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10 Dinge rund um die Geburt, über die niemand redet

10 Dinge zur Geburt
Was vor, während und nach der Geburt passiert / Bild @ globalmoments, Adobe Stock

Vor allem die erste Geburt ruft bei Schwangeren oft diffuse Ängste hervor. Meistens ist es ja das Unbekannte, das in uns dieses flaue Gefühl im Magen verursacht. Deshalb möchten wir dir heute 10 Dinge verraten, die beim Thema Geburt selten zur Sprache kommen. Damit du weißt, was auf dich zukommt und entspannter in die Entbindung gehen kannst.

1) Du hängst ständig am CTG

Das CTG kennst du ja schon von deiner Gynäkologin. Was du vielleicht noch nicht wusstest: auch unter der Geburt wirst du einen Großteil der Zeit am CTG angeschlossen sein. Ärzte und Hebammen können so beurteilen, wie es deinem Baby unter den Belastungen der Wehen geht.

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In der Eröffnungsphase wird zunächst für etwa eine halbe Stunde lang ein CTG geschrieben, um zu dokumentieren, wie regelmäßig die Wehen sind. Danach wirst du erstmal befreit vom Kabelgewirr. Je nach Fortschritt der Geburt wirst du aber alle 1 bis 2 Stunden wieder an den Wehenschreiber angeschlossen. Manchmal müssen Gebärende auch kontinuierlich am CTG bleiben, damit die Geburtshelfer die Herztöne des Babys im Blick behalten können. Sollte das bei dir der Fall sein, kannst du nach einem „Lauf-CTG“ (Telemetrie) fragen, um während der Messungen mobil zu bleiben.

Spätestens in der Austreibungsphase wirst du kontinuierlich verkabelt sein, zumindest, wenn du in einem Krankenhaus entbindest. Im Geburtshaus und bei Hausgeburten wird auf das CTG weitgehend verzichtet. Hier überprüfen die Hebammen die Herztöne regelmäßig mit einem Dopton. So sieht es auch die aktuelle S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt vor. Hierzu braucht es allerdings eine 1 zu 1 Betreuung. Das erklärt, warum es so im aktuellen Klinikalltag nur selten möglich ist.

2) Die Fruchtblase platzt… nicht!

Im Film passieren so einige Dinge, die nicht der Realität entsprechen. Eines davon ist die beliebte Szene, in der die Fruchtblase der Schwangeren plötzlich platzt und sich schwallartig auf den Boden ergießt. Natürlich in einer möglichst unpassenden Situation. Aber in der Realität platzt die Fruchtblase nicht einfach so. Meistens geht sie erst unter der Geburt auf. Manchmal hilft die Hebamme sogar ein wenig nach, indem sie mit dem Finger hineinpiekst. 

Wenn die Fruchtblase vorher reißt, ergießt sie sich in der Regel auch nicht in einem Schwall, sondern das Fruchtwasser tritt allmählich aus. Das, was wir aus Filmen kennen, würden Fachleute als „vorzeitigen Blasensprung“ bezeichnen. In diesem Fall solltest du zeitnah das Krankenhaus aufsuchen.

3) Es kommt alles anders

Der Ablauf einer Geburt lässt sich nicht genau vorhersagen. Aber es kann dir helfen, entspannter in die Entbindung zu gehen, wenn du dir vorher Gedanken darüber gemacht hast, wie du sie gern erleben würdest. In der Wanne oder nicht, mit PDA oder nicht, in welcher Stellung du dein Baby gern auf die Welt bringen würdest…

Aber versteife dich nicht auf deine Vorstellungen. Denn eines ist sicher: Es kommt oft anders als geplant. Du wolltest keine Schmerzmittel, am Ende rufst du doch nach dem Anästhesisten mit seiner PDA-Spritze. Ein Kaiserschnitt kommt nicht infrage und dann ist es doch passiert und du bist einfach froh darüber, dass du nach dem Eingriff dein wunderbares Baby glücklich und gesund in deinen Armen hältst. Du hast deine ganze Tasche voll mit energiespendenden Knabbereien und tagelang an einer Wohlfühl-Playlist gebastelt. Und dann hast du im Kreißsaal weder Appetit noch das Bedürfnis nach Musik.

Die Geburt verlangt dir ein ganzes Maß an Flexibilität ab. Mit einem Geburtsplan kannst du immerhin eine Richtung bestimmen, in die es gehen soll. Unser Rat aber lautet: Bleib unbedingt offen für spontane Änderungen. Andernfalls könnte dich bei unerwarteten Ereignissen ein Gefühl des Kontrollverlusts überkommen.

