löst die starken Wehen aus.

Es kann aber auch ohne erkennbare Ursachen zu einem Wehensturm kommen. Manche Frauen spüren beispielsweise die Wehen in der Eröffnungsphase kaum. Sie nehmen erst die starken Wehen in der Austreibungsphase wahr – und werden von den Schmerzen übermannt.

Welche Risiken birgt ein Wehensturm?

Ein Wehensturm ist äußerst anstrengend und noch dazu gefährlich für Mutter und Kind. Daher sollten beide konstant überwacht werden.

Übelkeit, Erbrechen und Blutdruckabfall sind nur einige Symptome. Besonders gefährlich wird es, wenn folgende Fälle eintreten:

  • Uterusruptur: Durch die starke Wehentätigkeit kommt es zu einer Überdehnung der Uterusmuskulatur. Es besteht die Gefahr, dass die Gebärmutter reißt.
  • Vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens: Normalerweise löst sich der Mutterkuchen erst nach der Geburt. Löst er sich früher, ist die Versorgung des Babys nicht mehr gewährleistet.
  • Starke Blutungen bei der Mutter nach der Geburt, vor allem bei einer Uterusruptur. Sehr starke Blutungen können zu einem Kreislaufschock führen. Die Wunde an der Gebärmutter muss chirurgisch versorgt werden.
  • Psychische Probleme bei der Mutter nach der Geburt. Emotional ist ein Wehensturm eine schwierige Erfahrung. Ärzte empfehlen, das Erlebte psychisch aufzuarbeiten.

Ernsthafte Gefahr für das Baby besteht durch:

  • eine unregelmäßige Herzfrequenz aufgrund des Stresses während der Geburt.
  • einen möglichen Sauerstoffmangel (Hypoxie), da während eines Wehensturms die Blutzufuhr zum Fötus stärker und häufiger als normal reduziert wird. Das kann zu Sauerstoffmangelerscheinungen beim Kind führen.

Bei einem Wehensturm muss häufig ein (Not-)Kaiserschnitt eingeleitet werden. Auch dieser ist mit Komplikationen verbunden. Welche Komplikationen auftreten können, kannst du in unserem Artikel „Der Kaiserschnitt: Alles was du darüber wissen musst“ nachlesen.

Was kann ich bei einem Wehensturm machen?

Wenn deine Wehen nahezu nahtlos ineinander übergehen und du den Verdacht hast, einen Wehensturm zu haben, solltest du dich direkt ins Krankenhaus begeben. Eine solche hyperaktive Wehentätigkeit sollte gut überwacht und sofort behandelt werden. Sie ist eine ernstzunehmende Komplikation während der Geburt.

Dein Arzt wird durch das Abtasten des Uterus und des Muttermundes erkennen, ob es sich um einen Wehensturm handelt. Bei einem Wehensturm ist der Uterus hart und unbeweglich. Auf dem CTG ist ein Wehensturm ebenfalls gut zu erkennen. Es zeichnet die Anomalien der Kontraktionen auf. Auf dem CTG wird also sichtbar, dass du zu häufige und/oder zu starke Wehen hast.

Das CTG gibt gleichzeitig Aufschluss darüber, wie es deinem Baby geht. Sollten die Herztöne deines Schatzes Anlass zur Sorge geben, führt der behandelnde Arzt eine Mikroblutuntersuchung durch. Dadurch stellt er die Unversehrtheit deines Babys sicher.

So wird ein Wehensturm behandelt:

  • Krampflösende Medikamente: Wird ein Wehensturm rechtzeitig bemerkt, kann er mit krampflösenden Medikamenten behandelt werden.
  • Wehenhemmende Medikamente: In schlimmen Fällen können wehenhemmende Medikamente (Tokolytika) zum Einsatz kommen. Werden die Wehen dadurch zu schwach, kann wiederum die Gabe eines Wehentropfs notwendig sein.

Wenn du möglichst auf Medikamente verzichten möchtest (und wenn dies aus medizinischer Sicht vertretbar ist und keine Gefahr für das Baby besteht), kannst du auch folgendes versuchen, um den Wehensturm zu lindern:

  • Warmes Bad: Ein warmes Bad entspannt den Körper und damit auch die Gebärmutter. Manchmal hilft dies, die Wehentätigkeit zu regulieren. Der Wehenschmerz wird nicht mehr so stark wahrgenommen.
  • Knie-Ellenbogen-Lage: Dadurch soll erreicht werden, dass das Baby etwas aus dem Becken rutscht und sich in eine angenehmere Lage dreht.
  • Hypnobirthing: Hypnobirthing hilft Schwangeren, bei der Geburt bei sich selbst zu bleiben – dank innerer Ruhe und Vertrauen in den eigenen Körper und das Baby. Immer mehr Frauen bereiten sich daher bereits im Vorfeld mit Hypnobirthing auf die Geburt vor.

Nützen all diese Dinge nichts und ist die Gesundheit von Mutter und/oder Kind gefährdet, kann die Entbindung per (Not-)Kaiserschnitt notwendig sein.

Wann du zum Arzt gehen solltest…

Ein Wehensturm ist äußerst schmerzhaft und muss eventuell medikamentös reguliert werden. Er ist ein Anzeichen für eine einsetzende Geburt und mögliche Komplikationen. Daher gilt: Immer direkt ins Krankenhaus!

Kann ich einen Wehensturm vorbeugen?

Sollten Indikationen vorliegen, die einen Wehensturm hervorrufen könnten (beispielsweise ein Missverhältnis zwischen dem ungeborenen Kind und dem Becken der Mutter), wird der Arzt gegebenenfalls von vornherein einen Kaiserschnitt empfehlen, um kein Risiko einzugehen. Da ein Wehensturm jedoch auch plötzlich und ohne Vorzeichen eintreten kann, kann man ihn leider nicht ausschließen.

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Welche Nachsorge ist notwendig?

Ein Wehensturm ist anstrengend – für Mutter und Kind. Und das nicht nur körperlich. Vor allem dann, wenn ein Notkaiserschnitt notwendig ist, kann die Geburt zu einem dramatischen Erlebnis werden. Nicht nur die äußeren Wunden müssen heilen, auch psychisch müssen Mutter und Kind einiges verarbeiten.

Mutter und Kind werden daher im Wochenbett engmaschig ärztlich betreut. Auch die psychische Aufarbeitung der Geburt sollte nicht zu kurz kommen. Gerade bei einem dramatischen Geburtsverlauf sollten betroffene Frauen sich nicht scheuen einen Psychologen aufzusuchen, damit weder körperliche noch seelische Folgen zurückbleiben.

Fazit

Ein Wehensturm ist keine schöne Erfahrung. Du solltest dir aber im Vorfeld keine Sorgen machen. Die Mehrzahl der Geburten verläuft problemlos. Also mache dich frei von negativen Gedanken und bereite dich beispielsweise mit Hypnobirthing auf die Geburt vor!

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Quellen

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Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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