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Baby-Betreuung: Wie ihr sie achtsam miteinander abstimmt!

Baby-Betreuung: Wie ihr sie achtsam miteinander abstimmt!
Eine gewaltfreie und achtsame Absprache der Baby-Betreuung ist durchaus möglich … / Bild © NDABCREATIVITY, Adobe Stock

„Jetzt bin ich auch mal dran!“ – Wir zeigen, wie du die Baby-Betreuung mit deinem Partner gut absprechen, unerfüllte Bedürfnisse offenlegen und deine mögliche Unzufriedenheit achtsam und gewaltfrei auflösen kannst.

Der Kummer vieler Baby-Eltern

So wundervoll, einzigartig und kostbar die Baby-Zeit auch ist, genauso kräftezehrend ist sie auch. Denn die vielen ersten Male, die Unsicherheit und die neuen Sorgen, die sich im Leben vieler Baby-Eltern plötzlich einstellen, gehören neben all der Schönheit genauso dazu. 

Gerade der Faktor Zeit spielt im Babyalter eine große Rolle. Mit einem kleinen Wunder ticken die Uhren plötzlich anders, denn das Kleine gibt fortan den Ton für den Alltagsablauf an. Rar werden dann nicht nur die gemeinsamen Paarmomente, sondern auch die wertvolle Zeit für sich selbst (Me-Time). 

Manchmal kann zwischen Baby-Eltern dann auch der Satz „Jetzt bin ich auch mal dran!“ fallen, der bereits lange unterdrückte Gefühle offenlegt …

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„Jetzt bin ich auch mal dran!“ – wenn alles zu viel wird

Kommt dir dieser Satz bekannt vor?

Er fällt häufig in den Momenten, in denen du bereits mehrfach und über einen langen Zeitraum hinweg über die eigenen Grenzen gegangen und völlig am Ende bist. Wohingegen dein Partner aus allen Wolken fällt, weil sie oder er weder mit der Wucht der Worte, noch mit dessen Inhalt gerechnet hat. 

Die Folge? Es entwickelt sich ein Streit, aus dem ihr beide nur schwer wieder herauskommt. Wirklich gesehen, wertgeschätzt oder verstanden fühlt sich trotzdem keiner von euch. 

Auch wir von babelli kennen dieses Problem nur zu gut …

Das Gute daran? Neben all dem Schmerz und der Unzufriedenheit zeigen solche Situationen auch, wo die Stellschrauben liegen, wenn es um den Alltag mit Baby geht. Nämlich in der Kommunikation. 

Die Kommunikationsform, die wir von babelli dir für Situationen dieser Art wärmstens ans Herz legen können, ist die gewaltfreie Kommunikation – kurz GFK

Bist du alleinerziehend?
Dann scheue dich nicht davor, dir Hilfsangebote, wie über eine Familienhebamme, Haushaltshilfe oder Ehrenamtler einzuholen. Du kannst für dein Baby nur dann in deiner Kraft bleiben, wenn du dich auch um deine Bedürfnisse sorgst und dich regelmäßig entlasten lässt.

Wirst du bei der Babybetreuung von Freunden und Familienmitgliedern unterstützt? Dann ist die GFK ein wunderbares Tool, damit sowohl du als auch die Menschen, die dir helfen, in ihrer Kraft, Energie und Liebe bleiben können.

Was will gewaltfreie Kommunikation?

Die gewaltfreie Kommunikation (kurz GFK) nach Marshall B. Rosenberg ist eine Kommunikationsstrategie, die darauf ausgerichtet ist, dass der Mensch seine Worte bewusster und vor allem gewalt-freier wählt und so stimmigere und kreativere Kompromisse mit seinem Gegenüber finden kann.

Und ja: Gewalt umfasst nicht nur die körperliche Form, sondern eben auch die Sprache. Gewaltvolle Sprache beschreibt etwa Worte, Sätze oder Phrasen, die das Verhalten, Aussehen und die Meinung anderer (absichtlich und unabsichtlich) verletzend beurteilen oder abwerten.

Beispiele:

  • „Kannst du nicht endlich mal deine Klappe halten?“
  • „Heulst du jetzt, weil du weißt, dass ich recht habe?“
  • „Ich finde, dass du, seit das Baby da ist, richtig komisch geworden bist.“
  • „Das kenne ich ja schon von dir, dass du jetzt so reagierst. Typisch.“
  • „Du bist immer unglaublich egoistisch. Jetzt bin ich auch mal dran!

Du siehst, bei manchen Sätzen ist die verbale Attacke klar, bei anderen eher unterschwellig hörbar. Häufig übernehmen wir diesen sprachlichen Umgang eher unbewusst aus unserem Umfeld oder durch unsere eigene Prägung und Erziehung. Weil diese Sprache für uns „normal“ ist, nutzen wir sie weiter. Und sprechen eben auch mit den Menschen, die wir lieben, wie unsere Partner oder Kinder, auf diese Weise. 

Die gute Nachricht? Mithilfe der GFK kannst du den Teufelskreis voller Vorwürfe und (unterschwelliger) verbaler Attacken ein für alle Mal durchbrechen. 

Durch GFK kommen die unerfüllten Bedürfnisse aller Beteiligten ans Licht und bekommen dadurch einen achtsamen Raum. Das Ziel ist immer, dass alle Beteiligten mit den gefundenen Kompromissen gut leben können.