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4) Ein Dammschnitt tut kaum weh

Ein Schnitt in die empfindliche Dammregion, ernsthaft? Für viele Schwangere eine Horrorvorstellung. Wir wollen dir die Angst nehmen. Ein Dammschnitt wird heute nur noch selten gemacht. Er zählt längst nicht mehr zu den Routine-Maßnahmen. Lieber lässt man den Damm natürlich reißen, das verheilt schneller. Hin und wieder kann es aber vorkommen, dass die Austrittsphase zum Wohle deines Babys mithilfe eines gezielten Schnitts beschleunigt werden muss. Die Leitlinie sieht vor, dass vor dem Schnitt eine effektive Betäubung (zum Beispiel per Pudenusblock oder PDA) gemacht wird. Da der Dammschnitt jedoch in sich anbahnenden Notsituationen erfolgt, bleibt dafür häufig keine Zeit.

Und trotzdem brauchst du keine Angst vor Schmerzen zu haben. Der Schnitt wird erst gesetzt, wenn sich das Köpfchen bereits zeigt und du auf dem Höhepunkt einer Presswehe bist. In dieser Phase ist der Damm extrem gespannt und nahezu schmerzunempfindlich. Die allermeisten Frauen spüren beim Schnitt (und auch beim unkomplizierten Riss) keine Schmerzen. Im Gegenteil, da das Baby nun zügig austreten kann, folgt danach meist ein Gefühl unsagbarer Erleichterung. 

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5) Wenn das Baby da ist, ist es noch nicht vorbei

Hast du es geschafft und dein Baby liegt auf deiner erschöpften Brust, ist die Geburt aber noch nicht vorbei. Zuerst muss noch die Plazenta geboren werden. Das ist in der Regel nicht mehr schmerzhaft und dauert etwa 10 bis 20 Minuten. Anschließend wird die Nachgeburt von der Hebamme genauestens auf ihre Vollständigkeit untersucht. Verbliebene Reste könnten sonst ein Risiko für Infektionen oder stärkere Nachblutungen darstellen. Deshalb erfährt die Nachgeburt nochmal besondere Aufmerksamkeit. 

Übrigens kannst du bis zu 5 Tage nach der Geburt noch Nachwehen verspüren. Sie fördern den Wochenfluss und die Rückbildung der Gebärmutter. Nach dem ersten Kind sind sie kaum schmerzhaft. Sie nehmen aber von Geburt zu Geburt an Intensität zu.

6) Stillen? Fehlanzeige!

Autsch! Dein kleines, süßes Baby saugt zum ersten Mal an deiner Brust. Anstelle cremig weißer Milch saugt es hektisch ein paar dicke Tropfen gelber Flüssigkeit heraus und das war's. Abgesehen davon, dass das Unterfangen nicht besonders ergiebig zu sein scheint, kann es auch noch ganz schön wehtun. Nur keine Panik! Es kann Tage dauern, bis die Milchproduktion so richtig in Gang gekommen ist und Wochen, bis du und dein Baby einen guten Still-Rhythmus gefunden habt. Das ist völlig normal. Bis dahin reicht das dickflüssige Kolostrum völlig aus, um den erbsengroßen Magen deines Babys zu füllen.

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7) Gelbsucht, Pickel, Schrumpelhaut

Darauf wartest du sicher seit dem positiven Schwangerschaftstest: Der Moment, in dem du dein Baby zum ersten Mal in den Armen hältst. Dieses hübsche kleine Wesen mit wunderbar weicher Pfirsichhaut und strahlenden Augen! Tja, aber in Wahrheit wird dein Baby in den ersten Stunden eher zerknautscht, verquollen und schrumpelig aussehen. Tatsächlich verschieben sich die Schädelplatten deines Babys während der Geburt und sein Kopfumfang verkleinert sich, damit es durch den Geburtskanal passt. Das geht nicht spurlos an ihm vorüber.

Und auch in den ersten Wochen nach der Geburt ist die zarte Babyhaut eine Mär. Gelbsucht, Milchschorf und allerlei andere Rötungen und Pickelchen erinnern eher an die Pubertät als an die perfekten Gesichter der Pampers-Werbung. Aber das gibt sich mit der Zeit. Der Organismus deines Kindes braucht einfach etwas Zeit, um sich an das Leben außerhalb von Mamas Bauch anzupassen.

8) Du musst deine Einlagen häufiger wechseln, als die Windeln deines Babys

Durch die Ablösung der Plazenta ist eine Wunde in deiner Gebärmutter entstanden. Diese sondert ein Sekret ab, den sogenannten „Wochenfluss“. Der ist gerade in den ersten Tagen sehr blutig und stärker als deine normale Menstruation. Reguläre Binden reichen da oft nicht aus. Im Krankenhaus gibt es dafür die liebevoll genannten „Surfbrett“-Vorlagen, die sich prima in den Netzschlüpfer legen lassen. Wir empfehlen dir, auch für die ersten Tage zu Hause einen kleinen Vorrat dieser dicken Einlagen zu besorgen. Die gibt es ganz einfach im Drogeriemarkt bei den Babywindeln oder in der Apotheke. Mit der Zeit wird der Wochenfluss schwächer und nach 6 bis 8 Wochen sollte alles gut verheilt sein. 

