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Flacher Hinterkopf beim Baby: Was du jetzt tun kannst

Flacher Hinterkopf beim Baby

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Dein Baby hat einen flachen Hinterkopf? Oder ist sein Köpfchen an einer Seite verformt? Wir erklären dir, welche Ursachen dahinterstecken können und was du tun kannst, um der Deformation entgegenzuwirken.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein flacher Hinterkopf ist meist lagerungsbedingt. Er entsteht, wenn ein Baby permanent auf dem Rücken liegt.
  • Die noch weichen Schädelknochen des Babys geben dem Druck nach, der durch das Liegen entsteht, und verformen sich.
  • Eine Abflachung ist selten bedenklich und bildet sich meist von selbst zurück, wenn das Kind mobiler wird.
  • Durch häufige Lagewechsel lässt sich solchen Verformungen entgegenwirken.
  • Manchmal führen auch Verspannungen und Blockaden dazu, dass ein Kind nur in einer bestimmten Position liegen möchte. Dann ist das Köpfchen eher seitlich abgeflacht.
  • Durch Physiotherapie oder Osteopathie können Verspannungen und Blockaden behoben werden.
  • In besonders schweren Fällen kann ein Helm (Helmorthese) nötig sein.

Flacher Hinterkopf: Diese Ursache steckt dahinter

Der Kopf eines Babys ist weich und verformbar. Die Schädelknochen sind noch nicht fest verwachsen. Anders könnte das Baby den Geburtskanal nicht passieren. Auch nach der Geburt bleiben die Schädelknochen noch lange weich und formbar. Sie lassen dem Gehirn des Kindes genügend Platz zum Wachsen.

Eigentlich ein cleverer Schachzug der Natur. Allerdings birgt er seine Tücken. Wenn ein Baby häufig auf dem Rücken liegt oder eine Lieblingsseite entwickelt, auf die es seinen Kopf dreht, kann es zu einem platten Hinterkopf kommen. Die noch weichen Schädelknochen geben dem Druck nach, der durch das Liegen entsteht, und verformen sich.

Etwa einer von 300 Säuglingen entwickelt einen abgeflachten Hinterkopf. Der medizinische Fachbegriff lautet Brachy­ze­pha­lus. Häufig ist auch von einem Plattkopf die Rede. Ist der Kopf seitlich verformt, spricht man von einem Plagio­ce­pha­lus oder einem Schiefkopf.

Ein flacher Hinterkopf ist demnach lagerungsbedingt. Er entsteht entweder dadurch, dass das Baby häufig auf dem Rücken liegt und der Druck der Unterlage den Schädel verformt. Oder dadurch, dass das Baby sein Köpfchen immer wieder auf dieselbe Seite dreht. Hinzu kommt, dass auch Autositz und Trageschale den Kopf immer an der gleichen Stelle belasten. Neben der Rückenlage spielt auch die Art, wie wir unsere Babys transportieren, bei der Deformation eine Rolle.

Hinter der Epidemie der lagerungsbedingten Plagiocephalie steht deshalb in den meisten Fällen keine Krankheit. Sie ist vielmehr Hinweis auf das, was ich – bewusst provokant – als einen kulturellen Pflegefehler bezeichnen würde: der kindliche Schädel scheint schlichtweg nicht auf die Erfindung von Kinderwagen, Babyfläschchen, Maxi-Cosi und eigenem Kinderbett vorbereitet zu sein.

Dr. Herbert Renz-Polster
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Flacher Hinterkopf beim Baby, was tun?

Das Baby einfach nicht mehr auf den Rücken legen? Bloß nicht! Die Rückenlage ist im ersten Lebensjahr unverzichtbar. Sie vermindert das Risiko des Plötzlichen Kindstods erheblich. Nachts sollten Babys immer auf dem Rücken liegen. Diese Therapie-Möglichkeiten gibt es:

So kannst du dem verformten Kopf beim Baby entgegenwirken:

