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Warum wir mit unseren Kindern ganz oft falsch reden

Warum wir mit unseren Kindern ganz oft falsch reden
Sage ich wirklich, was ich meine? / Bild © Halfpoint, Stock Adobe

Manchmal reden wir Eltern uns den Mund fusselig – aber das Kind scheint trotzdem nicht zu verstehen, was wir von ihm wollen. Was die Gründe dafür sind und wie wir es besser machen können, erfährst du hier!

„Ich habe doch gesagt, du sollst …“

Du hast dein Kind schon zum x-ten Mal daran erinnert, dass es sich auf dem Rutschturm am Spielplatz bitte festhalten soll, um nicht herunterzufallen. An anderen Tagen bittest du es ganz freundlich, pünktlich am Abendbrottisch zu sein, aber auch das scheint nicht anzukommen. Letztens hat es sogar deine geliebte Vase ruiniert, obwohl du es vorher extra davor gewarnt hast! Manchmal fragst du dich, ob du eine andere Sprache sprichst.

Kommt dir das bekannt vor? Keine Sorge: Du bist damit nicht allein!

Wenn dein Kind nicht hört, kann das allerdings auch daran liegen, dass du falsch mit ihm sprichst. Das kommt nämlich tatsächlich öfter vor als gedacht. Wie man mit dem Kind falsch reden kann? Wir verraten es dir!

Wie wir falsch kommunizieren

Manchmal sagen wir Eltern Dinge zu unserem Kind, die bei ihm anders ankommen. In der Regel ist uns das gar nicht klar. Das sind etwa …

  • Aufforderungen, in denen wir unsere eigene Angst transportieren: „Halt dich auf dem Rutschturm gut fest, damit du nicht runterfällst!“
  • Fragende Bitten, die aber eigentlich Aufforderungen sind: „Kannst du heute bitte pünktlich zum Abendbrottisch kommen?“
  • Metaphern, die das Kind nicht versteht + Beschreibungen, was es NICHT tun soll: „Nicht meine Vase fallen lassen, dann brichst du mir das Herz.“
  • Die ständige Wiederholung vom harten Wort „Muss“: „Du musst jetzt dringend deine Zähne putzen! Das musst du tun!“

Na? Fällt dir etwas auf? In allen Beispielen sagst du dem Kind, was es machen oder lassen soll, allerdings sagst du eigentlich nicht das, was du WIRKLICH meinst. Das ist natürlich verständlich. Denn als Elternteil willst du sicher nur das Beste für dein Kind und nutzt daher eine kindgerechte Sprache. Wir sagen: Das ist nicht notwendig, denn …

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Was das Kind versteht

Dein Kind versteht immer genau das, was du sagst! Es lebt im Hier und Jetzt. Das bedeutet, wenn du einen negativen Satz voller Angst sagst, wie „… ,damit du nicht runterfällst.“ oder „Nicht meine Vase fallen lassen … “ hört dein Kind genau das, nämlich, dass die Möglichkeit des „Runterfallens“ oder „fallen lassens“ besteht.

Das Gleiche gilt für fragende Bitten, die eigentlich als Aufforderung gemeint sind: „Kannst du heute bitte …“ Und diese fragenden Bitten lassen eben auch immer die Option für ein „Nein!“ offen. Bei Metaphern ist das Risiko des „falsch Verstehens“ besonders hoch, denn dein Kind versteht sie genau so, wie du sie sagst: „… dann brichst du mir das Herz!“. Zusätzlich haben sie meist einen sehr gewaltvollen Unterton, den das Kind auch heraushört. Dasselbe gilt für das sehr harte und einengende Wort „Muss“, das kein Mensch gerne hört. Dauerhaft benutzt führt es dazu, dass Aufforderungen mit viel weniger Motivation gemacht werden.

