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Präzise Anleitung zum Brust ausstreichen (mit Video)

Brust ausstreichen / Milch ausstreichen - Wie du Milch von Hand gewinnst oder die Brust bei Milchstau oder während des Abstillens entleerst.
Eine Brustmassage vor der Milchgewinnung per Hand wirkt Wunder! / © Sean Nel, Adobe Stock

Ob nach der Geburt, mitten in der Stillzeit oder beim Abstillen – die Handentleerung der Brust kann in vielerlei Hinsicht ein Segen sein. Wie das Brust ausstreichen genau geht, beschreiben wir Schritt für Schritt in Text und Video in diesem Artikel.

Brust ausstreichen: So geht die Handentleerung

Milch ausstreichen will gelernt sein. Denn um Milch von Hand zu gewinnen oder die Brüste zu entlasten, musst du den Milchspendereflex auslösen. Das geht am besten mit einer Kombination aus Brust erwärmen, Brustmassage und Brust ausstreichen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt es jetzt.

#1 Utensilien vorbereiten

Möchtest du Kolostrum oder Milch per Handentleerung gewinnen? Dann brauchst du:

  • eine sterile Pipette, eine Spritze ohne Kanüle oder ein Aufbewahrungsset für Kolostrum ODER
  • ein sterilisiertes Milchaufbewahrungsset, eine Milchflasche mit Deckel oder einen Muttermilchbeutel für größere Mengen
  • eventuell eine Wärmflasche, ein warmes Handtuch oder Kirschkernkissen
  • eventuell ein Bild oder einen getragenen Body deines Babys
  • deine warmen Hände mit möglichst kurzen Fingernägeln

Babyfotos deines Kindes anzuschauen oder an einem getragenen Body zu riechen, kann helfen, die Hormonproduktion anzuregen. Wenn deine Brüste schon prall vor Milch sind, ist das natürlich unnötig.

#2 Händewaschen nicht vergessen

Wasch dir vorher bitte immer die Hände mit Seife. Dann suche einen ruhigen, gemütlichen Ort mit angenehmen Temperaturen auf. Wenn du die Milch nicht weiterverwenden willst, können das auch Dusche oder Badewanne sein. 

#3 Brust erwärmen

Am besten fließt die Milch, wenn deine Brust warm ist. Du kannst entweder eine Wärmflasche / ein Kirschkernkissen auf deine Kleidung legen oder mit warmen (saubere) Kompressen direkt auf der Haut arbeiten.

#4 Brust massieren

Für die vorbereitende Brustmassage gibt es verschiedene Möglichkeiten, die du ausprobieren kannst:

Umfasse eine Brust mit beiden Händen und massiere die Areale in Reichweite sanft mit den Fingern. Es soll nicht wehtun. Wechsle die Position der Hände, um alle Abschnitte der Brust erreichen zu können. Die Brustwarze kannst du dabei aussparen. Danach ist die andere Seite dran.

Variante nach Plata Rueda: Nimm eine Brust mit beiden Händen oben und unten zwischen die flachen, warmen Hände und bewege sie gegenläufig ein paar Mal hin- und herbewegen. Dann legst du die Hände rechts und links auf und wiederholst das Ganze.

Variante nach Marmet: Dies ist eine leichte, kreisförmige Massage mit flach aufgelegten Fingern von außen schneckenförmig zur Brustwarze hin. Danach wird geraten, die Brust in die Hand zu nehmen und 30 Sekunden lang sanft zu schütteln.

Eine dieser Techniken wird dir bestimmt helfen. Nimm dir ruhig Zeit, denn die Brustmassage ist immens wichtig und sorgt für zwei Dinge: 

  • … das Ausschütten der Stillhormone, die die Milchbildung anregen und den Milchspendereflex auslösen und
  • … das Freisetzen der in den Milchdrüsen produzierten und in den Milchläppchen gespeicherten Milch.