Tipp: In den ersten Tagen nach der Geburt wirken Kühlkompressen im Slip wahre Wunder. Deine Hebamme hat bestimmt gute Tipps dafür!

9) Du siehst nach der Geburt immer noch schwanger aus

Freust du dich schon darauf, deine alte Figur wiederzuhaben? Da müssen wir dich leider enttäuschen. Wahrscheinlich wirst du noch ein paar Wochen so aussehen, als wärst du im 6. Monat schwanger. Die Gebärmutter hat sich in den vergangenen Monaten um ein Vielfaches vergrößert. Bis sie sich wieder zurückgebildet hat, dauert es ein wenig. Außerdem hat dein Körper Fettreserven angelegt, die dir für die Stillzeit ausreichend Energie geben sollen. Tatsächlich hilft Stillen oft auch, diese Pfunde wieder loszuwerden. 

Aber auch das muss offen gesagt werden: Möglicherweise wird dein Körper nie wieder so aussehen, wie vor der Geburt. Und das ist okay so. Wie schnell oder vollständig sich der Bauch zurückbildet, ist von Frau zu Frau verschieden. Vielleicht kannst du dich mit dem Gedanken anfreunden, dass deine Kilos, deine Streifen, Narben oder der kleine Kugelbauch Erinnerungen daran sind, was du und dein Körper geleistet haben. Lass dich bloß nicht von diesem unsagbaren Postpartum-Body-Hype irgendwelcher Promis und Fitness-Moms mitreißen. Ziehe deine Stärke und dein Selbstbewusstsein lieber aus dem Gedanken, dass ein winziger Zellhaufen in dir zu einem Baby herangewachsen ist, dem du das Leben geschenkt hast. Das ist doch der Wahnsinn, oder?

10) Die Liebe ist nicht einfach da, sie wächst!

Es ist schwierig, sich vorzustellen, was mit dem ersten Kind auf dich und deinen Partner zukommt. Viele gehen davon aus, dass die Liebe mit dem Zeitpunkt der Geburt einfach da ist. Das ist sie sicher auch bis zu einem gewissen Grad. Dennoch: Für viele Eltern ist ein neues Baby nicht nur ein Fest der Liebe. Es ist anstrengend und nervenaufreibend. Das traute Babyglück stellt sich für viele erst nach und nach ein. Mit jedem intimen Augenblick, den du mit deinem Baby teilst, wächst deine Liebe. Mit jeder gemeinsam überstandenen Anstrengung wächst deine Liebe. Mit jedem Moment, in dem du die ganz eigene Persönlichkeit deines Kindes erkennst, wächst deine Liebe.

Solltest du das Gefühl haben, dieser Liebe steht irgendetwas im Weg, dann scheue dich bitte nicht, deine Hebamme oder Frauenärztin darauf anzusprechen. Sie können den normalen Babyblues von einer ernsthaften Wochenbettdepression unterscheiden und dir dabei helfen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Fazit

Eine Geburt ist nicht vorhersehbar. Du kannst dich aber bestmöglich darauf vorbereiten, indem du einen Geburtsvorbereitungskurs besuchst und/oder über viele Gespräche mit deiner Hebamme. Vielen Mamas fällt es leichter, die bevorstehende Geburt gelassener zu nehmen, wenn sie über möglichst alles genau Bescheid wissen. Andere macht es jedoch nur noch nervöser, wenn sie „zu viel“ wissen. Ganz egal, zu welcher Sorte Mensch du gehörst, wichtig ist, dass du mit einem guten Gefühl der Geburt entgegenblickst. Ein gewisser Respekt vor dem Unbekannten ist dabei ganz normal. Den haben selbst die meisten Zweit- und Drittgebärenden.

Lähmende Angst vor der Geburt solltest du jedoch nicht verspüren. Wenn doch, empfehlen wir dir ein vertrauensvolles Gespräch mit deiner Hebamme. Es gibt verschiedene Wege, die Angst zu überwinden. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel:

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Quellen

  • I. May Gaskin: Die selbstbestimmte Geburt: Handbuch für werdende Eltern. Mit Erfahrungsberichten. Kösel-Verlag, 12. Auflage, 2004.
  • J.Friedrich: Das Geheimnis einer schönen Geburt. Geburtsvorbereitung zwischen Hypnobirthing, Kaiserschnitt und Hausgeburt. So wird die Entbindung Deines Babys zu einem schönen Erlebnis. Ohne Angst vor der Geburt. CreateSpace Independent Publishing Platform, 2017.
  • Vaginale Geburt am Termin S3-Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. und Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaften. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-083k_S3_Vaginale-Geburt-am-Termin_2021-01_1.pdf (abgerufen am 23.01.2023)
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✔ Inhaltlich geprüft am 04.02.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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