Mit meinen Worten erschaffe ich eine Welt

Denke also immer daran: Als Eltern erschafft ihr mit euren Worten die Welt des Kindes. Es lernt hauptsächlich, indem es dich oder euch nachahmt. Deine Worte wirken sich daher auch auf seine Gespräche und Beziehungen mit anderen Menschen aus. Obendrein bildet sich der Wortschatz des Kindes dadurch, mit welchen Wörtern und wie du sprichst. Deswegen dürfen wir Erwachsene uns viel mehr damit auseinandersetzen, WAS wir dem Kind sagen und vor allem WIE.

Puh! Ganz schön viel Kopfarbeit, oder? Aber keine Sorge, es gibt simple Wege, wie sich das Ganze umsetzen lässt. Wenn du sie verinnerlichst, bist du zügig auf der sicheren Seite und auf einem guten Weg, dass dein Kind dich in Zukunft besser versteht!

Die Lösung: Sag, was du meinst!

Traue deinem Kind in euren Gesprächen auch etwas zu! Es wird immer genau das verstehen, was du sagst. Insofern musst du dich nicht unnötig verstellen oder Sätze verkomplizieren. Überlege dir einfach in Ruhe, WAS du sagen möchtest und formuliere es genauso. Wir geben dir ein paar Beispiele von guter Kommunikation mit dem Kind:

„Halt dich auf dem Rutschturm gut fest, damit du nicht runterfällst!“

  • Besser: „Halt dich gut an der Stange dort oben fest, so stehst du sicher. Ich glaube an dich, dass du das schaffst!“

„Kannst du heute bitte pünktlich zum Abendbrottisch kommen?“

  • Frage dich vorab: Formuliere ich gerade eine fragende Bitte oder eine Aufforderung? Denn wenn ich eine fragende Bitte ausspreche, muss ich auch ein „Nein“ zulassen können.
  • Besser: „Max, komm doch gerne zum Abendbrottisch. Wir beginnen jetzt mit dem Essen.“

„Nicht meine Vase fallen lassen, dann brichst du mir das Herz.“

  • Frage dich vorab: Drücke ich gerade meine Angst aus oder vertraue ich dem Kind? Sage ich wirklich, was das Kind tun soll oder sage ich, was es eben NICHT tun soll? Und hilft ihm diese Metapher? Kann es sie verstehen?
  • Besser: „Elisa, halt die Vase gut mit beiden Händen fest, damit du sie sicher auf dem Tisch abstellen kannst. Sie ist mir sehr wichtig, es ist meine Lieblings-Vase.“

„Du musst jetzt dringend deine Zähne putzen! Das musst du tun!“

  • Besser: „Jetzt putzen wir unsere Zähne, Joni! Denn es ist Schlafenszeit.“

3 Dinge, die du dir merken solltest

Neben den Beispielen ist es wichtig, dass du dich selbst immer wieder an diese Punkte erinnerst, bevor du etwas sagst:

  1. Sag, was du wirklich meinst. Was will ich vom Kind? Aufforderung, Information, Bitte oder Frage? Vermittele ich ihm mit meinem Satz Angst oder Vertrauen?
  2. Sprich klar, wertschätzend und mit sensiblem Wortschatz. Dann wirst du vom Kind gehört und verstanden. Obendrein vermeidest du, dass du gewaltvolle Worte benutzt, die dein Kind verletzen. Bedenke immer: Worte können wie Waffen sein, wenn wir sie ohne zu hinterfragen benutzen. Und einmal ausgesprochene Worte können nie mehr zurückgenommen werden.
  3. Mache dir klar, dass deine Worte Macht, Kraft und Einfluss haben! Dein Kind wird deine Art zu sprechen nachahmen und deinen Wortschatz übernehmen. Im besten Fall entwickelt es sich dadurch zu einem selbstbewussten Menschen, der nicht sprach-los ist. Und je größer der Wortschatz, desto besser können wir uns ausdrücken.

Willst du mehr Hintergründe zu diesem Thema? Schau doch mal in unserem Podcast vorbei:

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Wie sprichst du mit deinem Kind? Konnten die unsere Beispiele weiterhelfen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

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Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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