  • Wechsele tagsüber regelmäßig die Liegeposition deines Babys. Lege dein Baby mal auf den Rücken, mal auf die rechte, mal auf die linke Seite. Durch den Positionswechsel verhinderst du, dass das Köpfchen immer an derselben Stelle dem Druck durch das Liegen ausgesetzt ist.
  • Lege dein Kind in aktiven Zeiten auf den Bauch. Dadurch wird der Hinterkopf entlastet. Gleichzeitig trainiert dein Schatz seine Nacken- und Rückenmuskeln. Für Babys ist die Bauchlage allerdings sehr anstrengend. Zu Beginn reichen wenige Minuten aus – dafür ruhig mehrmals am Tag. Wichtig: Auch in aktiven Phasen solltest du dein Baby in Bauchlage nicht unbeaufsichtigt lassen.
  • Trage dein Kind häufig. Regelmäßiges Tragen hilft, einseitige Liegepositionen zu begrenzen. Babys, die viel getragen werden, entwickeln meist eine schöne Kopfform.
  • Verändere beim Füttern die Lage. Achte darauf, dass du dein Baby mal von rechts, mal von links fütterst. Wenn du stillst, machst du das automatisch, da beide Brüste entleert werden müssen. Auch wenn du das Fläschchen gibst, solltest du dein Baby beim Füttern mal rechts, mal links im Arm halten.
  • Stelle das Bettchen zwischendurch um. Manche Babys reagieren auf Licht und wollen immer zum Fenster schauen. Wenn du das Bett gelegentlich umstellst oder dein Kind zwischendurch mit dem Kopf in Richtung Fußende legst, variiert der Lichteinfall. Dein Baby wird dem Licht „folgen“. Dadurch dreht es sein Köpfchen ganz von selbst immer dem Licht zu.
  • Sprich dein Baby abwechselnd von beiden Seiten an. Dann neigt es sein Köpfchen jeweils in die Richtung, aus der deine Stimme erklingt. So förderst du die Kopfbewegung zu beiden Seiten.
  • Lehne den Rü­cken deines liegenden Babys ge­gen ein zu­sam­men­ge­roll­tes Hand­tuch. So entsteht ein Win­kel von etwa 30 Grad. Dadurch legt dein Kind den Kopf au­to­ma­tisch zur Sei­te. Wenn du die Seiten variierst, dreht dein Baby das Köpfchen mal nach rechts, mal nach links. Dadurch verhinderst du, dass permanent Druck auf dieselbe Stelle ausgeübt wird. Wichtig: Platziere auch vor dem Bauch deines Babys eine Handtuchrolle, damit es nicht auf den Bauch rollen kann. Es gibt auch spezielle Seitenlagerungskissen*. Diese Keilkissen haben einen Wegrollschutz integriert. Handtuchrollen haben in den ersten Wochen aber den gleichen Effekt. Es sollte jedoch unbedingt ein Wärmestau durch die Lagerungshilfen vermieden werden.
  • Vermeide eine län­ge­re La­ge­rung im Au­to­sit­z oder in Ba­by­scha­len und Ba­by­wip­pen. Sie belasten das Köpfchen immer an der gleichen Stelle.
  • Probiere spezielle Kopfkissen aus, die Kopfverformungen vermeiden. Bei solchen Kissen ruht der Kopf des auf dem Rücken liegenden Kindes in einer gestützten Mulde. Er liegt nicht direkt auf der Matratze auf. Dadurch verringert sich der Druck auf das weiche Hinterköpfchen. Wichtig: Solche Kissen sollten nur tagsüber angewendet werden und nur, solange sich dein Baby noch nicht auf die Seite oder den Bauch drehen kann. Nachts sollte dein Baby immer ohne Kissen schlafen.
  • Physiotherapie und Osteopathie. Seitliche Deformationen entstehen oft dadurch, dass das Kind eine Lieblingsseite entwickelt hat, auf die es sein Köpfchen besonders gern dreht. Hat sich der Kopf des Ba­bys erst ein­mal asym­me­trisch ver­formt, rollt er aus rein phy­si­ka­li­schen Grün­den im­mer wie­der auf die ab­ge­flach­te Sei­te. Da­durch kann sich die Na­cken­mus­ku­la­tur ein­sei­tig ver­kür­zen oder es kann zu Verspannungen und Halswirbelblockaden kommen. Mit Physiotherapie und Osteopathie lassen sich gute Erfolge erzielen. Physiotherapeuten und Osteopathen, die auf Babys spezialisiert sind, können Verspannungen und Blockaden oft wirksam lösen.

