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Die Anhock-Spreizhaltung beim Tragen: Wieso ist sie so wichtig?

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Ein Baby sollte in der Anhock-Spreizhaltung getragen werden – egal ob du deinen Schatz auf der Hüfte, dem Rücken oder dem Bauch trägst. Wir erklären dir, weshalb die Anhock-Spreizhaltung so wichtig ist. Darüber hinaus haben wir ein paar Tipps für dich, woran du eine gute Babytrage erkennst!

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Anhock-Spreizhaltung (ASH) ist die natürliche Haltung, die ein Baby reflexartig einnimmt, wenn es hochgenommen wird.
  • Die Beine sind in der ASH bis auf Nabelhöhe angehockt und etwa im 90-Grad-Winkel nach außen gespreizt. Po und Beine bilden ein „M“. Daher wird die ASH auch M-Haltung genannt.
  • Die ASH unterstützt die gesunde Entwicklung der Wirbelsäule und der Hüften eines Kindes.
  • Egal, ob du dein Kind auf der Hüfte, dem Rücken oder vor dem Bauch trägst: Die Anhock-Spreizhaltung ist orthopädisch betrachtet die einzig korrekte Haltung.

Was ist die Anhock-Spreizhaltung?

Sicher ist dir schon aufgefallen, dass dein Baby automatisch seine Beine anwinkelt, wenn du es hochnimmst. Diese Haltung nennt man Anhock-Spreizhaltung. Sie ist ein ganz natürlicher Reflex. Babys sind Traglinge. Sie haben ein Grundbedürfnis nach Nähe und Geborgenheit. Daher ist die gesamte Anatomie eines Babys auf das Tragen abgestimmt. Das erkennst du übrigens nicht nur daran, dass dein Baby immer seine Beinchen anzieht, wenn du ihn hochnimmst. Auch der Moro-Reflex und die gekrümmte Wirbelsäule sind typische Merkmale eines Traglings.

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Babys möchten und sollten daher viel getragen werden. Das hat die Natur so vorgesehen und das lässt sich aus evolutionärer Sicht auch gut erklären. Wurden Kinder in früheren Zeiten abgelegt, bedeutete dies in den meisten Fällen den Tod für sie. Sie erfroren, verhungerten oder wurden gefressen. Das Bedürfnis eines Babys, dicht am Körper der Eltern getragen zu werden, ist tief aus der Evolution heraus in seinem Köpfchen verankert.

Du solltest dein Baby also häufig tragen, um sein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu stillen. Aber nicht irgendwie. Vielmehr solltest du beim Tragen darauf achten, dass es seine natürliche Haltung einnehmen kann. Schließlich hat sich die Natur etwas dabei gedacht!

Abgesehen davon ist die Anhock-Spreizhaltung nicht nur ein natürlicher Reflex. Sie ist orthopädisch betrachtet auch die einzig korrekte Trageweise.

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So trägst du dein Baby richtig:

Die Anhock-Spreizhaltung wird auch als M-Haltung bezeichnet. Weshalb? Nun, in der Anhock-Spreizhaltung sind die Beine eines Babys etwa bis auf Nabelhöhe angehockt und etwa im 90-Grad-Winkel nach außen gespreizt. Po und Beine bilden ein „M“.

Da die Anhock-Spreizhaltung eine ganz natürliche Haltung ist, kannst du dein Baby direkt nach der Geburt in dieser Haltung tragen. Ob vor dem Bauch, am Rücken oder auf der Hüfte spielt keine Rolle. Allerdings wird empfohlen, das Kind erst auf dem Rücken zu tragen, wenn es seinen Kopf bereits eigenmächtig halten kann.

Babytrage Trageweisen: Hüfttrage, Bauchtrage, Rucksacktrage

Wenn du dein Kind mit Blick nach vorne trägst, ist die Anhock-Spreizhaltung nicht gewährleistet. Denn dann hat dein Schatz nichts zum „Anhocken“. Daher rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) davon ab, Babys nach vorne gerichtet zu tragen.

Warum ist die Anhock-Spreizhaltung wichtig?

Wenn Babys zur Welt kommen, ist ihr Skelett noch nicht komplett verknöchert. Auch die Hüfte ist noch nicht fertig entwickelt. Das Hüftgelenk ist noch sehr knorpelig und weich. Durch eine falsche Trageweise könnte sich die Hüfte verformen.

Die Anhock-Spreizhaltung wirkt dieser Verformung entgegen. Dadurch, dass die Beine des Babys angewinkelt und gespreizt sind, „rutscht“ die Hüfte des Kindes nach vorne und die Köpfe der Oberschenkelknochen werden ins Zentrum der Hüftpfannen gedrückt. Also dahin, wo sie hingehören. Die Hüftgelenkspfannen werden dabei gleichmäßig belastet. Ideale Bedingungen, damit die Hüfte gut und schnell verknöchert. Trägst du dein Kind über längere Zeit immer wieder in der falschen Lage, könnten Deformationen entstehen. Dazu muss es natürlich nicht kommen. Falls ein Baby aber ohnehin bereits eine leichte Hüftdysplasie hat, könnte eine falsche Trageweise diese verstärken.

Die M-Haltung sorgt zudem dafür, dass die Wirbelsäule deines Babys ihre natürliche Rundung annimmt. Auf diese Weise können sich Muskeln und Bandscheiben richtig ausbilden. Die Wirbelsäule wird nicht unnötig belastet und kann sich gesund entwickeln.