#5 Milchfluss aktivieren

Jetzt streichle mit deinen Fingerspitzen sanft vom Brustansatz in Richtung der Brustwarze. Es sollte mehr ein Kitzeln sein, aufdrücken musst du gar nicht. So kommt der Milchfluss in Gang.

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#6 Muttermilch gewinnen

Jetzt musst du nur noch den Warzenvorhof (3 Fingerbreit von der Brustwarze entfernt) zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und Richtung Brustwarze sanft ausstreichen. Bewege Finger und Daumen in Richtung Brustkorb, drücke sie dann leicht zusammen und schiebe sie nach vorn zur Brustwarze. Bitte nicht kneifen, quetschen oder ziehen – es sollte nicht weh tun. Finger und Daumen bleiben zunächst an einer Stelle und entleeren sanft mit rhythmisch schiebenden Bewegungen diesen Bereich der Brust. Normalerweise würde dein Baby diesen Schritt mit seiner Zunge übernehmen.

Die Milchkanäle sitzen an mehreren Stellen und entleeren unterschiedliche Bereiche (Areale). Wenn du die Finger C-förmig im Uhrzeigersinn versetzt, kannst du das nächste Areal ausstreichen. Wechsle zwischendurch deine Hände, damit du überall gut herankommst. So simulierst du unterschiedliche Stillpositionen und entleerst die Brust optimal.

Kommt nichts? Dann gehe zurück zur Brustmassage und versuche es danach erneut.

#7 Milch auffangen

Einzelne Tropfen Kolostrum – kannst du bei Bedarf mit einer Pipette* auffangen. Hattest du einen Milchstau, kann es sein, dass die Milch beim Drücken regelrecht herausschießt, sobald sich der Stau löst. Dasselbe gilt, wenn die Milch nach ein paar Tropfen richtig zu fließen beginnt. Versuche, den Strahl direkt in eine Milchflasche zu lenken, indem zu dich etwas vornüber beugst und die Flasche darunter hältst. Es gibt auch spezielle Milchaufbewahrungssets* im Handel, die sich dafür eignen.

#8 Gewonnene Milch kühlstellen

Pipetten für Kolostrum haben einen Deckel. Milchflaschen für größere Mengen lassen sich ebenfalls zuschrauben. Egal, was du nutzt, beschrifte es mit Datum und Uhrzeit und stelle die Milch sofort luftdicht verschlossen in den sauberen Kühlschrank – je kühler, desto besser. Bei herkömmlichen Kühlschränken ist es im Fach über dem Gemüsefach mit etwa 2 Grad am kältesten. Neuere Modelle haben oft ein 0-Grad-Fach. Dort hält die Milch bis zu einer Woche, in wärmeren Fächern jedoch nur 3 bis 5 Tage.

Zum Einfrieren eignen sich Muttermilchbeutel am besten. Sie sind bei Milchpumpensets dabei, es gibt sie aber auch einzeln. Bei maximal -18 Grad hält sich die Muttermilch im Tiefkühlschrank bis zu 6 Monate. Wie du die heruntergekühlte Muttermilch wieder aufwärmst, findest du weiter unten im Artikel.

Mehr zum Thema

Video: Kolostrum gewinnen / Muttermilch ausstreichen

Stillberaterin Tabea Laue erklärt in ihrem Video anschaulich, wie du den Milchfluss durch eine Brustmassage in Gang bringst und die Milch dann ausstreichst. Derzeit das beste Video dazu im Netz:

Wann Brust ausstreichen wirklich sinnvoll ist

Jede frischgebackene Mutter sollte Milch aus ihrer Brust ausstreichen können. Denn Anwendungsfälle gibt es einige und die meisten ergeben sich plötzlich und ohne Vorwarnung. Die Brust auszustreichen ist sinnvoll:

  • zum Kolostrum gewinnen nach der Geburt, zum Beispiel nach einer Frühgeburt
  • zum Milchspendereflex anregen, wenn die Milch noch nicht richtig fließt
  • um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, falls das Baby noch oder gerade nicht saugen kann
  • um zuzufüttern, falls das Baby noch trinkschwach ist
  • bei initialer Brustdrüsenschwellung, um den Bereich um Brustwarze weicher zu machen und damit das Andocken zu erleichtern
  • bei Brustverweigerung des Kindes
  • bei zu starkem Milchspendereflex, bei dem sich das Kind zu Anfang oft verschluckt und dadurch Blähungen hat
  • bei wunden Brustwarzen, die Stillen gerade zu schmerzhaft machen
  • bei Milchstau oder Brustentzündung, wenn das Kind die Brust nicht selbst entleeren kann
  • bei Gestationsdiabetes ab der 37. SSW zur Kolostrumgewinnung

Am besten übt man diese Fähigkeit schon in der Schwangerschaft zur Stillvorbereitung. Aber keine Sorge, es ist nie zu spät und geht ganz leicht!

Wo Milchdrüsen und Milchgänge sitzen

Stell dir die Brust ein wenig wie einen Blumenkohl vor. Die Milchdrüsen sind in Milchläppchenversammelt, etwa wie die Röschen eines Blumenkohls. Von dort aus führen Milchgänge bis zur Brustwarze.

brustaufbau 1 - Präzise Anleitung zum Brust ausstreichen (mit Video)
Zum Brust ausstreichen ist es gut den Brustaufbau zu verstehen. / © Elvira Gerecht, Adobe Stock

Wie wärme ich Muttermilch richtig auf?

Hattest du die Milch eingefroren, taust du sie am besten über Nacht im Kühlschrank auf.

Kühlschrank-kalte Muttermilch stellst du in ein lauwarmes Wasserbad (37 Grad). Du solltest sie nicht in der Mikrowelle erwärmen und auch nicht kochen, denn beides zerstört die wertvollsten Inhaltsstoffe. Alternativ kannst du einen Flaschenwärmer nutzen, der die Milch auf die richtige Temperatur bringt.

Wie gebe ich (oder ein anderer) die Milch meinem Baby?

Wie du die Muttermilch deinem Baby am geschicktesten verabreichst, kommt auf die Menge an. Mit der Milchflasche zu Anfang lieber nicht, denn in den ersten 6 bis 8 Wochen kann es zur Saugverwirrung kommen. 

Kolostrum träufelst du am besten Tropfen für Tropfen mit der Pipette direkt in den Babymund. Vor allem bei Frühgeborenen ist das sinnvoll, wenn sie noch sehr schwach sind. Für etwas größere Mengen eignen sich spezielle Becher. 

Saugt dein Kind bereits an der Brust, empfehlen Hebammen gern ein Brusternährungsset. Hier wird die Muttermilch in einem Behälter am BH befestigt und über einen dünnen Schlauch an der Brustwarze vorbeigeleitet. So muss sich das Baby weniger anstrengen und kommt schneller zu Kräften.

Kinder, die nicht gestillt werden und gut genug saugen, dürfen natürlich von Anfang an das Fläschchen bekommen.

Hilft Brust ausstreichen beim Abstillen? Wenn ja, wie oft?

Natürlich kannst du auch die Milch ausstreichen, wenn du abstillen möchtest. Bedenke jedoch, dass jede Entleerung das Ende der Milchbildung ein wenig hinauszögert. Sind deine Brüste jedoch so voll, dass es unangenehm ist oder droht eine Brustentzündung, kann dir die Handentleerung vorübergehend gut helfen. Wichtig ist, dass du aufhörst, sobald du Linderung verspürst. Denn wenn jedes Mal Milch in der Brust verbleibt, regelt sie die Milchbildung Stück für Stück von selbst herunter. Eine Vorgabe, wie oft du die Brust beim Abstillen ausstreichen sollst, gibt es also nicht, denn dies ist ganz individuell.

Gleiches gilt, wenn du von Anfang an nicht stillen möchtest und dennoch einen Milcheinschuss hast. Hattest du noch keinen, streiche deine Brust lieber nicht aus, weil du die Milchbildung damit befördern könntest.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 17.03.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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