🎧 Podcast: Wann ist Osteopathie für Babys sinnvoll?

In dieser Folge spricht unsere Podcasterin Emmi mit Osteopath und Physiotherapeut Kay Ludwig darüber, was ein Osteopath eigentlich macht und wann es für Eltern sinnvoll ist, einen Osteopathen wirklich aufzusuchen.

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Geht ein flacher Hinterkopf beim Baby wieder weg?

Oft, aber nicht immer. Theoretisch schließt sich die große Fontanelle beim Kleinkind mit etwa zwei Jahren, bei manchen jedoch früher. Auch wie lange das Baby in einer Position schläft, spielt eine Rolle. Je später du mit den Maßnahmen (siehe oben) gegen die Abflachungen beginnst, desto schwieriger wird es, sie auszugleichen. Warte deshalb bei starken Verformungen nicht ab, sondern hole dir Rat. Kleine Verformungen werden später dank der Haare kaum zu sehen sein und dein Kind nicht weiter stören.

Wann du bei einem platten Hinterkopf zum Arzt solltest

Im Normalfall nimmt der Kopf eines Babys wieder eine rundliche Form an, wenn das Kind wächst und mobiler wird. Bis dahin kannst du der Deformation mit oben genannten Maßnahmen entgegenwirken. Du solltest dennoch eine Ärztin aufsuchen, wenn du eine Verformung entdeckt hast. Es ist immer besser, die Kinderärztin wirft einen Blick darauf. Sie kann dein Baby untersuchen und abwägen, ob eine Behandlung notwendig ist. Außerdem kann sie dir Physiotherapie für dein Baby verschreiben, falls sie vermutet, dass die Abflachung auf Blockaden oder Verspannungen zurückzuführen ist.

In besonders schweren Fällen kann der Einsatz eines Helmes notwendig sein. Dann wird deinem Kind eine Helmorthese angepasst. Der Helm lässt dem kindlichen Kopf an den flachen Stellen Platz zum Wachsen. Er übt keinen Druck aus. Das Baby muss den Helm 23 Stunden am Tag tragen. Alle paar Wochen wird der Helm wieder neu angepasst. Nach vier bis sechs Monaten ist die Behandlung meist abgeschlossen. Die Erfolgsquote liegt bei über 90 Prozent.

Ist ein flacher Hinterkopf ein rein kosmetisches Problem?

Es kommt darauf an. Bei etwa 8 von 10 Baby liegt dem platten Hinterkopf laut kinderärztlicher Vereinigung keine krankhafte Veränderung wie ein Schiefhals oder eine eingeschränkte Halsbeweglichkeit zugrunde.

Dennoch herrscht Un­ei­nigkeit darüber, ob Kopf­ver­for­mun­gen ein rein kosmetisches Problem sind oder ob sie ohne Gegenmaßnahmen Fol­ge­schä­den verursachen können. Manche Fachleute bringen Kopfdeformationen unter anderem mit mo­to­ri­schen De­fi­zi­ten, Kie­fer­ge­lenk- und Zahn­fehl­stel­lun­gen oder Ein­schrän­kun­gen beim Se­hen und Hö­ren in Verbindung. Wissenschaftlich haltbare Daten gibt es hierzu nicht. Dennoch können Folgeschäden nicht ausgeschlossen werden.

Daher noch einmal unser Rat: Lass euren Kinderarzt einen Blick auf die Deformation werfen. Er wird dir sagen, ob Handlungsbedarf besteht.

Unser Fazit

Die meisten Verformungen sind lagerungsbedingt und harmlos. Sie verwachsen sich, wenn das Kind mobiler wird. Bis dahin kannst du einem flachen Kopf beim Baby entgegenwirken, indem du unsere Tipps beherzigst. Bei sehr auffälligen Verformungen solltest du bald mit eurem Kinderarzt sprechen. Falls nötig, wird er genauere Untersuchungen anordnen. Höre am besten auf dein Bauchgefühl und hole dir im Zweifel eine Zweitmeinung ein, wenn du mit der Einschätzung nicht zufrieden bist. Grund zur Panik besteht aber nicht.

War oder ist ein flacher Hinterkopf bei euch auch ein Thema? Wir freuen uns immer über Erfahrungsberichte, die auch anderen Eltern helfen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 21.08.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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