Die Anhock-Spreizhaltung hat somit folgende positiven Effekte:

  • Sie entlastet den Rücken und unterstützt die gesunde Entwicklung der Wirbelsäule.
  • Sie unterstützt die gesunde Entwicklung der Hüften und wirkt Deformationen entgegen. Haltungsschäden werden vermieden.
  • Durch das Tragen in der Anhock-Spreizhaltung werden deine Bewegungen auf dein Baby übertragen. Diese übertragenen Bewegungen fördern den Muskelaufbau, den Gleichgewichtssinn sowie die motorischen Fähigkeiten deines Kindes.

Im folgenden YouTube-Video wird die Bedeutung der Anhock-Spreizhaltung noch einmal ausführlich erklärt:

Mögliche Folgen, wenn Babys falsch getragen werden:

Die Anhock-Spreizhaltung ist die natürliche Haltung eines Babys. Sie ist von der Natur vorgegeben und sollte beim Tragen immer gewährleistet sein – ob mit oder ohne Tragehilfe. Werden Babys falsch getragen, kann sich das negativ auswirken.

  • Schlechte Durchblutung
    Eine falsche Trageweise kann die Durchblutung hemmen. Eine schlechte Durchblutung führt zu einer verlangsamten Entwicklung von Muskeln und Knochen.
  • Hüftdysplasie
    Hängen die Beinchen eines Babys gerade nach unten, drücken die Oberschenkelknochen auf die Gelenkpfannen. Da die Hüfte noch nicht fertig entwickelt ist, gibt sie diesem Druck nach. Die Hüftknochen verformen sich. Hüftkopf und Hüftpfanne passen nicht optimal zusammen. Dadurch entsteht eine schiefe Hüft- und Po-Haltung, auch Hüftdysplasie genannt. Eine solche Hüftdysplasie kann unbehandelt zu Problemen beim Laufen führen.
  • Hüftluxation
    Durch eine falsche Trageweise kann sich die Hüfte nicht richtig entwickeln. Es kann passieren, dass die Hüftpfanne so schlecht entwickelt ist, dass sie den Hüftkopf nicht halten kann. Dann kommt es zur sogenannten Hüftluxation. Die Hüfte renkt aus. Allerdings kommt das sehr selten vor.

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind ein Problem mit der Hüfte hat, solltest du unbedingt zeitnah eine Kinderärztin aufsuchen. Je früher eine Hüftdysplasie erkannt wird, desto eher kann sie ohne Folgeschäden behandelt werden. Zur Behandlung kommen Hüftbeugeschienen zum Einsatz, die die Anhock-Spreizhaltung erzeugen.

Die größten Fehler beim Tragen

Die Haltung ist extrem wichtig für die Entwicklung des Kindes. Die größten Fehler beim Tragen sind folgende:

  • Die Beinchen hängen in der Luft!
    Wenn die Beinchen in der Luft hängen, drückt das ganze Gewicht auf den Steg der Babytrage. Dadurch verschlechtert sich nicht nur die Durchblutung. Auch die Hüftstellung ist nicht optimal. Hinzu kommt, dass der Rücken in dieser Haltung nicht gerundet ist. Die Wirbelsäule wird unnötig belastet. Manche Babys fallen bei dieser unnatürlichen Haltung sogar ins Hohlkreuz.
  • Der Rücken wird nicht richtig gestützt!
    Ein Baby braucht Halt nach allen Seiten. Sonst sackt es in sich zusammen.
  • Das Baby wird mit Blick nach vorne getragen!
    Ein Baby braucht etwas zum Anhocken. Das ist ein ganz natürlicher Reflex. Wird das Kind mit Blick nach vorne getragen, gibt es nichts zum Anhocken.

Wenn dein Baby die Anhock-Spreizhaltung nicht einnimmt…

Die Anhock-Spreizhaltung ist die natürliche Haltung eines Babys. Wenn du bemerkst, dass dein Baby die Haltung beim Hochheben nicht von selbst einnimmt, solltest du einen Kinderarzt oder eine Osteopathin aufsuchen. Dann liegen möglicherweise Blockaden oder Verspannungen im Körper vor. Das solltest du abklären lassen.

Woran erkennt man eine gute Babytrage?

Beim Kauf einer Babytrage solltest du darauf achten, dass dein Baby darin die Anhock-Spreizhaltung einnehmen kann. Weshalb das wichtig ist, haben wir dir bereits erklärt. Hier noch ein paar Tipps, woran du eine gute Babytrage erkennst.

  • Die Beinchen deines Babys sind in einem rechten Winkel angehockt, wenn es in der Trage ist. Der Po deines Babys befindet sich tiefer als seine Knie. Beine und Po ergeben ein „M“.
  • Der Steg der Tragehilfe reicht von Kniekehle zu Kniekehle. Das verhindert, dass die Beinchen deines Schatzes herunterhängen. Auch im entspannten Zustand bleiben sie angehockt.
  • Der Rücken wird gut gestützt. Dein Baby hat Halt nach allen Seiten. Es sackt nicht zusammen.
  • Der Rücken deines Babys ist leicht rund, wenn es in der Trage ist. Dein Baby ist dabei leicht nach vorne gebeugt, quasi mit Blick zu deinem Herzen.
  • Die Trage hat Nacken- und Kopfstütze. Der Kopf wird so gestützt, dass er nicht nach hinten oder zur Seite fallen kann.
  • Es ist für ausreichend Luftzirkulation an der Nase gesorgt.
  • Die Schulterträger sind mit dem Hüftgurt verbunden. Das ist wichtig, damit kein punktueller Zug oder Druck auf den Rücken deines Babys wirkt.

Welche Trage kannst du empfehlen? Wir freuen uns über eure Kommentare!

Quellen

Bilder:

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✔ Inhaltlich geprüft am 20.05.2022
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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