Damit die GFK gelingen kann, braucht es: 

  • Wertschätzung, Vertrauen und Respekt dem Anderen gegenüber
  • Aufmerksames Zuhören des Anderen
  • Vorurteilsfreiheit gegenüber dem, was der Andere sagt

Je öfter man GFK im Alltag anwendet, desto besser kann man diese innere Grundhaltung verinnerlichen – seinem Partner, seinen übrigen Mitmenschen und vor allem auch sich selbst gegenüber. Denn so wie wir mit anderen kommunizieren, sprechen wir innerlich letztlich auch mit uns selbst. 

Doch zunächst zurück zu unserem Beispiel …

Achtsam und gewaltfrei mit dem Partner sprechen

Du fühlst dich mit der Baby-Betreuung alleine gelassen und wünschst dir mehr Entlastung durch den anderen Elternteil. 

Bevor du also den Vorwurf: „Jetzt bin ich auch mal dran!“, aussprichst, gehe einmal in dich (Schritte 1 bis 3 im nächsten Abschnitt) und bitte dann deinen Partner um ein gemeinsames Gespräch (Schritt 4)

Manchmal kann die offene Selbstreflexion gleichzeitig auch sehr verbindend sein, um mehr Verständnis füreinander aufzubringen. In diesem Fall kannst du Schritt 1 bis 3 auch über ein Gespräch mit deinem Partner zusammen machen und deine Gedanken hier offenbaren. Schaue hier, was sich für dich und euch richtig anfühlt. 

Bei der gelebten GFK kannst du dir den Begriff „Giraffensprache“ merken …

Mit der Giraffensprache zu mehr Verständnis – 4 Schritte

Sie beschreibt in 4 Schritten den groben Ablauf der GFK nach Marshall B. Rosenberg. 

Ihren Namen verdankt sie der Fähigkeit der Giraffe, eine Situation (insbesondere die eigene Gefühlswelt) durch ihren langen Hals zunächst aus einer oberen Perspektive zu überblicken, ehe man sich wieder hinunter zum Problem beugt, um ins Handeln zu kommen. 

In der Praxis kann das in etwa so aussehen: 

1. (Wertfreie) Beobachtung der Ist-Situation

Probiere mal aus, die Situation nicht zu bewerten, also sie nicht sofort in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen sowie sie nicht kleinzureden. Nimm einfach wahr, was ist, ohne es zu verurteilen. 

Beispiel des inneren Dialogs: „Mein Partner war die letzten 2 Abende lange arbeiten und die beiden 2 Abende darauf hat er sich mit Freunden getroffen. Ich war mit dem Baby die ganze Zeit über alleine und hatte kaum Schlaf.“

2. Gefühl: Was fühle ich gerade?

Beobachte, welche Gefühle sich aufgrund der Situation in dir regen. Ist da Wut, Trauer, Einsamkeit? Oder eher Enttäuschung? Versuche – ähnlich wie eine Giraffe – das Ganze weiterhin von oben zu betrachten und innerlich zu beschreiben.

Beispiel des inneren Dialogs: „Dadurch, dass ich so viele Abende mit dem Baby alleine war, kaum Schlaf und Entlastung bekommen habe, fühle ich mich innerlich gereizt und unzufrieden. Außerdem nehme ich in mir Überforderung und Wut wahr.“

3. Bedürfnis: Was brauche ich?

Hinterfrage nun, was das unerfüllte Bedürfnis hinter deinen Gefühlen sein könnte.

Beispiel des inneren Dialogs: „Meine Unzufriedenheit, Überforderung und Wut steht für das Bedürfnis, von meinem Partner mit der Baby-Betreuung mehr gesehen und vor allem entlastet zu werden. Denn ich brauche mal wieder Zeit nur mit mir alleine, zum Beispiel, um zu schlafen.“

4. Bitte: Was ist mein Wunsch, damit sich mein Bedürfnis erfüllen kann?

Jetzt, wo du weißt, was du brauchst, damit sich dein Bedürfnis erfüllen kann, gehst du in den aktiven Dialog mit deinem Partner. Gehe hier achtsam und gewaltfrei vor, indem du nicht bewertest, was du wahrnimmst, sondern es klar und liebevoll beschreibst: 

Beispiel: 

  • „Ich bitte dich darum, dass du mich die kommenden Abende mit dem Baby entlastest. Ich war die vergangenen 4 Abende alleine mit unserem Kind und spüre, dass ich dadurch überreizt, unzufrieden und überlastet bin. Ich benötige mal wieder Zeit für mich und zum Schlafen.“

Dem Partner und sich selbst Zeit geben

Wichtig ist bei der GFK immer, dass du dir und deinem Partner erlaubst, in kleinen Schritten voranzugehen. Diese Art zu kommunizieren will geübt sein und dafür muss sie ausprobiert und regelmäßig wiederholt werden. 

Gebt euch dabei genügend Zeit und habt keine Angst vor Rückschritten. In einem Lernprozess sind sie ein wichtiger Bestandteil, um wirklich nachhaltig und wahrhaftig voranzukommen.

In eurem Fall ist euer Ziel letztlich, die Baby-Betreuung für alle Beteiligten besser zu koordinieren. Aus der Giraffenperspektive gesprochen ist es der gemeinsame Wunsch, nach einem harmonischen, gleichberechtigten Zusammenleben, in dem alle Bedürfnisse Platz finden. 

Quellen

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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